Achtzehn

Plötzlich griff er nach dem Bogen und riss ihn mir aus der Hand.

"Hey", empörte ich mich.

Er drückte den Bogen Zeff in die Hand und packte mich am Arm.

"Hey! Geht's noch", schob ich lauter hinterher für den Fall, dass er mich nicht verstanden hatte.

Ohne irgendeine Reaktion zu zeigen, ging er los und zog mich hinterher.

"Warum bist du allein im Hof?", herrschte er mich an.

"Zeff war doch da", erwiderte ich schnippisch.

Sein Griff verfestigte sich.

"Du tust mir weh", maulte ich.

Minimal lockerte sich der Schraubstock seiner Hand. Er zog mich die Treppe hoch zu Fenris' Arbeitszimmer. Mit einem Knall öffnete er die Tür. Nur war leider keiner mehr da. Brians verärgertes Knurren ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen.

"Wo sind sie?"

Oh oh. Ich schwöre, so sauer wie er war, kam ihm schon Rauch aus den Ohren. Zumindest glühten seine Augen.

"Woher soll ich das wissen?", gab ich patzig zurück.

"Weil du die Letzte bist, die sie gesehen hat."

Bei den letzten Worten zog er mich immer näher zu sich ran. Mir klappte der Mund auf.

"Du denkst ich hätte ihnen etwas getan?", keuchte ich anklagend.

"Was soll ich sonst denken?", schoss er zurück.

"Als ich aus dem Zimmer gegangen bin, sah Sarah gerade sehr beschäftigt aus Fenris von seiner Wut auf dich abzulenken."

Unwillkürlich verzog ich das Gesicht bei der Erinnerung. Abrupt ließ Brian mich los.

"Haben denn heute alle den Verstand verloren?", brummelte er immer noch leicht verärgert.

Ich verschränkte die Arme.

"Was ist eigentlich dein Problem? Du tust ja so als würde ich jede Sekunde etwas planen."

Bei meinen Worten bohrte sich sein wütender Blick in meinen.

"Mein Problem ist, dass ich dich nicht kenne. Ich hab keine Ahnung warum du Rey befreit hast, ob es stimmt dass dein Clan dich verstoßen hat, warum du unter Lebensgefahr ein Kind meines Rudels geholfen hast und ich weiß auch nicht ob du nicht mehr im Sinn hast. Also ja von der Sicht aus, erwarte ich geradezu, dass du jede Sekunde etwas planst."

Wow. Ich wusste ja dass er misstrauisch war. Aber dass er so argwöhnisch war, hätte ich nicht vermutet.

"Und jetzt?", fragte ich ratlos.

Er vertraute mir nicht und wollte mich am liebsten wieder weg sperren. Konnte er aber nicht, weil Fenris anders entschieden hatte. Und da mir Sarah anscheinend genug vertraute, um mich nicht ständig zu überwachen, waren wir in einer Zwickmühle angelangt.

"Fenris bekommt seinen Willen", knurrte Brian, "du bleibst bei mir, so lange bis ich von deiner Harmlosigkeit überzeugt bin."

Ich verzog das Gesicht.

"Weißt du, mir macht es auch keinen Spaß immer von dir als Lästigkeit betrachtet zu werden."

Mein verärgerter Tonfall störte ihn nicht im geringsten.

"Tut mir leid. Da kann ich nichts machen. Denn es ist genau so."

Bei seiner dreisten Antwort klappte mir der Mund auf.

"Hör mal zu du eingebildeten, nerviger Straßenköter, ich werde nicht..."

"Elvira?"

Der Ruf unterbrach meine unglaublich verärgerte Ausführung. Ich drehte mich zu Sarah um, die gerufen hatte.

"Ich hab dich schon gesucht."

Sie sah nicht sehr beunruhigt aus und sie bemerkte auch nicht unsere finsteren Miene. Oder sie ignorierte sie. Wer wusste schon, was in Wolfsköpfen vorging.

"Gut das ich dich gefunden habe. Dann kann ich dir ja jetzt zeigen, wie wir leben. Komm!"

Ich machte einen Schritt auf sie zu und wurde prompt von einem Arm gestoppt, der mir den Weg versperrte.

"Nein", lautete Brians knappe Widerrede.

"Sie bleibt bei mir. Da du bewiesen hast sie nicht im Auge behalten zu können."

Ich wirbelte zu Brian herum.

"Auf gar keinen verdammten Fall werde ich bei dir bleiben. Immerhin hast du gerade bewiesen..."

"Okay."

Ich stockte als ich dieses Wort hörte. Und zwar nicht von Brian. Mein Kopf schoss zu Sarah herum. Die hatte ihren Kopf schief gelegt und betrachtete Brian mit einem leisen Lächeln.

"Was?"

Mein entsetzter Aufschrei interessierte keinen so wirklich. Sarah sah weiterhin Brian an, schenkte mir nur ein kurzes entschuldigendes Lächeln. Brian starrte zurück. Nickte dann kurz. Sarah schien zufrieden, drehte sich um und ging.

"Ich dachte du kannst mich nicht leiden?", wandte ich mich direkt an Brian.

Ich kochte vor Wut.

"Kann ich auch nicht. Die beste Bedingung dir nicht allzu schnell zu vertrauen."

Grr, seine Aussagen machten mich wahnsinnig. Ich verschränkte die Arme.

"Da mach ich nicht mit. Ich weigere mich mit dir als Aufpasser durch die Gegend zu laufen", spie ich ihm entgegen und blieb demonstrativ stehen.

Er zuckte mit den Schultern seine Miene erhellte sich.

"Gut, dann kann ich dich ja zurück in die Zelle stecken."

"Mein Clan hat mich verstoßen und würde mich leiden lassen", informierte ich ihn für den Fall, dass er dieses Detail vergessen hatte.

Erneutes Schulterzucken.

"Glaubst du das interessiert mich?"

Mir klappte der Mund auf. Das Schlimme war, dass ich ihm sogar glaubte. Es interessierte ihn kein bisschen was mit mir passierte.

"Also für welches übel entscheidest du dich? Kerker oder ich?", stellte er mich vor die Entscheidung.

Langsam ließ ich die Arme sinken. So ein Idiot. Er lief los. Ich schlurfte ihm alles andere als begeistert hinterher.

"Wir haben verschiedene Gruppen von Arbeitern. Es gibt beispielsweise Jäger, Köche, Heiler", begann er zu erklären.

Ich ging schneller, um zu ihm aufzuschließen. Trotz meiner Abneigung ihm gegenüber hatte ich nicht die Absicht mich nicht ans Rudelleben anzupassen.

"In eine Gruppe gehörst du auf jeden Fall. Innerhalb der Gruppe ist die Rangfolge bedeutungslos. Der beste Handwerker ist auch der Chef egal welchen Platz er im Rudel einnimmt. Die Menschen, die sich unserem Rudel angeschlossen haben, taten das meistens durch Paarung."

Ich konnte nicht anders. Ich versuchte es wirklich. Aber nach dem Teil mit der Paarung brach ich in prustendes Gelächter aus. Seine grimmige Miene, weil ich ihn unterbrochen hatte und  über eine göttlich bestimmte Sache lachte, ließ mich nur noch stärker Keuchen. Er murmelte etwas, was sich wie unreifes Federvieh anhörte.

"Tut mir leid", ächzte ich und riss mich zusammen.

Das mit der Paarung und dem Gefährten Ding war wieder so eine Wolfssache, die ich wohl nie verstehen würde.

"Schön dass ich zu deiner Erheiterung beigetragen habe. Darf ich jetzt weitererzählen ohne von dir unterbrochen zu werden?"

Innerlich seufzend, schüttelte ich über seine säuerliche Miene den Kopf. So ein Brummbär. Trotzdem nickte ich und bemühte mich krampfhaft seinen Ausführungen diesmal ernsthaft zu folgen.

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