6. Ein guter Sohn?

                      ~2 Stunden später~

Schwer ließen sich seine Lieder öffnen. Das Licht des Mondes blendete ihn. Er wollte sich mit seiner Hand schützen, doch sobald er seinen linken Arm hob, durchfuhr ihn ein stechender Schmerz, der ihn nur zu gerne aufschreien lassen würde. Doch er biss sich auf die Lippe und riss sich zusammen. Erst jetzt bemerkte Kazutora das vibrieren, dass aus seiner Hosentasche kam. So gut er konnte zog er ohne sich aufzusetzen sein Handy mit seiner rechten Hand heraus.

*unbekannte Nummer* las er, nahm aber dennoch ab.

„Hallo?"

„Kazutora, können wir reden? Wegen morgen?", vernahm er Drakens ruhige Stimme am anderen Ende.

„Wo und wann?"

„In 10 Minuten in der Unterführung mit den Fahrrädern, ich warte dort auf dich.", dann legte er auf. Draken war eigentlich immer korrekt zu ihm gewesen, deswegen vertraute er diesem und glaubte nicht, dass dieser einen Hinterhalt plante.

Mühselig versuchte Kazutora sich aufzustehen, wobei er bei den ersten Versuchen immer wieder auf den Boden zurück fiel. Nach einiger Zeit schaffte er es mit zitternden Beinen und Hilfe des Türrahmens sich hoch zu hieven. Er blickte auf die Uhrzeit: *Verdammt, keine Zeit mehr*

Grade bevor er los wollte, sah er das Chaos auf dem Boden. Eilig taumelte er in die Küche um Schaufel und Besen zu suchen. Schnell machte er sich an die Arbeit die klirrenden Scherben aufzufegen und die Flüssigkeiten vom Boden wegzuwischen. Er wollte wirklich ungern morgen nochmal zusammen geschlagen werden, nur weil er die Unordnung hat liegen lassen. Leise schlich der ehemalige Häftling nach oben. An der Schlafzimmertür seiner Eltern machte er halt. Mit angehaltenen Atem lurte er ins düstere Innenleben des Raumes. Er erblickte die langen Haare seiner Mutter auf der einen Seite und mit zusammen gekniffene, angestrengten Augen erkannte er auch die Silluethe seines Vaters dort liegen.

Kazutora atmete erleichtert aus, als er sah, dass sein Vater endlich in einem friedlichen Zustand war. Leise schlich er auf Zehenspitzen über das helle Paket.

In seinem Zimmer angekommen stieß er die Tür mit einem leisen Schubser zu. Der Junge ging zum Fenster, kletterte hinaus und folgte seiner typischen Ausbruchsstrategie.

          ~Wenig Später am Treffpunkt~

„Du bist spät", begrüßte ihn Draken der ihm den Rücken zugedreht hatte. Auch ohne hinzuschauen wusste er anhand seiner Ausstrahlung, dass es Kazutora sein musste der da kam. So nah und doch so fern. So düster und doch so hilflos.

„Freu mich auch dich zu sehen" merkte Kazutora mit einem Grinsen an, dass Ken nicht sehen konnte.

Langsam drehte sich der lange Kerl um, doch aus seinem finsteren Blick wurde ein schockierter, als hätte er gerade einen Geist gesehen.

„Ach du Scheiße, was ist denn mit dir passiert?! Wurdest du auf den Weg hier her verprügelt?!", rief dieser erschrocken aus und blickte auf den übel zugerichteten Kazutora, der nicht daran gedacht hatte sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen.

„Hä warum denn? Es war nichts", versuchte der Schwarzblonde sich rauszulügen, obwohl er sich schon denken konnte warum der Vize Toman's so reagierte.

„Erzähl kein Scheiß! Hier nimm und wisch dein Blut weg, auch wenn es eh nicht viel bringen mag.", meinte der lange fürsorglich und hielt seinem gegenüber eine Packung Taschentücher hin. Doch Kazutora schlug es ihm aus der Hand. Er weigerte sich dessen Hilfe anzunehmen, von Mikey und allen seinen Anhängern. Er würde niemals vor ihnen Schwäche zeigen.

„Hör auf Draken! Bist du meine Mutter oder was? Was willst du von mir? Warum machst du das?", schnaubte der Kleinere zähneknirschend und warf dem Blondem einen vernichtenden Blick zu.

„Warum ich das mache? Weil du mein Freund bist! Und genau deswegen will ich dass du den Kampf mit Toman abbläst. Ich will nicht, dass dir oder Mikey etwas passiert.", erklärte der Vize der Tokyo Manji Gang ruhig.

*Warum nennt er mich Freund? Will er mich etwa versuchen zu bequatschen? Ich habe und brauche keine Freunde, sie würden mich sowieso verraten!*, hatte sich der Gedanke in Kazutora's Kopf festgesetzt.

„Das geht nicht der Kampf steht fest und meine Rache für Mikey wird wunderbar", sprach Kazutora überzeugt, daraufhin drehte er auf dem Absatz um und wollte gerade abhauen, als Draken ihn am Arm zurückzog.

„Was willst du!", zischte er wütend und wollte sich aus dem Griff seines Feindes befreien.

„Bitte denk nochmal nach wegen der Sache mit Mikey, wir bekommen ihn bestimmt dazu dir zu verzeihen", bat Ken ruhig und ließ ihn nun doch los.

Wütend funkelte Kazutora ihn zähneknirschend an.
„Vergiss es! Wegen ihm musste ich 2 Jahre, 2 lange Jahre im Knast sitzen! 2 Jahre die ich nie wieder bekommen werde! Also Versuch du nicht zu verstehen wie ich mich fühle, ihr wisst und versteht alle gar nichts!", schrie er seine geballte Wut hinaus, dass es an den Wänden der Unterführung zurück halte.

Draken stand wortlos da und betrachtete seinen früheren Freund besorgt, dessen Mimik sich von einer wütenden in eine verwirrte, wenn nicht sogar in eine überforderte wandelte.
Kazutora hingegen bemühte sich gerade sich zu sammeln. Am liebsten wäre er einfach weggerannt, aber er hatte sich geschworen vor Toman keine Schwäche zu zeigen. Wortlos drehte er sich um und ging in die Richtung aus der er gekommen war.

„Pass auf dich auf Kazutora!", hörte er Draken ihm noch nachrufen, doch der Angesproche knurrte nur wütend.

Der Vize Toman's sah ihm noch solange nach, bis der Schwarzblonde um eine Hausecke gebogen und somit außer Sicht war. Der Zustand von ihm war schlimmer, als Draken angenommen hatte. Er hatte nochmal die Hoffnung mit ihm reden und ihm zum Guten bekehren zu können, aber es half nichts. Kazutora war in ein tiefes Loch gefallen, aus dem man ihn nicht nur mit wenigen guten Worten zurückholen konnte. Enttäuscht von dieser Erkenntnis verließ er seufzend den Treffpunkt und machte sich auf den Weg nach Hause.

Kazutora war inzwischen in seinem Bett angekommen. Zum Glück war das Fenster noch offen und er hatte so leichtes Spiel wieder hineinzukommen. Wohlig kuschelte er sich in seine Decke und schloss die Augen. Morgen wird endlich der Tag kommen, nach dem er sich so unglaublich lange gesehnt hatte. Der Gedanke wie er diesen Mistkerl umbringen würde ließ ihn beruhigt lächeln und begleiteten ihn ins Land der Träume.

Licht durchflutete das kleine Zimmer und Wärme machte sich breit. Grummelnd wachte Kazutora auf. Verschlafen rieb er sich die Augen und setzte sich auf. Sein Blick fiel aus dem Fenster. Die Welt schien so ruhig und friedlich. Vogelgezwitscher und das Lachen der Kinder die auf der Straße spielten drangen an sein Ohr. Schwerfällig bewegte er seine Beine und verzog dabei kurz schmerzverzerrt sein Gesicht.

„Verdammt", zischte er und hielt sich seine Bauchgegend, die gestern aufs übelste bearbeitet wurde. Langsam stand er auf. Er musste seine Schmerzen vergessen, heute war schließlich der Tag der Abrechnung gekommen. Heute musste er stark sein!

Langsam schlürfte der Junge ins Bad, worauf er zutiefst erschrak. Sein Gesicht war geziert mit getrocknetem, verkrusteten Blut. Jetzt wunderte er sich nicht mehr warum Draken gestern so komisch reagiert hatte. Selbst sein Tshirt hatte etwas abbekommen, was man auf dem weißen Stoff besonders gut sehen konnte. Wütend ballte er die Hände zu Fäusten.

*Irgendwann wird er für das alles bezahlen, das schwöre ich*, knurrte der Junge wütend in Gedanken an seinen Vater. Seine Finger knackten und seine Knöchel liefen dabei weiß an.

Er striff sich daraufhin sein Tshirt über den Kopf und schmiss es in den Wäschekorb neben sich, der immer seinen Platz auf der Waschmaschine hatte. Kaltes Wasser traf sein Gesicht, worauf es ihn schauderte. Immer wieder schaufelte er sich händevoll das kalte Nass ins Gesicht und rieb über die blutigen Stellen.

„Immerhin nur was kleines und keine Narben", seufzte er mit einer gewissen Erleichterung. In seinem Zimmer holte er sich ein schwarzes Tshirt und die weiße Jacke von Wallhalla.

Daraufhin schlich er vorsichtig nach unten und spähte in jeden Raum, eigentlich war sein Vater um so eine Zeit bei der Arbeit, aber er wollte lieber ganz sicher gehen. Doch das Monster war wirklich außer Haus, den einzigen Menschen den er vorfand war seine Mutter, die an der Spüle stand und abwusch. Vorsichtig trat er näher.

„Guten Morgen", nuschelte er vorsichtig und blickte zur Seite. Seine Mutter schniefte kurz und rieb sich über die Augen, drehte sich aber dennoch lächelnd zu ihrem Sohn um. Kazutora kannte dieses Spiel schon. Auf ihrem Arm erblickte er einen neuen blauen Fleck und einen Handabdruck.

„Tut mir leid", murmelte der Junge als er das sah, woraufhin seine Mutter ihn erstaunt anblickte.

„Tut mir leid, dass ich dich nicht vor ihm beschützen kann". Er knurrte und schlug kräftig auf den Tisch.
*Verdammt warum kann ich mich nicht einfach gegen ihn stellen?!*

Die Schwarzhaarige stürmte auf ihren Sohn zu und nahm ihn in den Arm. Kazutora atmete erstaunt auf. Seine Mutter war zwar meistens ganz nett zu ihm, aber in den Arm genommen hatte sie ihn nur selten und das war auch schon ganz schön lange her. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihm breit, er konnte es nicht beschreiben, aber es ließ ihn irgendwie gut fühlen.

„Du musst dich für gar nichts entschuldigen Kazutora, du bist ein guter Junge der nichts falsch gemacht hat", versuchte die junge Frau ihn aufzuheitern. Kazutora's Mimik wurde weich. Vorsichtig erwiderte er leicht ihre Umarmung, auch wenn er sich nicht so ganz sicher war.

*Aber ich bin doch gar kein guter Mensch...ich habe schlimmes getan...wie kann sie dann so etwas sagen?*, fuhr es ihm auf einmal in den Kopf.

*Das kann nicht real sein...!*

„Du lügst doch!", fuhr er seine Mutter an und schubste sie leicht von sich. Die Frau vor ihm sah ihm entgeistert in die Augen. In diesen sah sie nicht ihren lieben, unschuldigen Jungen von früher, sondern nur etwas kaltes, undefinierbar kalt und düster.

„Wie könntest du jemals einen Sohn lieben, der eine Straftat begeht! Ich bin ein Mörder! Deinen guten Jungen den du vorhin meintest gibt es nicht mehr!", fuhr er sie wütend an.

„Was haben die dadrin nur mit dir gemacht?", schluchzte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen. Kazutora der damit sichtlich überfordert war, ging sofort ein paar Schritte zurück. Erst als seine Mutter weinend vor ihm auf die Knie sackte, änderte sich seine Mimik.

„Entschuldige...", flüsterte er schuldbewusst und sah auf die Frau hinab.

„Du musst dich nicht entschuldigen Kazutora, das ist nicht deine Schuld", schniefte sie und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln.

Eigentlich passte die Frage nicht und er wollte sie auch eigentlich nicht jetzt stellen, aber er wusste nicht, wann er das nächste mal die Gelegenheit bekam so ungestört mit seiner Mutter reden zu können.

„Warum...warum ist er wieder hier? Wir hatten ihn doch schon mal losgehabt"

„Während du weg warst hat sich vieles verändert. Er hat mich gestalked und mir Drohungen geschrieben, dass er auch deiner Tante und deiner Großmutter etwas antun würde, wenn ich ihn nicht zurücknehmen würde", sprach sie ruhig aber dennoch mit zitternder Stimme.

„Das ist alles meine Schuld, wäre ich nicht im Knast gewesen und hätte ich nicht so Angst vor ihm hätte ich dich anständig beschützen können", knurrte er. Doch plötzlich stockte er.

„Mikey, es ist alles seine Schuld!", packte ihn sofort die nächste Wut.

„Was? Warum das denn?", fragte seine Mutter erschrocken und sah ihn fragend an.

„Nur wegen ihm ist das alles mit Shinichiro passiert, alles nur seinetwegen. Doch heute ist der Tag der Abrechnung gekommen!", schnaubte er und verließ die Küche, nahm sich seine Schuhe und rannte aus dem Haus. Starr vor Angst blickte seine Mutter ihm nach, in all den Jahren hatte sie ihren früher so lieben Jungen nie so wie jetzt gesehen.

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Guten Abend ihr lieben^^ hoffe es hat euch gefallen lasst gerne Feedback da würde mich sehr freuen 😉

Hoffe ich schaff es morgen das nächste Kapitel hochzuladen, ansonsten spätestens übermorgen ☺️

Macht es gut bis dann ^^

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