44. Familie
„Sag mal Baji, wo fährst du eigentlich hin?", fragte Kazutora nach einiger Zeit die Baji inzwischen schon falsch fuhr.
„Wirst du schon sehen", grinste sein bester Freund ihn an und blickte dann wieder zurück auf die Straße.
Zwar verwirrte diese Aussage den Jungen noch mehr, doch er beließ es einfach dabei und sah weiter der Umgebung zu die an ihm vorbei zog. Er wusste eh, dass er nicht mehr von Baji herausbekommen würde, also sparte er sich die Mühe und den Atem.
„So wir sind da", grinste Baji kurze Zeit später als er den Motor ausmachte.
Kazutora legte verwirrt den Kopf schief, dass sein Glöckchen leise aufklingelte. Vor ihnen befand sich eine kleine, ungenutzte Lagerhalle.
„Ähm...versteh mich nicht falsch, aber was machen wir hier?", fragte Kazutora verlegen nach und sah seinen besten Freund nur fragend an.
Grinsend sprang dieser hinter hin und hielt ihm die Augen zu.
„Wirst du gleich sehen", lachte er und schob seinen Vizen vorsichtig vor sich her, während er ihn weiter daran hinderte etwas zu sehen.
Kazutora wusste nicht was auf ihn zu kam. Vorsichtig machte er einen Schritt nach dem anderen ins unbekannte nichts. Seine Arme hatte er vorsichtshalber ausgestreckt, schließlich kannte er Baji's Talent und er wollte nicht unbedingt gegen den nächsten Türstock oder sonst was laufen.
„So du kannst jetzt kucken", hörte er Baji's sanfte Stimme, dann nahm er seine Hände weg.
Die Halle, die eben noch dunkel und verlassen wirkte, war hell beleuchtet. Er sah Aiko und neben ihr stand ein Motorrad, aber nicht irgendeins.
„Frohe Weihnachten", riefen die beiden synchron. Aiko lief auf ihn zu und drückt ihm einen herzlichen Kuss auf die Wange. Kazutora hingegen stand stocksteif da und verstand noch nicht so richtig.
„Kann mich mal einer aufklären, ich versteh gar nichts, was macht Baji's Motorrad hier", gab er verlegen zu und sah zwischen den beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben abwechselnd hin und her, doch die beiden lachten nur.
„Na, was hab ich gesagt, er wird es nicht checken", lachte Baji und suchte die Bestätigung bei Aiko, die auch nur kichernd nickte.
„Hallo? Hab ich irgendwas verpasst??", fragte Kazutora noch verwirrter nach, was schon kaum mehr ging.
„Ich wusste, dass ich heute von meiner Mutter ein neues Motorrad bekommen werde, deshalb hab ich mir überlegt dir meins zu schenken. Aiko hat sich um die Beschaffung der Ersatzteile gekümmert während wir in der Schule waren und als du bei ihr im Krankenhaus warst, habe ich fleißig alle Teile eingebaut, zwar auch manchmal mit Mikey's und Draken's Hilfe wenn ich mal nicht weiter gekommen bin, aber das meiste hab ich allein gemacht", lächelte Baji und legte dabei seinen Arm um den schwarzblondhaarigen Jungen.
„Das heißt, das ist ein Geschenk von euch beiden...an mich?", fragte er vorsichtshalber noch einmal nach. Baji und Aiko nickten lächelnd. Kazutora, der sein Glück noch nicht so recht fassen konnte, blieb wortlos stehen.
„Hey, alles in Ordnung?", fragte Baji verwundert nach, als er sah wie sein bester Freund nur vor sich hinstarrte.
„Ja, ich bin es nur nicht gewöhnt etwas geschenkt zu bekommen. Ich habe diesen Tag sonst allein auf der Eislaufhalle verbracht oder wie meistens eingesperrt in unserem Keller, aus dem ich die ganzen Feiertage nicht rausdurfte.", murmelte er leise. Aiko umarmte ihn zögerlich von der Seite um ihm Nähe zu schenken, die er gerade brauchte.
Behutsam zog er seine Freundin näher zu sich, während er seinen anderen Arm um Baji legte.
„Ich danke euch beiden für dieses wundervolle Geschenk, ihr seid die Besten", lächelte er sanft, worauf die andern beiden auch lächeln mussten.
„Kannst sie gleich ausprobieren, die Lady muss schließlich nach Hause und wir werden auch schon zuhause erwartet.", grinste Baji.
„Wir? Etwa wir beide?", fragte Kazutora vorsichtshalber nach und zeigte dabei auf sich und Baji.
Dieser lachte nur laut auf.
„Natürlich wir beide und jetzt mach, hol endlich das gute Stück", grinste er.
Kazutora ließ sich das nicht zwei mal sagen und lief zu seinem neuen Motorrad, auch wenn er noch länger brauchen würde um zu realisieren, dass es jetzt wirklich seins ist.
Behutsam, als wäre es der wertvollste Schatz der Welt, schob er es aus der Halle. Baji saß schon auf seinem Motorrad und wartete. Jetzt wo er die Maschine von Baji genauer betrachtete, fiel ihm auf, dass es eine andere war. Vorhin war er viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt um auf so etwas zu achten.
Kazutora schwang sich ebenfalls auf sein Motorrad und sah lächelnd zu Baji neben sich.
„Hey Aiko, wo willst du lieber mitfahren? Bei mir oder deinem bekloppten Freund?", lachte Baji und schaute provozierend zu seinem Vizen herüber.
„Ey, was soll das denn jetzt?", prustete dieser sich empört auf und warf dem Schwarzhaarigen einen giftigen Blick zu.
„Kazu, ich kenn dich, nach so langer Zeit ohne Motorrad wirst du fahren wie ein geistesgestörter", lachte Baji immer noch.
„Gar nicht wahr, zumindest nicht wenn Aiko dabei ist", schmollte er und sah etwas weg.
Im nächsten Moment spürte er zwei Arme die sich um seinen Körper legten und ihm das nötige Vertrauen gaben.
„Ich vertrau dir Schatz, du machst das schon", lächelte sie und lehnte ihre Wange gegen seinen Rücken.
Kazutora grinste zufrieden und sah herausfordernd zu Baji neben sich.
„Du bekommst dein Rennen später, alter Freund", grinste er worauf Baji ebenfalls grinsend nickte.
Der Weg zu Aiko verlief ziemlich ruhig. Die Straßen waren dunkel und leer. Gemütlich fuhren die beiden Jungen in einem angenehmen Schweigen gemütlich nebeneinander her.
Kazutora war wieder wie in Trance bei dem Gefühl endlich wieder Motorrad zu fahren.
Der Fahrtwind im Gesicht, die Landschaft die an ihm vorbei zog, der Geruch des Abgases, der ihm in die Nase stieg und das Geräusch des Motors, das alles hatte er so vermisst. Klar, er ist oft bei Baji mitgefahren und manchmal auch selber gefahren, aber das war bei weitem nicht dasselbe. Auch jetzt musste er sich noch dran gewöhnen, dass die Maschine wirklich seins war, obwohl sie früher einmal Baji gehörte.
„Siehst du wir leben noch", lachte Aiko als sie vor ihrem Haus angekommen von dem Motorrad stieg.
„Jaja, hätte nie gedacht, dass er sich so gut zusammenreißen kann", lachte Baji und warf seinem besten Freund einen provozierenden Blick zu, der wie Keisuke es sich gewünscht hatte, auf diesen hereinfiel.
„Jetzt mach ich dich gleich fertig, keine Sorge", grinste er herausfordernd und ließ den Motor im Stand laut aufheulen.
„Ich will euch nur ungern unterbrechen, aber ich sollte langsam reingehen", lachte Aiko, worauf die beiden Jungen kurz ihr Kriegsbeil begruben.
Zuerst ging sie zu Baji und umarmte diesen kurz mit den Worten „frohe Weihnachten", dann ging sie zu Kazutora den sie etwas inniger in den Arm nahm als den Schwarzhaarigen.
„Danke für alles", flüsterte er ihr ins Ohr und legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab. Behutsam kraulte sie ihm seine Haare am Nacken, worauf der Junge wohlig die Augen schloss.
„Frohe Weihnachten, Kazu", flüsterte sie ihm ebenfalls in sein Ohr, worauf sich ein glückliches Lächeln auf seinem Gesicht zierte. Langsam löste sie sich von ihm und gab ihm wie immer einen Kuss auf die Stirn zum Abschied.
„Bis morgen und passt auf euch auf, ich will euch nicht im Krankenhaus besuchen kommen", kicherte sie, worauf die beiden Jungen nur grinsten.
„Keine Sorge, wir passen Schon auf uns auf", grinsten die beiden, dann fuhren sie gleichzeitig los und wanken Aiko noch ein Stück nach.
Auf der geraden Straße gaben die beiden ordentlich gas, schließlich waren alle Straßen wie leer gefegt, da jeder mit seiner Familie im inneren saß und das Fest der Liebe feierte.
Auch wenn die Luft eisig kalt war, reckte Kazutora seine Nase in den Fahrtwind und atmete diesen tief ein.
„Du Baji...sag mir mal wie ich mich gleich verhalten muss", bat er seinen besten Freund, nachdem sie fast Zuhause angekommen waren.
Baji lachte kurz auf und schenkte seinem Vizen ein aufbauendes Lächeln.
„Kazu, das ist ein Fest keine Beerdigung, sei einfach so wie immer und genieß es", lachte er und gab etwas mehr Gas.
„Danke für die hilfreiche Antwort", seufzte der Schwarzblonde, der sich genauso schlau wie vorher fühlte.
Nervös tapste Kazutora wenig später dicht hinter Baji durch den Hausflur.
„Vielleicht sollte ich doch wieder gehen und ihr feiert als Familie", stoppte Kazutora und blieb stehen. Baji steckt den Schlüssel ins Schlüsselloch, drehte sich kommentarlos zu Kazutora um und gab diesem eine Kopfnuss.
„Ey", beschwerte sich der Vize, doch mehr Zeit sich zu beschweren hatte er nicht. Sanft spürte er Baji's Stirn an seiner und wie ihm ein Arm um die Schulter gelegt wurde.
„Kazu, ich sag dir das jetzt zum letzten Mal, du bist mein Bruder, du bist meine Familie, kapier das endlich, sonst sag ich meiner Mutter sie soll dich adoptieren, damit du es endlich checkst"
Dann drehte sich der Kommandant um, sperrte die Tür auf und zog den regungslosen Kazutora mit sich ins Innere.
„Sind wieder da", brüllte Baji, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
„Wollt ihr beide eine Kakao?", kam die Frage aus der Küche zurück.
„Ja, Bitte", rief Baji zurück ehe Kazutora widersprechen konnte.
Zögerlich zog sich der Junge seine Schuhe und Jacke aus und schlich hinter Baji her ins Wohnzimmer. Dort stand ein herrlich geschmückter Tannenbaum, der nur so leuchtete. Rote, silberne, blaue und goldene Kugeln schmückten die grünen Zweige des Baumes. Funkelndes Lametta zierte die Tanne von oben bis unten und auf der Spitze funkelte ein kleiner goldener Stern. Kazutora, der von der Schönheit des Baumes mehr als überwältigt war blieb mit leicht offenem Mund stehen.
„Na los, bleib hier nicht so blöd stehen", lachte Baji und zog seinen Freund mit aufs Sofa.
„Euer Kakao ist fertig, Keisuke, komm her und hilf mir mal tragen", hörte man die Stimme der Mutter durch das Wohnzimmer hallen.
„Komme!", rief Baji, der augenblicklich aufsprang und in die Küche rannte.
„Hier für dich", grinste Baji als er wiederkam und hielt Kazutora eine Tasse hin aus der es heiß dampfte.
Zögerlich nahm er die Tasse an und betrachtete seinen Kakao, der definitiv kein normaler Kakao war, zumindest nicht wie er ihn kannte.
Auf dem heißen Schokoladendrink thronte eine riesige Sahnehaube. In dem Berg Sahne steckten rechts und links 2 knusprige Waffeln und auf der Spitze thronte eine kleine Kirsche.
Baji's Mutter stellte eine große Keksdose in die Mitte des Couchtisches und öffnete sie mit einem leisen Klacken.
Plätzchen mit Schokolade, Marmelade, Streuseln, Glasur in den verschiedensten Formen und Farben sprangen ihm förmlich entgegen.
Sofort griff Keisuke zu und begann sich die ersten Kekse reinzustopfen. Kazutora hingegen hatte sich bis jetzt nichtmal getraut an seinem Kakao zu nippen. Nervös kratzte er mit seinem Fingernagel über den Stoff des Sofa's.
„Geht es dir gut?", fragte ihn Baji's Mutter leicht besorgt.
Beschämt blickte Kazutora etwas weg.
„Ja, alles gut", antwortete er leise.
„Jetzt nimm schon endlich, die Kekse beißen nicht", lachte Baji, nahm Kazutora's Hand, öffnete diese und legte ihm ein paar Plätzchen in die geöffnete Handfläche.
Zögerlich nahm er sich ein Schokoplätzchen und biss vorsichtig eine Ecke davon ab.
„Wow, die sind richtig gut", lächelte er benommen von dem guten Geschmack und aß auch den Rest des Plätzchens. Es war das erste Plätzchen, was er je in seinem Leben gegessen hatte, in seiner Familie hatte es so etwas nie gegeben.
Überwältigt nahm er einen großen Schluck von seinem heißen Kakao. Der schokoladige Geschmack ließ ihn gut fühlen und leitete ihn dazu gleich noch einen Schluck zu nehmen.
„Na, bist du überzeugt?", grinste Baji, als er bemerkte, dass Kazutora langsam in den Genuss von Weihnachten kam. Lächelnd nickte er und nahm sich den nächsten Keks.
Auch Baji's Mutter lächelte, als sie bemerkte, dass Kazutora sich langsam entspannte und das familiäre Gefühl zuließ.
„Na, was haltet ihr davon, wenn wir jetzt mit den Geschenken weiter machen?", lächelte die junge Freu und sah zu ihrem Jungen, der natürlich eifrig nickte.
„Keisuke, du bekommst aber nur noch was kleines, das ist dir bewusst oder?",lachte sie, da Baji schon sein Motorrad bekommen hatte.
„Ja, ich weiß", grinste er. Die Schwarzhaarige drehte sich hinter sich zu dem geschmückten Baum und nahm zwei Päckchen hoch.
„So ihr zwei seid beide meine Söhne, deswegen bekommt ihr auch beide gleichzeitig euer Geschenk", lächelte sie und hielt den beiden jeweils ein Päckchen hin.
Während Keisuke sofort nach seinem Geschenk griff und das bunte Papier mit lauten knistern herunterriss, sah Kazutora ungläubig zwischen dem Geschenk und Baji's Mutter hin und her. Lächelnd nickte diese und hielt es ihm noch näher hin.
Zögerlich nahm er es an und löste vorsichtig das Papier drumherum. In dem Geschenk waren 2 schwarze Hoodies und 2 schwarze Jogginghosen drinnen.
„Ich dachte mir, du kannst es ganz gut gebrauchen, schließlich konntest du nicht so viel aus deinem alten Zuhause mitnehmen", erklärte Baji's Mutter und hoffte natürlich, dass es Kazutora gefallen würde.
„Vielen Dank", lächelte er. Als er einen der Hoodies hochnahm fiel ihm ein Umschlag entgegen. Vorsichtig öffnete er diesen und nahm eine zusammen gefaltete Karte heraus.
Auf dem hellblauen Papier war ein selbstgemalter Weihnachtsbaum aufgemalt und oben drüber stand in goldener Schrift „Frohe Weihnachten".
Er schlug die Karte auf und begann zu lesen.
Lieber Kazutora,
auch wenn du nicht mein leiblicher Sohn bist, bist du mir schon immer sehr ans Herz gewachsen.
Ich bin wahnsinnig froh, dass du hier bist und man Tag für Tag merkt, wie es dir besser geht.
Ich hoffe, dass du für immer ein Teil unserer Familie bleibst und es dir nie wieder schlecht gehen wird.
Für mich wirst du für immer mein Sohn sein, so wie das hier für immer dein Zuhause sein wird.
Ich wünsche dir noch ein schönes 1. Weihnachtsfest hier bei uns.
Ich hab dich lieb,
deine Mama.
Kazutora war kurz fassungslos, während seine Augen vor Rührung glasig wurden. Baji legte brüderlich seinen Arm um Kazutora's Schulter und zog ihn fürsorglich näher zu sich.
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll...vielen Dank, das bedeutet mir wirklich wahnsinnig viel", lächelte der Schwarzblonde glücklich und drückte die Karte etwas mehr gegen seinen Brustkorb.
„Na kommt her ihr zwei", lächelte die Frau und breitete ihre Arme aus. Die beiden Jungen setzten sich zu ihr auf den Boden. Innig drückte sie ihre Söhne an sich.
Kazutora fühlte sich so gut wie noch nie. Er hatte endlich einen Ort gefunden. Einen Ort an dem er akzeptiert und geliebt wurde wie er war. Er hatte ein Zuhause gefunden.
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Mir ist gerade erst aufgefallen wie gut sich das als Schluss angeboten hätte 😂😅
Aber ich kann euch sagen, da wird noch einiges kommen😉
Ich wünsch euch jetzt erstmal frohe Feiertage und frohe Ostern, genießt es😊, auch ich werde mich in der Zeit etwas entspannen und mich erst Dienstag oder Mittwoch wieder melden 🥳
Lasst gerne Feedback da😊
(2379 Wörter)
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