41. Wahrheit

Er hatte sich entschieden.

————————————————————

Vorsichtig lugte Kazutora durch den kleinen Türspalt in das Krankenzimmer. Das wunderschöne Mädchen saß auf ihrem Bett und schaute gerade vertieft etwas auf ihrem Handy. Zögerlich kam er rein, woraufhin Aiko aber keine Reaktion zeigte. Erst als Kazutora die Tür hinter sich schloss bemerkte sie ihn.

In ihrem inneren war sie aufgeregt und nervös, schenkte dem Jungen aber dennoch ein sanftes Lächeln.

„Die andern sind grade weg, du hast sie genau verpasst", sprach sie mit ruhiger stimme. Kazutora aber schüttelte nur den Kopf.

„Ich hab mit Absicht gewartet bis sie weg sind, ich wollte alleine mit dir reden", antwortete der Junge und setzte sich zu ihr aufs Bett.

„Ich hab nachgedacht", begann er. Aiko sah zu im hoch, doch der Vize schaute ganz woanders hin.

„Ich weiß was ich empfinde, ich kannte es vorher nicht, aber wenn mir Baji beschrieb wie sich Liebe anfühlt, dann wusste ich, dass ich dich liebe. Jedesmal wenn du bei mir warst habe ich mich so gut gefühlt, als ob ich auf einmal alles schaffen könnte, als ob ich nicht mehr alleine wäre. Ich wollte immer in deiner Nähe bleiben. Und jetzt wo ich es kann, steht Kisaki mir im Weg. Ich hasse mich immer noch, dass ich dich nicht beschützen konnte. Aber ich verspreche dir Aiko, diesmal werde ich dich mit allem was ich habe beschützen. Ich will an deiner Seite sein, denn ohne dich kann ich nicht leben. Ich liebe dich über alles, also frage ich dich: willst du meine Freundin sein?"

Aiko kamen vor Rührung fast die Tränen. Nie im Leben hätte sie gedacht, dass Kazutora mal so offen über seine Gefühle reden würde.

Als Antwort umarmte sie ihn innig. „Natürlich will ich das".

Auch wenn Kazutora sich die Antwort schon denken konnte, lächelte er erleichtert. Vorsichtig erwiderte der Junge ihre Umarmung und sog ihren lieblichen Duft in sich ein. Der leichte Geruch ihres blumigen Parfüms das sie sich gestern aufgelegt hatte, schlich in seine Nase. Immer fester und inniger drückte er das zierliche Mädchen an sich, bis er irgendwann das Klopfen ihres Herzens spüren konnte. Wohlig schloss er die Augen und legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab.

Aiko strich ihm mit der Hand über seinen Rücken und bahnte sich ihren Weg immer mehr nach oben. Kurz darauf kraulte sie ihren Freund am Nacken. Dieser liebte dieses Gefühl und entspannte sich augenblicklich. Fast war er davor einzuschlafen, so gut fühlte es sich an.

„Kazu? Alles ok?", holte ihn Aiko aus seinem inneren Schlaf.

„Bitte bleib so", murmelte er als er merkte, wie Aiko ihre Arme von ihm löste. „Ich möchte mich an das Gefühl gewöhnen und nicht mehr davor davon laufen"

Das Mädchen kam seinem Wunsch nach und drückte den schlanken Jungen wieder fester an sich. Dabei streichelte sie ihn mit ihrem nicht verletzten Arm gleichmäßig über den Rücken.

Kazutora ließ sich sachte zur Seite fallen und zog das Mädchen mit sich. Behutsam landeten sie eng umschlungen auf der Matratze. Lange schaute er in ihre wunderschönen, sanften, braunen Augen. Vorsichtig legte er seine rechte Hand an ihre Taille und bewegte sie zögerlich. Aiko gefiel dieses Gefühl und kraulte Kazutora an seinem Nacken, nachdem sie nun wusste, dass dieser das ziemlich genoss.

Wie aus dem nichts klingelte auf ein Mal Kazutora's Handy. Erst wollte er gar nicht rangehen, aber als er sah, dass es Baji war, ging er schlussendlich doch ran.

>Ja?<, fragte Kazutora vorsichtig nach.

>Stör dich ja nur ungern bei deiner Romanze, aber...<

>Warte, woher weißt du, was ich mache?<, grätschte der Vize seinem Kommandanten ins Ohr. Dieser seufzte am anderen Ende der Leitung hörbar auf.

>Dein Ernst? Wo solltest du sonst sein? Jetzt mach hinne alter, ich steh hier schon seit ner halben Stunde und erfriere bald.<

*Was als ob ich schon so lange hier bin*, fragte er sein Inneres überrascht. Er warf einen prüfenden Blick auf die Uhr an seinem Handy und musste feststellen, das Baji recht hatte. Die Zeit war so schnell verflogen, dass er dachte es wären gerade mal 10 Minuten vorbei gegangen.

>Sorry, ich komm gleich<, antwortete er und beendete schnell den Anruf.

„Tut mir leid, aber ich muss leider los. Baji's Mutter wollte, dass wir heute Abend zurück sind und Baji steht unten und wartet auf mich.", seufzte er zu seiner Freundin gerichtet.

„Bist du heute bei Baji eingeladen?", fragte sie ihn lächelnd.

„Nun ja...könnte man so sagen", lächelte er verlegen. Er wollte nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen, wie seine familiäre Lage war und er eigentlich kein wirkliches Zuhause hatte. Außerdem wollte er Baji nicht noch länger warten lassen und das alles zu erklären würde sicher länger dauern.

Aiko begab sich ebenfalls wie Kazutora in eine sitzende Position. Der Junge stand vom Bett auf und beugte sich zu seiner Freundin herunter. Zum Abschied drückte er sie nochmal kurz an sich. Als sie sich lösten gab Aiko ihm noch einen sanften Kuss auf die Stirn, was seine Haut an dieser Stelle kribbeln ließ und ihm eine leichte Röte um die Nase herum verpasste.

„Bis morgen", lächelte Kazutora.

„Viel Spaß bei Baji", verabschiedete sie den Jungen, der daraufhin schon aus dem Zimmer verschwand.

Kurz darauf verliß Kazutora das Krankenhaus.

„Das wird auch endlich mal Zeit, noch ein bisschen länger und ich würde hier zum Eiszapfen werden", murrte der Schwarzhaarige zur Begrüßung.  Mit verlegenen Lächeln schwang Kazutora sich auf Baji's Motorrad hinter seinen Freund.

„Tut mir leid", lachte Kazutora verlegen und drückte sich an Keisuke.

Baji fuhr sofort los, was ein eindeutiges Zeichen war, dass er endlich nachhause wollte.

„Und...wie sieht's jetzt aus zwischen euch beiden?", fragte Baji nach einiger Zeit interessiert nach.

„nunja...also...sie ist jetzt...meine Freundin", druckste er etwas peinlich berührt herum, da er es irgendwie immer noch nicht so ganz glauben konnte. Belustigt lachte Baji auf, als er die leichte Röte erkennen konnte, die sich in Kazutora's Gesicht breit machte.

„Aww, du kannst ja doch ganz süß sein, Romeo", säuselte Baji und warf ihm einen verliebten Blick zu.

„Ach halt die Klappe und schau lieber nach vorne wenn du fährst", murrte Kazutora, dem es irgendwie immer noch peinlich war, auch wenn er selber nicht ganz wusste warum. Denn eigentlich war das Gefühl das sie ihm gab ein sehr positives für dass er sich nicht schämen müsste. In Gedanken an dieses Gefühl musste er automatisch Lächeln und legte seine Wange auf Baji's Rücken ab.

Dieser lächelte ebenfalls, aber ließ ihn diesmal von seinen Kommentaren verschont.

„Ich hol dich nur echt ungern ins hier und jetzt zurück, aber wir sind da", sprach er einige Zeit später zu Kazutora der immer noch an seinem Rücken lehnte.

„Hey, aufwachen, ich hab gesagt wir sind da", sprach er ihn erneut an, nachdem Kazutora keine Anstalten machte zu reagieren. Wild schnipste Baji vor seinem Gesicht mit seinen Fingern. Verwirrt zuckte Kazutora zusammen und schüttelte den Kopf.

„Sorry, ich war grad woanders", murmelte der Vize, der immer noch ein verträumtes Lächeln auf seinem Gesicht hatte.

„Ja, ich merks, die Kleine hat es dir echt angetan", grinste der Schwarzhaarige und stieß seinem besten Freund kumpelhaft in die Seite.

„Na komm, wir müssen hoch", lachte Baji und zog den Träumenden mit sich.

Als Baji oben die Tür zur Wohnung aufgeschlossen hatte, war Kazutora wieder vollständig bei Sinnen. Direkt hinter seinem besten Freund betrat er vorsichtig die Wohnung.

„Sind wieder da!", schrie Baji so laut durch die Wohnung, dass wahrscheinlich jetzt auch die Nachbarn Bescheid wussten. Die Beiden zogen sich ihre Schuhe und Jacken aus und betraten daraufhin das Wohnzimmer. Baji's Mutter schaltete den Fernseher stumm, als sie die Jungen erblickte. Der Schwarzhaarige setzte sich auf das Sofa und gab seinem besten Freund zu verstehen, dass er es ihm gleich tun sollte. Kazutora folgte seiner Anweisung und setzte sich neben ihn. Betreten schwieg er, da er nicht wirklich wusste was er sagen sollte. Nervös kratzte er an seinem Daumen und scheute jeden Blickkontakt mit der Frau die ihm gegenüber saß.

„Du musst nicht so nervös sein", sprach sie ihn nach einiger Zeit an und löste damit die unangenehme Stille. Zum ersten Mal traute er sich die junge Frau anzuschauen.

„Tut mir leid...ich weiß nicht genau was ich sagen soll", murmelte er betreten.

„Keisuke hat mir alles erzählt was dich angeht", sprach sie in einem ruhigen Ton.

„Alles alles?", fragte Kazutora an seinen Freund gerichtet der betreten nickte. Für Baji war es wichtig, dass sie Kazutora vergibt, deshalb hatte er ihr jedes Detail was er wusste erzählt. Der Schwarzblonde war darüber etwas sauer, da es eigentlich keinen etwas anging, ließ sich dies aber nicht anmerken.

„Es tut mir leid, was du alles durchmachen musstest. Kazutora, ich verzeihe dir die Sache mit Keisuke. Du machst den Anschein, als hättest du aus deinen Fehlern gelernt und wärst bereit dich zu ändern", lächelte sie ihm zu. Dem Jungen bedeuteten diese Worte mehr als die andern beiden sich je vorstellen könnten.

„Deshalb möchte ich dir helfen und dich hier wohnen lassen, allerdings unter einer Bedingung, du wirst genauso wie Keisuke zur Schule gehen", fügte sie noch hinzu.

Kazutora der eigentlich die Schule über alles hasste nickte dankbar. Für ihn war es ein guter Kompromiss, schließlich hatte er ein Dach über dem Kopf, musste dafür nichts zahlen und wurde nicht mehr jeden Tag zusammen geschlagen.

„Ich danke Ihnen wirklich für alles", bedankte sich Kazutora mit einer leichten Verbeugung.

„Sei nicht so förmlich, du gehörst jetzt zur Familie", lächelte die junge Frau und drückte den Jungen sanft an sich, der überrascht aufatmete.

„Danke", murmelte er glücklich und konnte sein sanftes Lächeln nicht verstecken.

„So und jetzt ab mit euch, ich muss noch das Essen fertig machen", lächelte die Schwarzhaarige und scheuchte die beiden hinaus.

Grinsend zischten die beiden ab in Baji's Zimmer, wo sie sich erstmal auf das weiche Bett schmissen.

„So was wollen wir machen bis sie fertig ist?", fragte der Kommandant. Kazutora zuckte mit den Schultern.

„Naruto?", schlug er vor, worauf er ein Grinsen von Baji zurück bekam. Keisuke zog sein Handy aus seiner Hosentasche und startete besagten Anime. Kazutora legte seinen Kopf auf dem Oberkörper seines Freundes ab, während dieser behutsam seinen Arm um ihn schlang.

Fast drei Folgen später wurden sie gerufen. Ausgehungert stürmten sie gegenüber ins Esszimmer. Auf dem Tisch stand ein großer Topf aus dem es dampfte.

„Oh wow du hast Ramen gemacht", rief Keisuke mit glitzernden Augen. Auch Kazutora war begeistert, denn die Ramen von Baji's Mutter waren mit Abstand die besten, die er je gegessen hatte.

Genüsslich aßen die drei und nahmen sich eine Schüssel nach der nächsten.

„Boah war das gut, jetzt bin ich aber voll", grinste Keisuke zufrieden und schob die leere Schüssel von sich.

Auch Kazutora hatte sich inzwischen satt zurückgelehnt.

„Es war wirklich gut, vielen Dank", lächelte der Ältere.

„Das freut mich, tut mir noch einen gefallen und räumt eure Sachen weg", bat die Mutter die beiden Jungen, die augenblicklich nickten und den Tisch blitzblank abräumten. Danach wünschten sie ihr noch eine gute Nacht und gingen ins Bad sich Bett fertig machen. Inzwischen war es nämlich ganz schon spät geworden und die beiden müssten schließlich morgen zur Schule.

Als sie beide in Baji's Bett lagen, stellte Keisuke die Wecker für morgen, während Kazutora seiner Freundin schrieb.

>Gute Nacht, Schlaf gut, ich komm dich morgen wieder besuchen versprochen^^<, schrieb er, worauf er sofort eine Antwort von ihr bekam.

>Ich freu mich drauf ^^ schlaf du auch gut<3 <, schrieb sie, worauf er lächelnd sein Handy ausmachte und zur Seite legte.

Die Bettdecke raschelte als er sich umdrehte. Wie immer legte er seinen Kopf auf Baji's nackter, muskulöser Brust ab. Lächelnd schloss er die Augen. Keisuke legte ebenfalls sein Handy weg, umarmte Kazutora und strich ihm sanft über den Kopf. Kurze Zeit später war der Schwarzblonde eingeschlafen und gab ein zufriedenes, sanftes Schnarchen von sich. Baji lächelte und zog seinen besten Freund inniger an sich, er war froh, dass er Kazutora helfen und ihm einen sicheren Platz geben konnte. Wenig später schloss er ebenfalls die Augen und schlief schon bald ein.

~Am nächsten Morgen~

Grummelnd schlug Baji blind auf sein Handy ein in der Hoffnung er würde den Ausschalter des Weckers zufällig dabei erwischen. Nach ein paar Versuchen schwieg das Gerät und stellte das nervige Gedudel ein, das aus den kleinen Lautsprechern ertönte.

*Natürlich pennt der noch*, grummelte Baji genervt als er auf seinen besten Freund sah, der immer noch friedlich schlafend auf seiner Brust lag.

„Hey, aufwachen", weckte er Kazutora und rüttelte dabei kräftig an seiner Schulter. Verschlafen brummte der Vize und sah hoch in die bronzefarbenen Augen.
Geräuschvoll blies er sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Ächzend rappelte er sich hoch während er seine verschlafenen Augen rieb. Laut murrte der Junge, als er die Uhrzeit erblickte. Grummelnd ließ er sich zurück fallen und murmelte sich wieder in die weiche Decke ein.
Nur wenige Sekunden später wurde ihm diese auch schon weggezogen. Kazutora warf Baji einen beleidigten Blick zu, doch dieser rammte ihn gnadenlos ein Knie in den Rücken.

„Vergiss es, du leidest mit mir verstanden", brummte der Jüngere, dessen Knie sich immer noch in Kazutora's Wirbelsäule befand.

Der Vize knurrte nur und seufzte anschließend, da ihm sowieso nichts anderes übrig bleiben würde.

Mit Gesichtern, als hätte grade jemand ihren Lieblingskuchen weggegessen standen die beiden doch auf. Schlürfend begaben sie sich wortlos ins Bad um sich fertig zu machen. Dann gingen sie zurück in Baji's Zimmer und zogen sich andere Sachen an. Keisuke nahm noch seine Schultasche, dann machten sich die beiden auf den Weg zu ihrer persönlichen Hölle.

„Hey, ihr beiden", wurden sie fröhlich von der Seite begrüßt. Die zwei Jungen warfen Takemitchy, der sie gerade begrüßte einen Todesblick zu.

„Halts Maul oder ich mach dich kalt", murrte der größere und sah ihn scharf an. Takemichi bekam augenblicklich eine Gänsehaut. Sofort war er ruhig wie es ihm befohlen wurde und schlurfte neben seinem Klassenkameraden her. Im Gang trennten sich ihre Wege, Baji war eine Klasse unter Takemichi und Kazutora, deshalb war er in einem anderen Stockwerk. Zur Verabschiedung hoben die beiden besten Freunde nur kurz die Hand, dann ging jeder seiner Wege.

Im Klassenzimmer ließ Kazutora sich grummelnd auf seinen Stuhl fallen, verschränkte seine Arme auf dem Tisch und legte seinen Kopf auf ihnen ab. Sehnlichst erhoffte er sich noch an etwas Schlaf zu kommen. Wohlig schloss er die Augen und blendete das Gerede seiner Klassenkameraden gekonnt aus.

„Hallo Kazu, ich hab dich ja sooo vermisst", drang auf einmal eine quitschige Stimme an sein Ohr. Schon im nächsten Moment spürte er wie er fast von seinem Stuhl gerempelt wurde. Irgendwas hatte sich über ihn geworfen.
„Endlich mal wieder jemand cooles hier, alle hier sind solche Versager", lachte das blonde Mädchen, das ihm noch von seinem letzten Schultag in Erinnerung geblieben war.

„Lass mich in Ruhe Schlampe", knurrte Kazutora zu der blonden Tusse dessen Namen er ehrlicherweise schon wieder vergessen hatte.

„Ach jetzt hab dich nicht so", lachte sie schrill auf und drückte sich noch mehr an ihn.

Sauer schubste sie der Junge zur Seite.

„Wenn du überleben willst, rate ich dir mich nie wieder so anzureden, Vorallem nicht in der früh", murrte er und drehte sich daraufhin weg.

Nur wenige Sekunden später betrat auch schon der Lehrer den Klassenraum. Zwar hatte der Vize jetzt Ruhe von der Tusse, doch jetzt kam schon der nächste der vor seinem Tisch stand um ihm auf die Nerven zu gehen.

„Ah der Knasti ist wieder da, mal schauen wie lange diesmal", grinste der mittelgroße Mann gehässig zu Kazutora der unbeindruckt eine Augenbraue hob.

„Dürfen sie mich überhaupt so ansprechen?", fragte Kazutora genervt nach, da ihm die Masche dieses alten Sacks ziemlich auf den Nerv geht.

Laut lachte der Lehrer auf.
„Ausgerechnet jemand wie du versucht mich über Gesetze aufzuklären", grinste er erneut.
„Mach mir bloß keinen Ärger Hanemiya", sprach er diesmal noch in einem drohenden Ton, bevor er zurück zu seinem Pult ging.

Kazutora musste sich beherrschen ihm nicht gleich etwas vor Wut hinterher zu werfen. Sein Hass auf diesen Typen war nach zweimaliger Begegnung mit ihm schon auf ein nicht mehr normales Level gestiegen. Mit einem leisen Geräusch landete eine zusammengeknüllte Papierkugel vor ihm.

Leise faltete er sie auseinander und entzifferte die undeutlich geschriebenen Schriftzeichen.

>Bleib ruhig, er ist Anfang zu jedem neuen so, das vergeht wenn du öfter da warst<, las er Takemichi's Geschriebenes.

>Jaja, soll mir recht sein, sag mir lieber wie lange wir hier noch versauern müssen<, schrieb er zurück, knüllte das Papier zusammen und warf es neben sich auf den Tisch des Blonden.

Kurz darauf bekam er die Antwort.

>15:30uhr<

Kazutora seufzte innerlich wenn er daran dachte noch 7 Stunden hier gefangen zu sein.

Nach all den Stunden verließ er nun endlich das Gebäude. Baji hatte schon länger aus und hing wahrscheinlich gerade mit Mikey oder Chifuyu irgendwo herum. Kazutora hingegen machte sich wie er es versprochen hatte auf den Weg zum Krankenhaus.

„Hay, na wie gehts dir?", fragte er als er den Kopf in das Zimmer seiner Freundin steckte. Die Braunhaarige saß mit wehenden Haaren vor dem gekippten Fenster und sah nach unten auf die Stadt.

Lächelnd drehte Aiko ihren Kopf zur Tür. Freudig sprang sie auf und lief auf ihn zu. Fest umarmte sie ihn und drückte ihren Kopf gegen seine Brust. Etwas überrascht erwiderte der Vize ihre sanfte Geste und strich behutsam über ihren Kopf. Ihr weiches Haar glitt durch seine rauen Finger. In ihrem Ohr pochte der gleichmäßige Herzschlag ihres Freundes.

„Hast du mich so sehr vermisst?", grinste Kazutora.

„Natürlich hab ich das, ich hab gedacht du würdest früher kommen", murmelte sie leise in seine Brust.

„Tut mir leid, aber ich war bis eben in der Schule", brummte er leise. Erst jetzt sah das Mädchen zu ihm hoch.

„Schule? Du? Hab mich schon gewundert nachdem ich deine Uniform gesehen habe", lachte sie leise.

„Hm ja, wurde dazu gezwungen", grummelte er auf die Tatsache.

„Wundert mich eh schon, dass deine Eltern das so einfach erdulden", kicherte sie und zog ihn hinter sich mit auf das Bett auf das sie sich fallen ließ. Wortlos ließ Kazutora sich auf dem Bettrand nieder. Mit hängenden Schultern starrte er die Wand an. Aiko's liebevolles Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht.

„Alles in Ordnung?", fragte sie vorsichtig, da sie die Veränderung seiner Haltung sofort bemerkt hatte. Ihr Freund schwieg weiter und starrte weiter gerade aus.

„Hab ich etwas falsches gesagt?", fragte sie vorsichtig und setzte sich dicht neben sie. Behutsam nahm sie seine Hand in ihre und strich sacht mit dem Daumen über den Handrücken.

„Nein", flüsterte er fast schon und schüttelte dabei langsam den Kopf.  Besorgt betrachtete Aiko ihn. Vorsichtig setzte sie sich hinter ihn. Behutsam legte sie ihre Arme um seinen schlanken Körper und drückte ihn behutsam an sich.

„Du kannst mit mir über alles reden, ich bin immer für dich da"

Kazutora sträubte sich nicht, er ließ es zu, denn es beruhigte ihn. Ließ seine aufgewühlten Gefühle sich beruhigen.

„Ich habe keine wirklichen Eltern, ich bin abgehauen von zuhause", murmelte er und ließ seinen Kopf noch tiefer hängen.

„Was ist passiert?", fragte sie fast tonlos und strich ihm behutsam über den Oberkörper.

„Schon seit ich klein war hatte es mein Vater auf mich abgesehen. Ich war ihm nie gut genug. Er hatte sich immer gewünscht ich wäre nie geboren worden. Jeder Tag mit diesem Mistkerl war ein einziger Albtraum. Mindestens 4 mal in der Woche wurde ich zusammen geschlagen, oft sogar bis in die Bewusstlosigkeit und fast bis zum Tod. Im Keller oder im Bad wurde ich oftmals mehrere Tage eingesperrt ohne Essen oder etwas zu trinken. Meine Mutter war ebenfalls nicht vor ihm sicher, meistens wurde sie vor meinen Augen zusammengeschlagen. Jedes Mal hatte ich mir geschworen ihr zu helfen. Geschworen dieses mal kein Feigling zu sein. Doch ich konnte es nicht. Immer war ich zu feige. Ein Schwächling, der nichtmal seine eigene Mutter beschützen konnte. Damals hatte sie mich oft genug vor die Wahl gestellt, ich solle mich für sie oder ihn entscheiden. Nachdem er sie verprügelte, gab sie mir die Schuld an allem.
Irgendwann hatten wir es gemeinsam geschafft uns zur Wehr zu setzen, wir hatten es geschafft ihn los zu werden. Ein halbes Jahr später kam ich ins Gefängnis, als ich 2Jahre später wieder zurück nach Hause kam war er wieder da. Jeden Tag den ich da war schlug er mich fast in den Tod. Dieser Bastard machte mich psychisch fertig, sagte dass mein Leben nichts wert sei, ich unbrauchbar wäre und es besser wäre, ich wäre tot."

Ruckartig zog er die Ärmel seiner Jacke nach oben.
„Den Großteil davon habe ich mir wegen diesem Arschloch zugefügt! Vor ein paar Tagen hielt ich es nicht mehr aus, ich habe meine Mutter alleine mit ihm gelassen und das obwohl sie mich jetzt liebevoll behandelte. Ich konnte nicht mehr, es hätte mich zerstört. Jetzt wohne ich bei Baji und seiner Mutter, deshalb gehe ich auch zur Schule, das war ihre Bedingung, dass ich bleiben darf. Jetzt weißt du Bescheid", flüsterte er den letzten Satz.

Hin und wieder tropften vereinzelt Tränen auf seine Hände die immer noch von Aiko's umschlossen waren. Das Mädchen drückte ihn immer noch fest an sich.

„Es tut mir so unglaublich leid", flüsterte sie mit leichtem schniefen. Verwirrt sah Kazutora sie mit seinen glasigen Augen an.

„Warum weinst du denn?", fragte er leise und wischte ihre Tränen weg die sich langsam ihren Weg über die Wangen bahnten.

„Ich wusste nicht, dass dir so schlimmes passiert ist. Es tut mir weh das von dir zu hören. Ich verspreche dir, ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder so leiden musste", schniefte sie.

Kazutora wischte über seine glasigen Augen. Ein leichtes Lächeln zierte sein Gesicht.

„Du hast schon mehr für mich getan, als du glaubst", flüstere er zu ihr und hob ihr Kinn leicht an.

———————————————————-

Endlich haben sie es auch mal geschafft 🥰😁

Werd versuchen die nächsten Kapitel (wenn es passt) eher länger zu halten, damit es nicht mehr sooo viele Kapitel werden (muss ja auch mal zu Ende gehen😂)

Wünsch euch noch einen schönen Abend😊

Lasst gerne Feedback da, würde mich freuen ^^

(3614 Wörter)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top