40. Was nun?
„Ich liebe dich auch, Kazutora", erwiderte sie sein Geständnis von heute Nachmittag und legte sanft ihre Lippen auf seine.
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Überfordert zuckte er zusammen und erwiderte den Kuss nicht. Es fühlte sich zwar gut an, aber dennoch konnte Kazutora dies nicht erwidern. Er fühlte sich vollkommen überfordert und hilflos. Dennoch fühlte es sich gleichzeitig so gut an, dass er nicht wollte, dass es vorbei ging. Sein Inneres versuchte seine Angst zu vertreiben. Sein Herz kämpfte mit seinem Verstand. Seine Hände verkrampften, genauso wie sein restlicher Körper.
Als sie sich nach kurzer Zeit lösten, wurde Kazutora etwa rot und schaute beschämt weg.
„Tut mir leid...aber ich hab sowas vorher noch nie empfunden", murmelte er entschuldigend für seine abwehrende Art. Natürlich wollte er sie nicht verletzen, aber er konnte nicht über seinen Schatten. Vielleicht irgendwann, aber jetzt noch nicht, auch wenn er sie so sehr liebte konnte er es einfach nicht.
Aiko nahm sein Gesicht mit ihren Händen und zwang ihn so sie anzuschauen.
„Kazu, dir muss gar nichts peinlich sein. Ich liebe dich über alles und ich werde dir so viel Zeit geben wie du brauchst um dich daran zu gewöhnen", versuchte ihm die Braunhaarige ein sicheres Gefühl zu geben. Langsam ließ sie sich auf die Matratze zurück fallen und rutschte etwas nach rechts.
„Wollen wir einen erneuten Kuschelversuch starten?", lächelte die Braunhaarige sanft und klopfte neben sich auf die freie Fläche auf dem Krankenbett.
Kazutora der sich wegen seiner Aktion eben noch ziemlich blöd vorkam, nickte zögerlich.
Vorsichtig kauerte er sich etwas neben sie und legte seinen Kopf sachte auf ihrer unverletzten Schulter ab.
„Lass uns noch versuchen etwas zu schlafen", schlug Aiko vor, woraufhin der Junge wieder wortlos nickte. Vorsichtig gab sie dem Vizen einen kurzen Kuss auf die Stirn und strich ihm sanft durch seine schwarzblonden Haare als wäre er ein kleiner Hund.
„Schlaf gut", lächelte sie daraufhin und schloss sanft ihre Augen.
„Du auch", murmelte er kaum hörbar und starte zum Fenster hinaus in die Finsternis.
Die ganze Nacht lag Kazutora wach. Hin und wieder sah er zu dem schlafenden Mädchen neben sich. Sonst starrte er aus dem Fenster in das dunkle der Nacht oder nach oben an die weiße Decke. Der Kuss ließ ihm keine Ruhe. Er fühlte sich dabei gut, auch wenn er zurück wich war dieses Gefühl einmalig, dennoch schwirrten ihm unzählige Gedanken durch den Kopf.
*Ich will sie nicht wieder in Gefahr bringen...was soll ich nur tun? Sind wir jetzt zusammen? Wäre ich überhaupt ein guter Freund für sie? Liebt sie mich wirklich oder bin ich nur ein Ersatz für Hanma?*, fragte er sich selber all diese Sachen, über die er die ganze Nacht lang grübelte und keine Antwort fand.
Er hatte Angst sie zu verletzen, aber gleichzeitig noch mehr Angst selber verletzt zu werden. Noch jemand der ihn ausnutzen würde, könnte sein Herz nicht vertragen.
Inzwischen war es schon hell draußen geworden. Langsam drehte er sich und sah mal wieder in ihr Gesicht. Es war so wunderschön. So lieb und freundlich gesinnt. Kazutora seufzte innerlich. Er wollte ihr glauben, er wollte es unbedingt, er wollte ihr glauben, dass sie ihn liebte, nur leider hatte ihn die Vergangenheit zu einem sehr misstrauischen Menschen gemacht.
Vorsichtig strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, worauf die braunhaarige langsam die Augen öffnete.
Erschrocken und gleichzeitig peinlich berührt drehte der Junge sich sofort mit einer leichten Röte um die Nase weg und setzte sich ruckartig auf. Aiko lachte darüber nur amüsiert auf, doch Kazutora ließ den Kopf nur noch weiter hängen, den Blick zur Wand gerichtet.
„Hey was ist los?", fragte sie vorsichtig, da sie sofort merkte, dass etwas mit Kazutora nicht stimmte. Vorsichtig setzte sich genauso wie er etwas auf und legte ihre Hand auf seine Schulter. Der Junge schwieg, er wusste nicht wie er es erklären sollte ohne verletzend zu sein.
„Liebst du mich wirklich oder bin ich nur ein Ersatz für Hanma?", fragte er nach langer Zeit des Schweigens. Seine Stimme war zittrig und schwach. Aiko zog scharf die Luft ein und sah traurig zu Boden.
„Warum denkst du so etwas von mir?", fragte sie traurig nach und zupfte dabei etwas an der Bettdecke.
„Tut mir leid, aber ich hab in meinem Leben schon so viel durch...ich will nicht nochmal verletzt werden", murmelte er seine Sorgen heraus. Das Mädchen hingegen legte ihre Arme sanft um ihn. Erstaunt atmete er auf, sah aber dennoch nur vor sich auf das strahlende Weiß der Bettwäsche.
„Kazu...Bitte glaub mir...ich liebe dich wirklich...wahrscheinlich habe ich dich sogar schon immer geliebt. Du hast mir immer mehr bedeutet als nur ein normaler Freund. Als du dich damals an mich gekuschelt hast, war es in Wirklichkeit auch so schön. Es war nur...du weißt ich war mit Hanma zusammen und ich hab mich so unglaublich schlecht ihm gegenüber gefühlt.", gestand sie ihm mit leiser Stimme.
„Darf ich fragen, wie lang ihr zusammen wart?", fragte Kazutora leise nach, da er wissen wollte ab wann Kisaki seine Finger mit im Spiel hatte.
„Bisschen länger als ein halbes Jahr", beantwortete sie seine Frage knapp.
Kazutora sah sie verwirrt an.
„Aber...so lange kennen wir uns nichtmal", murmelte er fassungslos.
„Deswegen wollte ich dir auch nicht glauben. Shuji war zu Beginn auch ein echt toller Freund. Er hat sich immer sehr um mich gekümmert und war immer da wenn ich ihn gebraucht habe. Aber seit du und Baji im Krankenhaus bei mir wart, hatte er sich sehr verändert. Ich dachte immer es wäre Eifersucht, aber in Wahrheit war es Kisaki, der ihn manipulierte. Er war schon immer viel zu sehr an ihn gebunden, ich habe Shuji so oft darum gebeten sich von ihm fern zu halten, aber er hat nie auf mich gehört.", murmelte sie mit einem leisen Seufzer an die Vergangenheit.
Kazutora fühlte sich schuldig und drehte sich nun komplett weg.
„Tut mir leid", murmelte er. Aiko sah ihn verwirrt an.
„Tut mir leid, dass ich eure Beziehung zerstört habe"
Das Mädchen drückte ihn fester an sich und schüttelte in seinem Rücken den Kopf.
„Dir muss gar nichts leidtun. Shuji hat nicht zu mir gehalten, als ich ihn gebraucht habe. Ihm war es doch total egal ob ich sterben würde oder nicht. Du hingegen hast die ganze Zeit zu mir gehalten und versucht mich zu beschützen. Bei dir weiß ich, dass du mich wirklich liebst und mich nie im Stich lassen würdest.", sprach sie in seinen Rücken, worauf Kazutora sich langsam umdrehte.
Vorsicht legte er seine Hände an die Seite ihres Gesichtes und hob es etwas an, dass sie direkt in seine gelben Augen sehen musste, in denen man die Unsicherheit deutlich erkennen konnte.
„Aiko, ich weiß nicht ob ich ein guter Freund für dich wäre...ich bin psychisch kaputt, ich weiß nicht wie das ist Liebe zu geben oder zu bekommen. Ich könnte nie so für dich da sein wie er, ich würde es wollen, aber bestimmt nicht so schaffen...wie könnte ein kaputtes Herz nur Liebe geben", sprach er seine Worte schmerzlich aus, dass es ihm dabei in der Brust stach. Schützend packte er mit seiner zitternde Hand an die schmerzende Stelle und verkrampfte diese dort.
Er spürte eine sanfte Berührung von ihr auf seiner Hand. Seine Finger entspannten sich etwas und ließen lockerer.
„Du bist perfekt wie du bist. Ich will keinen 2. Hanma, ich will dich Kazutora, du bist der Junge den ich liebe. Egal wie kaputt dein Herz ist, ich werde dir helfen es zu reparieren und dir zeigen wie schön das Leben sein kann". Kazutora sah in ihr liebevolles, herzerwärmendes Lächeln. Tränen der Rührung schossen ihm in die Augen. Ihm war inzwischen vollkommen klar, dass sie es ernst mit ihm meinte. Am liebsten würde er ihr sofort um den Hals fallen und sie nie wieder loslassen, aber eine Kleinigkeit hinderte ihn immer noch.
„Ich danke dir wirklich sehr...aber egal was du sagst...ich könnte nie dein Freund werden", sprach er mit zurückgehaltenen Tränen.
„Aber Kazu warum denn nicht?", fragte sie mit leicht glasigen Augen. Sie hatte Angst etwas falsches gesagt zu haben und hielt ihn am Arm fest. Sie war so glücklich, dass er hier war, am liebsten würde sie ihn niemals loslassen.
„Wegen Kisaki...er will bestimmt Rache an mir für das was ich getan habe...ich habe es schon einmal nicht geschafft dich zu beschützen...ich will nicht, dass du da noch weiter reingezogen wirst...du bist mir dafür zu wichtig...tut mir leid", sprach er mit gebrechlicher Stimme, da er den Tränen nah war. Tränen der Verzweiflung und der Machtlosigkeit. Er stand vom Bett auf und ging. Aiko hielt ihn am Handgelenk fest. Kazutora sah in ihr Gesicht über das einzelne Tränen liefen.
„Kazu...Bitte geh nicht, wir schaffen das bestimmt", schniefte sie und wischte sich mit ihrer freien Hand die Tränen weg. Kazutora's Augen wurden noch glasiger als davor schon. Sofort packte sie ihn noch fester. Sie hatte Angst. Angst, dass er gehen würde. Angst, dass er sie alleine lassen und nie wieder kommen würde.
„Bitte, lass mich gehen...ich brauch kurz Zeit für mich allein, ich komm später wieder...versprochen", murmelte er leise. Zögerlich ließ das Mädchen ihren Geliebten los. Dieser schniefte kurz auf und wischte sich über seine glasigen Augen. Dann zog er sich die Kapuze seines schwarzen Hoodies tief ins Gesicht und verließ das Krankenzimmer.
Kazutora's Hände waren tief in seiner Jackentasche vergraben. Den Tränen nah schlürfte er mit hängenden Kopf durch die Flure des Krankenhauses.
In seiner Unaufmerksamkeit stieß er mit Jemanden zusammen.
„Sorry", murmelte er nur leise und ging weiter. Sofort wurde er von der Person festgehalten.
„Was machst du hier? Was ist passiert?", fragte ihn dieser Jemand. Wie immer war es Baji, der anscheinend einen eingebauten Sensor hatte, Kazutora zu finden wenn es ihm schlecht ging.
Kazutora schwieg nur und schaute weiter mit glasigen Augen auf den Boden, aber diesmal hielt er sich zurück. Es belastete ihn, zur Zeit so eine Heulsuse zu sein. Seufzten packte Baji seinen besten Freund als er merkte, dass er keine Antwort bekam am Arm und zog ihn mit sich. Er schliff ihn auf des Dach des Krankenhauses, dort angekommen setzten sie sich auf die Kante des hohen Gebäudes.
„Darf ich nicht einmal alleine nachdenken", seufzte Kazutora und schnipste gegen das Geländer vor ihm, was einen metallenen Ton erklingen ließ.
Baji schüttelte den Kopf.
„Nicht wenn du so drauf bist. Du siehst schon wieder aus als wärst du aus der Klapse ausgebrochen und jetzt red ich will dir nicht alles aus der Nase ziehen", forderte Baji ihn auf und lehnte sich währenddessen zurück.
„Aiko hat gestern gesagt, dass sie mich auch liebt...und sie hat mich geküsst", murmelte er leise nach kurzem Zögern.
„Und darüber bläst du Trübsal? Du liebst sie doch auch, also wo liegt das Problem?", fragte sein bester Freund direkt nach.
Der Vize seufzte kurz auf, bevor er antwortete. Seine Augen blickten auf die große Stadt die sich unter ihnen erstreckte.
„Ich komme mit diesen Gefühlen nicht klar...ich konnte nichtmal ihren Kuss erwiedern...außerdem hab ich Angst vor Kisaki, ich habe sie schon mal nicht beschützen können vor ihm...und deswegen ist sie jetzt hier", murmelte er betreten und blickte auf seine weißen Sneaker, die in die Tiefe baumelten.
„Natürlich kommst du damit nicht klar, du hast so etwas schließlich noch nie gespürt. Aber denkst du nicht sie würde es langsam mit dir angehen, bis du dich daran gewöhnt hast?", fragte ihn der Schwarzhaarige und versuchte dabei etwas aufmunternd zu klingen, als würde er ihn davon überzeugen wollen.
„Wahrscheinlich schon", seufzte Kazutora erneut. „Trotzdem ist da immer noch Kisaki, der es mir unmöglich macht"
Baji gab ihm einen genervten Schlag auf die Schulter.
„Jetzt hör doch auf dauernd an den zu denken und dein Leben so bestimmen zu lassen! Die Situation jetzt ist eine ganz andere. Sie ist nicht mehr mit Hanma zusammen, sondern wäre es mit dir und ich werde natürlich auch auf sie aufpassen, jeder von Toman würde das!", brüllte er seinen besten Freund an, um ihn so aus seinen schlechten Gedanken zu wecken.
Zum ersten Mal seit sie sich heute begegnet waren schaute Kazutora Baji ins Gesicht. Der Blick des Vizen spiegelte Überforderung, Angst und ein Fünkchen Hilflosigkeit.
„Ich brauch mehr Zeit zum nachdenken...alleine...versteh das bitte", murmelte Kazutora und richtete seinen Blick erneut auf die Stadt unter sich. Sein schwarzhaariger Freund hob prüfend eine Augenbraue. Etwas gekränkt seufzte Kazutora auf.
„Keine Sorge, ich spring hier schon nicht runter", verteidigte er sich gegenüber Baji's Mistrauen. Dieser verstand und stand mit einem leichten Nicken auf.
„Ich werd mal zu ihr gehen, sie wird bestimmt auch ziemlich verwirrt sein, dass du jetzt so abweisend bist. Mikey und die anderen sollten inzwischen auch bald da sein", sagte der Kommandant und ging etwas weg. Dann blieb er stehen und drehte sich nochmal zu Kazutora um.
„Ach ja, meine Mutter meinte, du sollst heute nach Hause kommen", rief er ihm noch zu.
Verwirrte drehte sich der Schwarzblonde um. „Wie nach hause?", fragte er verwirrt nach.
Baji lachte kurz auf. „Eigentlich wollte ich meine Mutter überzeugt dich aufzunehmen, aber sie kam von alleine zu mir. Tja was soll ich sagen die Frau wird einfach schwach bei deiner weinerlichen Visage", grinste Baji belustigt.
„Ach halt's Maul", beschwerte sich Kazutora. Doch schon im nächsten Moment musste er schon wieder lächeln.
„Danke, Baji. Es bedeutet mir wirklich viel, dass ihr mich aufnehmt". Kurz darauf war Baji auch schon verschwunden.
Jetzt war Kazutora ganz allein auf dem Dach. Immer noch starrte er über die Stadt und versuchte seine Gedanken und Gefühle zu ordnen.
Wenn er auf sein Herz hören würde, wäre er schon lange wieder unten bei ihr und würde sie sehnlichst an sich drücken. Doch wenn er auf seinen Kopf hörte, dann war er kurz davor das Krankenhaus zu verlassen und würde nie wieder ein Wort mit ihr reden. Er dachte an Baji's Worte, an seine Gefühle, wie gut sie ihm immer tat und wie sie sich immer um ihn gekümmert hatte.
Nach einigen Stunden schaute er auf sein Handy und bemerkte, dass die Besucherzeit inzwischen vorbei war. Jeder der ihn hier aber noch von seinem letzten Aufenthalt kannte, wusste, dass das für ihn nicht von Bedeutung war. Kazutora zog sich an dem Geländer hoch und verlies das Dach.
Mit gleichmäßigen Schritten ging er zu Aiko's Zimmer.
Er hatte sich entschieden.
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Na, wie wird er sich wohl entscheiden was meint ihr?🤔
Hoffe euch hat das Kapitel gefallen, ich bin irgendwie nicht soo ganz zufrieden 😅
Lasst gerne Feedback da^^
Wünsche euch noch einen schönen Abend 😊
(2384 Wörter)
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