28. Auswirkungen
Zitternd krallte Kazutora sich in Baji's Shirt und in seine Brust. Sein Gesicht sah dabei alles andere als friedlich aus, man könnte es fast schon als gequält bezeichnen. Behutsam strich Baji ihm durch sein schwarzblondes Haar in der Hoffnung, dass er sich wieder beruhigen würde
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Schwer atmend schreckte Kazutora hoch. Seine Hände zitterten und sein Herz raste. Die schwarzblonden Haare klebten vor Schweiß an seinem Kopf an.
„Psst alles ist gut, ich bin bei dir", Vernahm er Baji's ruhige Stimme an seinem Ohr. Behutsam hatte der Kommandant seine Arme um den zitternden Körper gelegt und ihn an seinen Oberkörper gezogen, um ihn besser beruhigen zu können.
„Ich...hab schlecht geträumt", murmelte der Junge und versuchte dabei seine aufgewühlte Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen.
„Was war passiert?", fragte Baji behutsam nach. Kazutora zögerte und biss sich auf die Lippe. Keisuke bemerkte das natürlich und drückte ihn noch inniger an sich.
„Na komm, mir kannst du es sagen", versuchte er es erneut.
„Wallhalla...wir haben gegen sie gekämpft und wir haben verloren...", begann er mit zitternder Stimme. Den Blick starr an die gegenüber liegende Wand gerichtet.
„Hanma hat mich komplett fertig gemacht, ich konnte nichts dagegen tun. Er hatte Aiko mit dabei, sie wollte nach dem Kampf zu mir, um mir zu helfen, doch Hanma und Kisaki ließen sie nicht. Sie hielten sie fest und als sie sich weiter wehrte, verprügelten sie Aiko und erschossen sie direkt vor meinen Augen. Ich lag nur auf dem Boden und konnte nichts für sie tun. Ich war zu schwach und zu nutzlos! Ich konnte ihr nicht helfen!", schluchzte er verzweifelt auf und packte sich in seine verschwitzten Haare. Tränen der Verzeihung und der Angst liefen ihm über seine heißen Wangen. Die Angst das Mädchen zu verlieren saß tiefer, als er sich eingestehen wollen würde.
„Hey, beruhige dich, das war nur ein Traum, das wird niemals passieren", versuchte Baji ihn zu beruhigen und strich ihm dabei behutsam über seinen Rücken.
„Sowas werden wir als Gang niemals zulassen und das weißt du. Wir würden alle alles geben um sie zu beschützen, sie ist uns allen wichtig geworden, nicht nur dir. Selbst wenn wir beide fallen sollten, es gibt niemand auf dieser Welt der unseren Mikey klein kriegt", lächelte er und versuchte dabei so zuversichtlich wie möglich zu klingen.
Tatsächlich beruhigten diese Worte Kazutora, da sich sein Atem allmählich verlangsamerte und sich sein Herzschlag normalisierte.
„Es tut mir leid, dass du dir dauernd mein Geheule antun musst ich find mich selber schon richtig nervig, ich weiß gar nicht, wann ich so ein Waschlappen geworden bin", schniefte der Kleinere und wischte sich die letzten Tränen aus seinem nassen Gesicht, das bis eben noch mit salzigen Tränen überströmt war.
„Das kommt durch die schwere Zeit die du durchgemacht hast. Es hat sich einfach zu viel angestaut, was du jetzt einfach los werden musst. Ich verspreche dir, wenn du das alles einmal überwunden hast wird es dir wieder besser gehen und ich werde dir damit helfen!", versprach er entschlossen. Kazutora drehte sich leicht um und sah Baji's Lächeln, das ihm Kraft gab. Er wünschte er könnte auch öfters so unbeschwert und natürlich lächeln, weil es ihm gut ging und nicht weil er etwas zu verbergen hatte.
„Na komm, lass uns nochmal versuchen etwas zu schlafen, ich bin echt müde und für deinen Körper wäre es auch wichtig, wenn er etwas Ruhe bekommen würde", versuchte Baji ihn zu überzeugen worauf der Angesprochene nur leicht nickte. Er hatte Angst, dass er direkt ihre blutende Leiche sah, sobald er seine Augen schließen würde. Angst erneut das Gefühl von Verlust und Niederlage zu spüren.
Baji legte sich auf die Seite und schlang seinen Arm von hinten um Kazutora. Behutsam zog er ihn näher zu sich und verfestigte seinen Griff. Weil er ihn beschützen wollte oder weil er ihn einfach nur bei sich haben wollte, konnte Kazutora sich auch nicht erklären, ließ es aber ohne Kommentar zu. Mit der Zeit wurden seine Augenlider immer schwerer. Am Anfang kämpfte er zwar noch etwas dagegen an, aber diesen Kampf gab er schon sehr bald auf, schließlich sehnte sich sein Körper viel zu sehr nach Schlaf, den er in letzter Zeit schon viel zu wenig abbekommen hatte. Wohlig kuschelte er sich an Baji, zog die weiche Decke enger an sich und schlief draufhin wohlig an.
Als er am nächsten Tag aufwachte, lag Baji mit seinem Handy in der Hand neben ihm. Verträumt rieb er sich die Augen und streckte sich daraufhin ächzten. Seine Gliedmaßen fühlten sich immer noch schwer an und sein Schädel brummte ungeheuerlich.
„Guten Morgen", murmelte er verschlafen und rückte an Baji heran, der mit seinem Handy neben ihm saß. Als Baji seinen besten Freund erblickte lächelte er und zog ihn mit zu sich unter die Decke.
„Morgen? Du bist gut, wir haben 15 Uhr", lachte Baji auf.
Kazutora stutzte verdutzt. So lang hatte er geschlafen? Erst jetzt fiel sein Blick zum Fenster, durch das bereits hell die warme Mittagssonne schien.
„Wie fühlst du dich?", fragte Baji behutsam und legte augenblicklich seine Hand auf die Stirn des Jungen. Zu seinem Bedauern fühlte sich diese immer noch heiß an.
„Es geht schon, mein Kopf tut schon noch sehr weh, genauso wie der Rest meines Körpers, ich fühl mich so schwach", murmelte er ehrlich, auch wenn er es ungern zu gab. Baji gegenüber aber war er ehrlich. Es würde so oder so auch nichts bringen den Schwarzhaarigen zu belügen, da dieser seinen Vize besser kannte als alle anderen, manchmal sogar besser als Kazutora sich selbst.
Keisuke machte erneut das Fiber Thermometer bereit und gab es ihm. Kazutora steckte es sich in den Mund und wartete bis es fertig war. Zögerlich nahm er es heraus als das Piepsen erklang. Die Zahl die darauf stand gefiel ihm absolut nicht.
„37 Grad, alles wieder normal", grinste er und wollte das Gerät grade ausschalten, doch Baji's Reflexe waren schneller. Bevor der Schwarzblonde überhaupt reagieren konnte, riss sein bester Freund ihm schon das Thermometer aus der Hand.
Mit wütendem Knurren warf er ihm einen verachtenden Blick zu.
„Lügner!".
Beschämt sah Kazutora weg, er will ihn doch eigentlich gar nicht belügen, aber noch weniger wollte er zu einem Arzt.
Baji krempelte die Decke weg und zog ihn aus dem Bett. Seine Beine zitterten und drohten nachzugeben.
Keisuke zog sich schnell seine Jacke über, dann nahm er ihn so wie immer hoch und ging mit ihm die Treppen runter. Er half ihm dabei Schuhe und Jacke anzuziehen und stütze ihn auf dem Weg zu seinem Motorrad. Es war draußen so unglaublich kalt, dass Baji beim fahren schon Angst hatte, dass ihm gleich die Hände abfrieren würden. Kazutora saß hinter ihm und klammerte sich gut an ihn.
Den ganzen Weg über versuchte Kazutora ihn nochmal umzustimmen doch nicht zu einem Arzt zu gehen. Doch Baji blieb eisern und fing ab der Hälfte des Weges an seine Bitte zu ignorieren. Dort angekommen, zog er den sich wehrenden die ganze Zeit hinter sich her in die Praxis. Er fühlte sich eher als würde er einen Hund zum Arzt begleiten.
„Hallo wie können wir Ihnen helfen?", wurden sie freundlich von der Empfangsdame begrüßt.
„Mein Freund hat sich gestern etwas ungeschickt verletzt, nur hört es nicht auf zu bluten und Fieber hat er auch bekommen", übernahm Baji für ihn das sprechen, was wohl besser war, denn Kazutora hätte vor Nervosität nur einzelne Wortfetzen herausgebracht, mit denen niemand etwas hätte anfangen können.
„Jetzt beruhig dich mal, das ist ja schlimmer als mit einem Hund oder kleinen Kind zum Arzt zu gehen", seufzte Baji als sie sich im Wartezimmer setzten. Langsam war selbst er ziemlich genervt von Kazutora's Verhalten und das obwohl er sonst bei diesem sehr viel Mitgefühl und Gelassenheit zeigte.
Als sie aufgerufen wurden, stand Baji auf und zog den Kranken, wie schon den ganzen Tag am Arm hinter sich her.
Die noch junge Ärztin bat Kazutora auf der Liege Platz zu nehmen, während Baji es sich auf einem Stuhl gemütlich gemacht hatte. Der einzige Grund weshalb er mit ins Behandlungszimmer gekommen war, war nur, damit sein bester Freund nicht plötzlich die Biege machen würde und er ihm nicht verheimlichen konnte was für Medikamente er bräuchte.
„So was fehlt dir denn?", fragte die Ärztin den Jungen mitfühlend, da dem die Angst schon unübersehbar ins Gesicht geschrieben stand.
„Nun ja ich hab mich irgendwie am Bauch verletzt", murmelte dieser.
Baji hätte sich währenddessen am liebsten vor fremdscham über diese Aussage die flache Hand ins Gesicht geschlagen.
Doch die junge Frau schien es weniger zu stören, als den Jugendlichen. Behutsam hob sie sein Shirt hoch und sah den Verband.
„Könntest du bitte dein Shirt ausziehen, damit ich besser hinkann?", bat sie den verletzten Jungen.
„Muss das sein, geht das nicht auch so?", nuschelte Kazutora bedrückt.
Jetzt schoss es Baji wie eine Erleuchtung durch den Kopf.
*Ich Idiot, das hätte mir aber auch früher einfallen können*, schimpfte er sich innerlich und hätte sich am liebsten selbst ins Gesicht geschlagen. Auf einmal war ihm klar warum Kazutora so einen Aufstand machte: er wollte, dass keiner seine Narben sieht, da es ihm unangenehm war, zusätzlich hasste er Ärzte schon von klein auf, was keine gute Kombination ergab.
Der Schwarzhaarige sah zu seinem besten Freund der grade zögerlich beginnen wollte sein Shirt hochzustreifen. Eilig sprang Baji auf und hielt das Shirt an der Seite hoch an der die Verletzung ist.
„Geht das auch, wenn ich es halte?", fragte Baji nach und lächelte dabei so freundlich wie er nur konnte.
„Du musst es dann aber gut festhalten". Baji nickte und zog den grauen Stoff noch etwas höher.
Behutsam löste die Ärztin den Verband, worauf Kazutora bei der unstetesten Schicht wie immer schmerzhaft aufstöhnte. Kritisch beobachtete sie seine Verletzung, worauf auch Baji langsam unruhig wurde als er ihr Gesicht sah.
„Du hast das schon seit gestern?", fragte sie prüfend nach, worauf die beiden Jungen nickten.
„Stimmt was nicht?", fragte Baji vorsichtig nach, der nach dieser Frage nun auch komplett von der Unsicherheit gepackt war.
„Es ist nicht lebensbedrohlich, aber dennoch sollte es dir allein durch den Blutverlust sehr viel schlechter gehen", erklärte sie ernst und sah die beiden an.
„Warum seid ihr nicht gleich zu uns gekommen? Das hätte böse enden können", sprach sie ernst worauf die beiden sich beschämt ansahen.
„Du bekommst gleich von mir eine kleine Betäubungsspritze und dann werde ich dir das zunähen. Ich fürchte um allein zu heilen ist es zu groß und zu tief.", kündigte sie an worauf Kazutora ängstlich zu zittern begann. Sie verließ kurz den Raum, um sich die nötigen Sachen bereit zu legen.
Kazutora hingegen war schon dabei seine Flucht zu planen, doch Baji hielt ihn an der Hand fest.
„Hier geblieben", knurrte er als er das Vorhaben seines besten Freundes erahnte.
„Hat sie grade Spritze gesagt? Und nähen?", fragte er verängstigt nach und drückte Baji's Hand noch etwas fester.
Dieser zog ihn in eine leichte Umarmung und ließ seine Stirn an der von Kazutora ruhen.
„Sieh mich an, ich hab auch Angst um dich, aber das muss jetzt gemacht werden. Ich bin bei dir, ok?"
Kazutora nickte leicht und sah in das bronzefarbene Augenpaar, in denen er sich spiegelte. Baji löste sich etwas und setzte sich neben ihm auf die Liege.
Im nächsten kam die Ärztin auch schon mit einer Spritze in der Hand zurück.
„So, dann wollen wir mal", sprach sie und schenkte ihm ein vertrauenswürdiges Lächeln. Je näher sie mit der spitzen Nadel kam umso ängstlicher und nervöser wurde Kazutora. Baji schnipste vor seinem Gesicht mit dem Finger und holte ihn so aus seiner Trance. Er gab ihm zu verstehen, dass er nur ihn anschauen sollte und nicht die Ärztin. Es klappte wunderbar und die Frau konnte somit ungestört ihrer Arbeit nachkommen, die sie schnell und ordentlich erledigte.
„So, schon fertig", lächelte sie nachdem sie den letzten Stich gemacht hatte und räumte daraufhin ihr Equipment weg. Anschließend legte sie ihm noch einen neuen Verband um und schrieb ihm Antibiotikum auf, das er 3 mal täglich nehmen müsste, genauso wie einen Saft der Fieber und schmerzlindernd war.
„In 1 1/2 Wochen musst du dann nochmal kommen, da müssen dann die Fäden raus, aber dass ist gar nicht schlimm versprochen", lächelte sie. Zum Abschied gab sie beiden noch jeweils ein Bonbon und dann waren die beiden auch schon aus der Tür. Kazutora war heilfroh, als er endlich aus der Praxis raus war und Baji ebenfalls, da er sich nun dieses Gejammer nicht mehr antun musste.
„Geh du ruhig schon mal zu meinem Motorrad, ich geh schnell um die Ecke zu der Apotheke und hol die Sachen für dich", lächelte Baji fürsorglich, worauf Kazutora nur nickte und schon mal vorging. Bei dem Motorrad angekommen lehnte er sich gegen die Wand und checkte sein Handy.
Es war eine Nachricht in der Mikey ihn fragte, ob alles in Ordnung sei.
Der Vize antwortete dem Anführer schnell, dass alles gut sei, er aber etwas krank war.
In seinen Nachrichten sah er auch 20Benachrichtigungen von Aiko. Wut und Enttäuschung machten sich wieder in ihm breit. Er swipte nach links um alle Nachrichten als gelesen zu makieren, aber in Wirklichkeit ignorierte er sie. Sein Schmerz saß für all das noch viel zu tief. Er fühlte sich nicht bereit damit konfrontiert zu werden.
„Sieh an, wen man nicht alles trifft", hörte er eine bedrohliche Stimme vor sich. Er blickte von seinem Handy hoch und sah eine Person die er in letzter Zeit eindeutig zu oft gesehen hatte.
„Was willst du von mir Kisaki? Hab ich nen Peilsender im Arsch?", fragte er genervt.
„Na was wohl, ich will, dass du zu uns zurück kommst", grinste er finster.
„Maann, gibts eigentlich keine anderen Menschen auf der Welt denen du auf den Sack gehen kannst?", murrte er, steckte sein Handy weg und ging auf den blonden zu der locker einen halben Kopf kleiner war als er. Angesäuert blickte er von oben auf ihn herab.
„Ich werde Toman nicht verlassen! Vorallem nicht für so einen schmierigen Typen der, selber nicht mal kämpfen kann, sondern alle manipulieren muss, weil er sonst nichts in seinem armseligen Leben geschissen bekommt! Bei Toman sind alle meine Freunde und was hab ich bei euch? Eine heruntergekommenen Spielhalle, bei der ich aufpassen muss, dass sie mir nicht gleich auf den Kopf fällt!", schrie er Kisaki sauer an und schubste ihn bei jedem Satz etwas mehr zurück. Sein Kopf dröhnte unter seinen Worten, doch Kazutora war gerade richtig geladen und in Fahrt. Er ignorierte den pochenden Schmerz und seine zitternden, wackeligen Beine.
„Ach, mein lieber Kazutora, du hast wohl vergessen, dass wir deine geliebte Aiko haben", grinste er teuflisch, da er nun seine größte Tumpfkarte gezogen hatte. Nichts machte ihn sicherer, dass sein gegenüber klein bei geben würde als bei dieser Tatsache. Kazutora legte zornig den Kopf schief, dass sein Glöckchen am Ohr aufklingelte.
„Du meinst ernsthaft, dass sie mir noch etwas bedeutet? Nachdem ich sie mit Hanma gesehen habe?! Nachdem sie mich als schlechten Menschen beleidigt hatte und mich als brutalen Mörder hingestellt hatte?! Denkst du da ernsthaft, dass ich für diese Schlampe noch Gefühle habe?! Macht doch was ihr wollt mit ihr, es Interessiert mich einen Dreck! Schade für dich aber nun hast du wohl deine wichtigste Trumpfkarte verloren um mich zu deiner Marionette zu machen, also such dir einen neuen Idioten der nach deiner Pfeife tanzt!", sprach Kazutora den letzten Satz ruhig aber direkt aus, drehte sich auf dem Absatz um, zog seine Kapuze über seinen Kopf, streckte seinen Mittelfinger in Richtung Kisaki aus und ließ diesen sprachlos und mit offenem Mund zurück.
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Da hat er es Kisaki aber gegeben😁
Lasst gerne Feedback da, Vote und kommi würden mich immer sehr freuen^^
Habt einen schönen Freitag, denkt dran, bald ist Wochenende 🥳
(2580 Wörter)
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