11. Ein Lichtblick?

Im Krankenhaus angekommen liefen Takemichi, Draken und Mikey sofort hoch ins Wartezimmer. Chifuyu saß verkrampft auf einem der Stühle und hatte seinen Kopf in den Händen vergraben. Er blickte leicht hoch als er seine Freunde hereinkommen hörte. Seine Augen waren rot vom ganzen weinen und brannten wie Feuer.

„Und wie sieht's aus?", fragte Takemitchy vorsichtig, als er Chifuyu's verzweifeltes Gesicht sah.

„Die Op läuft immer noch", murmelte er kaum hörbar vor sich hin, während er sich die Tränen immer wieder mit dem Ärmel seiner Jacke wegwischte.

Takemitchy, Draken und Mikey setzten sich ebenfalls zu ihm. Etwas anderes blieb ihnen auch kaum übrig. Keiner sagte auch nur ein Wort. Es war nur das tickende Geräusch der Zeiger der weißen Uhr an der Wand zu hören und das obwohl die Zeit gefühlt gar nicht verging.

Etwa 2Stunden später hörte die Op-Lampe auf zu leuchten. Gespannt standen die 4 Jungen gleichzeitig auf. Ein Arzt im grünen Kittel verließ den Saal und erblickte die Wartenden.

„Wie gehts ihm?", ergriff Mikey als erster das Wort.

„Die Op war ein Erfolg", berichtete der Arzt. Sofort brachen die vier in lauten Jubel aus. Die Mitglieder der Toman Gang fielen sich überglücklich in die Arme.

„Ich muss euch nur etwas sagen, dass euch wahrscheinlich nicht so erfreut", fügte der Arzt noch hinzu und ließ die Jungen augenblicklich verstummen. Fragend blickten ihn alle an.

„Keisuke Baji befindet sich im Koma, wir wissen nicht wann und ob er jemals nochmal aufwachen wird...es tut mir sehr leid.", berichtete er seine traurigen Neuigkeiten.

Ratlos schauten sie sich an. Was wird jetzt aus Baji? Und was ist mit Kazutora? Ist er nun frei oder nicht? Ist er erneut ein Mörder oder nicht. Takemichi schluckte hörbar, während Chifuyu erneut blass wie die Wand wurde und sich auf seinen Stuhl zurück fallen ließ.

„Wieso nur?", murmelte der Vize, dem sofort wieder die Tränen kamen.
Draken und Mikey schauten ebenfalls betreten zu Boden. Sie wussten sich nicht zu helfen und eine Antwort wussten sie schon gar nicht.

Kurz nach der Festnahme saß Kazutora mit Handschellen gefesselt im Streifenwagen. Nachdenklich hatte er seinen Kopf gegen die kalte Scheibe gelehnt und schaute der Landschaft beim vorbeiziehen zu. Die Gedanken die in seinem Kopf herumschwirrten galten vorallem Baji.

*Du musst es einfach schaffen, bitte ich will dich nicht verlieren*, murmelte er verzweifelt in Gedanken.

Am Gefängnis angekommen schleppte er sich schwerfällig aus dem Auto auf das Gebäude zu. Mit gesenktem Kopf lief er durch die Gänge, Herrn Sakagami dicht hinter seinen Fersen. Sie gingen an dem Trakt für die Jugendstrafanstalt vorbei. Eine Treppe die sich ins dunkle nichts erstreckte breitete sich vor ihnen aus. Kazutora zögerte als sich der Abstieg zur Hölle förmlich vor ihm aufbaute.

„Na los, beweg dich!", raunte eine bedrohliche Stimme hinter ihm. Kräftig schubste ihn der Wärter vorwärts, worauf der Junge das Gleichgewicht verlor und stolperte. Da seine Hände immer noch auf seinem Rücken gefesselt waren konnte er sich nicht abstützen. Schmerzvoll krümmte er sich als sein Gesicht auf dem harten Steinstufen aufkam.

„Steh auf!". Ruckartig packte Herr Sakagami den Arm des Häftlings und zog ihn auf die Beine. Mühselig zog er ihn hinter sich her, bis er bei einer leeren Zelle stehen blieb. Kazutora's Augen weiteten sich vor Angst als er die kalte Zelle sah. Es gab keine Fenster und das Licht was im Gang brannte erhellte nur einen kleinen Teil des Raumes. Schwere Gitterstäbe schlossen die Zelle, die sonst nur aus grauen Steinwänden bestand. Nichtmal ein Bett gab es in diesem Loch.

„Vergesst es im Leben geh ich da nicht rein!", wehrte sich der 15 jährige und versuchte wegzulaufen, worauf er im nächsten Moment einen Schmerz in seinem Rücken spürte. Stöhnen rappelte er sich auf und sprang nach vorne, doch es war zu spät, die Zelle war verschlossen. Verzweifelt sprang er an die kalten Stangen, die ihn vom Gang trennten.

„Lasst mich raus ihr Geistesgestörten! So könnt ihr Menschen nicht behandeln!", schrie er wütend und sprang mehrere mal mit der Schulter voran gegen die Gitterstäbe der Zelle.

„Ach? Können wir nicht? Und du behandelst die Menschen besser in dem du sie umbringst du Mörder?", schnaubte der Wärter.

„Ich bin kein Mörder das war alles nicht meine Absicht! Bitte lassen sie mich raus!", rief der Junge zitternd aus, worauf sich die Tränen in seinen Augenwinkeln bildeten.

„Natürlich war es das nicht, deswegen hast du es auch nur drei Tage auf freiem Fuß ausgehalten", provozierte ihn Sakagami grinsend.

„Hör auf!", schrie Kazutora und wollte sich seine Hände an die Ohren pressen, damit er die Worte nicht mehr hören musste, aber er konnte nicht.

„Behalte dir immer im Kopf Hanemiya, du bist einfach nur Abfall der sich nichtmal mehr Mensch nennen könnte sondern nur Monster.", mit diesen Worten ließ er ihn allein zurück.

Kazutora sackte schreiend auf die Knie. Verzweifelt schlug er seinen Kopf immer wieder gegen die metallernen Gitterstäbe die bei jedem Mal lauthals klirrten. Warmes Blut trat irgendwann aus seinem Schädel aus und lief ihm quer über sein Gesicht das von Mikey schon ziemlich schlimm zugerichtet war.  Immer und immer wieder schlug er dagegen, seine Verletzungen und die starken Wunden die so viel bluteten, dass sein ganzes Gesicht fast rot war, interessierten ihn nicht im geringsten. Seine Sicht verschwamm immer mehr und sein Schädel pochte wie verrückt. Ächzend stand er auf und taumelte durch die Zelle. Alles drehte sich um ihn. Seine Beine verließen die Kraft ihn zu tragen und er sackte zu Boden.

„Baji...es...es tut mir...leid", bekam er seine letzten Worte heraus, dann brach er zusammen. Der bewegungslose Körper des 15 Jährigen schlug auf dem Boden auf. Der Boden um ihn färbte sich sofort mit einer roten, dicken Flüssigkeit die aus seinem Körper austrat. Langsam schloss er seine Augenlider bis schließlich alles dunkel war.

Ächzend öffnete Kazutora die Augen. Grelles Licht blendete ihn in die Augen.

*Wo bin ich?*, fragte er sich selbst, während er immer wieder ein gleichmäßiges Piepsen neben ihm ertönte.

„Bleib liegen", forderte ihn eine Stimme neben ihm auf. Langsam drehte er seinen Kopf zur Seite.
Erst jetzt bemerkte er, dass er in einem komplett weiß bezogenem Bett lag. Die Stimme die grade zu ihm gesprochen hatte gehörte zu einem jungen Mädchen, das nur etwas älter war als er.

„Freut mich, dass es dir besser geht", lächelt sie ihm zu. Ihre langen, braunen Haare umschlossen ihr freundliches Gesicht auf dem ein nettes Lächeln lag.

„Wer bist du?", fragte Kazutora mit zerbrechlicher, kraftloser Stimme nach.

„Ich bin Aiko Yamishida. Ich mache hier grade mein Schülerpraktikum und da es so schlecht um dich stand, wurde ich beauftragt dein persönlicher Leibwächter zu sein, falls sich deine Werte verschlechtern", stellte sie sich freundlich vor.

Verwirrt blickte Kazutora sich um. Um ihn herum waren überall Schläuche. An seinen dick verbunden Armen waren Zugänge gelegt die ihn mit Blut versorgten.

„Was ist passiert? Wo bin ich?", fragte er leise und hielt sich stöhnend seinen schmerzenden Kopf.

„Du bist auf der Krankenstation des Gefängnisses. Du hattest viele Verletzungen, manche waren auch schon älter. Sie mussten dringend behandelt werden. Besonders dein Gesicht hat einiges abbekommen und deine Arme und Hände sahen erstrecht nicht gut aus. Bei deinem Wutanfall sind viele schon älter aussehende Wunden aufgerissen und haben stark geblutet.", murmelte sie etwas beunruhigt.

Schockiert zog Kazutora seine Arme an seine Brust.
„Du hast sie gesehen?", fragte er schockiert in Gedanken daran, wie oft er sich schon dort mit Absicht geschnitten hatte um so manchen Schmerz zu vergessen. Doch nie hatte er es Jemanden gesagt, geschweige denn gezeigt.

Sie nickte vorsichtig. Worauf er schuldbewusst den Kopf senkte.

„Mach dir keine Vorwürfe du wirst bestimmt deine Gründe haben, ich hoffe dir geht es bald besser", lächelte sie.

Verwirrt sah er sie an. Warum war sie so nett zu ihm?

„Hast du keine Angst vor mir? Ich bin doch schließlich ein Verbrecher", fragte er mit gebrechlicher Stimme.

Lächelnd schüttelte das Mädchen den Kopf.
„Weißt du, nur weil du im Gefängnis bist heißt das nicht, dass du ein schlechter Mensch bist. Man kann durch so viele unterschiedliche Sachen ins Gefängnis kommen. Manches ist auch oft nicht beabsichtigt, sondern manchmal rutscht man unglücklich in eine Situation hinein. Deswegen interessiert es mich nicht was du angeblich getan haben sollst. Ich bin mir sicher, dass du kein schlechter Kerl bist du machst nicht den Eindruck."

Kazutora hörte mit leicht offnen Mund ihren Worten zu. Er fand das Mädchen unglaublich, noch nie war er jemandem begegnet, der ihn von Anfang an so gut verstanden hatte wie sie. 

„Sag mal heulst du etwa?", fragte sie nach. Erst jetzt bemerkte Kazutora die kleine Träne die sich ihren Weg aus seinem Augenwinkel bahnte. Schnell wischte er sie sich mit seinem Handrücken weg.

„Ich doch nicht", nuschelte er währenddessen.

„Ich bin ganz sicher, dass du gute Freunde hast die immer für dich da sind. Also egal wie schlecht es dir geht, es wird bestimmt immer Menschen da draußen geben die auf dich warten", lächelte sie fröhlich.

*Freunde?!*, schoss es ihm durch den Kopf.
*Baji!*

Hastig sprang Kazutora aus dem Bett auf und schmiss die Schläuche von sich.

„Warte, du darfst nicht aufstehen!", rief das Mädchen und hielt ihn von hinten fest.

„Lass mich los, ich muss zu ihm!", rief er und schubste das Mädchen unsanft von sich. Schwungvoll riss er die Tür auf und sprintete durch die Gänge. Immer wieder stellten sich ihm Polizisten in den Weg die ihn wieder einbuchten wollten.

„Lasst mich durch ihr Wixxer, ich muss zu ihm!", schrie er lauthals und prügelte sich verbissen unter Schmerzen und Tränen aus dem Gefängnis. Seine bloße Willenskraft war das was ihn antrieb immer weiter zu machen und alles um ihn herum zu vergessen. Die Polizisten, seine Schmerzen und seine Verletzungen.

*Baji, bitte du musst am Leben sein, ich bin sofort bei dir*

Draußen angekommen begann er sofort um sein Leben zu laufen. In einer Seitengasse sah er einen jungen Mann auf einem Motorrad. Unsanft stieß er den Fremden von der Maschine, stieg auf und fuhr Richtung Krankenhaus. So schnell er konnte brauste er durch die Straßen und ignorierte dabei jede Verkehrsvorschrift die es gab.

*Halte durch Baji ich bin schon fast da*

Vor dem Krankenhaus sprang er von dem Motorrad ab und schmiss es unsanft auf den Asphalt. Er lief nach drinnen und suchte den Wartebereich für die Intensivstation auf. Als er um die Ecke blickte, sah er Mikey und Draken im Wartezimmer sitzen. Verängstigt schluckte er. Doch grade als er all seinen Mut zusammen nehmen wollte und zu ihnen gehen wollte, ertönte ein lauter Alarm. Erschrocken fuhr der Junge zusammen, genauso wie seine früheren Freunde.

„Herzstillstand in Zimmer 36B!", schrie eine Krankenschwester durch den Flur. Kurz darauf rannten jede Menge Schwestern und Ärzte an Kazutora vorbei. In das Zimmer vor dem Mikey und Draken warteten.

„Baji!", rief Mikey verzweifelt aus. Kazutora konnte deutlich die Tränen in den Augenwinkeln des Anführers sehen.

*Das kann nicht sein! Ich habe ihn also doch umgebracht*. Sofort drehte Kazutora sich um und rannte aus dem Gebäude. Schreiend und mit Tränen überströmten Gesicht lief er verzweifelt durch die Straßen.

*Baji warum nur? Warum bin ich nur so scheiße?! Es ist alles meine Schuld! Warum bist du gestorben und nicht ich, ich hätte es so viel mehr verdient*

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(1838 Wörter)

Was glaubt ihr wird Kazutora jetzt machen?

Lasst gerne Feedback da würde mich sehr freuen ^^

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