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» Ich weiß, dass du meine Hilfe willst und benötigst «, setzte der blonde Dämon an. » Aber wie gedenkst du, es zu schaffen ? «. Nachdenklich kratzte er an seinen Kinn. An seinen adrigen Händen waren viele, goldene Ringe. Nur einer von ihnen war schwarz, der mir direkt ins Auge sprang. Belial lehnte sich vor.
» Ich muss und werde es schaffen, Luz. Es gibt keine andere Möglichkeit «.
Ein tödlich schallendes Gelächter entwischte Luzifer. Sein Aura verdunkelte sich. Etwas gefährliches ging nun von ihm aus. Ich versteifte mich in meinem Sitz. Der einst leuchtende Engel wurde ersetzt von dem Dämon, dass nun in ihm hauste. Seine Augen wurden dunkler, ein einziges Inferno. Der Blondschopf stand plötzlich auf, stemmte seine Hände auf das massive, aus Gold bestehende Tisch und beugte sich ebenfalls zu seinem Kumpel.
» Du weißt gar kein Scheiß ! «, knurrte er die Wörter vereinzelnd und verlieh ihnen damit Kraft. Belial neben mir stand nun auch auf. Er wirkte ruhiger als Luzifer. Gefasst und sicher. Sein Erscheinen jagte mich mehr Angst ein. Es war wie die stille vor dem Sturm. Während Luz schon tobte, bewahrte Belial seine Ruhe, obwohl es in ihm brodelte. Das konnte ich an seiner Haltung sehen.
» Alles braucht seinen Opfer. Mir ist bekannt, dass ich meine Vergangenheit, meine dunkelsten Gedanken und Taten immer wieder erleben werde, bis ich dort verschwinde. Das musst du mir nicht sagen. Jeder kennt die Insel «.
» Narr ! «, schimpfte Luzifer. Sein Blick schnellte zu mir und ein eisiger Ausdruck huschte über sein Gesicht. » Und was ist mit ihr ? Denkst du wirklich, sie könnte es aushalten ? Deine lieblich, menschliche Gesellschaft ? Ich bezweifele es «.
Gänsehaut durchzog meinen ganzen Körper. Er wusste, dass ich am Leben war. Woher ? War es so offensichtlich ? Bevor ich meine Gedanken sortieren konnte, hörte ich einen lauten Knall. In binnen Sekunden hatte sich der dunkle König den hellen König gepackt und schleuderte ihn gegen die Wand. Ein gewaltiges Loch zerriss sich in die wunderschöne, sehr alte Mauer und die Risse vertieften sich, als ein irr grinsenden blonder Dämon sich daraus befreite. Belial tauchte wieder neben mir auf und stellte sich vor mich. Etwas unbeholfen ergriff ich seinen Arm und hielt mich daran fest. Ich war vor Schock aufgesprungen, fiel mir jetzt ein.
» Du wirst sie nicht anrühren «.
» Du versuchst sie zu beschützen «.
Luz schien verwirrt zu sein, vor dem Bild das sich ihm ergab. Die Erkenntnis schien ihm tief in die Magengrube zu schlagen, denn er verzog schmerzhaft das Gesicht. Sein Blick heftete sich an meine Hand, die sich an Belial klammerte. Normalerweise war ich keine der Frauen, die sich hinter einem Mann versteckte. Ich griff an. Aber die Umstände machten es mir fast unmöglich. Zwei göttliche, unsterbliche, heiße Männer kämpften mit allen Mitteln. Ich war nur ein Mensch. Kein Schaden konnte ich ihnen anrichten. Es wäre Zeitverschwendung gewesen. Und sollten sie doch denken, dass ich hilflos wäre. Die Klinge zwischen meinen Brüsten wog auf einmal schwer.
» Was soll das bedeuten, Belial ? «, fragte der Blondschopf immer noch außer Sich, während ich mit mir selber gekämpft hatte. Auch ich blickte ihn nun an. Er stand da mit zusammengebissenen Kiefer. Luzifer schien eins und eins zusammengezählt zu haben, dass ich nicht sehen konnte und nun flippte er komplett aus.
» Du beschissener Wichser ! Willst du so Enden wie ich ? Wie kannst du es wagen, dich in sie - «, rief er aber Belial kam ihm zuvor. Ein eiskalter Blick von ihm und Luzifer verstummte. Pissig wie er war, schüttelte er grob den Staub aus seinen Haaren. Mit gezielt festen Schritten stand er vor uns.
» Wag es ja nicht, dass auszusprechen, was du denkst. Du liegst falsch «, brummte der langhaariger König.
» Ach ja ? Das wollen wir mal sehen «.
Der blonde Dämon war plötzlich vor mir und riss mich von Belial weg. Der gefallene Engel legte seine Arme um mich. Mein Rücken war an seinem Brust gedrückt und sachter als gedacht legte er seinen Hand in meine Haare und zog meinen Kopf zu sich nach hinten. Er tat mir nicht weh. Mir kam es so vor, als ob er versuchen würde Belial zu provozieren. Er wollte ihn testen.
» Lass sie los «.
» Nein «, grinste Luzifer. Ich versuchte mich herauszuwinden aber nur widerwillig, denn auch ich wollte die Reaktion von Belial sehen. Was wollte Luz damit erreichen ? Er hatte eine Theorie. Meine Gedanken waren blank. Hinter mir zog er meinen Kopf näher zu sich, legte es auf seinen Schulter ab. Mein Herz raste mir in der Brust. Seine weichen Lippen legten sich auf meinen Hals und er ertastete meinen Puls. Bevor er weiter wandern konnte, wurde ich mal wieder grob rausgerissen. Ich lag in Belials Arm, mit der anderen hielt er den Arm von Luzifer. Eine Bewegung und es knackte. Der blonde Engel schrie vor Schmerz auf. Belial hatte seinen Arm gebrochen. Ohne etwas zu sagen, griff er zwischen meine Brüste, holte meine Klinge heraus und durchstach die Lippen von Luzifer. Purpur Blut spritzte auf Belials Gesicht. Er war wie besessen. Zorn zerfraß sein Gesicht.
» Fass sie noch einmal an und ich werde dein verficktes Untergang werden «, flüsterte er auf den blutenden Dämon ein. Während die eine Hand einen anderen Dämon zerfleischte, hielt mich die andere sanft und kräftig an sich gedrückt.
Ein irres Lachen entwich Luzifer, während er seine Lippen hielt. Durch seinen blutigen Händen konnte ich sehen, wie sich kleine Fäden bildeten und sich die Wunde schloss. Belial wischte sich das Blut an seiner Hose ab, bevor er sachte meine Klinge wieder zwischen meine Brüste platzierte. Dabei strich er sanft an ihnen. Ein Schauer erfasste mich.
» Du hast mein Verdacht bestätigt «, sagte nun der Blondschopf und richtete sich auf. Seine Lippen waren komplett geheilt. Sein Arm hing immer noch schräg an seinem Körper. Uninteressiert packte er seinen Arm und rückte es mit einer schnellen, harten Bewegung in seine Position. Seine Miene war nun Ernst. Die Verrücktheit war aus ihm gewichen, nun war es nicht mehr der blonde Dämon, sondern der Engel, der einst geliebt hatte.
» Wir müssen darüber reden. Alleine «, bekräftigte er. Belial sagte nichts darauf, es war als ob er sich in eine Statue verwandelt hatte. Er hielt mich immer noch, deswegen bemerkte ich, dass er seinen Atem angehalten hatte. Er schien mit sich zu ringen. Luzifers Augen sahen zu mir herab. Ein entschuldigender Ausdruck lag darin. Langsam hob er eine Hand und wirbelte sachte damit. Sanfter Wind umhüllte mich und trug mich aus Belials Armen. Ich wurde hochgehoben und der Wind ließ mich zur Tür schweben.
Belial war mit seinen breiten Rücken zu mir gedreht, ich sah nur, dass Luzifer auf ihn einredete. Der Wind erlaubte es mir nicht, zu hören was er sagte und was der dunkle König darauf erwiderte. Die Tür schlug hinter mir zu und der Wind löste sich auf. Ich wurde auf den Füßen gestellt. Nun stand ich alleine im großen Flur. Ich hörte wie sich die Tür verriegelte und hoffte inständig, dass sie, egal was sie zu besprechen hatten, es zivilisiert angehen konnten. Es wäre schade um das Schloss.
Der Flur hatte riesige Fenster, durch die warme Sonnenstrahlen schien. Da ich nichts mit mir anfangen konnte, sah ich hinaus und schaute runter auf die Seelen, die noch immer auf den Märkten rumschlenderten. Ich entschied mich kurzerhand auch runterzugehen. Schritt für Schritt versuchte den Ausgang zu finden. Mein Kleid hielt ich in meinen Händen. Ich fand das Tor. Es war riesig, gesäumt von goldenen Engelchen, die das Tor bewachten. Sachte legte ich meine Hand darauf und zog daran. Es öffnete sich willig. Ich stand draußen. Neugierig sah ich mich um. Eine lange, steile Treppe führte nach unten. Belial hatte nicht gelogen, als er meinte, dass Luz Aufmerksamkeit liebte. Das war noch untertrieben. Als ich unten angekommen war, musterte ich das Schloss. Es war pur aus Gold und schrie in jeden Sprachen Macht und Reichtum. Anders als von Plingax war dieser Schloss nicht spitz, sondern eher abgerundet.
Hatte direkt an dem Tor zwei kleine Türme, die man erklimmen konnte. Es erinnerte mich an Barock- Style, aber mittelalterlicher. Es war etwas komisch, inmitten von den Bewohnern zu wohnen und damit zu prahlen. Während Belials Schloss nach hinten weiterging, umzingelte dieser uns von rechts und links. Die Markt fand direkt darin statt. Im großen Hof. Ich bemerkte einen großen Brunnen, aus der rote Flüssigkeit lief. Je näher ich kam, desto bekannter kam mir der Duft. Es war Blut. Die Statuen auf den Brunnen waren lebendig. Blutige Tränen liefen ihren Wangen hinab. Mich schauderte es. Ich wendete mich um und schlenderte zu den gut geschmückten kleinen Zelten, indem viele verschiedene Sachen verkauft wurde. Schmuck, Tränke, Organe, verschiedene Sorten Blut und vieles mehr. Ein Trank erweckte meine Aufmerksamkeit. Ich sprach den Verkäufer an.
» Was ist das ? «, wollte ich wissen. In meinen Händen lag eine kleine, runde, pinke Flasche.
» Liebestrank «, antwortete er. Erstaunt stellte ich es wieder ab.
» Funktionieren sie wirklich ? «.
» Natürlich, ich verkaufe nur das Beste von Besten «, brummte der Mann, nackt wie er war. Ich verdrängt die Erkenntnis. Jede Seele hier war nackt. Ich kam mir Fremd vor. Zu eingepackt in dem prächtigen Kleid. Schiefe Blicke wurden mir geschenkt, die sie in wenigen Minuten vergaßen und mich wieder angafften. Doch der Mann vor mir vergaß nicht. Wieso ? Misstrauisch musterte ich ihn.
» Wieso vergisst du nicht ? «.
Der Mann lächelte gehässig und zeigte mit seinen krummen, ekligen Fingern auf eine blaue Flasche. Es hieß Vergissmeinnicht. So wie die kleinen, blauen Blumen auf der Welt. Meine Neugier war erweckt. Es war mir egal, ob er mit einem kleinen wackelnden Schwanz vor mir war. Ich wollte Antworten.
» Ich vergesse schon, Ma'am, jedoch bewirkt der Trunk es etwas zu verlängern. Mein Gedächtnis natürlich. Ich schiebe es vor mich hin, bis ich es nicht mehr aushalte oder meine Tränke leer sind, danach vergesse ich «.
» Also kannst du es verhindern, zu vergessen «.
» Nur für ein paar Augenblicke . Stellen Sie es sich vor wie eine Droge. Es hat seine gezielt Wirkung, mit verheerende Auswirkungen «.
» Die wären ? «.
» Eine junge Frau wie Sie sollte sich keine Gedanken um so etwas machen, erst Recht nicht, wenn sie nicht von hier stammt «.
Stimmt, die Klamotten gaben mich Preis. Ich beließ es dabei und fragte jede einzelne Flasche. Jeder war Unikat, von Farbe und Form her. Der Mann öffnete einer der Vergissmeinnicht und trank daraus. Es war, als ob seine Seele es an Farbe verlor. Verheerende Auswirkungen. Er verlor seine Seele, löste sich auf. Betrank sich in das Nichtsein. So nannte Belial es. Auch Seelen konnten rein theoretisch sterben. Sie wären dann ein Nichts. Nie existiert und würden auch nie wieder existieren. Es war eine widerliche Vorstellung. Doch der Mann wollte sich wohl an alles erinnern. An sein vergangenes Leben, an sein jetziges Leben, um sich danach Stück für Stück zu zerstören, sich umzubringen.
Rote Flasche stand für Feuer. Man konnte die Flasche einfach werfen und das Flüssigkeit würde sich in Feuer umwandeln. Grau stand für Versteinerung. Sein Gegenüber außer Gefecht setzen. Pink für die Liebe, Blau um nichts zu vergessen, Gelb für Unsichtbarkeit, Weiß für die Wunden. Der Mann erzählt und erzählte. Nach einer Zeit wurde sein Blick glasig. Nur die eine Farbe war er übersprungen. Die Grüne.
» Was bezweckt die grüne Flasche ?«.
» Nichts was eine junge Dame braucht «, murmelte er benommen. Seine wirren Hände suchte nach der blauen Flasche.
» Sag es mir «, verlangte ich.
» Pures, elendige Gift «.
Die grüne Flasche glitzerte mich höhnisch an. Automatisch griff ich danach. Es sah auch giftig aus. Ich fragte mich was damit gemeint war. Normales Gift das ich von der Welt kannte ? Oder war es etwas anders hier in der Unterwelt ?
» Wie viel ? «.
Der Mann stockte, sah die Flasche in meinen Händen, bevor er wieder herumwühlte. Er schien zu vergessen. Man konnte es ihm ansehen. Sein Blick wurde komplett glasig und sein Körper wankte. Für eine kurze Zeit schloss er die Augen. Als er sie wieder öffnete, schaute er mich irritiert an.
» Wer sind Sie ? «, wollte er wissen. Benommen setzte er sich auf sein Hocker, hinter die Theke.
» Belanglos «, flüsterte ich, kehrte um und lief davon. Die Sonne strahlte warm auf mich hinab und vorsichtig sah ich auf meine Hände hinunter. In meinen Händen lag eine einzelne Flasche, die im Sonnenlicht leuchtete.
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