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Seine Lippen lagen sanft auf meiner, bewegte sich kein Stück, so als ob er mir die Entscheidung ließ. Entweder konnte ich mich von ihm losreißen oder ich erwiderte seinen Kuss. Wir standen auf der Wendeltreppe, sein Körper presste sich gegen meine. Mein Rücken war an die Brüstung gelehnt. Ich war starr vor Überraschung. Seine kräftigen Hände lagen auf meiner Taille und streichelten mich. Eine gewaltige Gänsehaut rieselte über meinen Rücken. Nachdem mein Hirn verarbeitet hatte, was hier passierte, reagierte mein Körper automatisch. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und erwiderte leicht seinen Kuss. Als hätte er die Reaktion nicht erwartet, hielt er für einige Sekunden inne, um mich danach leidenschaftlich zurückzuküssen.

Sein Kuss wurde fordernder und stürmischer. Seine Zunge drang gebieterisch in meinen Mund und erforschte mich. Ich stöhnte erregt. Meine Zunge fuhr über seine überaus spitzen Zähne. Ein kleiner Schnitt und Blut floss in kleinen Tropfen in seinen Mund. Er knurrte erbittert. Seine Hände packten mich an meine Haare und er zog meinen Kopf sachte von sich weg. Ein Wimmern verließ meine Lippen. Ich brannte förmlich und wollte nicht, dass es hier endete. Das schien Belial genauso zu ergehen, denn er ließ nicht von mir ab. Im Gegenteil fing er an, meinen Hals zu lecken. Er hinterließ eine feuchte Spur und ich keuchte. Die kalte Brüstung an meinem Rücken fing an warmzuwerden, wegen meiner Hitze, die ich versprühte.

» Belial «, seufzte ich.

Meine Finger krallten sich verzweifelt an seine Haare. Ekstatisch zog ich daran. Der König wurde feuriger. Mit einer schnellen Bewegung hatte er mich umgedreht. Nun presste sich mein Rücken an seinen Oberkörper. Seine Hand beugte meinen Kopf nach hinten. Er zischte vergnügt in mein Ohr. Gänsehaut bedeckte meinen Körper.

» Wir sollten aufhören «, sagte er atemlos, während er meinen Ohrläppchen zwischen seine Zähne nahm und daran saugte. Verzweifelt jammerte ich auf, als er seinen erregten Penis gegen meinen Po drückte. Jeder einzelne Körperteil in mir glühte. Das Schloss schien in Flammen zu stehen. Ich kam nicht zu Atem. Unerwartet entzog er sich. Die plötzliche Kälte ließ mich schaudern. Ich vermisste seine Wärme, seine Hände und seine Zunge jetzt schon. Verwirrt, mit den Gedanken, etwas falsch gemacht zu haben, drehte ich mich zu ihm um. Meine Wangen waren gerötet. Das konnte ich an dem Rauschen erfühlen.

» Habe ich etwas Falsch gemacht ? «, fragte ich außer Atem. Der Dämon richtete meine Kleidung, strich mein Kleid glatt und versuchte ohne Hoffnung meine Haare in Ordnung zu bringen. Er grinste.

» Im Gegenteil. Du bist berauschend «.

» Warum hast du dann aufgehört «, klagte ich und schlug im nächsten Moment meine Hände vor den Mund. Was hatte ich da bloß gesagt ? Ich motzte einen König an, weil er aufgehört hatte, mich zu liebkosten. Was war nur aus mir geworden ? Mein Gehirn war genauso verwirrt wie meine Seele. Ich hatte mir geschworen, nie mit einem Mann zu enden. Nie Geschlechtsverkehr zu haben, da mir die Traumen noch nachhingen. Und nun war ich wütend, weil ich eben dies nicht bekam.

Er ist kein gewöhnlicher Mann. Er ist ein Dämon.

Dieser Gedanke kühlte meinen Körper vollständig ab. Er schien das erste Mal, seitdem wir hier sind, zu zögern. Belial legte seinen Kopf schief und musterte mich. Ich hingegen stieß mich von der Brüstung ab. Auch wenn ich peinlich berührt war, blickte ich ihm hartnäckig in die Augen. Er sollte mir gefälligst eine Antwort geben! War ich nicht hübsch genug für ihn ? Verjagte ihn meine Narbe ? Meine Hand erhob sich wie von selbst und versuchte die Narbe zu verdecken. Der König fing meine Hand in der Luft ab und presste es wieder gegen meine Seite.

» Nicht «, sagte er und starrte mir direkt in die Augen, » Ich hätte dich nicht einfach küssen sollen. Das war unhöflich. Es ist nur... ich möchte und werde dich nie zu etwas zwingen, Zuke. Ich werde darauf warten, bis du selbst zu mir kommst. Der dunkle Teil in mir wollte nicht gehorchen und ich entschuldige mich aufrichtig «.

Er sah mich aufmerksam an. Mein schmerzendes Herz beruhigte sich ein wenig und ich nahm erleichtert Luft. Er musste sich für nichts entschuldigen. Es war berauschend gewesen. So etwas hatte ich noch nie gefühlt, deswegen wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte, nachdem er mich mehr oder weniger abgewiesen hatte. Das hatte ich also mein Leben lang verpasst. Einen Liebhaber, der jeden einzelnen Körper von dir liebkosten konnte und dich in die Wolken katapultieren konnte. Nun wurde ich neugierig, was ich sonst noch so mit meinem Körper erforschen konnte. Belial riss mich auf meinen Gefühlen und Gedanken, indem er meine Hand sachte anhob und einen zärtlichen Kuss auf meine Handrücken hinterließ.

» Lass uns weitergehen «.

Ich hakte mich bei ihm unter und wir stiegen die letzten Stufen vorsichtig hinunter, wobei ich nichts dagegen hätte, dasselbe nochmal erleben zu dürfen. Ich durfte nicht daran denken. Unauffällig schüttelte ich meinen Kopf und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Essen. Mein Magen knurrte. Ich hatte fürchterlichen Hunger. Wir betraten den Speisesaal. Der Dämon erklärte mir, es wäre sein privater Speisesaal. Seine Diener und Gefolgschaften würden in einem anderen Raum essen, der genauso groß war wie dieser. Nur wären die mehreren Tischen in der Mitte und in jeder Ecke und es wäre zu eng mit so vielen Seelen. Dieser Speisesaal war leer geräumt. In der Mitte stand ein robuster und riesiger Tisch, der kein Ende zu nehmen schien. Immer parallel gegenüberstanden Stühle. Am Kopf des Tisches befand sich ein hoch gestellter Thron aus Obsidian. Dort musste Belial sitzen. Über dem Tisch hingen wunderschöne, altmodische Kronleuchter. Zwischen ihnen flogen die glühenden Bällchen herum.

» Setz dich «, wies er mich an und zog einer der Stühle hervor, damit ich mich setzen konnte. Er war so ein Gentleman. Nachdem ich saß, schob er mich gekonnt an den Tisch und er nahm neben mir Platz. Verwirrt sah ich ihn an. Sollte er nicht auf dem Thron sitzen ? Er bemerkte meinen Blick und folgte ihm. Er sah seinen Thron und wendete sich davon ab. Seine Aufmerksamkeit gilt dem aus Massivholz bestehendem Tisch. Ich konnte erkennen, wie sich einer seiner Mundwinkel erhob.

» Ich wollte neben dir sitzen. Ich lehne es ab, auch nur eine Sekunde mit dir zu vergeuden «.

» Das ist echt lieb von dir «, sagte ich mit rasenden Herzen. Er kam mir gefährlich näher.

» Ist es das ? Vielleicht bin ich egoistisch und nehme dich in Anspruch «.

Ich konnte darauf nichts erwidern. Denn ich wusste, ich war auch egoistisch. Bevor die Stille zwischen uns sich weiter ausbreiten konnte, ging die Tür auf und mehrere Diener kamen hinein. In den Händen trugen sie verschiedene Tabletten mit verschiedenem Essen. Erfreut über die große Menge an Essen starrte ich auf die Teller, die vor mich hingestellt wurden, und ignorierte den brennenden Blick des Königs auf mir. Auf den Tellern waren unterschiedliche Sorten an Essen, die ich nicht kannte. Bis auf den Apfel, der mutterseelenallein auf einem kleinen Teller lag.

» Ich verstehe ja, wir befinden uns in der Unterwelt und die Nahrung ist natürlich nicht dieselbe wie auf der Oberwelt. Aber ein Apfel ? Was tut er hier ? «.

Belial summte und schnappte sich in sekundenschnelle den Apfel. Er bewegte sich zu schnell für meine menschlichen Augen. Gekonnt warf er sie meterweit in die Luft, um sie wieder aufzufangen. Währenddessen sprach er : » Adam und Eva konnten damals Satan nicht widerstehen und aßen den Apfel in dem Garten, den wir errichtet haben. Das bedeutet also, dass die Frucht aus der Unterwelt kommt und nicht von der Erde. Äpfel sind die heimtückischsten Früchte von allen, nicht wahr ? «.

Er überreichte mir den Apfel, den ich stirnrunzelnd entgegennahm. Zaghaft biss ich hinein. Der Saft floss mir genugtuend in meinem Mund. Sie war äußerst süß und aromatisch. Nachdem ich den Apfel gegessen hatte, schob mir Belial einen Teller hin. Es sah nach Pilzen aus, sie leuchtete nur in einer ungewöhnlichen Weise. Er bemerkte mein Zögern, schnappte sich einen davon und schob es sich in seinen Mund. Angespannt schluckte er das Essen herunter, ohne richtig gekaut zu haben.

» So schlimm ? «, lachte ich, worauf er spöttisch grinste.

» Für mich, ja. Für dich sollte es lecker schmecken «.

» Was isst du denn normalerweise ? «.

Der Dämon setzte sich gerade hin und erstarrte. Seine Muskeln spannten sich an und grob umfasste er die Tischkante. Seine Fingernägel gruben sich hinein. Seine Finger hinterließen seinen Abdruck auf dem Tisch. Angestrengt atmete er durch. Er bemerkte meinen schockierten Gesichtsausdruck. Seufzend fuhr er sich durch die langen Haare. Er löste den Haargummi. Lose fallen seine Haare über die Schulter.

» Dafür bist du noch nicht bereit, Aldreda «.

Ich bestand nicht auf eine Antwort und ließ es dabei, indem ich nickte und mich dem Essen widmete. Äußerlich hatte ich einen gefassten Ausdruck, doch innerlich brach ein Chaos aus. Was verheimlichte er mir ? Was konnte so schlimm sein, wenn er der Meinung war, ich wäre nicht bereit für so etwas ? Ich hatte schon das Schlimmste auf der Erde erlebt. Was könnte fürchterlicher sein ? Ich würde der Sache auf den Grund gehen. Sachte schob ich mir einen der merkwürdigen Pilze in meinem Mund und kaute daran. Erstaunt erhoben sich meine Augenbrauen. Es schmeckte köstlich. Es hatte eine bittere Note und war leicht zu durchkauen. Das würde ich definitiv mehrmals essen.

» Du isst und ich werde unsere nächsten Schritte erläutern «.

» Zunächst müssen wir zu Luzifer «, bemerkte er und ich hielt mitten in meiner Bewegung inne.

» Ich war nie auf dieser namenlosen Insel, er mit Satan schon. Wir brauchen seine Hilfe, um unversehrt hinzugelangen. Und wir brauchen ihn, damit er uns deckt «.

» Vertraust du ihm ? «, fragte ich. Er nickte darauf nur. Bekümmert nahm ich einen heftigen Schluck kaltes Wasser. Zu Luzifer und sich anvertrauen ? Ich hatte nur Gutes über ihn und seine Liebe zu Althea gehört, doch konnten wir ihm blind vertrauen ? Der König wusste es besser. Mir blieb nichts anderes übrig zuzustimmen und auf das Beste zu hoffen.

» Wann beginnt die Reise ? «.

» Direkt morgen früh. Er erwartet uns. Wir werden durch ein Portal zu ihm gelangen «.

Als ich das Wort Portal hörte, stellten sich alle meine Nackenhaare vor Angst auf. Der Dämon fasste sanft meine angespannte Hand und versicherte mir, dass es nicht so schlimm wäre wie das erste Portal. Denn wir würden von einem Höllenschloss zu dem anderen jagen und nicht durch die Welten teleportieren. Nachdem meine Teller fast alle leer gegessen und ich satt war, stand Belial auf und reichte mir seine Hand.

» Ich werde Kira rufen, sie soll dir dein Bett schonmal vorbereiten. Es ist echt spät geworden. Du solltest dich ausruhen, morgen wird ein anstrengender Tag «.

Wir verließen den gigantischen Speisesaal und stiegen die Wendeltreppen wieder hinauf. An der Stelle, wo ich gestolpert war, wurde ich rot und sah weg. Er bemerkte es, sagte jedoch nichts, lächelte einfach vor sich hin und schritt anmutig weiter. Ich könnte ihm eine reinhauen. In seinem wunderschönen, göttlichen Gesicht. Seinem perfekten Lächeln auf seinen Lippen wegwischen. Oben angelangt blieb er stehen. Wieder küsste er behutsam meinen Handrücken und wünschte mir eine gute Nacht.

» Wenn etwas sein sollte, du weißt, wo du mich findest «.

Augenblicklich verschwand Belial vor mir. Ich hörte nur in der Ferne, wie sich seine Tür schloss. Er war schon in seinem Gemach. Nachdenklich brummend ging ich zu meinem eigenen Gemach. Kira war nirgends zu sehen, aber ich merkte, dass sie hier war. Der Kamin gab knisternde Geräusche von sich und warf atemberaubend schöne Schatten an die Wände. Ich ging hinüber zu meinem Bett und bemerkte ein seidenes Nachthemd. Sie war perlweiß und reichte mir bis zu meinen Waden. Müde zog ich sie mir an und setzte mich auf das große, flauschige Bett. Verblüfft bemerkte ich, wie warm das Bett schon war. Kira hatte vorgesorgt. Erschöpft kroch ich unter die schweren, weichen Bettlaken und deckte mich zu. Ich konnte nur noch spüren, wie mein Kopf das Kopfkissen berührte; schon schlief ich ein.

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