9 - Souanké - Kongo

Einen Tag später sitzt Marco wieder als erster draußen beim Brunnen. Diesmal hat er seinen Kaffee gleich mitgebracht. Den gestrigen Nachmittag hat Umbigwe mit seiner Familie verbracht. Sie haben die Feier für ihren ermordeten Bruder vorbereitet, die heute stattfinden soll. Marco hat seinen Laptop auf einen kleinen, wackeligen Tisch gestellt und kontrolliert seine Mails. Er entdeckt eine Nachricht von Selina.

Betreff: Papiere

Hallo Marco
Was du mir geschickt hast, klingt schockierend. Ich habe mich hier in der Schweiz bereits etwas schlau gemacht und finde, wir sollten an der Story dranbleiben. Wenn das echte Papiere sind, hat die Firma ein Problem. Selbstverständlich komme ich nach Afrika, um euch zu helfen. Kathrin hat nichts dagegen und ich kann einige Tage bis Wochen freimachen. Ich melde mich, sobald ich meine Flugverbindungen kenne. Seid bitte vorsichtig, es geht um mehr als bloss diesen einen Vorfall. Gruss - Sel

In einer anderen Mail findet er Fotos, die Elena ihm geschickt hat. Klein Enzo unter den Olivenbäumen, Enzo eingewickelt im Kinderwagen, ein Selfie von Elena, im Ferrari am Strand. Er schmunzelt; seine Frau will ihm zeigen, weshalb er das Zuhause vermisst - und sie hat Erfolg damit. Marco greift nach seinem Telefon und ruft in Nardò an.

"Guten Morgen, mein Schatz, habe ich dich geweckt?"

Sie lacht. "Du hast wohl keine Kinder, oder? Enzo ist bereits seit einer Stunde munter und wollte sein Frühstück."

"Die Fotos sind wunderschön; ich bekomme Heimweh."

"Gut so, dann kommst du bald wieder. Wie läuft es bei euch?"

"Wir haben es sehr gut. Umbigwes Familie lässt mich vergessen, so weit von Italien weg zu sein. Sie sind liebevoll und fürsorglich, wir fühlen uns sehr wohl hier."

"Das klingt schön. Und die Papiere? Habt ihr sie bereits der Polizei übergeben?"

"Noch nicht. Selina will morgen herkommen. Eine große Schweizer Firma ist involviert und sie möchte Nachforschungen anstellen."

Elenas Stimme wird strenger. Marco spürt, dass sie sich ärgert. "Genau davor hatte ich Angst. Ihr solltet das lassen, damit ist nicht zu spaßen. Solche Firmen sind skrupellos. Bitte seid vorsichtig, hörst du?"

"Ich weiß, ja. Wir werden unsere Nachforschungen einstellen, bevor es gefährlich werden kann. Selina meinte nur, sie möchte diese Informationen in der Schweiz verbreiten, damit die Firma zur Rechenschaft gezogen wird."

"Autsch; das klingt nach Ärger. Wenn Selina Nachforschungen anstellt, fallen die Verbrecher über sie her wie Kinder über den Eisverkäufer. Ich weiß nicht, ob ich das eine gute Idee finde, Amore."

"Ich werde ihr nochmals raten, vorsichtig zu sein. Heute widmen wir uns der Feier für Umbigwes Bruder."

"Das ist schön. Ruf mich bald wieder an. Ich liebe dich."

"Ich dich auch. Fühl dich gedrückt, meine Zitrusblüte."

Nachdem Marco das Gespräch unterbrochen hat, klingen Elenas Worte noch in seinen Ohren. Sie hat recht, das Vorhaben gegen diese Männer ist bestimmt gefährlich. Er beschließt, das Vorhaben mit seinen Freunden zu diskutieren.

Nach und nach stoßen die anderen zu ihm nach draußen. Alle sind festlich gekleidet. Die Frauen tragen bunte Stoffe, die Männer Hemden aus Leinen und weite, bequeme Hosen. Auch Marco hat sich elegant gekleidet.

Umbigwe stellt sich zusammen mit seinen Schwestern in die Mitte des Platzes. Die Gäste und Freunde scharen sich in einem lockeren Kreis um sie.

"Liebe Freunde, liebe Familie. Heute nehmen wir Abschied von unserem geliebten Bruder, Freund und Chef. Wir haben dazu einen speziellen Ort ausgewählt, der Omari immer sehr gut gefallen hat. Bitte folgt mir."

Umbigwe führt die Freunde zwischen den Häusern hindurch in den Wald. Ein kleiner Pfad schlängelt sich beinah unsichtbar um die Bäume herum, schon bald kann man die Plantagengebäude nicht mehr sehen. Der Boden des Regenwaldes ist weich, je weiter sie in den Wald vorstoßen, desto dichteres Unterholz hat es. Der Waldboden ist mit kleineren Pflanzen grün bewachsen, dazwischen gibt es auch Stellen, wo fast nichts wächst, weil es zu dunkel ist.

Die Luft ist feucht und riecht modrig. Umbigwe führt die Gruppe zu einem schmalen Bach. Das Wasser fließt nur sehr langsam, man könnte meinen, es sei ein See. An einer kleinen Lichtung, beim mächtigen Stamm eines riesigen Baumes hält Umbigwe an.

"Das ist Omaris Baum", erklärt Malaika. "Hier haben wir seine Asche verstreut. An diesem Baum saß unser Bruder gerne. Er hat in aller Stille die Tiere beobachtet, die hier Wasser trinken. Dieser Kraftort hat ihm immer geholfen, wenn er eine strenge Zeit hatte. Nun ist er hier, ruht bei seinem Baum und gibt die Energie zurück."

Djamila stimmt ein Lied an. Sie singt in einer Sprache, die niemand von den Gästen versteht. Das Lied klingt fröhlich, vermittelt Hoffnung, Zuversicht. Djamilas Stimme ist hell und liebevoll, die Kinder summen das Lied mit. Marco schielt zu Java - sie hat Tränen in den Augen.

Nach dem letzten Ton spricht lange niemand. Wie aus dem Nichts tauchen vier Plantagenarbeiter auf. Sie tragen eine Sitzbank, die kunstvoll aus dunklem Holz geschnitzt ist. Die Männer platzieren die Bank am Fuß des Baumes, in Richtung des Sees. Dann singen auch sie ein Lied, in welches die Familienmitglieder einstimmen.

Marco summt leise den Bass mit und Java versucht die fremden Akkorde zu übernehmen. Gemeinsam singen sie das Lied, die Gäste ohne den Text. Danach ergreift Umbigwe das Wort.

"Mein Bruder - siehe, wer alles gekommen ist, um mit dir an diesem Ort zu ruhen. Wir wissen, dass du von nun an über uns wachst. Die Bank gibt uns die Möglichkeit, dir näher zu sein und mit dir ins Gespräch zu kommen, wenn wir nicht mehr weiterwissen. Sie symbolisiert die Ruhe, die du uns gelehrt und geschenkt hast. Du hast deinen Körper der Natur zurückgegeben. Dein Geist lebt in uns weiter."

Malaikas Kinder singen die ersten Takte von 'The Circle of Life', aus dem Film Lion King. Dieses Lied kennt Java gut und stimmt sofort mit ein. Djamilas Augen glänzen, als sie mit der Sängerin das Duett übernimmt. Javas tiefe Stimme lehnt sich harmonisch an Djamilas Sopran. Die beiden blicken sich an und spüren in diesem Moment, dass sie noch mehr Musik miteinander machen wollen.

Auf dem Rückweg geht Umbigwe neben dem stillen Jungen, der die ganze Zeit hindurch weinend neben einem Arbeiter gestanden hat. "Du bist Kwame Manu, oder nicht?"

"Ja, M'sieur."

"Nenn mich bitte Umbigwe, lass den Monsieur weg. Ich bin Omaris Bruder."

"Es tut mir leid, dass dein Bruder wegen mir hat sterben müssen." Manu weint wieder.

Umbigwe bleibt stehen, kniet zu Manu nieder und wischt ihm die Tränen aus den Augen. "Hey! Vergiss das schnell wieder, hörst du? Mein Bruder ist von bösen Männern getötet worden, nicht wegen dir; du kannst nichts dafür! Ich möchte aber deine ganze Geschichte hören."

Manu beruhigt sich, er greift Umbigwes Hand. So gehen sie schweigend nebeneinander zur Plantage zurück. Auf dem großen Platz beim Brunnen haben die Angestellten Tische vorbereitet, stilvoll im Halbkreis angeordnet.

"Omari liebte unsere Familienfeiern, wie er das gemeinsame Essen mit den Angestellten jeweils nannte. Also lasst uns fröhlich sein - er hätte es nicht anders gewollt." Malaika setzt ihre Kinder am Rand der Tische hin, für sich und ihren Mann einen Platz reservierend.

Umbigwe und seine Freunde platzieren sich in der Mitte, Djamila setzt sich neben Java. Nala platziert sich zu den Angestellten. Das Essen wird aufgetragen.

"Das riecht alles hervorragend. Ich werde einmal mehr zu viel essen", lacht Marco.

"Heute Nacht werden wir die Dschungelwanderung machen. Da brauchst du Energie, mein Freund."

"Ich bin schon sehr aufgeregt", Marco schnappt sich ein kleines Schälchen, dessen Inhalt nach Erdnüssen riecht. "Was ist das?"

"Wir nennen es Saka Saka. Maniokwurzeln mit Palmöl und Erdnusspaste."

"Palmöl genießt in Europa keinen sonderlich guten Ruf."

"Keine Angst, wir produzieren es auf der Plantage. Kein einziger Baumriese musste deswegen weichen", lacht Tajhari vom oberen Ende des Tisches. "Es wird Zeit, dass ihr die Plantage seht und lernt, was wir alles anbauen und wie wir produzieren. Ich werde euch morgen etwas herumführen."

Zum Hauptgericht gibt es unter anderem einen Fisch, der in riesige Pflanzenblätter eingewickelt und so gegart wurde. Marco und Java kosten von allen Gerichten, loben und genießen die kongolesische Küche.

"Nun weiß ich auch, wo du so kochen gelernt hast, Umbigwe." Java legt ihr Besteck auf den Teller. "Ich kann nicht mehr. Das war alles so lecker; vielen Dank euch allen."

Umbigwe steht auf und holt eine Schüssel mit Ananas. "Hier, das hilft verdauen."

"Ich werde nie wieder in Europa Ananas essen. Die hier schmecken so lecker!"

"Wie alle Früchte, die reif geerntet werden können."

Einige Frauen und Männer beginnen zu singen und zu tanzen. Sie führen einen traditionellen Tanz auf. Begleitet werden sie von Trommeln und Schlaginstrumenten aus Metall. Selbst die kleinsten Kinder bewegen sich bereits im Rhythmus der Musik und Marco spürt einmal mehr, dass die Mitteleuropäer mit einem Stock im Hintern geboren werden. Die eleganten Bewegungen faszinieren ihn.

Nach den Erwachsenen sind die Kinder an der Reihe. Auch sie singen und tanzen, die Fröhlichkeit ist ansteckend. Java schnappt sich Marcos Hand und führt ihn zu den tanzenden Menschen. "Spüre die Musik und lass deinen Körper los. Vergiss alles, was du übers Tanzen jemals gelernt hast - es gibt keine Regeln."

Singa, Kyano und Manu zeigen Marco, wie es geht. Er bewegt sich ruckartig, verkrampft. Java lacht und tanzt mit einer Selbstverständlichkeit, die Marco vollkommen fehlt. Trotzdem hat er viel Spaß mit seinen neuen Freunden. Völlig außer Atem setzt er sich neben Nala.

"Wie macht ihr das? Warum können schon eure Kinder sich so bewegen?"

"Weil wir es ihnen nicht verbieten. Du solltest einmal in meinen Unterricht kommen. Wir singen und tanzen sogar in Mathe."

"Ich bin geflasht von dieser Lebensfreude. Selbst an großen Festanlässen geht es in der Schweiz nie so zu und her wie hier auf diesem kleinen Dorfplatz."

"Das könnte einer der Nachteile der wirtschaftlichen Entwicklung sein; oder auch einfach nur die kulturelle Vergangenheit. Ich bin sicher, es gibt auch bei euch fröhliche und ausgelassene Feiern."

"Du bist Lehrerin. Wie ist die Schule hier?"

"Normal. Zwischen fünfzig und neunzig Kinder in einem Raum, alle lernwillig und begeistert von allem, was sie erfahren können. Sie sind extrem neugierig, die Knirpse." Nala lacht.

Marco kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. "Ich denke, ein wenig Afrika täte uns allen gut."

"Darauf trinke ich!", Nala reicht Marco ein Glas Lunguila. "Prost, so sagt man doch bei euch, oder?"

"Ja und in Italien wünschen wir uns Gesundheit. Salute."

"Siehst du, du bist internationaler, als du denkst." Nala zwinkert ihm zu. Ihre wachen Augen, die regelmäßigen Gesichtszüge und das entwaffnende Lachen erinnern ihn an Elena. Er denkt an seine Frau, seinen Sohn und wünschte sich, sie könnten mit ihm hier sein.

"Du kannst sie ein anderes Mal herbringen", schlägt Nala ihm vor.

"Waren meine Gedanken so offensichtlich?"

"Jap! Und Elena kann sich glücklich schätzen, einen so liebevollen und treuen Mann zu haben, wie dich!"

"Danke. Unser Sohn Enzo ist noch ein Baby, aber es würde ihm hier gefallen. Er ist auch sehr neugierig."

"Dann bring ihn das nächste Mal mit. Hier wird er verwöhnt. - Woher kennst du übrigens diese fantastische Sängerin?"

"Java? Wir kennen uns schon ewig. Ich habe früher auch Musik gemacht, als Schlagzeuger bei einer Band."

Nala staunt und lächelt. "Gibt es etwas, was du nicht kannst?"

"Tanzen!", ruft Java ihnen zu, als sie näherkommt.

Marco lacht: "Ja, da hast du vermutlich recht."

***

Umbigwe und Kwame Manu sitzen etwas abseits, Manus Onkel Kweku und Tajhari sind ebenfalls bei ihnen.

"Erzähle uns deine Geschichte, Manu."

"Mein Vater wurde getötet und mein Bruder entführt. Dann haben sie auch mich erwischt, aber ich konnte ihnen entkommen."

Manu erzählt seine Odyssee, die Männer hören ihm zu. Zwischendurch stellen sie Verständnisfragen, erkundigen sich nach Details.

Umbigwe legt Manu die Hand auf die Schulter. "Du bist ein mutiger Junge, Manu. Wir werden dafür sorgen, dass die geretteten Papiere an die richtigen Stellen gelangen. - Tajhari, habt ihr einen Fotokopierer?"

"Aber ja doch! Kopieren wir die Papiere, damit wir uns absichern können."

"Ich dachte eher, damit wir sie sowohl Selina zeigen als auch der Polizei ausliefern können. Denkt daran, der Polizeichef hat euch gebeten, zu ihm zu gehen und ihm zu berichten. Das solltet ihr tun."

"Du hast recht, das hätten wir bereits vor mehr als einer Woche tun sollen. Er wird uns auch heute oder morgen empfangen, denke ich. Termine müssen eingehalten werden, der Zeitpunkt hingegen ist nicht so entscheidend."

Umbigwe lacht. "Es gibt Dinge, die ich an Europa schätze. Pünktlichkeit ist eines davon."

Tajhari kopiert die Papiere und händigt die Kopien Umbigwe aus. "Was wird diese Selina damit tun?"

"Sie wird der Sache auf den Grund gehen, sie wird sich für den Urheber des Übels interessieren. Selina ist gut in dem, was sie tut. Sehr effizient und sehr genau! Zudem ist sie eine freundliche Person - ihr werdet sie mögen."

"Hat sie Einfluss?"

"Ja, hat sie. Zudem ist ihre Partnerin in der Schweizer Wirtschaft und Politik gut vernetzt. Ein Bericht über Kindersklaven im Auftrag einer Schweizer Firma wird Wellen schlagen, das kann ich dir sagen."

"Das ist gut. Dann werden wir vielleicht endlich etwas mehr gehört. Wir kämpfen seit Jahren für faire Kakaopreise und menschlichere Arbeitsbedingungen, das weißt du."

"Manu, weiß deine Mutter, dass du es geschafft hast?"

"Ja, ich durfte mit ihr telefonieren, als ich hier ankam. Sie hat sich über meinen Anruf gefreut."

"Möchtest du noch etwas hierbleiben oder möchtest du zurück?"

Manu überlegt lange, bevor er antwortet. "Ich würde gerne hierbleiben. Ich kann auch arbeiten."

"Bei uns arbeiten Kinder nicht. Du darfst zur Schule gehen. Nala ist eine tolle Lehrerin."

Manus Augen leuchten. "Mein Vater war auch ein guter Lehrer. Von ihm weiß ich viel. Ich werde sehr gerne zur Schule gehen, vielen Dank."

"Das machen wir gerne. Du kannst bei deinem Onkel wohnen und Kyano kennst du ja bereits."

"Er ist mein Freund. Wir spielen Fußball zusammen."

"Na dann, geh spielen. Wir besprechen jetzt noch einige Dinge, die für dich nicht interessant sind. Danke, dass du uns berichtet hast."

Manu rennt zu Kyano, der bereits mit dem Ball in der Hand auf ihn wartet. Die Männer blicken ihnen lachend nach.

Malaika ist unterdessen zu ihnen gestoßen. Sie bittet Umbigwe um ein Gespräch. Beide gehen von der Festgemeinschaft weg, in Richtung des Ortes, wo man Omari erschossen hat.

"Hier ist es geschehen?", erkundigt sich Umbigwe.

"Ja. Omari wurde regelrecht hingerichtet. Was habt ihr besprochen?"

"Wir bringen die Papiere morgen zur Polizei."

"Das ist gut. Ich befürchte aber, es wird nicht viel bringen." Malaika ist traurig, blickt an den Boden und scharrt mit den Füßen dürres Laub beiseite.

"Denke ich auch. Deshalb haben wir Kopien angefertigt, die wir Selina geben werden."

"Der netten Journalistin aus der Schweiz?" Sie blickt ihren Bruder erwartungsvoll an.

"Ja. Du kennst sie. Sie ist sehr gründlich; in allem, was sie tut."

"Und sie ist nett. Ich freue mich, dass sie herkommt. Es ist wichtig, dass unsere Plantage nirgends erwähnt wird."

"Da kannst du sicher sein. Selina wird ihre Quelle niemals preisgeben. Sie wird sich auf Nachforschungen über die Schweizer Schokoladenfirma konzentrieren. Wenn es gelingt, dass die Kundschaft auf faire Arbeitsbedingungen aufmerksam wird, gewinnen wir alle."

"Das wäre schön. Hat dir Tajhari die neuesten Zahlen gezeigt?"

"Nein. Steht es so schlecht?"

"Ja und nein. Wir konnten einen Vertrag mit einem Europäischen Fair-Trader abschließen, der uns einen Mindestpreis garantiert. Das ist die gute Seite. Weniger gut ist, dass unsere Liefermengen rückläufig sind. Wir sind zu teuer, wir verkaufen viel weniger Kakao als früher."

"Dann müssen wir schauen, dass wir an Abnahmegarantien gelangen. Meinst du, das wäre machbar?"

"Tajhari und Omari haben versucht, neutrale Kanäle zu finden. Sie wollen, wie sie sagen, im kleinen Markt einsteigen und auf der europäischen Welle der Bioproduktion surfen - so haben sie es formuliert."

Umbigwe lacht. "Das könnte funktionieren. In Europa wird momentan alles gekauft, was einigermaßen biologisch produziert wurde - es ist ein riesiger Markt entstanden, vor allem in den großen Städten."

"Das Problem bleibt die Preisanbindung an die Börse. Kakao wird als Rohstoff gehandelt, wie Kohle oder Erdöl. Das ruft Spekulanten auf den Plan und drückt den Preis."

Umbigwe überlegt lange. "Wenn Selina hier ist, werde ich mit ihr darüber reden. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit für Direktimporte. - Lass uns nun zu den anderen gehen und unseren Bruder feiern."

Malaika küsst ihren Bruder auf die Wange und kehrt mit ihm zur Feier zurück.

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