6 - Souanké - Kongo

Fünf Wollschweine, schwarz mit grauen Streifen, tummeln sich zwischen den Hütten und Häusern auf der Plantage. Unter einer mit Stroh gedeckten Lagerhütte, die auf Stelzen seht, liegt eine Muttersau und säugt ihre sechs Ferkelchen.

Auf der Farm gibt es noch mehr Tiere: Esel, Kühe, Hühner, Hunde und sogar zwei Elefanten. Diese werden als Lasttiere gebraucht, um die schweren Erntekörbe aus der Plantage in die kleine Siedlung zu bringen.

Die Familie Ndembo legt viel Wert darauf, dass es allen Mitarbeitern wohl sein kann. Für die Kinder gibt es eine kleine Schule, damit sie lesen, schreiben und rechnen lernen können. Etwas ausserhalb des Farmzentrums liegt der Sportplatz, wo die Mitarbeiter oft Fussball spielen. Der Pool wird bloss dann gefüllt, wenn genügend Wasser zur Verfügung steht.

Omari Ndembo, der Besitzer der Plantage, kennt jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin beim Namen, er kümmert sich persönlich um jede noch so kleine Sorge, die seine "Grosse Familie", wie er die Belegschaft nennt, haben könnte. Für das Büro des Familienbetriebes ist seine Schwester Malaika zuständig, die mit ihrem Mann Tajhari Ateba und ihren Töchtern ebenfalls auf der Plantage lebt. Den Vorarbeiter, Kweku Adika, hat er vor einigen Jahren angestellt. Inzwischen sind sie sehr gute Freunde geworden.

Breit lachend tritt Omari nun an Kweku heran. "Mein Freund, ich hatte soeben einen Anruf aus Sembé. Dein Neffe, Kwame Manu, ist auf dem Weg hierher. Du solltest ihn im Nonnenkloster abholen. Nimm den Jeep, hier sind die Schlüssel." Er reicht seinem Vorarbeiter die Wagenschlüssel.

Kweku lacht und umarmt seinen Freund. "Danke, das sind gute Neuigkeiten. Meinen kleinen Neffen habe ich lange nicht gesehen. Aber wieso kommt er allein, ohne meine Schwester? Wie ist er gereist? Sie hat mich nicht informiert."

"Das, mein Freund, werden wir alles erfahren. Es scheint eine ungeplante Reise zu sein. Die Nonne wusste es auch nicht. Sie sagte was von einem Rucksack mit wichtigen Papieren. Wir werden sehen. Nun fahr schon, der Junge wartet auf dich."

"Ich danke dir! Wir sehen uns bald wieder, es ist ja nicht so weit." Kwake steigt in den komfortablen Jeep. So einen hätte er auch immer gerne gehabt. Voller Begeisterung startet er den Motor, winkt seinem Chef zum Abschied zu und braust davon.

Malaika ist nach draussen gekommen und steht neben ihrem Bruder. Sie trägt ein weites Kleid in Brauntönen, mit grossen Blumenmustern drauf. Ihr hübsches Gesicht wirkt sorgenvoll. "Ich würde nie eines meiner Kinder allein von Ghana bis hierher reisen lassen."

"Du hast auch vor allem Töchter, meine Liebe", lacht ihr Bruder.

Sie stupst ihn an. "Hey, Kyano ist im selben Alter wie dieser Manu, vergiss das nicht. Die Mädchen sind beide jünger."

"Wir sollten für den Jungen ein grosses Mahl vorbereiten. Er hat bestimmt Hunger, nach der langen Reise."

Bevor Omari wegtreten kann, fasst ihn Malaika an der Schulter. "Kennst du die Telefonnummer seiner Mutter? Wir müssten ihr berichten, dass ihr Sohn die weite Reise geschafft hat, was meinst du?"

"Du hast recht. Aber ich habe keine Nummer. Wir fragen Kweku, wenn sie zurück sind. Die Frau soll wissen, dass ihr Sohn heil angekommen ist. Ich bin immer wieder von deinem Mutterinstinkt beeindruckt, liebe Schwester."

Malaika lacht und schüttelt den Kopf. "Meine Brüder! Du bist ebenso einsam, wie Umbigwe, mein Lieber. Ihr zwei solltet euch endlich eine gute Frau suchen. Ohne eine intelligente Frau an seiner Seite, ist ein Mann bloss ein Männchen, wie bei den Löwen: streunend und nach Futter suchend."

Omari lacht und nimmt seine Schwester in den Arm. "Wir haben doch dich! Wer eine solche Schwester hat, wird nie eine Frau finden, die gut genug ist. - Obwohl Umbigwe daran arbeitet, wenn man seinen Bildern auf Instagram Glauben schenken darf. Diese Jawa scheint ihm ans Herz zu wachsen."

"Dann hat es wenigstens einer von euch beiden begriffen! Gut gemacht, Umbigwe. Ich muss diese Frau kennenlernen, die unseren Streuner zähmen konnte." Lachend geht sie weg, zurück ins Büro. Omari bleibt draussen und denkt über die Worte seiner Schwester nach. Vielleicht hat sie recht, kommt er zu einem vorläufigen Schluss, ich sollte mir eine Frau suchen.

***

Die Wiedersehensfreude ist sehr gross, als Kweku im Nonnenkloster eintrifft. Kwame Manu rennt auf seinen Onkel zu und umarmt ihn. Die Nonnen lachen, als er ihn beinah umrennt.

"Onkel Kweku! Ich bin so froh, dass ich es geschafft habe."

"Was fährst du auch alleine durch den halben Kontinent, mein Junge? Was machst du für Sachen? Erzähle mir alles. Wie geht es deiner Mutter?"

"Mamma geht es gut, hoffe ich. Sie hat mich zu dir geschickt. Es ist wichtig." Manu erzählt von seiner Entführung, der Grenzkontrolle und der Flucht.

"Diese Männer sind böse, Onkel. Sie haben Waffen und verfolgen mich. Aber der Kapitän auf dem Schiff hat mir geholfen. Er war ein netter Mann, wie Osa auch."

"Wer ist Osa?" Kweku versucht, aus den wirren und hastigen Teilberichten die komplette Geschichte zusammenzusetzen.

"Das ist der Lastwagenfahrer, der mich mitgenommen hat."

Kwekus Mine verfinstert sich. Die Nonnen haben sich ebenfalls hingesetzt und hören aufmerksam zu. "Und wo sind diese Beweise, von denen du sprichst?"

"Die habe ich hier im Rucksack. Mamma sagt, die Papiere sind wichtig. Du kannst sie lesen und etwas Gutes damit machen, sagt sie. Mamma sagt, du hast Einfluss."

"Dann wollen wir möglichst schnell auf die Farm zurückfahren, damit ich die Papiere mit meinem Chef ansehen kann. Omari ist ein guter und sehr gescheiter Mann. Er und seine Schwester Malaika werden uns helfen. Komm, wir fahren."

Kweku bedankt sich bei den Schwestern des Klosters für die Aufnahme seines Neffen. Da sie keine Bezahlung annehmen wollen, spendet Kweku einen Betrag für die Waisen.

Den ganzen Weg zurück plappert Kwame Manu. Er berichtet seinem Onkel alles von seiner langen und abenteuerlichen Reise. "Und dann durfte ich sogar selbst fahren. Ich bin Lastwagen gefahren. Das war wirklich toll!"

Kweku lacht. "Aber nicht, dass du jetzt Lastwagenfahrer werden willst, mein Kleiner. Das ist kein gesunder Beruf, zudem lebst du da sehr einsam und gefährlich."

"Aber das Fahren war spannend. Und Osa hat mir viele Geschichten zu seinem Beruf erzählt. Aber ich denke, ich werde doch lieber Lehrer, wie mein Vater. Vielleicht kann ich auch beides machen."

"Das klingt schon besser. Weisst du, du musst dir einen Beruf suchen, mit dem du auch etwas Geld verdienen kannst."

Kwame Manu wird nachdenklich. "Was geschieht mit den anderen Jungen, die nicht haben fliehen können, Onkel?"

"Ich weiss es nicht, Manu. Wahrscheinlich werden sie auf einer Kakaoplantage arbeiten müssen, als Kindersklaven."

"So wie auf der Farm von deinem Chef?"

"Nein, bei uns arbeiten keine Kinder. Unsere Kinder gehen zur Schule und spielen miteinander. Du wirst die Ndembos mögen, es sind gute Menschen."

Mit dem Jeep dauert die Fahrt nicht lange. Noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen Kweku und Kwame Manu die Plantage. Malaika und Omari begrüssen den Jungen.

"Du hast bestimmt schon wieder Hunger, obwohl ich weiss, dass auch die Schwestern etwas gegeben haben. Willst du mit mir in die Küche kommen? Den Rucksack kannst du bei deinem Onkel lassen." Malaika führt Manu weg.

Kweku nimmt die Tasche entgegen und öffnet den Reissverschluss, die Papiere sehen zerknittert aus, aber sie sind noch lesbar. Er und Omari setzen sich an den Tisch im Büro und wollen mit lesen beginnen. Draussen hören sie die Hunde bellen. Omari steht auf und verlässt das Büro um nachzusehen.

In Richtung des Tores kann er Bewegung wahrnehmen. Zwei Männer mit einer Reisetasche kommen die Strasse entlang geschlendert. Sie sehen müde aus.

Omari geht ihnen entgegen. Auf halbem Weg, am Brunnen, stoppt er kurz und giesst einen Krug mit Wasser voll, den er danach mitträgt. "Guten Tag, liebe Reisende. Habt ihr Durst?" Er reicht den Männern den Krug.

Der erste von ihnen nimmt die Einladung an und trinkt gierig Wasser, bevor er den Krug seinem Begleiter weiterreicht. "Danke, guter Mann, das ist sehr freundlich von dir."

Omari lächelt. "Wer seid ihr? Was führt euch auf meine Plantage?"

"Wir kommen im Frieden. Wir wurden von der Mutter eines Jungen hergeschickt, um ihn zu holen. Die Mutter ist krank, sie möchte ihr Kind noch einmal sehen und hat uns gebeten, den Jungen so rasch als möglich nachhause zu begleiten."

"Das klingt traurig. Kennst du seinen Namen?"

"Der Junge heisst Kwame Manu. Arbeitet er bei dir?" Der Mann blickt Omari mit wachen Augen an.

"Bei uns arbeiten keine Kinder, mein Freund. Die Kinder spielen und gehen zur Schule. Wer seid ihr?" Omari hat sofort begriffen, wer diese Männer sind, versucht jedoch vorsichtig zu sein und die Männer eventuell von der Plantage zu locken.

"Ich bin Bono und das ist Serge. Wir sind Freunde der Familie."

"Freut mich, ich bin Omari Ndembo und mir gehört das hier alles. Setzt euch doch einen Moment. Ich hole die Liste. Ich kenne nicht alle Kinder meiner Angestellten", lügt Omari. "Nehmt euch noch mehr von dem Wasser, ich bin gleich zurück."

Die Männer setzen sich auf zwei geflochtene Stühle, die bei einem kleinen Holztisch neben dem Brunnen stehen. Serge füllt den Krug ein zweites Mal auf, Bono wischt sich die Stirn mit einem Lappen ab.

Schon von weitem signalisiert Omari seiner Schwester, die neugierig aus einem Fenster blickt, sie solle die Polizei rufen. Malaika versucht so gelangweilt wie möglich zu wirken, greift nach einigen Papieren und reicht sie ihrem Bruder durch das Fenster. Es ist eine Einkaufsliste von Gerätschaften, die sie anschaffen müssen. Dann dreht sie sich um und wählt die Nummer der Polizei.

"Polizeistation Souanké, was kann ich für Sie tun?"

"Hallo? Ja, hier ist Malaika Ateba Ndembo, von der Ndembo Plantage. Bei uns sind fremde Männer auf das Grundstück gekommen, die keinen friedlichen Eindruck machen. Bitte kommen Sie so schnell wie möglich her."

"Sind die Männer bewaffnet?"

"Das weiss ich nicht, aber ich glaube schon."

"Wissen Sie, was die Männer wollen?"

"Ich glaube, sie verfolgen ein Kind."

"Wir werden sofort losfahren. Bitte seien Sie vorsichtig und stellen Sie sich den Männern nicht in den Weg."

"Wir versuchen sie hinzuhalten. - Vielen Dank."

Sie nickt ihrem Bruder zu und zieht sich dann vom Fenster zurück.

Omari schwenkt die Liste und schlendert zu den Männern am Brunnen. "Ihr habt leider Pech. Der Junge ist mit seinem Onkel, das ist mein Vorarbeiter, in die Stadt gefahren. Sie kommen nicht so bald zurück."

"Das macht nichts. Wir können später wieder vorbeischauen. Wir wohnen auch in der Stadt. Bis bald, und danke nochmals für das Wasser."

"Wie ihr wollt. In einer halben Stunde, vielleicht etwas mehr. Ihr könnt auch hier warten."

Der Mann, der sich mit Bono vorgestellt hat, steht auf und geht auf Omari zu. "Ich glaube, du hältst uns für dumm, nicht wahr? Was hast du hier?" Er reisst Omari die Liste aus der Hand. "Was ist das? Das sind keine Namen. Das ist eine gewöhnliche Einkaufsliste für Geräte." Er schleudert die Papiere Omari ins Gesicht.

"Wer seid ihr? Und was wollt ihr hier? Ihr seid keine Freunde des Jungen und seiner Mutter geht es sehr gut." Omari stellt sich aufrecht vor Bono, fixiert ihn mit den Augen.

"Ach ja?", Bono lacht kehlig, "Vielleicht nicht mehr lange. Geh und hole den Jungen her; du kennst ihn also doch."

"Nein, er ist mein Gast und eben erst angekommen."

"Dann holen wir uns deinen Gast mit Gewalt und brennen hier alles nieder. Gefällt dir das besser?"

In diesem Moment hört man bereits Automotoren und Sirenen.

Bono pfeift laut durch die Finger. Aus verschiedenen Ecken der Farm rennen bewaffnete Männer herbei. Bono fasst Omari am Arm. "Du hast die Polizei gerufen? Das war ein Fehler, Bauer. Wo ist der Junge und wo ist sein Rucksack?"

Die Männer schlagen Türen ein, treiben Menschen nach draussen. Fenster werden eingeschlagen, Kisten ausgeleert und Töpfe umgestossen. Omari spürt den Frust, der in diesen gewalttätigen Söldnern steckt. Er begreift, dass die Papiere, die der Junge ihm hat zeigen wollen, offensichtlich sehr wichtig gewesen sein müssen. Er hofft, dass sich Manu gut verstecken konnte. Noch immer steht er bloss da, versucht, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen.

Einer der Männer stürmt mit dem Rucksack aus dem Büro. "Boss, wir haben den Rucksack! Die Papiere sind noch drin!"

"Sehr gut! Bring das Zeug her!" Die Augen hat Bono immer auf Omari gerichtet, als er den Rucksack entgegen nimmt. Nur mit einem schnellen Blick überzeugt er sich davon, dass die Unterlagen noch in der Tasche sind. "Wenn etwas fehlt, kommen wir wieder. Wo ist der Junge?"

"Du hast, was du willst. Verschwindet von meiner Plantage."

"Nicht ohne den Jungen. Wir werden ihn finden. Du hättest nicht die Polizei rufen sollen. Das war ein Fehler." Bono ist stärker als Omari; er nimmt den Farmer in festen Griff.

Die Autos fahren auf den Hof, Polizisten steigen aus und richten ihre Waffen auf die Söldner. Die Türen der Autos bleiben offen, die Polizisten können sich dahinter Schutz suchen. Sofort peitschen Schüsse. Ein erster Polizist fällt zusammen, einer der Söldner ebenfalls. Serge und Bono begreifen, dass sie verschwinden müssen, Bono schleppt Omari als Schutzschild mit sich.

Eine wilde Schiesserei entbrennt, unbewaffnete Menschen suchen sich Deckung. Die Männer mit den Waffen schiessen auf alle, die sich bewegen. Die Polizisten versuchen, die Lage in den Griff zu kriegen. In den Lärm der Waffen mischen sich die Schreie der Getroffenen und der Verängstigten. Die Tiere sind längst davongerannt und nicht mehr zu sehen.

Aus den Häusern stürmen Plantagenarbeiter, ebenfalls mit Waffen, sie wollen ihrem Chef und den Polizisten helfen. Die Söldner werden mehr und mehr zurückgedrängt oder eingekesselt.

Die Luft riecht nach Schiesspulver und verdampftem Fett, die Szene gleicht einem Kriegsschauplatz. Bereits liegen Verwundete und Getötete auf dem Hof. Bono und Serge haben sich hinter eine Hütte verschanzen können. Noch immer befindet sich Omari als Geisel bei ihnen.

"Lass mich frei, dann lassen sie euch gehen", versucht Omari sich zu retten.

Bono schaut ihn hasserfüllt an. "Vergiss es, Bauer. Das ist dafür, dass du die Bullen gerufen hast. Er schlägt ihn mit seinem Gewehr nieder. Omari fällt zu Boden. Bono und sein Kumpel machen kehrt und beginnen wegzurennen. Bono dreht sich nochmals zurück, zielt und schiesst Omari zweimal in die Brust, dann lacht er. Die zwei Söldner rennen in den Wald und verschwinden mit dem Rucksack.

Omari ist schwer getroffen, doch er versucht noch, sich aufzuraffen und auf den Platz zu kriechen, dann bricht er zusammen. Unterdessen sind auch die anderen Söldner geflohen. Die Polizisten haben bloss einen verhaften können.

Die Waffen schweigen, aus den Häusern rennen Angehörige und Kinder, schreiend nach ihren Männern und Vätern suchend. Malaika sieht ihren Bruder am Boden liegen. Sie rennt zu ihm und nimmt ihn in den Arm. Omari ist bereits tot, als ein Sanitäter bei ihr eintrifft.

"Omari! Omari! Nein, bitte nein! Bruder!" Malaika weint, schreit und wiegt ihren Bruder im Arm.

Die Polizisten führen den Gefangenen ab. Die Verletzten werden von den Sanitätern betreut. Einer der Offiziere tritt an einen Plantagenarbeiter heran. "Was war hier los?"

"Die Männer sind aus dem Wald gekommen. Sie haben meinen Neffen, Kwame Manu gesucht. Ich bin Kweku Adika, Vorarbeiter hier."

"Wer waren die Männer?"

"Das wissen wir nicht. Sie haben Papiere gesucht, die mein Neffe mitbrachte. Er ist heute aus Ghana gekommen."

"Papiere? Was für Papiere?"

"Wir konnten noch nicht richtig nachsehen. Die Männer waren schneller."

"Und den Jungen? Haben sie den auch?"

"Nein, Manu hat sich gut versteckt. Er ist drinnen."

"Wir müssen mit dem Jungen reden können. Bitte kommen Sie morgen in die Stadt. Wir werden nach den Männern suchen. Vielleicht weiss jemand etwas."

"Lieutenant, wir haben einen Bus entdeckt! Er steht im Wald! Der Fahrer ist geflohen."

"Den Wagen untersuchen und mitnehmen!"

Der Polizist bestätigt seinem Vorgesetzten, verstanden zu haben.

Zu Kweku sagt der Offizier schliesslich, dass er einen vollständigen Bericht benötige. Dann brechen die Polizisten den Einsatz ab und fahren in die Stadt zurück. Ihre verletzten Kollegen werden mit einem Lieferwagen weggeführt.

Kweku rennt zu Malaika, die immer noch bei ihrem Bruder kniet. Er legt ihr den Arm um die Schulter.

Sie schaut ihn böse an. "Was hat Manu dir mitgebracht, dass deswegen mein Bruder sterben musste?"

"Ich weiss es nicht genau, Malaika. Es geht wohl um Sklaverei und Kinderschmuggel in der Elfenbeinküste."

"Wir müssen morgen alles der Polizei erzählen. Sie sollen dafür büssen. Mein Bruder darf nicht umsonst gestorben sein! Versprich mir das!"

"Ich verspreche es dir." Kweku schluckt und weiss genau, dass er fortan in tiefer Schuld der Familie Ndembo stehen wird. "Wir werden sie finden, zusammen mit der Polizei, Malaika."

"Hilf mir, meinen Bruder ins Haus zu tragen. Ich muss meinen Mann anrufen. Er ist an einem Kongress in der Hauptstadt. Er muss sofort nachhause kommen. Heute ist ein sehr trauriger Tag."

Viele Arbeiter trauern um ihren Chef. Sie helfen, ihn ins Haus zu tragen, wo sie ihn auf eine Liege Betten. Kwame Manu stellt sich weinend daneben. Malaika nimmt ihn in den Arm.

"Ist er meinetwegen gestorben?"

"Nein, Manu, du kannst nichts dafür. Das waren böse Männer und sie werden bestraft werden. Aber du musst uns alles erzählen, was du weisst. Du musst den Polizisten alles berichten."

"Das mache ich. Im Rucksack waren nicht alle Papiere."

Malaika und Kweku blicken den Jungen fragend an.

"Ich habe einen Teil der Papiere bei meinen Kleidern in der Tasche. Mein Vater hat mir immer gesagt, man soll nicht alles Wertvolle am gleichen Ort aufbewahren."

"Das hast du sehr gut gemacht, Manu. Das wird uns helfen."

Draussen ist der Himmel inzwischen dunkel geworden. Die vielen leuchtenden Sterne am Himmel machen sich bereit, Omari in ihrer Mitte aufzunehmen.

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