33 - Genf & Zürich - Schweiz
Die Gebäude der UNO in Genf liegen etwas außerhalb der Stadt. Von einigen Häusern aus kann man auf den See blicken. Es sind Bürogebäude, gewiss, aber sie vermitteln Ruhe und Ordnung, genau die Werte, die eine Organisation wie die UNO vertritt.
Beim UNO-Kinderhilfswerk hat Sophie Jenaud soeben eine Mail ausgedruckt. Sie schnappt sich das Blatt und eilt zu ihrem Vorgesetzten, Roque Dadin, noch während sie klopft, schreitet sie ins Büro.
"Sophie! Was sind denn das für Manieren? Sie können mein Büro nicht stürmen wie die Rote Armee."
"Bitte entschuldigen Sie, Monsieur, aber es ist wichtig. Ich habe soeben eine Mail aus Afrika erhalten. In Ghana wurde auf einen Bus mit entführten Kindern geschossen."
"Was? Geben Sie her!" Dadin liest, dann legt er das Papier auf den Schreibtisch.
"Ich verstehe das nicht. Was wissen Sie darüber, Sophie?"
"Ich weiß, dass es mit den Nachrichten über die Kinderarbeit in Ghana und in Côte d'Ivoire zu tun hat. Sie haben bestimmt die Zeitung gelesen, die Meldungen erhalten, welche uns über die vergangenen Wochen erreicht haben."
"Ja, das habe ich gelesen. Der Bericht hat auch in Bern mächtig Staub aufgewirbelt. Wir sollten uns mit der Regierung absprechen, uns gegenseitig informieren. Ich möchte wissen, welche Maßnahmen geplant sind. Finden Sie das heraus und informieren Sie mich bitte umgehend."
"Jawohl, Monsieur."
Sophie verlässt schmunzelnd das Büro. Wie immer weiß sie mehr als ihr Chef und wie immer gibt sie ihm das Gefühl, Herr der Lage zu sein. In ihrem eigenen Büro lässt sie sich sofort mit dem Zuständigen Bundesbeamten in Bern verbinden, doch man verweist sie postwendend an einen Ständerat namens Fritz Berlinger. Gespannt auf den Mann wartet sie geduldig am Telefon.
"Berlinger - was kann ich für Sie tun?"
"Bonjour Monsieur, ich bin Sophie Jenaud vom UNO-Kinderhilfswerk in Genf. Eigentlich wollte ich mit dem zuständigen Beamten sprechen, der sich um die beunruhigenden Nachrichten aus Westafrika kümmert."
Berlinger lacht. "Dann sind Sie bei mir richtig. Niemand weiß hier besser Bescheid als ich, auch wenn andere danach entscheiden, was wir tun sollen. Wie kann ich Ihnen helfen, Madame?"
"Bitte, nennen Sie mich Sophie. Ich habe vor wenigen Minuten eine Mail erhalten, von einem unserer Mitarbeiter in Ghana. Er berichtet von einem Schusswechsel. Darin soll ein Bus mit Kindern an Bord verwickelt gewesen sein. Wissen Sie etwas darüber?"
Berlinger überlegt einen Moment und sagt nichts. Dann fragt er leise: "Wie schnell können Sie in Zürich sein, Sophie?"
"Zürich?"
"Ja. Wenn wir diskutieren wollen, sollten wir uns in Zürich mit Kathrin Zürcher treffen. Sie kennt alle Details und ist bestens informiert."
"Wer ist das, Monsieur?"
"Bitte, nennen Sie mich Fritz. Kathrin Zürcher ist Verlegerin und Anwältin. Sie ist eine Freundin der Personen, die den neuesten Fall von Kinderhandel und Kinderarbeit aufgedeckt haben. Wenn wir mehr erfahren wollen, führt kein Weg an Frau Zürcher vorbei."
"Ich verstehe. Ich kann in etwas mehr als drei Stunden in Zürich sein. Wo treffen wir uns?"
"Ich gebe Ihnen meine Telefonnummer. Kontaktieren Sie mich, wenn Sie unterwegs sind. - Haben Sie Unterlagen über die Firma Blanchet, Sophie?"
Nun zögert die junge Frau. Sie schaut für einen Moment aus dem Fenster auf den Lac Léman. "Ich weiß nicht, ob ich diese Information mit Ihnen teilen darf, Fritz."
"Wenn Sie wollen, dass sich für die Kinder eventuell etwas ändern kann, dann müssen Sie alle Informationen mit mir und Frau Zürcher teilen."
"Das klingt nicht nach offiziellem Vorgehen", zögert die junge Mitarbeiterin.
Berlinger lacht. "Nicht im Entferntesten. Aber wir sind die Guten, glauben Sie mir."
"Das hat mein Ex-Freund auch gesagt. - Also gut, ich werde die Informationen über Blanchet Chocolats mitnehmen. Ich freue mich darauf, die neuesten Informationen zu erhalten."
"Freuen Sie sich nicht zu früh, Sophie. Es sind traurige Informationen; solche, von denen man hofft, sie mögen im 21. Jahrhundert nicht mehr möglich sein. Wir sehen uns in Zürich. Ich informiere Kathrin. Bis bald."
"Bis dann." Sophie legt ihr Telefon auf den Schreibtisch zurück. In einer kurzen Message informiert sie ihren Chef darüber, dass sie sofort nach Zürich fahren muss. Danach packt sie alle Unterlagen über Blanchet aus dem Aktenschrank in ihre Mappe und verlässt das Büro.
***
Später sitzen sie im Büro von Kathrin Zürcher; Sophie, Fritz und Kathrin, welche Getränke bereitgestellt hat. Die Sonne scheint durch das Fenster und hüllt den Raum in warmes Licht. Kathrin hat ihren Laptop aufgebaut, Sophie legt ihre Unterlagen neben sich auf den Tisch und Fritz Berlinger lehnt sich zurück, verschränkt die Arme und wartet.
"Fritz, warum kommst du mit deinem Besuch zu mir? Erkläre mir genauer, was ihr von mir erwartet." Kathrin scheint leicht genervt zu sein.
"Liebe Kathrin, das ist, wie ich dir schon am Telefon gesagt habe, Sophie Jenaud vom UNO-Kinderhilfswerk. Sie hat Informationen und möchte gerne Erklärungen dazu."
"Und du denkst, ich könnte sie ihr geben?"
"Ich denke das nicht nur, meine Liebe, ich weiß es. - Also, Sophie, dann berichten Sie, was sie gelesen haben."
Sophie wirft einen scheuen Blick zu Kathrin, welche einen Schluck Wasser nimmt.
"Man hat uns informiert, dass in Ghana offensichtlich auf einen Bus mit Kindern geschossen wurde. Man berichtete, dass der Bus habe fliehen können, die Begleiter des Fahrzeuges jedoch alle getötet wurden. Von den Angreifern weiß man nichts. Sie seien aus auf einmal da gewesen und ebenso schnell wieder verschwunden."
Kathrin lächelt; Sophie blickt irritiert zwischen Berlinger und Kathrin hin und her.
"Siehst du", erklärt Fritz ruhig, "du bist gefragt. Wusste ich's doch."
"Liebe Sophie - ich darf dich doch Sophie nennen? Ich bin Kathrin - Also: Eine kleine Gruppe von Schweizern und Italienern, nennen wir sie Freunde, hat einige Kinder aus Polizeigewahrsam in Côte d'Ivoire befreit."
"Was? Wie? Ich meine, warum? Ich verstehe das nicht."
Kathrin erklärt der jungen UNO-Mitarbeiterin, was während der letzten Tage im Grenzgebiet von Ghana und Côte d'Ivoire geschehen ist. Sophie hört aufmerksam zu.
"Ich weiß noch nichts Genaues von diesem Überfall, aber ich könnte mir vorstellen, dass hier die Italiener im Spiel sind. Es wäre möglich; doch das genau zu erfahren, wird sehr schwer werden."
"Warum vermutest du die Italiener? Also - sprichst du von der Mafia?"
"Mafia ist ein hartes Wort, wie ich seit kurzem erst weiß. Du brauchst gar nicht so zu grinsen, Fritz. Du weißt genau, wovon ich rede!"
"Kathrin. Liebe Kathrin, du verstrickst dich mal wieder in Sachen, die dir nicht gut bekommen." Fritz lehnt sich zurück, als er den Blick seiner Freundin sieht.
"Ich vermute, liebe Sophie, dass die Italiener aus Apulien versucht haben, ihre Familie zu schützen", erklärt er ruhig. "Du musst wissen, dass die beiden Frauen im Bus wichtige Freunde in Apulien haben."
"Aber warum greifen sie den Bus an?", fragt Sophie sichtlich verwirrt.
Kathrin übernimmt. "Sie haben nicht in erster Linie den Bus angegriffen, sondern die Begleitfahrzeuge. Soweit ich weiß, waren das Söldner, die versucht haben, die Kinder wieder in ihre Gewalt zu bringen. Die Fahrerinnen des Busses sind hingegen von der guten Seite und versuchen, die Kinder zu ihren Familien zurückzufahren."
"Wie sicher sind diese Informationen?", fragt Sophie.
"Ziemlich sicher, weil es die einzige Erklärung ist."
"Dann müssen wir nicht aktiv werden? Das Untersuchungskomitee, das aus Ghana zurückgekommen ist, hat uns von unhaltbaren Zuständen berichtet."
"Oh doch, ihr müsst aktiv werden. Aber nicht für die Kinder in diesem Bus. Für die ist gesorgt, da braucht ihr keine Angst zu haben. Ihr solltet jedoch mehr unternehmen, dass der Kinderschmuggel und die Kinderarbeit in Ghana, in Côte d'Ivoire und anderen Ländern, wo Kakao produziert wird, besser kontrolliert wird und endlich aufhört." Kathrin spricht mit mehr Energie als noch vorher. Man spürt, wie nah ihr die Sache geht.
"Da wird der Bericht des Komitees hilfreich sein. Und auch das Filmmaterial, das wir aus der Presse erhalten haben."
Wieder grinsen Fritz und Kathrin beide.
"Darf ich?"
Kathrin nickt; Sophie blickt Fritz an, der ihr zu erklären beginnt, dass dieses Filmmaterial ebenfalls von den zwei Frauen im Bus stamme.
"Das müssen zwei außerordentlich mutige und tüchtige Frauen sein", bemerkt Sophie anschließend.
"Weit mehr als das, glaube mir." Kathrin schenkt etwas Wein und Wasser nach.
"Also gut, ich berichte meinem Chef, dass die Sache mit dem Bus für uns im Moment nicht wichtig ist. Weiter berichte ich ihm, dass wir uns auf die großen Drahtzieher konzentrieren sollen. Warum haben Sie mich das Material zu Blanchet mitbringen lassen, Fritz?"
"Weil mit den großen Drahtziehern dann wahrscheinlich der junge Blanchet gemeint sein könnte. Was haben Sie?"
Sophie öffnet die Mappe und legt einige Dokumente auf den Schreibtisch.
"Sind diese Infos vertraulich?", fragt Kathrin, bevor sie zu lesen beginnt. "Denn sollten sie es sein, dürfen wir das nicht lesen."
"Nein, es sind keine vertraulichen Informationen. Es sind Resultate interner Recherchen. Es sind interne Papiere, aber nicht klassifizierte."
Kathrin und Fritz lesen. "Sieh an", bemerkt Fritz leicht angewidert, "der alte Blanchet hat die Verbrechen seines Vaters wissentlich ignoriert. Er wusste über die Kinderarbeit auf seinen Lieferplantagen und hat das verschwiegen. Doch sein Sohn hat bewusst Papiere fälschen lassen, damit er die Bewilligungen für den Export erhalten hat. Er ist der wahre Verbrecher."
"Wobei der Vater auch Dreck am Stecken hat, wenn er nichts gemeldet oder unternommen hat." Kathrin ist wütend, kann sich jedoch zurückhalten. "Wo ist Serge Blanchet im Moment? Können wir Anklage erstatten?"
"Leider nicht, nein. Sein Vater hat ihn nach Kolumbien geschickt, wo er sich um die Wasserwerke kümmern soll. Er ist bereits abgereist." Fritz Berlinger zuckt mit den Schultern.
"Kluger Mann, dieser Gaston Blanchet. Kolumbien ist nicht gerade bekannt für die Auslieferung gesuchter Menschen."
"Da hast du recht, Kathrin, absolut. Ich werde mit meinen Freunden beim Auswärtigen Amt reden. Sie sollen Serge Blanchet genau auf die Finger schauen. Ich vermute, man kann auch im Geschäft mit Wasser Unfug treiben; und dann sollten wir vorbereitet sein."
"Das Geschäft mit Wasser ist in der Tat ein schmutziges Geschäft", erklärt Sophie, "Auch da sind wir dran und haben sehr viel zu tun. - Darf ich darum bitten, die Informationen zu den Kindern und dem Bus an uns weiterzuleiten, falls es Neuigkeiten gibt?"
"Aber natürlich", willigt Kathrin sofort ein, "es ist uns eine Ehre, hier aktiv mitzuhelfen. Wir wären im Gegenzug nur froh, wenn die Identität der 'Helfer im Hintergrund' nicht öffentlich würde."
Fritz Berlinger lacht. "Da ist sie wieder, unsere Kathrin mit ihren Mafiafreunden. Belassen wir es bei der Bezeichnung 'Freunde' oder vielleicht einfach bei 'Unbekannten Helfern'. Die liebe Kathrin hier gibt nichts umsonst, wie ich merke." Wieder lacht er.
Diesmal steckt er auch die zwei Frauen an. "Solange es den Kindern hilft, beharre ich nicht auf irgendwelchen Bezeichnungen. Unbekannte - das klingt gut für mich. Weiß man eigentlich, wer die Söldner waren?" Sophie ist erfreut über den Verlauf des Gesprächs.
"Nein, das wissen wir nicht mit Sicherheit. Wir vermuten aber eine Organisation aus dem Sudan. Auch hier werden wir die offiziellen Stellen informieren, sobald wir eventuell mehr wissen."
"Was haben Ihre Freunde mit den Kindern vor, wenn sie es an die Küste schaffen?"
Kathrin nimmt erneut einen Schluck Wasser. "Soweit ich informiert bin, wollen sie vorerst nach Kongo reisen. Einer unserer Freunde hat dort eine eigene Kakaofarm. Die Kinder können dort zur Schule gehen und müssen nicht arbeiten. Sie betreiben einen eigenen Kinderhort."
Sophie hört interessiert zu und macht sich fleißig Notizen. Als Kathrin endet, nickt die UNO-Mitarbeiterin anerkennend. "Das sind gute Ansätze. Meint ihr, wir könnten ein gemeinsames Projekt starten, so eine Art Wohnheim für Kinder, die gestrandet sind und man erst herausfinden muss, wo sie zuhause sind und ob sie dorthin zurück können?"
"Du sprichst von einem gemeinsamen Projekt mit der UNO? Ich denke, das könnte Umbigwes Familie interessieren. Wir sollten das auf jeden Fall weiterverfolgen." Kathrin blickt zu Fritz.
"Das sehe ich auch so. Die Politik könnte ich informieren; die notwendigen Gelder zu sprechen, dürfte in der momentanen Situation nicht allzu schwierig werden. Alle wollen sich von der kinderfreundlichen Seite zeigen. Das könnten wir ausnutzen. Wie sieht es mit der UNO und ihren Bewilligungsverfahren aus?"
"Mit meinem Chef werde ich keine Probleme haben. Alles andere liegt danach in seiner Hand. Aber ich denke, das bekommen wir hin. Im Kongo, sagt ihr? Wo genau?"
"In Souanké, es ist die Farm der Familie Ndembo. Umbigwe Ndembo ist unser Freund, von dem ich gesprochen habe." Kathrin stellt Sophie ein Glas Wein hin.
"Dann werde ich mich schon etwas vorinformieren, damit ich meinem Chef entsprechend berichten kann. Ich finde, unser Gespräch hat sich richtig gelohnt. Ich fahre mit einem guten Gefühl nach Genf zurück." Sophie strahlt und trinkt etwas vom Wein.
Fritz Berlinger und Kathrin wirken ebenfalls zufrieden. Aus einer traurigen Angelegenheit scheint sich etwas Gutes und Wichtiges zu entwickeln. Sie verbringen noch einige Minuten miteinander und entwickeln Pläne für die Kinder.
Sophie verabschiedet sich am späteren Nachmittag von Kathrin und Fritz, dann fährt sie im Zug zurück nach Genf. Sie hat einiges erfahren, wenn auch nicht unbedingt die Dinge, die sie erwartet hatte.
***
Als Kathrin wieder allein ist, nimmt sie ihr Telefon zur Hand und ruft Selina an.
"Wo seid ihr und was habt ihr nun schon wieder angestellt?"
Selina hat sich an die direkte Art ihrer Lebenspartnerin gewöhnt und begrüßt sie überschwänglich höflich. "Schatz! Alles gut bei dir in der Schweiz? Scheint die Sonne?"
"Du hast Nerven. Ich hatte soeben eine Besprechung mit einer jungen Dame vom UNO-Kinderhilfswerk. Sie war sehr beunruhigt über eine Schießerei auf einen mit Kindern besetzten Bus."
"Jap, das waren dann wohl wir."
"Und wie geht es euch? Und wieso zum Teufel erfahre ich das via UNO?"
"Beruhige dich - wir hatten wenig Zeit und noch weniger Netz. Ich werde dir alles berichten. Auf die Schnelle: Es geht uns gut. Wir sind auf dem Weg an die Küste. Elenas Verwandte haben uns die Söldner vom Hals geschafft und im nächsten großen Hafen wartet ein Schiff für uns. Marco und Umbigwe sind irgendwo hinter uns und wollen uns dort einholen. Sie folgen uns mit der ghanaischen Polizei, weil wir getrennt wurden."
"Dann waren die Angreifer also doch aus Italien?"
"Wir vermuten es. Wir wissen es nicht sicher, noch nicht. Es ist momentan grad etwas hektisch. Wie geht es dir in Zürich?"
"Fritz Berlinger hilft mir mit der Politik. Wir sind seit heute auch im engen Kontakt mit dem UNO-Kinderhilfswerk. Ich denke, da kommen nun Steine ins Rollen. Diese Sophie Jenaud scheint eine engagierte Person zu sein."
"Ist sie hübsch?", fragt Selina wie aus dem Nichts.
Kathrin lacht. "Ach du. Ja, sie sieht verdammt gut aus und riechen tut sie noch besser. Du solltest möglichst schnell nachhause kommen."
"Dann werde ich wohl in Genf noch jemandem die Knochen brechen müssen, wenn ich wieder in der Schweiz bin. Übrigens: Halt dich fest - dein Marco hat auch ähnliche Probleme, wenn er heimkehrt."
Selina erzählt Kathrin von der Fast-Affäre ihres gemeinsamen Freundes.
"Als nächstes werde ich alle Titel dieser Amara aus dem Katalog nehmen. Wir werden sie nicht mehr gemeinsam mit unserem lieben Herr Stalder anbieten."
"Du hast sie im Verlagsprogramm?"
"Nein, aber in einem gemeinsamen Katalog, mit welchem wir bei den Buchhändlern vorstellig werden. Wir haben mal darüber nachgedacht, die deutschen Übersetzungen zu verlegen. Ich werde die Zusammenarbeit mit ihrem Verlag auflösen. Kein Ding - wir sind größer als sie und es wird sie mehr schmerzen als uns."
"Dein Buchgeschäft und die Machenschaften von Elenas Verwandtschaft sind sich nicht unähnlich, befürchte ich."
Katrin lacht laut. "Nein, meine Liebste, der Buchhandel ist kein Organisiertes Verbrechen - bloß ein sehr hart umkämpftes Geschäft, wo jeder mit den Waffen kämpft, die er gerade findet. - Bitte ruf mich an, wenn ihr die Küste erreicht habt, in Ordnung?"
"Aber sicher, das hatte ich sowieso vor. Ich liebe dich."
"Ich dich auch. Seid bitte vorsichtig." Kathrin unterbricht das Gespräch. Vom Tisch nimmt sie sich ein Glas Wein und blickt einmal mehr gedankenversunken aus dem Fenster. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, als sie die letzten Jahre ihres Lebens revuepassieren lässt und sich bewusst wird, wie sehr es sich verändert hat.
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