30 B - Côte d'Ivoire
Der Hubschrauber landet wieder auf dem Dach des Hotels in Abidjan. Die Fluggäste bedanken sich bei Noëlle, welche noch immer nachdenklich wirkt. Sie verabschiedet sich freundlich und zieht sich in ihr Zimmer zurück.
"Meine Männer erwarten uns unten, Monsieur Märki", stellt der Polizeipräsident klar, dass Tim sich nicht auch wegschleichen kann.
"Wir sollten noch meine dritte Mitarbeiterin, Gabriela Torres, in ihrem Zimmer abholen, wenn das für Sie in Ordnung geht."
Mit einer einladenden Handbewegung bittet der Polizist den Schweizer, voranzugehen. Es ist ruhig geworden auf dem Dach, denn der Pilot hat unterdessen seine Maschine ausgestellt, der Rotor bleibt stehen und der Mann klettert von seinem Pilotensitz herunter. Verwirrt blickt er den zwei Männern nach. Zum ersten Mal hatte er einen ranghohen Polizisten an Bord, doch im Umfeld von Miss Amara ist alles möglich. Er lehnt sich an seine Maschine und zündet eine Zigarette an.
Gabriela öffnet ihre Zimmertüre und blickt Tim fragend an.
"Das ist der Herr Polizeipräsident. Er bittet uns, noch einmal auf das Revier zu kommen, denn es gibt aufregende, wenn auch traurige Neuigkeiten zu einigen Kindern, die man auf einer einsamen Landstraße aufgegriffen hat. Die Polizei hofft, dass wir etwas zu diesem Fall beitragen können."
"Wo sind Roland und Lara?"
"Sie sind noch in Niablé geblieben und werden mit unserem Bus zurückfahren."
"Okay, ich komme mit. Ich hole nur noch schnell unsere Unterlagen. Gebt mir eine Minute." Gabriela verschwindet in ihrem Hotelzimmer und kommt kurz darauf mit einer dicken Mappe auf den Flur.
In einem komfortablen Polizeifahrzeug werden sie auf das Revier gefahren, wo man sie zum Konferenzraum geleitet. Der Präsident lässt Kaffee, Wasser und Tee bringen. Zwei zusätzliche Polizisten setzen sich an den Tisch - die Behörde möchte in der Mehrheit sein, denkt sich Tim und kann ein Grinsen nicht verkneifen.
Der Polizeipräsident streckt seinen Rücken durch, blickt seine beiden Gesprächspartner an und eröffnet das Gespräch. "Dann zeigen Sie mir doch bitte, was Sie bisher herausgefunden haben."
"Noch nicht, Monsieur le Président. Wir sollten zuerst erfahren dürfen, warum wir hier sind. Ich bin Anwalt und ich kenne den Ablauf solcher Gespräche sehr genau. Würden Sie uns daher bitte zuerst erklären, weshalb wir befragt werden?"
Der Polizist lächelt. "Wir haben Grund zu der Annahme, dass Ihre Nachforschungen einen internationalen Börsenrückgang ausgelöst haben. Ich bin von unserem Staatspräsidenten beauftragt worden, dies zu untersuchen. Der Preiszerfall im Kakaogeschäft lässt unsere Wirtschaft schwächeln."
"Sie verwechseln uns mit den Männern, die Kinder entführen, Monsieur. Wir kontrollieren nur die Einhaltung der geltenden Gesetze. Im Interesse der Wirtschaft, auch der Ihrigen."
"Was haben Sie mit der Veröffentlichung des Berichtes über Kinderarbeit zu tun?", fragt einer der Polizisten.
"Nichts", erklärt ihm Gabriela. "Wir haben das Team um die Journalistin zufällig getroffen und kennengelernt, weil zwei von ihnen Schweizerdeutsch geredet haben. Diese Gruppe, zu der auch die zwei entführten Frauen gehören, hat ganz andere Interessen als wir. Zufälligerweise betrifft es jedoch den gleichen Wirtschaftszweig, Kakao."
Der Polizeipräsident lächelt. "Also gut. Haben Sie bei Ihren Kontrollen irgendwelche Umstände entdeckt, die auf Kinderarbeit hindeuten?"
"Ja, das haben wir. Einmal in Ghana und einmal hier, in Ihrem Land. Das steht in unserem Bericht." Tim fordert Gabi auf, die entsprechenden Seiten vorzulegen.
Der Polizeipräsident liest aufmerksam, die Texte sind auf Französisch, was ihm offensichtlich gefällt.
"Die Plantage, die Sie hier nennen - das ist ganz in der Nähe der Stelle, wo wir die Kinder aufgegriffen haben." Er senkt die Papiere und blickt die Schweizer besorgt an. "Das könnten demnach wirklich Kinder von dieser Plantage sein. Das wäre illegal und strafbar. Wieso haben Sie diese Plantage besucht?"
"Weil sie auf unserer Liste steht. Sehen Sie", Gabriela legt den Polizisten eine lange Liste vor, "Alle diese Plantagen arbeiten mit Schweizer Abnehmern zusammen. Wir untersuchen nur solche, denn es geht uns in erster Linie um unsere Industrie, die sich an internationale Gesetze halten muss. Deshalb sind wir hier."
Der Polizeipräsident liest, nickt dann mit dem Kopf und lächelt wieder. "Das klingt alles legal und plausibel. Es freut mich, Sie mit an Bord zu haben. Dennoch müssen Sie verstehen, dass Nachforschungen und vor allem Strafverfolgung unsere Sache ist. Wir kümmern uns darum, das kann ich Ihnen versichern."
Nun lächelt auch Märki, während Gabriela Torres die Augen verdreht. "Das glaube ich Ihnen sogar, Herr Polizeipräsident. Dürfen wir dann gehen?"
"Ich hätte da noch einige andere Fragen. Warum konnten wir in Miss Amaras Hubschrauber fliegen? Woher kennen Sie sich?"
"Kennen ist übertrieben", antwortet Tim ruhig. "Miss Amara wurde auf Marco Stalder aufmerksam - sie sind beide Autoren. Ich glaube, sie könnten gute Freunde werden und da hat Miss Amara uns ihren Hubschrauber zur Verfügung gestellt, weil wir in Eile waren und sie uns helfen wollte."
"Das klingt harmlos. Kommen wir nun zu den ermordeten Männern. Was wissen Sie darüber?"
"Ganz ehrlich? Nichts", erwidert Märki. "Die Männer, welche unsere Freundinnen entführt haben, sind offenbar darunter, wie Sie von Java gehört haben. Was genau passiert sein könnte, kann ich Ihnen jedoch nicht sagen - bei bestem Willen nicht."
"Sie haben nicht mit Monsieur Goude gesprochen?"
"Hätten wir das tun sollen? Ist - oder viel mehr war er in die Kinderarbeit verwickelt?"
Der Polizeichef nickt. "Wir müssen davon ausgehen, ja. Sie können mir also nichts zu diesem Vorfall sagen?"
Tim Märki wartet mit einer Antwort, er blickt seine Mitarbeiterin an, Gabriela nickt. "Nur so viel", beginnt Märki schließlich, "zwischen den Ländern Ghana und Côte d'Ivoire werden Kinder zur Arbeit auf Kakaoplantagen vermittelt. Das ist Fakt. Wer alles wie tief darin verwickelt ist, kann ich Ihnen nicht sagen. Es macht jedoch den Anschein, dass einflussreiche, mächtige Männer dahinterstecken."
"Ich verstehe." Der Polizeichef nickt. "Und Sie werden das in Ihrem Bericht erwähnen?"
"Ja, das werde ich. Sehen Sie, wir haben unseren Auftrag und den füllen wir nach bestem Wissen und Gewissen aus. Wir erledigen unsere Arbeit sehr korrekt, genau wie Sie, Monsieur le Président."
"Das ist richtig. Sie dürfen nun gehen. Danke, dass Sie mir geholfen haben. Wenn ich Ihnen noch einen Rat geben darf: Es ist nicht die beste Zeit, um unser Land zu besuchen. Die Regenzeit bricht bald an. Sie sollten wiederkommen, wenn das Wetter besser wird. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Heimreise." Der Polizist bleibt sitzen, ein Uniformierter geleitet Gabriela und Tim aus dem Verhandlungsraum und schließt die Tür hinter ihnen.
Gabriela blickt Tim erstaunt an. "Was war denn das? Hat der uns eben des Landes verwiesen?"
"Ja, ziemlich deutlich. Wir sollten packen gehen, Gabi. Vor allem jedoch sollten wir Roland und Lara informieren. Hier stimmt vieles nicht zusammen - aber für uns wird es wohl zu gefährlich. Wir sollten in die Schweiz zurückfahren."
***
Java und Marco treffen in der Apotheke ein. Umbigwe und Selina sitzen an einem kleinen Tisch und trinken Tee.
"Besser?", fragt Java bei Selina nach.
"Ja, viel besser. Die Ärztin meinte, es sei wohl vor allem ein Erschöpfungszusammenbruch gewesen. Mein Körper hat sich gemeldet und mir mitgeteilt, dass nun genug sei. - Java, vielen Dank, dass du mich da rausgeholt hast."
"Hey - du hättest das Gleiche auch für mich getan. Ich bin sehr froh, dass es dir wieder gut geht." Java setzt sich neben Umbigwe, legt ihren Arm um ihn und hält seine Hand. Marco würdigt sie keines Blickes.
Selina hingegen blickt zwischen ihnen beiden hin und her, wirft Marco einen fragenden Blick zu, was er mit einem Schulterzucken beantwortet.
"Was nun?", fragt Umbigwe in die peinliche, knisternde Stille hinein.
"Wir sollten versuchen, diesen Kindern zu helfen, die sie gefunden haben."
"Java, Liebes, wir haben euch erst gerade wiedergefunden und du willst schon wieder in ein Abenteuer starten?" Umbigwe zieht seine Freundin zu sich hin, sie wehrt sich nur wenig.
"Ja, das will ich. Aber nur noch mit dir zusammen, mein Großer!" Sie drückt ihm einen langen Kuss auf die Lippen. "Gleich nachdem wir den Kindern geholfen haben!"
Umbigwe versteht und lächelt sie glücklich an. "Lasst uns nach Abidjan fahren."
Als die Freunde beim Bus eintreffen, sind Lara und Roland vom Komitee bereits da. Sie sehen besorgt aus.
"Wir sollten sofort losfahren", erklärt Lara, "man uns soeben des Landes verwiesen. Tim hat uns berichtet, wir sollen so schnell als möglich ins Hotel kommen und packen."
"Was? Wieso denn das?"
"Offensichtlich haben die Morde in Abidjan doch mit unseren Nachforschungen zu tun gehabt. Du hast doch einen von den Typen erkannt, Java."
"Ja, diesen Bono. Sein Gesicht werde ich wohl nie vergessen."
"Bono ist tot?", erkundigt sich Selina? "Warum? Ich meine - wie?"
Weil sie die Geschichte auf dem Polizeiposten verpasst hat, erklären die anderen, was vorgefallen ist.
"Wow! Und die Kinder?"
"Meine Worte", lächelt Java. Lasst uns in Abidjan diskutieren, was wir tun werden. Noé - wie schnell kannst du dort sein?"
"Schnell, wenn ihr bald einsteigt." Er lacht und hält die Schiebetür auf.
Wenig später rauscht der noble Bus aus der Stadt in Richtung Süden.
***
Im Hotel angekommen, treffen die Freunde auf Tim Märki und Gabriela Torres, die bereits mit ihrem Gepäck in der Lobby warten. "Lasst uns kurz reden, drüben, in der Bar", bittet Tim sie, ihm zu folgen.
Noëlle verlässt eben die Bar, als die Freunde hineingehen, sie kreuzen sich und die Autorin zwinkert Marco versteckt zu.
Das Komitee und die Freunde setzen sich in eine Sitzecke. Tim Märki berichtet vom Treffen mit dem Polizeipräsidenten. "Und ihr seid sicher, dass nicht die Mafia hinter den Morden steckt?", fragt er zum Schluss.
"Ja, ich denke das waren nicht unsere Leute", bestätigt Marco. "Elenas Verwandte sind bestimmt nicht zimperlich, aber so etwas würde kaum Sinn machen. Das ist eine andere Handschrift."
"Der Sudanese?", fragt Umbigwe leise.
"Möglich." Marco schaut besorgt in die Runde. "Entschuldigt mich kurz, ich muss zur Toilette." Er steht auf und verlässt die Bar.
"Wer ist der 'Sudanese'?", erkundigt sich Roland.
"Das ist ein unbekannter aber sehr brutal vorgehender Warlord aus dem Sudan. Wir kennen seine Identität nicht, kannten jedoch seinen ehemaligen Partner."
Die Mitglieder des Komitees blicken sich an, lächeln danach aber entspannt. "Ihr seid mir noch eine Truppe", lacht Lara. "Mit euch wird es nie langweilig, bei Gott nicht. Müssen wir uns Sorgen machen, ihr könntet allenfalls internationale Gesetze missachten?"
"Nicht doch!", lacht auch Java. "Unsere Gesetze halten wir alle ein. Was können wir dafür, dass einige Länder noch andere Gesetze als die unseren erlassen haben." Sie hebt entschuldigend die Arme.
"Was macht ihr nun?"
"Ich denke, wir werden uns nach den Kindern erkundigen und versuchen, ihnen zu helfen. Und ihr?"
"Wir werden in die Schweiz zurückfahren. Bei allem Respekt für eure Arbeit: das solltet ihr auch tun. Verlasst das Land."
"Werden wir, mein lieber Tim, werden wir. Aber wir fahren nach Kongo, auf die Plantage meiner Familie. - Wo bleibt eigentlich Marco? So lange hat nicht einmal ein Greis zum Pissen!" Umbigwe blickt suchend in die Runde.
Seine Freundin schlägt ihn auf die Brust. "Gib mir eine Nummer, Umbigwe!", sagt Java scharf und ihr Blick verheißt nichts Gutes.
"Drei-eins-zwei", sagt er grinsend.
Java drückt ihrem Freund einen Kuss auf die Stirn, stampft dem Aufzug entgegen und verschwindet. Die anderen blicken ihr fragend nach.
"Marokko hat wohl bald eine Autorin weniger." Umbigwe lacht und zeigt auf den Lift.
"Was? Wieso? - Mann, ich habe wohl viel verpasst! Könnt ihr mir bitte erklären, was das eben sollte? Wo geht Java so wütend hin?"
"Ich erkläre es dir gerne, Selina. Aber Marco sollte den Kopf einziehen, denke ich."
***
Mit seltsam rasendem Herzen klopft Marco an die Zimmertür im dritten Stock. Er hört Schritte, die Kette wird weggezogen, dann schwenkt die Tür auf.
Marco blickt auf eine wunderschöne Wüstenprinzessin, die ein hellblau schimmerndes Nichts trägt, darunter nur einen dunkeln BH und eine weite, dunkelblaue Baumwollhose, die ihr bis zu den Knöcheln reicht. Ihr offenes Haar wird von einem Schleier zur Hälfte bedeckt und fällt in Strähnen in ihr makelloses Gesicht. Sie lächelt hungrig aber sanft, zieht ihn zu sich hin und schiebt die Tür mit dem Fuß zu.
Im Zimmer riecht es nach Zimt und würzigen Räucherstäbchen, sanfte orientalische Musik klingt im Hintergrund, auf einem kleinen Tisch stehen zwei Gläser und eine Flasche Sekt. Noëlle hat ihn erwartet, realisiert er, kurz bevor ihre Lippen warm und sanft auf seine drücken und ihre Zunge sich einen Weg zu seiner sucht.
Noëlle legt ihre Arme um ihn, knabbert an seinem Ohr. Sie drückt ihren Oberköper vor, damit er ihre festen Brüste spüren kann. Er ist vollkommen überrumpelt und nicht in der Lage zu reagieren. In seinem Kopf laufen die Gedanken Amok, die Gefühle hingegen, sind seltsam abwesend. Noëlle küsst ihn abermals fordernd. Sie riecht gut, denkt er sich. Dann aber windet er sich aus ihrer Umarmung und schiebt sie von sich weg.
"Ich will dich! Und ich will dich hier und jetzt, mein Prinz", flüstert Noëlle, zieht ihn abermals zu sich hin, schmiegt ihre Hüften an seine. "Du willst mich doch auch, ich spüre es", haucht sie erregt. Sie nimmt seine Hand und führt sie auf ihre linke Brust.
"Noëlle, nicht, ...", stammelt Marco und löst sich abermals aus ihrer Umarmung. "Ich bin nicht deswegen hier."
"Doch, Dummerchen, du weißt nur noch nicht, was dich erwartet." Sie beginnt sich im Rhythmus der Musik zu bewegen, dreht sich und fixiert ihn mit ihren geheimnisvollen, dunklen Augen.
"Noëlle, bitte, hör mir zu. Ich bin glücklich verheiratet und ich liebe Elena über alles! Ich bin gekommen, um dir das zu sagen." Marco macht einen Schritt von Noëlle weg.
"Na und? Noch nie etwas von Harem gehört, mein hübscher Mann?", haucht sie und tanzt weiter.
In diesem Moment fliegt die Tür auf, ein Stück Holz fällt zu Boden und hinterlässt dort, wo sich das Schloss befinden sollte, ein hässliches Loch. Java steht plötzlich im Zimmer, ihre Hände in die Hüften gestemmt, die Augen zu Schlitzen halb geschlossen. Einen Moment ist alles ruhig, nur die Musik klingt leise durch die energiegeladene Atmosphäre. Java erfasst die Situation mit ihrem Blick. "Drummer ... raus! Du wartest auf dem Flur - und wehe dir, wenn du weggehst. Hier wird gleich wer gekillt und du bist der Nächste!"
Marco versucht etwas zu sagen, Javas ausgestreckte Hand hindert ihn daran; mit gesenktem Kopf verlässt er das Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Im Flur lehnt er sich an die Wand, verbirgt sein Gesicht in den Händen, schlägt sich auf den Kopf und sinkt zu Boden. Im Zimmer hört er Java und Noëlle einander anschreien.
Die Tür fliegt abermals auf und Java tritt auf den Flur heraus. "... oder du bist nirgends auf der Welt mehr sicher; hast du das verstanden?" Sie fixiert Marco, der sich soeben erhebt.
"Java, ich ..."
"Halt die Klappe, Marco! Mit dir rede ich später, nicht hier. Es ist nicht zum Aushalten mit euch Kerlen!"
Vor seinem Zimmer bleibt Java stehen, sie zeigt mit ihrer Hand auf die Tür. Er öffnet, sie tritt ein, stakst zum Balkon und setzt sich auf einen Stuhl; Marco nimmt ihr gegenüber Platz. Eine Minute sagt keiner etwas.
"Du bist ein Idiot, weißt du das?"
"Ja", gibt Marco kleinlaut zurück.
"Ich verstehe dich nicht. Was ist bloß in dich gefahren? Was wird wohl Elena dazu sagen?"
"Du wirst es ihr doch nicht ..."
"Und wie ich das Elena erzählen werde! Ihr seid meine Freunde, Elena und du. Genau deshalb werde ich es ihr sagen - ich lasse nicht zu, dass solche Dinge zwischen euch stehen!" Java blickt vom Balkon über die Stadt. "Mann, Marco! Echt jetzt! Du hast diese Scheiße schon einmal abgezogen! Mit mir! Eigentlich sollte ich dich nie wieder ansehen!"
"Ich war nicht deswegen auf dem Zimmer, Java, ich ..."
"Lass gut sein, Drummer, sie hat es mir erklärt. Wenigstens scheinst du noch einen kleinen Rest Anstand gewahrt zu haben; und das rechne ich dir hoch an. - Aber ich bin wütend auf dich."
"Was kann ich tun?"
"Rede mit Elena! Ich werde ihr alles erzählen; aber mir wäre lieber, sie würde es von dir erfahren. - Und nun lass uns wieder zu den anderen gehen."
Sie verlassen das Zimmer und fahren in die Lobby. Wortlos setzen sie sich zur Gruppe zurück. Selina blickt von Java zu Marco und zurück. Umbigwe grinst. "Lebt sie noch?"
"Koch", feixt Java schärfer, als sie es beabsichtig hatte, "sieh mich an und lerne!"
Umbigwe zuckt zusammen. "Nie im Leben würde ich so etwas tun, meine Liebste."
"Das will ich dir auch geraten haben. - Wo stehen wir? Was tun wir als nächstes?"
Selina reagiert am schnellsten und grinst Java an: "Gekillt wird heute niemand mehr, meine Kriegerin."
Durch diesen Spruch löst sich die Stimmung. Die Gruppe kann konzentriert ihre nächsten Schritte planen.
***
Im Rathaus von Abidjan sitzt Laurent Djue auf dem bequemen Ledersessel in seinem Büro, ihm Gegenüber haben ein Söldner und der Polizeipräsiden Platz genommen.
"Ich bin zufrieden, meine Herren. Wann werden die Schweizer abreisen?"
"Sie packen bereits", antwortet der Polizist lächelnd. "Sie werden wohl noch heute fliegen."
"Sehr gut gemacht; das ist ganz in meinem Sinne. Sie werden es noch weit bringen, Major."
"Sollen wir weiter beobachten?", fragt der Söldner.
"Tut das. Ich will wissen, ob auch diese Gruppe unser Land verlässt."
"Was sollen wir tun, wenn sie nicht abreisen?"
"Bringt sie dazu, abreisen zu wollen. Werdet kreativ - es wird euch etwas einfallen."
Ein Mitarbeiter trägt zwei Koffer ins Büro, stellt sie neben den Schreibtisch und geht wortlos wieder weg. Djue nickt, wartet, bis der Mitarbeiter den Raum verlassen hat. Dann steht er auf, greift nach dem ersten Koffer und reicht ihn dem Söldner. Den zweiten stellt er neben den Polizeichef. "Für Ihre Spesen, meine Herren. Treue Dienste sollen entsprechend entlohnt werden."
Die zwei Männer fassen die Koffer wie ein Kind sein Lieblingsspielzeug. Sie erheben sich lächelnd und verabschieden sich vom Präsidentschaftskandidaten.
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