11 - Souanké - Kongo
Kurz nach Mitternacht weckt Umbigwe seine Freunde auf. Marco wirkt vorerst wenig begeistert. "Was willst du? Wir sind doch erst schlafen gegangen, Mann."
"Komm hoch. Gerade du als Familienvater solltest damit keine Probleme haben, wenn man dich mitten in der Nacht weckt."
"Autsch. Enzo ist ein anständiges Baby. Er schläft nachts."
"Komm schon, wir wollten doch den Dschungel anhören. Unser Guide ist da. Zieh dir lange Sachen an, und wähle gute Schuhe. Wir warten draußen."
Mit einem Mal ist die Müdigkeit verflogen. Marco sucht ein langes Baumwollhemd, die Arbeitshose und seine Boots. Auf diesen Ausflug hat er sich gefreut. Vor dem Gebäude warten vier Männer, welche einiges an Ausrüstung tragen, Umbigwe und Java.
"Ihr müsst ruhig sein und immer darauf achten, wo ihr hintretet. Haltet euch niemals an Baumstämmen fest; einige der Tiere, die wir sehen werden, sind giftig und betrachten euch als Beute. Bleibt auf dem Pfad und wenn der Guide stoppt, dann tut ihr das auch. Alles klar?"
Diese Einführung erhöht die Spannung, Marco und Java nicken freudig. "Es kann losgehen! Sollen wir auch etwas tragen?"
"Nein, ihr müsst darauf achten, dass ihr nicht hinfallt. - Ach ja: Wenn ihr fotografieren wollt, dann nur ohne Blitz. Sonst sind die Tiere alle weg. An den sehr dunklen Stellen geben wir euch Nachtsichtgeräte, wenn wir Tiere beobachten."
"Was werden wir sehen können?"
"Vor allem Schlangen, kleinere Jäger und eventuell Krokodile. Die meisten Affenarten schlafen nachts und für die berühmten Flachlandgorillas müssten wir weiter in den Dschungel hinein."
Die Gruppe wandert schweigend in den Wald, folgt kleinen Wegen und schmalen Pfaden. Der Guide bleibt bereits nach wenigen hundert Metern stehen und zeigt auf einen Ast.
"Das ist nicht nur ein Ast, siehst du die Schlange? Sie verharrt regungslos, bis eine Beute in ihre Nähe kommt", flüstert Umbigwe.
Erst durch genaues Hinsehen kann Marco die grüne Schlange vom Ast unterscheiden. Fasziniert betrachtet er das etwa zwei Meter lange Reptil.
"Nicht anfassen - sie ist giftig."
"Käme mir nicht im Traum in den Sinn, hier irgendwas anzufassen. Aber es ist wunderbar. Ich habe solche Tiere bisher bloß im Zoo gesehen."
"Das ist eine Jamesons-Mamba. Weniger giftig als ihre schwarze Verwandte, aber immer noch tödlich. Die hier schläft allerdings."
"Können wir auch tagsüber einen solchen Ausflug machen? Ich würde gerne die Gorillas sehen."
Umbigwe spricht mit einem ihrer Führer. Dann lächelt er. "Ja, wir müssen allerdings einige Tage wegfahren, in den Nationalpark, nicht weit von hier. Wir können das planen."
Die Augen von Marco und Java stahlen. Nach einigen Minuten gelangen sie an den ruhigen Fluss, bei welchem sie die Ruhebank deponiert haben. Am Wasser herrscht Hochbetrieb. Viele kleine Krokodile jagen nach Beute, einzelne kleinere und größere Tiere nähern sich dem Wasser, verschwinden jedoch sofort, als sie die Menschengruppe sehen. Der Guide flüstert Umbigwe etwas zu.
"Hier sollen wir uns hinsetzen, mit etwas Abstand, so dass ihr das Ufer sehen könnt. Dann nicht mehr flüstern und möglichst nicht bewegen. Ihr werdet die Tiere beobachten können. Die kleinen Krokodile sind nicht etwa Jungtiere, das ist eine eigene Art, es sind Sumpfkrokodile."
Java setzt sich nah beim Wasser hin, die Beine schlägt sie übereinander. So verharrt sie einige Minuten, dann kann sie bereits ein Rascheln vor sich ausmachen. Ein sehr kleines Krokodil mit leicht gestreiftem Rumpf gleitet ins Wasser; es ist ein Jungtier. Java beobachtet, wie der gepanzerte Körper sich im Wasser sehr elegant bewegen kann, während die Tiere an Land eher schwerfällig wirken. Auf einmal spürt sie ein Kribbeln auf ihrer Hand. Sie dreht den Kopf und betrachtet die große Spinne, welche ihr über die Hand krabbelt. Regungslos beobachtet sie das faszinierende Tier. Die Spinne verlässt die Hand und kriecht in ihren Bau, der unweit am Fuße eines Baumes versteckt liegt.
Java ist froh, keine Angst vor diesen Tieren zu haben, sonst wäre sie womöglich aufgeschreckt und hätte damit sich und die Spinne in Gefahr gebracht. So aber konnte sie das behaarte Tier beobachten und sie freut sich über dieses Erlebnis. Und natürlich freut sie sich darüber, Marco davon zu erzählen und seine verängstigte Reaktion zu belächeln.
Die Freunde können in dieser Nacht noch einige Tiere beobachten und sogar eine schlafende Gruppe Schimpansen entdecken. Nach faszinierenden drei Stunden kehren sie zum Camp zurück. "Umbigwe, das war der Hammer! Ich danke euch allen für diesen einmaligen Einblick in eine faszinierende Welt."
"Sehr gerne. Es ist auch für uns immer wieder großartig, das zu erleben. Der Wald ist nie gleich. Die Sonne geht bald auf. Ich schlage euch vor, euch nicht mehr hinzulegen und dafür am frühen Nachmittag einen Nap zu machen."
"Mittagsschlaf, wenn es draußen am heißesten ist - klingt gut. Lass uns Frühstück machen und die Frauen damit überraschen." Marco stapft auf die Küche zu, Java folgt ihm grinsend.
"Elena hat dich gut erzogen, Drummer, alle Achtung. Wer hätte gedacht, dass aus dir einst ein Familienmensch wird?"
Lachend nimmt er sie am Arm und führt sie in das Haus. "Ich denke, das war ich schon immer, hatte jedoch keine Gelegenheit, das zu zeigen."
"Es gefällt dir, Vater zu sein, hab ich Recht?"
"Du hast keine Ahnung, wie sehr mir das gefällt! Klein Enzo kann außer kacken und schreien noch nicht viel, aber ich habe ihn so sehr ins Herz geschlossen. Das ist unglaublich. Nie hätte ich gedacht, kleine Kinder zu mögen."
Java lacht. "Ja, das kann ich mir auch nicht vorstellen. Bei meinem Lebensstil wären das auch arme Dinger. Ich bin nie zuhause. Mein Mann müsste alles allein schmeißen."
"Apropos Mann: wie ernst ist es dir mit Umbigwe?"
Java schaut kurz hinter sich, um sicherzustellen, dass der Angesprochene nicht hinter ihr steht. "Ganz ehrlich? Ich weiß es noch nicht. Ich meine, ich bin verliebt, ohne Frage, ich bin verrückt nach ihm. Aber ein Leben lang? Das ist eine lange Zeit."
Marco schmunzelt, denn mit dieser Antwort hat er gerechnet. Er kennt seine Freundin in- und auswendig. "Gib ihm eine Chance. Er liebt dich bis tief in sein Herz hinein."
"Das spüre ich doch auch, und ich genieße es. Mal sehen, wohin das mich führt - ob ein uns jemals eine echte Chance hat. Sei mir deswegen bitte nicht böse."
Marco zerwühlt ihr Haar. "Nicht doch, meine Liebe. Ich kenne dich. Ein Mann darf dich nicht einsperren, sonst haust du ab."
"Es ist immer wieder lustig, eure schweizerische Ausdrucksweise zu entziffern. Ich werde ihn nicht verletzen, das verspreche ich dir."
Marco lacht über ihr Wortspiel und ist gleichzeitig froh über dessen tieferen Sinn.
***
Der Flug via Paris war lang und anstrengend. Selina streckt sich, ihre Gelenke knacken. Noch ist sie nicht am Ziel. Sie nimmt ihren Koffer vom Laufband und schlendert zu einer der bequemen Sitzgruppen in der Lounge. Einer der Vorteile, wenn man Business fliegen kann, denkt sie sich dabei, und sie dankt Kathrin insgeheim für diese Möglichkeit. Selina schaut lustlos aus dem Fenster. Ein Flughafen mitten in der Stadt? Das wäre in Europa kaum möglich. Aber hier liegt er eingebettet in die Hauptstadt Brazzaville Pointe-Noire. Wie ein grüner Park mitten in einer Großstadt.
Die Journalistin bestellt sich einen Kaffee und tippt danach Marcos Nummer in ihr Mobiltelefon. Es ist Nachmittag und es ist heiß, selbst im klimatisierten Flughafengebäude.
"Hallo, Selina! Bist du schon gelandet?"
"Ciao Marco. Ja, ich sitze hier in der Lounge am Flughafen. Sag, jetzt muss ich noch durch das ganze Land reisen, ist das richtig?"
"Du klingst müde."
"Ja, das bin ich auch. Business ist super, aber ein Flug ist immer anstrengend. Glücklicherweise habe ich nie Jetlag. - Wie geht es nun weiter?"
"Wir haben dir einen Hubschrauber geschickt. Er steht bereits am Terminal. Er bringt dich bis zu uns. Das heisst, wir können uns in einigen wenigen Stunden sehen. Bleibe in der Lounge, du wirst abgeholt."
Die Verbindung bricht ab, Selina schmunzelt. An den Reichtum ihrer Freunde hat sie sich noch nicht gewöhnt, aber zumindest scheint das Geld hilfreich zu sein. Entspannt lehnt sie sich in die weichen Polster zurück, bestellt sich einen zweiten Kaffee und wartet.
Nur wenige Minuten später tritt ein uniformierter, junger Mann an sie heran. Selina mustert ihn; er hat regelmäßige Gesichtszüge, ein kantiges Kinn und wache, goldbraune Augen. Sein Körper ist ein elegantes Kraftpaket, das wohl kaum zu bändigen ist, wenn es losgelassen wird. Miau! Selina ertappt sich dabei, wie sie auch seine Hose mustert; ihre Fantasie geht gerade mit ihr durch. Der Mann steht ruhig da und lächelt. Sie murmelt eine halbherzige Entschuldigung.
"Ich bin Ihr Pilot. Der Hubschrauber ist bereit, gnädige Frau. Bitte folgen Sie mir."
"Wohin Sie mich auch führen werden, gerne, aber lassen sie die gnädige Frau weg, bitte. Ich bin Selina Zaugg, Journalistin. Da ist nichts Gnädiges dran." Kaum gesagt, erschreckt sie sich über den offensichtlichen Flirt. Selina tadelt sich und denkt an ihre Lebenspartnerin Kathrin.
Der Pilot lächelt weiterhin. "Selina, freut mich. Ich bin Akim. Da werde ich wohl aufpassen müssen, wie ich fliege. Darf ich dein Gepäck nehmen?"
"Uh, charmant. Ja, gerne." In Gedanken nimmt sie sich vor, Marco dafür zu rügen, ihr einen männlichen Leckerbissen als Piloten geschickt zu haben - und ihm anschließend für die Abwechslung zu danken. Sie klettert in den eleganten Hubschrauber und zurrt ihren Sicherheitsgurt fest. Dann setzt sie den Kopfhörer auf.
Akim startet die Maschine, sanft heben sie ab und gleiten über die Stadt in nördlicher Richtung davon. Selina schaut noch einmal zur Küste und genießt den atemberaubenden Ausblick. Kurz nach der Stadt wird unter ihnen alles grün. Sie überfliegen den unendlich scheinenden Regenwald.
An einzelnen Stellen kann Selina braune Wunden im grünen Teppich erkennen. Straßen ziehen sich wie Narben durch das empfindliche Gewebe. Akim bemerkt ihr Interesse für die gerodeten Stellen und schwenkt bei einer besonders großen Lichtung ab. "Hier rodet man den Regenwald für Plantagen."
"Welche Art Plantagen?", will die Journalistin wissen.
"Palmen. Man will hier Palmöl produzieren." Er wirkt desinteressiert.
Selina erinnert sich an einen Artikel, den sie vor einigen Jahren gelesen hatte. Damals berichtete man über einen Skandal um Entwicklungshilfe aus Deutschland, welche offenbar zur Reaktivierung einer Ölpalmen-Plantage aus der Kolonialzeit verwendet wurde. Man sprach von moderner Sklaverei und Ausnutzung.
Sie beschließt, dieser Sache ebenfalls nachzugehen, solange sie hier vor Ort ist. "Findest du das gut?", fragt sie ihren Piloten.
Er zuckt mit den Schultern. "Grün ist grün, denke ich."
Mit dieser Antwort sinkt er auf Selinas Attraktivitätsskala unmittelbar unter die rote Linie von "einigermaßen interessanter Mann", in Richtung "dämlicher Idiot".
"Das meinst du nicht ernst, oder doch?"
"Was weiß ich darüber? Ich fliege mit meinem Hubschrauber reiche Menschen an die gewünschten Ziele. Selten will jemand mitten in den Dschungel fliegen. Die meisten wollen zu einem schicken Resort an der Küste."
"Du solltest dir etwas mehr Gedanken über die Zukunft deines Landes machen, mein Guter." Danach sagt Selina nichts mehr und blickt auf den Regenwald, der friedlich unter ihnen liegt und scheinbar nicht endet.
Als der Hubschrauber absinkt und Akim die Maschine landet, schreckt Selina aus ihrem Halbschlaf auf. "Na, gut geschlafen?" Akim grinst sie an.
"Du bist ein guter Pilot. Schade, dass du dich so wenig für die Natur und die Zukunft deines Landes interessierst. Du könntest ein attraktiver Mann sein, anstatt einer hübschen Uniform ohne Inhalt. Danke für den Flug."
Sie steigt aus, nimmt ihren Koffer und lässt den überrumpelten und starrenden Mann zurück, ohne sich noch einmal nach ihm umzudrehen. Sich ihrer Wirkung voll bewusst, schmunzelt sie.
Ihre Freunde eilen ihr entgegen, Umbigwe hat bereits seine Arme ausgebreitet und schließt Selina in eine herzliche Umarmung. "Meine Lieblingsjournalistin ist hier! Willkommen in Afrika!"
"Danke, es freut mich, hier zu sein. Auch wenn die Umstände wenig erfreulich sind. Mein herzliches Beileid, Umbigwe. Es tut mir sehr leid, was mit deinem Bruder geschehen ist."
"Danke, das ist lieb von dir. Lerne meine Familie kennen." Er stellt ihr Malaika, Tajhari und die Kinder vor. Sie heißen ihren Gast herzlich willkommen.
Marco und Java warten respektvoll, bis auch sie ihre Freundin begrüßen können. "Selina, schön dich zu sehen. Wie war die Reise?" Marco grinst.
"Das kriegst du irgendwann zurück, du Schelm! Aber du hast dich geirrt - dein Model in Pilotenuniform ist ein Macho, der sich nicht für die Welt, sondern bloß für sich selbst interessiert. Kein Interesse von meiner Seite - nur zum Anschauen zu gebrauchen."
Marco lacht. "Das sieht dir ähnlich. Du erwartest immer das volle Paket: attraktiv und intelligent. Gibt es leider zu selten."
"Mhm, oder dann schnappt ihn sich eine quirlige Italienerin. Wie geht es Elena und Enzo?"
Marco neigt den Kopf zu Seite. "War das ein Kompliment? Danke! - Es geht ihnen gut. Der Kleine legt täglich an Gewicht zu und ist neugieriger als du."
Der Hubschrauber hebt ab, alle drehen sich vom Wind weg und schützen die Augen vor dem aufgewirbelten Staub.
"Rein mit euch ins Haus! Wir haben eine kleine Erfrischung vorbereitet", erinnert Malaika daran, dass sie noch immer auf dem Flugfeld stehen.
Wenig später sitzen sie am Tisch, essen Früchte und trinken Tee. Selina ist begeistert, wie süß und schmackhaft die Früchte sind. "Einer der Vorteile, wenn der lange Transportweg fehlt. Das ist eine wahre Geschmacksexplosion im Mund. Ich liebe es jetzt schon hier!"
"Möchtest du sehen, was wir hier machen?", fragt Tajhari.
"Auf jeden Fall, klar. Schlafen werde ich später. Lasst uns zu den Kakaobäumen gehen." Selina strahlt vor Freude.
Wenige Meter hinter den letzten Häusern beginnt die Plantage. Die Kakaobäume stehen weit auseinander, der Boden ist frei von Buschwerk, übersät mit Blättern. Die Kakaobäume stehen im Schatten größerer Bäume, denn sie mögen keine direkte Sonneneinstrahlung. Es wirkt weniger heiß als auf der offenen Fläche zwischen den Häusern.
Umbigwe überlässt die Führung seinem Schwager. "Das Klima ist das ganze Jahr hindurch in etwa gleich, mal etwas feuchter, mal trockener. Seht her, die Pflanze hat gleichzeitig Blüten, unreife und reife Früchte. Wir könnten jederzeit ernten, haben uns aber auf drei Erntezeiten jährlich geeinigt. Man muss den Pflanzen auch Erholungszeit bieten."
Fasziniert betrachten die Besucher die kleinen, weißen Blüten, welche direkt aus dem Stamm oder den Ästen zu sprießen scheinen. Auch die Früchte wachsen einzeln direkt am Holz.
"Die sehen aus wie ein schrumpeliger Football", lacht Marco, "Welche Früchte sind reif?"
"Die gelben. Aber es kommt auf die Sorte an. Manchmal sind sie rot oder orange."
"Die Bäume sind nicht hoch. Schneidet ihr sie oder werden sie nicht höher?"
"Ein Kakaobaum kann bis fünfzehn Meter hoch werden. Das wäre nicht zu bewirtschaften. Wir schneiden sie auf etwa vier Meter zurück, damit wir keine Leitern benötigen." Er schlägt mit seinem Werkzeug eine reife Frucht vom Stamm und öffnet sie geschickt. Zum Vorschein kommt das schleimige, weiße Fruchtfleisch, in welches die flachen Kakaobohnen eingebettet sind.
"Probiert vom Fruchtfleisch! Es schmeckt herrlich süß und erfrischend. Man kann es auch pressen und den süßen "Suco de Cacao" gewinnen, einen beliebten Fruchtsaft." Tajhari streckt ihnen die offene Frucht entgegen. Sie klauben die Pulpa heraus und stecken sie sich in den Mund.
"Sehr gut", lobt Java, "aber die Samen kann man nicht essen, oder?"
"Die sind bitter, schmecken nicht gut. Wir fermentieren sie, damit die Bitterstoffe rausgehen. Das zeige ich euch jedoch später."
"Was sind das für Bäume, welche den Schatten spenden?"
"Wir nennen sie "Kakaomütter", weil die Kakaobäume ohne sie nicht gedeihen könnten. Man kann viele Bäume benutzen. Wir wählen in der Regel Bananenbäume, Mango oder Kokospalmen. Da können wir gleichzeitig ihre Früchte ernten. An einigen Stellen haben wir auch Urwaldriesen angebaut, weil es immer weniger davon gibt."
"Die Arbeit mit den schweren Früchten hier ist bestimmt sehr anstrengend." Marco wiegt die aufgeschnittene Frucht in der Hand.
"Ja, das ist sie. Und stellt euch vor: Die Kinder werden an vielen Orten dafür angestellt, die abgeschlagenen Früchte in Körben zum Sammelort zu schleppen."
"Ich habe in der Schweiz bereits Nachforschungen getätigt. Wahrscheinlich gibt es interessante Neuigkeiten für euch, sobald wir wieder im Dorf sind. - Das hier finde ich aber gerade sehr faszinierend." Selina streicht mit der Hand über eine Kakaofrucht. Umbigwe lächelt.
"Wenn man das hier sieht, dann liebt man die Schokolade, welche daraus entsteht, noch mehr als vorher."
"So redet ein echter Schweizer. Euer Schokoladenland ist auf uns hier angewiesen, mein Freund." Tajahri legt seinen Arm um Marcos Schulter.
"Ja, das weiß ich. Genau deshalb möchte ich mit Selina zusammen diese Papiere genauer ansehen und überprüfen, ob wir etwas gegen die Ungerechtigkeit tun können."
"Seid aber bitte vorsichtig. Mit diesen Männern ist nicht zu spaßen. Omari hat mit seinem Leben bezahlt, das sollten wir nicht vergessen."
Sie schlendern zum Dorf zurück. Java und Umbigwe bleiben zurück.
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