Der Beginn einer magischen Nacht

~jetzt

Pov Kai:

Genau heute war unser sechster Jahrestag. Ich wollte das Thema Kinder nicht schon wieder aufbringen, aber ich weiß ich musste es trotzdem noch einmal versuchen. Immerhin waren nun wieder drei Jahre vergangen, dass heißt wir beide sind älter geworden, haben noch mehr Geld auf der Seite, wohnen in einem riesigen Haus, in welchem wir ach wie sollte es auch anders sein, ein paar freie Zimmer hatten, auf die ich damals beim Einzug bestanden hatte und Julian sie komischerweise nicht hinterfragt hat. Außerdem haben wir beide schon so ziemllich alles erreicht, was wir jemals zusammen erreichen wollten. Unserem Glück stand also fast nichts mehr im Wege.

Der heutige Tag sollte perfekt werden. Julian hatte sich extra mühe gegeben und in einem der Top Restaurants in Dortmund einen Tisch reserviert, aber auch das brachte mich nicht wirklich auf andere Gedanken. Ich konnte einfach nicht mehr.

Seit Mario und Marco vor zwei Monaten einen kleinen Jungen adoptiert haben und ich gesehen habe wie süß Julian mit dem kleinen Rome, so heißt der Kleine, spielte, war es um mich geschehen. Es war einfach unglaublich zu sehen, wie lieb Julian den kleinen Jungen nach so kurzer Zeit schon gewonnen hat. Vielleicht hat das Baby unserer Freunde ja seine Meinung über das ganze Thema geändert. Vielleicht würde er jetzt offener für ein Gespräch über ein kleines Wesen mit einer supersüßen kleinen Stupsnase, kleinen Patschhändchen und dem typischen Babygeruch sein. Ach, wenn ich dran dachte, dass Babygelächter schon bald durch unser Haus schallen könnte.... Vielleicht hatte ich doch ein bisschen zu viel Hoffnung. Meine Welt wäre jedenfalls zerstört, wenn er mich erneut mit einem „Nein" abzuspeisen versucht. Es ist einfach... Ich kann mir mein Leben kinderlos niemals vorstellen. Ich meine wer kann das, außer Jule?

Apropos Jule, der wird mich wahrscheinlich in ca. einer halben Stunde abholen, also sollte ich wirklich mal beginnen mich zu duschen und umzuziehen. Juli sagte mir jedoch nur, dass ich einfach schöne Kleidung, in der ich mich wohlfühle, anziehen soll. Also blieb ich bei meiner Lieblingsjeans und einem langärmligen weißen T-Shirt. Ich hatte nur noch ein paar Minuten Zeit, um meine Haare zu stylen und um mir einen geschickten Weg zu überlegen, um das Babythema wieder aufzubringen. Also musste ich mich wirklich beeilen.

Plötzlich hörte ich auch schon den Schlüssel im Schloss und mein Freund von 6 Jahren trat auch schon durch die Tür. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass Julian sich damals für mich, den ein bisschen eingeschüchterten, nicht halb so talentierten, 19-jährigen Jungen entschieden hatte, der ich damals war. Warum also hatte er mich gewählt? Ich meine er sieht aus wie ein Engel, mein Engel, mit seinen süßen blonden Haaren, die zwar gerade etwas länger sind, was mich aber gar nicht stört, da ich jetzt nur noch mehr zum Anfassen hatte, auch wenn es ihn manchmal ein bisschen nervt. Aber als Freund darf ich das, oder etwa nicht? Auch seine vollen Lippen waren ein Traum und wie er immer rot wird, wenn ihm etwas unangenehm ist. So wie auch jetzt gerade, da ich bestimmt schon eine ganze Weile auf seine Lippen geschaut und sein Gesicht gemustert habe. Dies zauberte sofort ein verschmitztes Lächeln auf meine Lippen. Das nächste was ich spürte waren seine Lippen auf meinen. Ich liebte dieses Gefühl, doch auch der schönste Kuss musste einmal zu ende gehen und dass lieber früher als später, weil sonst könnten wir die Restaurantreservierung gleich wieder absagen und würden heute aus dem Schlafzimmer gar nicht mehr rauskommen. Also unterbrach ich unseren Kuss und warf Jule nur mehr einen kurzen anzüglichen Blick zu, der ihm verriet, dass auch ich heute noch etwas mit ihm geplant habe. Das ließ ihn nur noch mehr erröten und mir wurde klar, dass diese Nacht wohl noch eine wird, die man so schnell nicht mehr vergisst.

~im Restaurant

Es war bis jetzt der perfekte Abend. Wir wurden zu einem Tisch am Fenster geführt und der Ausblick war atemberaubend, aber die Person vor mir war noch atemberaubender. Ich weiß nicht, wie ich auch noch nach sechs Jahren Beziehung, wie ein verliebter Teenager klinge, wenn ich über Juli nachdenke, aber vielleicht wird das auch nie enden. Ich hoffe es irgendwie. Ich verlor mich gerade erneut in seinen Augen, als er augenblicklich wieder errötete. Das brachte auch mich dazu ebenfalls rot zu werden, da mir auffiel, dass ein Kellner mich gerade etwas gefragt hatte, ich jedoch zu sehr in meinen Gedanken versunken war. Ich bestellte also kurz und der Kellner machte sich auf den Weg unsere Bestellung weiterzugeben. Das dachte ich zumindest, doch plötzlich sah ich, wie er sich erneut umdrehte und Jule einfach zu zwinkerte. Ich meine was bildet der sich ein mit meinem Jule zu flirten. Meins. Er gehörte nur mir, da konnte auch so ein dahergelaufener möchte gern Schönling nichts dran ändern. Als Julian mich ansah konnte er sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Er flüsterte mir ins Ohr: „Ach Baby, nicht eifersüchtig sein. Ich gehör ganz allein dir. Das weißt du doch. Und fang jetzt ja nicht noch an zu knurren, die Menschen gucken schon." Tssss, ich und knurren, papperlapapp. Natürlich wusste ich das Jule mir immer treu bleiben wird und ich war auch eigentlich kein eifersüchtiger Mensch, aber so etwas musste echt nicht sein. Um meinen Standpunkt zu verdeutlichen fuhr ich kurz Julians Oberschenkel hinauf und ließ meine Hand kurz vor seinem Schritt ruhen, bevor ich mich doch dazu entschied noch ein Stücken weiter rauf zu fahren. Jule schien es zu gefallen. Das vermutete ich zumindest nachdem er ein wohliges Seufzen von sich gab. Nun musste ich nur noch Blickkontakt mit dem Kellner aufnehmen, damit er auch ja sieht, dass Jule mir gehört. Als ich den Blick erfolgreich auf uns gelenkt habe, drücke ich erneut sanft zu, was Jule nur noch lauter aufseufzen und rot anlaufen ließ. Er zischte mir nun entgegen: „Kai, lass das, ich weiß genau was du hier spielst, aber wir sind hier in einem angesehenen Restaurant und zu dem noch nicht gerade unbekannt in Dortmund. Wir können dies gerne heute Nacht fortsetzen, aber jetzt nicht."

Ich beschloss mein Vorhaben aufs erste auf Eis zu legen und verschränkte nur noch unsere Finger auf dem Tisch miteinander, damit auch niemand sonst auf die Idee kommt meinen Juli anzumachen. Nicht mit mir Freundchen. Zu meiner Freude konnte ich sehen, wie auch der Kellner von vorhin nun seine Aufmerksamkeit auf ein anderes zu bedienendes Pärchen gerichtet hat und keinen Blick mehr in unsere Richtung warf. Zufrieden hielt ich nun Julians Hand und drückte immer mal wieder liebevolle Küsse auf seinen Handrücken. Ich liebte ihn einfach über alles.

Ich versank wieder einmal in meinen Gedanken und fragte mich, was wohl unsere Freunde gerade so taten. Seit wir beide hier in Dortmund spielten waren wir vor allem mit Mats, Mario und Marco sehr gut befreundet, da wir sie ja auch schon von der Nationalmannschaft kannten und sie ein konstanter Bestandteil des Dortmund-Kaders waren bzw. sind. Mats und Marco spielten seit diesem Jahr nicht mehr. Also blieb uns im Training nur mehr Mario. Aufgrund ihrer veränderten Situation hatten sie sich eben letztes Jahr dazu entschlossen, dass sie nun adoptieren können, da Marco nun komplett bei dem Kleinen bleiben konnte. Sie liegen bestimmt gerade im Bett, kuscheln und lesen ihrem Sohn eine Gute-Nacht-Geschichte vor. Ach, wie süß. Dieser Gedanke ließ ein kleines Lächeln über meine Lippen huschen, was auch Jule bemerkt haben muss. Denn er schaute mich leicht fragend an, doch ich zuckte nur leicht mit den Schultern. Dann dachte ich an Mats und Cathy und daran, ob er sie heute endlich fragen würde, ob sie ihn nicht heiraten will. Jeder wartete nur darauf, da sie ja sogar schon länger als Julian und ich zusammen waren. Apropos Heiratsantrag. Muss man so etwas eigentlich vorher mal ansprechen? Denn ich weiß eigentlich gar nicht ob Jule einmal heiraten will. Irgendwie haben wir über dieses Thema noch gar nicht gesprochen. Also ich für meinen Teil weiß, dass ich mein Leben mit ihm verbringen will, aber ob er das auch so sieht. Naja, sonst würde er heute nicht mit mir hier sitzen und verträumt durch die Gegend schauen, oder?

Ihm muss mein fragender Blick aufgefallen sein, denn er fragte mich: „Hey, Baby ist alles okay bei dir? Du schaust so traurig. Was hat dich denn so zum Grübeln gebracht? Heute sollte doch ein schöner Tag sein." Ich antwortete ihm nur, mit einem aufgesetzten Lächeln: „Mir geht's gut, wirklich. Mach dir keine Sorgen." Dass ich mir Gedanken und vielleicht sogar ein bisschen Sorgen über unser zukünftiges Leben machte, musste er ja nicht wissen. Er fragte mich noch: „Bist du dir sicher?", was ich jedoch nur mit einem Kopfnicken beantwortete. Als er mir endlich zu glauben begann, hörten wir plötzlich ein lautes Geräusch. Es war ein Schrei eines Babys. Ich musste mich also umdrehen und nach dem Kind sehen. Es war so niedlich, obwohl ihm die dicken Krokodilstränen nur so übers Gesicht strömten.

Jule musste meinem Blick gefolgt sein, denn er sah sofort wieder mit einem leicht gequälten Gesichtsausruck in eine andere Richtung. Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Jule war bestimmt nervös, dass ich das Thema wieder aufbringen würde, und diesmal sollten dies nicht unbegründet sein. Ich musste ihn einfach noch einmal fragen: „Jule willst du mit mir ein Baby adoptieren?"

Dann war da Stille, erdrückende, langanhaltende Stille. Sie musste über fünf Minuten lang gedauert haben, da zwischenzeitlich sogar unser Essen serviert wurde. Zum Glück dieses Mal von einer Kellnerin. Ich dankte ihr, aber Jule schien noch immer kein Wort herauszubekommen. Ich wurde immer nervöser vor seiner Antwort. Ich konnte ihn wie ein offenes Buch lesen, dass war schon immer so gewesen. Schon zu Leverkusenzeiten verstanden wir uns blind und dieses gegenseitige Verständnis war bis heute noch vorhanden. Also blieb mir sein unausgesprochenes „Nein" natürlich nicht verborgen und wenn ich könnte, würde ich meine Frage zurückziehen, um uns beiden nicht den Abend zu vermiesen, doch dass konnte ich nicht. Also musste ich auch die letzten Sekunden vor seiner Antwort bangen.

Nach einer langen Weile sagte er dann mit kratziger Stimme und den Tränen nahe: „Kai, Babe... Du kennst meine Einstellung zu dem Thema doch schon und auch wenn ich es mir wirklich wünschen würde. Für dich und vielleicht auch für mich, hab ich meine Meinung nicht geändert. Ich... ich kann es nicht einmal erklären. Können wir das Thema nicht heute noch ruhen lassen? Ich hab noch was geplant. Ich wollte, dass die Nacht perfekt wird und jetzt gerade sind wir glaube ich beide nicht glücklich. Also bitte können wir das Thema heute auf sich beruhen lassen?"

Natürlich war ich ein kleinwenig enttäuscht, dass er nicht einmal mit mir darüber reden wollte, wo er doch genau weiß, wie wichtig mir das ganze ist, aber ich verstand ihn auch ein bisschen. Er hatte sich wirklich Mühe gegeben den Abend zu planen und deshalb will ich ihm das auf keinen Fall versauen. Ich konnte ihm seine Nervosität vor meiner Reaktion ansehen und wollte ihn fast noch länger darin schmoren lassen, so wie er es vorher bereits bei mir getan hatte, doch ich wollte ihn nicht leiden lassen. Denn ich weiß ebenso, dass dieses Thema nicht nur mich sondern auch Juli stark belastet, denn im Gegensatz zu mir, musste er ständig damit rechnen, dass ich ihn mit diesem Thema konfrontieren könnte. Wir lenkten unser Gespräch also in eine andere Richtung. Wir sprachen über Fußball und als ich sah wie Julis Augen zu strahlen begannen, so wie es immer der Fall war, wenn jemand in seiner Nähe von seinem Lieblingssport redet, war auch für mich die Welt wieder ein stückweit in Ordnung. Auch ich musste immer wieder Lachen und Schmunzeln und besonders freuten wir uns beide, dass wir das unmöglich geglaubte möglich gemacht haben. Wir haben letztes Wochenende die Bayern geschlagen und sind nun vor ihnen in der Tabelle. Alleine das wäre schon ein Grund zum Feiern gewesen, doch ich denke, dass haben wir letzte Woche schon genug gemacht. Als ich an Jules und meine ganz private Party danach dachte, musste ich erneut Grinsen und ließ meine Hand wieder auf seinen Oberschenkel fallen, wo ich erneut anfing Kreise zu ziehen. Jule zog nur eine Augenbraue fragend nach oben und ich hauchte ihm ins Ohr: „Ich freu mich schon auf heute Nacht und ich entschuldige mich besser jetzt schon für morgen!" Jule schluckte daraufhin heftig und stotterte dann: „Wa... was ist denn morgen?" „Du wirst nicht mehr laufen können." Daraufhin ließ ich noch einmal meine Hand in seinen Schritt wandern und ließ dann von ihm ab.

Wir bezahlten und dann zog mich Jule auch schon in Richtung Jahrmarkt. Die ganzen bunten Lichter konnte man schon von weitem sehen und ich begann zu strahlen wie ein kleines Kind. Ich liebe Jahrmärkte. Vor allem Riesenräder haben es mir schon immer angetan und genau das schien Jule zu wissen. Aber woher? Ich habe ihm doch niemals davon erzählt oder etwa doch. Ich hab doch nur mit meiner Mutter darüber gesprochen. Ich wurde ein bisschen rot, als mir wieder einfiel was ich ihr damals als zehnjähriger Junge einmal aus Spaß erzählt hab. Ich wusste schon damals, dass ich sowohl Jungs als auch Mädchen toll fand, hatte jedoch vor Jule nur Freundinnen. Jedenfalls hab ich meiner Mutter damals erzählt, dass ich einmal auf einem Riesenrad genau um Mitternacht meiner Freundin oder meinem Freund einen Heiratsantrag mach und dass ich auch alles andere nicht akzeptieren würde. Natürlich war das damals nur ein Spaß, doch irgendwie fand ich die Vorstellung trotzdem noch immer schön. Vielleicht sollte ich mal mit Jule herkommen, wenn ich einen Ring besorgt habe. Denn in diesem Moment wurde mir wieder klar, wie sehr ich ihn liebte.

Als die Uhr jedoch drei Minuten vor 12 anzeigte und Jule mich wirklich in Richtung Riesenrad zog wurde ich langsam nervös, aber musste auch ein bisschen darüber lachen, dass ich mir über so etwas wie einen Heiratsantrag Gedanken machte. Fast wollte ich Jule von meiner lustigen Geschichte mit meiner Mutter erzählen und wie viele Zufälle heute doch aufeinander trafen, als wir vor der Kabine, die uns nach oben befördern sollte, zu stehen kamen. Jule stellte sich hinter mich und sagte mit zittriger Stimme: „Kai mach doch kurz die Augen zu." Damit ich auch ja nicht schummeln konnte, hielt er sie mir überflüssigerweise auch noch zu. Ich merkte, wie nervös er auf einmal war und deshalb wurde auch ich immer nervöser. Was machte dieser Mann nur mit mir? In der Ferne konnte man eine Kirchturmglocke läuten hören und auf einmal blieb die Kabine stehen. Es war also genau 12 Uhr. Plötzlich löste Jule seine Hände von meinem Körper und bewegte sich von mir fort. Ich verweilte noch eine Weile in meiner Starre, als Jule mir sagte: „Du darfst deine Augen nun öffnen." Ich öffnete sie also und was ich da sah trieb mir Tränen in die Augen."


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So da bin ich wieder.

Ich hoff euch hat meine Geschichte bis jetzt gefallen.

 Ich würd mich immer über Feedback freuen und habt noch einen schönen Tag.

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