31. Das Biest der Verzweiflung erwacht

------------------- Sicht von Leonardo---------
Die beiden Brüder ließen mich alleine mit Sascha in der Krypta zurück. Ich sah ihnen hinterher. Konnte meinen Worten zuvor nicht trauen. Als hätte jemand anderes gesprochen.

Alles fühlte sich seltsam an. So fremd und ungewohnt. Wie ein Verrückter starrte ich meine Hände an, die in meinem Schoß lagen. Sascha beobachtete mich von der Seite aus, bis er einen leichten Seufzer von sich gab und sich durch die langen, schwarzen Haare strich, welche vorne rötlich gefärbt waren.

,,Komm gehen wir!", brach Sascha schließlich die Stille und half mir aufzustehen. Ich war noch wanklig auf den Beinen, doch zunehmend gewann mein Körper an Energie. Bald schon musste ich Sascha nicht mehr als Stütze missbrauchen.

Mit jedem Schritt wurde ich sicherer und gewöhnte mich mehr an mein Vampirdasein. Auch, wenn ich keine Ahnung hatte, wie Andrew auf mich reagieren wird und ich Angst, um meine Zukunft hatte, so fand ich zunehmend gefallen an der Macht. Jene wurde immer stärker und war einfach unglaublich berauschend.
Als hätte ich zu viel Alkohol getrunken, aber war noch bei klarem beinahe zu klarem Verstand.

Ich fühlte mich unbesiegbar. Als könnte ich es mit der Welt alleine aufnehmen. Als wäre ich ein höheres Wesen. Und genau solche Gedankengänge jagten mir Angst ein. Tierische Angst. Zuvor als Mensch hätte ich mir nicht einmal über sowas Sorgen gemacht. Ich hätte mich nicht gefürchtet, da ich dieses Gefühl nie gehabt hätte. Das Gefühl der Macht...und der Unsterblichkeit. Der Unbesiegbarkeit.

Ohne Sascha über mein Gefühlschaos im Inneren aufzuklären, folgte ich ihm zur kleinen Villa, die ich wohl als mein Zuhause bezeichnen könnte.

------------------ Sicht von Elivthan-----------
Wir machten uns auf den Weg zu Dorian. Er war der Einzige, der von Leonardos Tod wusste. Wenn er nicht den Mund halten würde, so hätten ich und Raven und auch Sascha ein großes Problem.
Ich war eigentlich davon überzeugt, dass wir gemeinsam gegen unseren Vater ankämen, aber es darauf anlegen lassen, wollte ich nicht.

Und genau aus diesem Grund mussten wir dafür sorgen, dass Dorian kein Wort über Leonardo verlor. Die Methode -wie wir ihn zum Schweigen bringen sollten- war uns ziemlich egal. Wenn nötig würde ich sogar so weit gehen und ihn um sein Leben bringen. Schließlich hatten wir nichts außer das selbe Blut gemeinsam.

Wir betraten das Gebäude, welches Dorian mit seinem Sklaven besetzte. Schon von weitem hörte man die Schläge und das verrückte Lachen unseres Bruders. Je näher wir kamen desto lauter wurden sie. Mir kam der Gedanke auf, was passiert wäre, wenn Dorian sich für unseren Leonardo entschieden hätte und ihn statt seinen Kumpel erworben und gebrochen hätte. Wut kam dabei in mir auf. Schürften das Feuer meiner Seele immer mehr.

Vor einer Tür blieben wir schließlich stehen. Zögerten jedoch nicht lange und traten die Tür auf. Laut fiel sie zu Boden, was die Aufmerksamkeit aller im Raum auf uns lenkte. Dorian begann zu grinsen, als er uns erblickte. Er wandte sich dem Wrack, welches im Bett lag und mit unzähligen roten Schriemen überdeckt war, ab und stattdessen uns zu. Ich warf einen abwertenden Blick auf das wimmernde Etwas, welches vergeblich versuchte, seine Tränen zurückzuhalten. Durch meinen Vampirsinn wusste ich in welchem Zustand er sich befand. Sofort fühlte ich Mitleid für den Jungen. Er konnte nicht einmal mehr seine Qualen hinausschreien. Zudem war sein Rücken blutig und dessen Haut aufgerissen von den vielen Hieben der Peitsche, die Dorian in der Hand hielt.

,,Was führt meine werten Brüder denn zu mir?", fragte er und näherte sich uns. So als wäre alles in Ordnung. Als hätte er nicht versucht Leonardo umzubringen. Als wäre dieser Bastard unschuldig.

Raven spürte wie meine Kraft immer größer wurde und die Luft des Raumes sich immer mehr verdichtete, was die Temperatur zum Steigen brachte. Andrew merkte dies ebenfalls. Geschockt und ängstlich versuchte er seinen geschundenen Körper aus dem Zimmer zu bewegen.

Ich wartete bis jener es geschafft hatte, ehe ich auf meinen Bruder losging. Mich dabei nicht zurückhielt. Dorian grinste mich einfach weiter an, während meine Hände von Flammen umtanzt wurden, als ich ihn am Kragen packte und in die Höhe hielt. Das Feuer verbrannte seine Kleidung zu Asche. Doch weiterhin blieb sein Gesicht von einem Grinsen geziert.

Mein Individuem wurde stärker, sodass nun auch seine Haut Schaden erlitt. Normale Menschen würden von den schlimmen Brannwunden zu schreien beginnen, doch Dorian lachte nur. Lachte, als gäbe es kein Morgen.

,,Ihr wollt mich zum Schweigen bringen, oder?", fragte er nach seinem Lachanfall. Sein Grinsen war verschwunden und der pure Ernst blieb zurück. Noch nie habe ich ihn so erlebt. Seine Aura hatte sich verfinstert, weshalb ich von ihm abließ und einige Schritte zurück machte.

Raven spannte sich neben mir ebenfalls an. Auch er spürte, dass etwas an Dorian sich verändert hatte. Und das nicht zu unserem Vorteil. Unser Bruder ließ die Peitsche fallen, richtete seine Kleidung wieder und kam auf uns zu.

Es kam mir so vor, als näherte sich uns ein wildes Tier, das nach Blut lechzte. Mit jedem Schritt in unsere Richtung veränderte sich etwas in meiner Wahrnehmung. Das Bild vor meinen Augen schwankte und wurde immer undeutlicher. Verwirrt griff ich mir an die Schläfen. Raven schien die selben Probleme zu haben.

Ehe wir etwas dagegen unternehmen konnten, fielen wir um. Noch nie hat es jemand geschafft einen reinblütigen Vampir außer
Gefecht zu setzten ohne viel Aufwand zu haben.

Das Letzte was ich hörte, war Dorian, der mit teuflischem Grinsen, sagte:,, Viel Spaß, dort wo ihr jetzt hingehen werdet. Ihr solltet euch geehrt fühlen. Die Verzweiflung wird euch einnehmen und eure Hoffnung wird vollkommen ausgelöscht. Ihr werdet meine Welt kennen lernen!"

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