21. Können Vampire auch geliebt werden? -Teil 1-
,,Du weißt ja, dass wir Vampire lange im Schatten euer Geschichte gelebt haben?", begann Raven, worauf ich ihm zustimmte. ,,Na ja, wo soll ich anfangen", murmelte jener und fing nach Kurzem überlegen mit seiner Erzählung an:,, Da wir in der Öffentlichkeit nicht unser wahres Wesen offenbaren durften, so schienen wir für alle unsere menschlichen Nachbarn ganz normal zu sein. Doch hinter den Kulissen ließen wir dem Wesen in uns freien Lauf.
Sie zu beherrschen, wenn man hören konnte, wie das Blut in den Adern eines Menschens floss, war nicht gerade leicht. Für keinen von uns. Sich zu zähmen -sein natürliches Wesen zu zähmen- war die reinste Qual. Noch schlimmer, als wenn ein Mensch die Verwandlung zu einem Vampir durchmachte."
Ich unterbrach ihn:,, Ist sowas denn möglich?" Ernst sah er mir wieder in die Augen, bevor er nickte. Mit lief ein Schauer den Rücken hinab.
,,Okay, wo war ich stehengeblieben....Ach ja.
So erging es jedem meiner Brüder. Wir alle mussten uns bei der Gegenwart von Menschen im Zaun halten. Da wir jedoch nicht Erschaffen, sondern als Vampir geboren wurden und somit reines Blutes sind, fiel uns eine solche Zähmung schwerer als normalen Vampiren. Doch wir hatten keine Wahl.
Ansonsten hätte man unser Geheimnis ja durchschaut. Was die Welt der Menschen und auch der Vampire ins Chaos gestürzt hätte.
Jedenfalls war die Reaktion auf die Zähmung zwischen uns Reinen alle unterschiedlich.
Mir gelang es noch halbwegs gut und auch Felizian hatte keine großen Probleme damit. Doch bei den anderen sah es ganz anders aus. Dorians Zähmung dauerte lang -zwar nicht so lang wir bei den anderen- aber trotzdem war so etwas ungewöhnlich.
Nachdem er es letztendlich jedoch geschafft hatte, war er nicht mehr wiederzuerkennen. Seine Persönlichkeit hat sich drastisch verändert -und keinesfalls zum Guten- "
,,Was ist mit den Anderen? Und
besitzt Sascha eigentlich wirklich das selbe reine Blut wie du? -Immerhin ist er doch kein Bruder von euch, oder?", fragte ich neugierig und musste nicht lange auf eine Antwort warten:,, Elvithan war der vorletzte, der sich unter Kontrolle hatte. Was sich bei ihm veränderte bzw. ausgelöst wurde, weiß selbst ich nicht einmal genau. Vielleicht nahm ihn sein Inneres bluttrünstiges Wesen mehr in Besitz als bei mir und den anderen, sodass er zu einem Sadisten wurde. Das würde auch erklären, warum ee seine Gefühle nicht so gut beherrschen konnte. Du hast ja bestimmt gemerkt, wie Eifersüchtig oder wütend er manchmal werden kann. Es kann aber auch sein, dass dies schon immer ein Teil von ihm war.
Jedenfalls war Sascha der Letzte, der sein Wesen in sich unterdrücken konnte. Das er jedoch danach zu einem Arzt werden wollte, der täglich mit Blut zu tun haben würde, überraschte nicht nur mich." ,,Und was ist er jetzt von euch?", fragte ich nocheinmal genauer nach. ,,Er ist ein Verwandter. Sein Blut ist rein -zwar nicht so beschaffen wie unseres- aber dennoch zählte er zu dem Adel unter den Vampiren und ist sehr angesehen. Sein Vater ist der Bruder von meinem", erklärte Raven mir.
,,Also ist er ja eigentlich dein Cousin?", vergewisserte ich mich. Raven nickte und fuhr fort:,,Jedenfalls wurde er nach seiner ungewöhnlich langen Zähmung zu einem Arzt, was jeder bewunderte. Doch wegen unserer Blindheit gegenüber seinem Erfolg ahnten wir nicht, was er in seinem Beruf alles anrichtete.
Erst, als wir ihm bei seiner Arbeit einen Überraschungsbesuch abstatteten, erfuhren wir die Wahrheit. Er nutzte seine Stellung aus und gefährdete unser Geheimnis -und somit auch unsere Bemühungen-. Natürlich waren wir enttäuscht von ihm, als wir sahen wie er sich am Blut einer seiner Patienten verging. Wir wollten sofort, dass er seinen Job aufgab, sodass unser Geheimnis nicht doch noch ans Tageslicht kam.
Er....er war nicht gerade begeistert davon. Seiner Meinung nach hätten wir ihm nicht genug Erfolg gegönnt. Was natürlich nicht der Wahrheit entsprach. Da er nicht auf uns hören wollte, mussten wir ihn im Keller unseres Hauses einsperren, damit er nicht noch mehr Unsinn veranstaltete. Er sollte in seiner Einsamkeit wieder zu Verstand kommen.
Leider bewirkten wir damit nur das Gegenteil. Er wurde immer wilder, versuchte nicht einmal mehr die bluttrünstige Bestie in sich zu unterdrücken. Uns blieb nichts anderes übrig, als ihn zu ignorieren und für ihn zu beten. Schon irgendwie ironisch. Wir als Vampire! Aber auch, wenn es komisch klingen mag und wir nicht zu einem Gott gebetet haben, so schöpfen wir durch diese sehr menschliche Geste Hoffnung. Hoffnung, die Tage später erfüllt wurde.
An jenem Tag kam eine Frau zu unserem Haus. Zuerst schien sie mir unbekannt, doch das Verband um ihren Hals half meinem Gedächtnis auf die Sprünge. Sie war die Patientin von Sascha, die er angefallen hatte. Vom Alter her war sie noch ziemlich jung, weshalb es ihr nicht an Schönheit mangelte. Auch, wenn sie nicht mein Typ war, so schien sie mir dennoch sofort sympathisch zu sein. Ihre Lippen waren zu einem schönen Lächeln geformt, doch ihre Augen wurden von Trauer und Besorgnis geplagt.
Damals hatte ich die junge Dame gefragt, ob ich ihr bei etwas helfen könne und wurde daraufhin sofort über den Grund ihres Erscheinens aufgeklärt. Was sie mir jedoch erzählte, hatte mich zutiefst berührt aber auch überrascht."
,,Was hat sie denn gesagt?", fragte ich gespannt und machte es mir im Bett gemütlicher, da die Geschichte ziemlich spannend war und ich meine Neugier nicht mehr verstecken konnte. Raven lächelte mich amüsiert an und sagte:,, Du kannst es anscheinend nicht mehr abwarten?!" Verlegen sah ich in eine andere Richtung, um mir mein Interesse an den Vampiren und ihrer Vergangenheit nicht anmerken zu lassen. Auch, wenn ich innerlich vor Neugier geradezu starb.
,,Du bist so süß, wenn du verlegen bist!", flüsterte mir plötzlich eine Stimme ins Ohr. Meine Wangen wurden ungewollt heiß. ,,Das stimmt nicht!", murrte ich unsicher zurück und fügte hinzu:,, Hör auf mich zu ärgern und erzähle endlich weiter!"
Raven lachte auf und kam meiner Aufforderung augenblicklich nach!
,,Die Frau erzählte mir, dass sie unbedingt zu Sascha wollte. Man konnte ihr ansehen, dass die Sorge ihm galt. Sie meinte ernst, dass es wichtig sei und nicht mehr auf sich warten lassen könnte. Ich wollte ihr dennoch schonend beibringen, dass Sascha nicht ansprechbar war. Doch davon wollte sie nichts hören. Sie schritt an mir vorbei ins innere des Hauses und steuerten direkt ohne zu zögernd die Kellertreppe an. Ich wollte sie aufhalten, doch da war sie schon die Treppen hinab gestiegen und an der Zelle von Sascha angekommen.
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