Kapitel 13
~Lya Minusa~
"Stehst du wirklich auf Marek?", frage ich vorsichtig.
Derek schüttelt den Kopf, doch sein ausweichender Blick verrät ihn.
"Ey man, das war nicht cool von ihr", sagt Marek und zündet sich eine Zigarette an, die er in schnellen Zügen aufraucht. "Lass uns die Situation vergessen." Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: "Außerdem ist es verständlich, dass du mich geil findet. Ich bin einfach ein geiler Hengst, nur leider vollkommen heterosexuell."
Derek atmet sichtlich beschämt aus.
"Hab dich nicht so. Es ist nicht schlimm, jemanden gut zu finden", versucht Kijan ihn aufzumuntern und fügt leiser hinzu: "Ich würde Lya auch küssen wollen, aber leider steht sie auf nette Typen."
Schockiert reiße ich meine Augen auf und mein Blick trifft den von Kijan. Seine Augen ruhen sachte und liebevoll auf mir, während wir uns ansehen.
Ich lache auf. Niedlich, wie er versucht die Aufmerksamkeit von Derek auf sich zu nehmen, indem er so tut, als würde er auf mich stehen. So macht man also Freunde ...
"Das ist was anderes, wenn du auf Lya stehst", haucht Derek in die Nacht. "Sie ist ein Mädchen."
Kijan lacht laut auf. "Na und?"
Derek sieht überrascht zu ihm auf. "Findest du mich nicht ... komisch? Meine Mum würde mir den Kopf abreißen, wenn sie wüsste, dass ich niemals eine Frau mit nach Hause bringen werde."
"Zur Hölle mit deiner Mum", entgegnet Kijan. "Ihre oberste Priorität sollte dein Glück sein."
Mein Herz springt bei seinen Worten. Vielleicht zählt er doch zu den guten Kerlen.
"Ich finde, wir sollten jetzt endlich Frisbee spielen", fordere ich die Jungs auf. "Derek, wir haben dich gerne und zwar genau so wie du bist. Mach dir da mal keinen Kopf drum." Ich lächle ihm aufmunternd entgegen.
"Okay", er zwingt sich ebenfalls zu einem Lächeln, doch seine Augen liegen bei Marek.
Der kleine Mann mit dem hässlichen Raucherbart grinst. "Auch ich hab dich weiterhin gerne, lass dich drücken." Er geht auf seinen Freund zu und schließt ihn fest in die Arme. Nur das Rauschen des Meeres erfüllt die Luft.
Ich lege meinen Kopf in den Nacken und binde mir einen Zopf. "Wenn wir gewinnen, dann müsst ihr ins Meer springen", rufe ich über das Spielfeld und Kijan grinst belustigt.
Marek hebt seinen Daumen in die Höhe und ruft zurück: "Wenn wir gewinnen, dann musst du mir versprechen, netter zu Kijan zu sein."
"Bin ich echt so schlimm?"
Er schüttelt den Kopf. "Du bist nicht schlimm, ganz im Gegenteil." Er stößt seinen Zigarettenfilter in den improvisierten Aschenbecher. "Du bist nur fies zu ihm." Sein Finger deutet auf Kijan, der selbstgefällig grinst. Arschloch ...
"Wir werden ohnehin gewinnen", entgegne ich und werfe die Frisbee.
Die ersten paar Würfe sind Grotten schlecht, doch dann kommen wir langsam in einen flüssigen Spielablauf. Kijan und mein Vorteil ist, dass wir schon den ganzen Nachmittag zu zweit geübt haben, während Marek und Derek sich redlich anstrengen.
"Jungs, gebt euch mehr Mühe", ruft Kijan lachend und fängt meinen Wurf lässig in der Endzone.
Ich reiße triumphierend die Arme gen Himmel und Kijan kommt auf mich zugelaufen, um mich in die Höhe zu heben.
Marek zündet sich eine Zigarette an und schüttelt den Kopf. "Das kann doch nicht sein. Kann man Frisbeescheiben zinken? Wenn ja, dann habt ihr das getan."
Ich lache, noch immer auf Kijans Armen und er lacht mit mir, wobei seine blauen Augen die Nacht erhellen. Als er vorhin im Cornwall Park so plötzlich aufgesprungen ist, habe ich mir echt Sorgen um ihn gemacht, doch jetzt scheint der Schatten auf seinem Gesicht wieder mit Licht geflutet zu sein.
"Ab ins Wasser mit euch", rufe ich unseren beiden Gegenspielern zu und ergänze an Marek gerichtet: "Und mach verdammt noch mal die Zigarette aus, sonst kannst du bald keine drei Schritte mehr rennen, ohne anschließend ein Beatmungszelt zu beanspruchen."
Er zieht provokativ ein letztes Mal an seiner Kippe und wirft sie dann aber zu meiner Freude nicht in den Sand, sondern geht zum Aschenbecher.
"Danke", lache ich leise, als er demonstrativ den Abfall in den Becher stößt.
Kijan sieht zu mir hoch. Seine Hände an meinen Oberschenkeln, während meine Beine rechts und links um seinen Körper geschlungen sind. Erst jetzt wird mir unsere Nähe bewusst und ich laufe augenblicklich rot an.
Er merkt es und grinst frech, was mir die Röte noch schneller in die Wangen treibt. "Schau mich bitte nicht an." War es schlau, das zu sagen?
Natürlich wird sein Blick daraufhin noch viel intensiver und er wispert mir zu: "Du benutzt das Wort bitte, wenn du mit mir sprichst?" Er lacht rau auf. "Lya Minusa, ich bin begeistert, wie gesellschaftlich vorzeigbar du geworden bist."
Ich knuffe ihm in den Oberarm. "Sei nicht so fies. Ich bemühe mich wirklich, kein komplettes Arschloch zu sein."
"Ich bitte dich ..." Er verstärkt den Griff, um mich ja nicht gehen zu lassen. "Weißt du eigentlich, dass ich dich gern habe, so wie du bist?"
Ich schüttle den Kopf. Nein, das weiß ich nicht. Schließlich habe ich ihn mit meinen Kopfhörern ignoriert und ihm klargemacht, wie scheiße ich ihn finde, ... ohne dass es wirklich stimmte.
Seine Wimpern sind so unfassbar dicht und dunkel, dass sie beinahe in der Schwärze der Nacht verschwinden.
"Würdest du mich küssen, Lya Minusa?" Seine Stimme ist kehlig und lässt mein Herz schneller schlagen.
Doch ich flüstere ihm entgegen: "War Jane deine Nummer acht?" Der Gedanke lässt mich nicht los, es war erst gestern Abend. Die Vorstellung, dass er sie so angeschaut hat, wie mich in diesem Augenblick, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren.
Er lässt mich langsam von seinem Arm, dass ich wieder auf eigenen Füßen im Sand stehe, doch seine Hände verweilen auf meiner Taille. "Nein, sie war nur ein dummer Fehler." Er zieht mich an sich, sodass unsere Hüften sich berühren.
Ich lege meine Hände in seinen Nacken und blicke hoch zu dem Mann, der mich beinahe um den Verstand bringt. Ganz leise hauche ich: "Dann möchte ich vermeiden, dein nächster dummer Fehler zu sein."
Wüsste ich es nicht besser, dann würde ich schwören, dass mein Herz soeben in Zwei gebrochen ist.
In der Ferne höre ich Marek und Derek aufkreischen. Wahrscheinlich rennen sie gerade in die kalten Wellen des Meeres.
"Es tut mir leid, wenn ich dir wehgetan habe", haucht Kijan mir entgegen und ich lehne meinen Kopf an seine breite Brust.
Er hat keinen Grund, sich zu entschuldigen. "Du bist ein freier Mann, Kijan. Du musst dich bei mir für nichts entschuldigen."
Die Wärme seines Körpers strömt in meinen Körper, während er seine Wange auf meinem Haupt ablegt und auf das Meer hinausstarrt.
"Lya", sagt er und ich brumme leise. "Ich wünschte, ich hätte sie nicht geküsst, sondern mich zu dir ins Auto gelegt und mit dir gelacht, bis wir einschlafen." In seiner Stimme schwingt etwas Sehnsüchtiges, das ich nicht ganz einordnen kann.
"Das können wir heute immer noch machen", erwidere ich und schlinge meine Arme um ihn.
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