Kapitel 9

Langsam stiegen wir. Mir war mit einem Mal die Lust am Lachen vergangen. Schweigend gingen wir zu den Cullens rüber.

„Sag mal Cathy. Was war eben denn so witzig?", fragte mich Emmett, als wir bei ihm ankamen.

„Ich... ähm... Stephan hat...", bevor ich aussprechen konnte unterbrach mich Stephan auch schon: „Ich habe ihr einen Witz erzählt."

„Was für einen Witz. Du musst wissen ich liebe Witze.", fragte Emmett.

„Das erzähl ich dir ein anderes mal."

„Ach komm schon."

„Emmett, hör auf ihn zu nerven. Du bist echt kindisch.", sagte jetzt Rosalie ernst und Emmett wurde sofort leise.

Merkwürdig. Ich hatte gedacht Emmett würde nicht so schnell aufgeben. Schließlich war er Emmett. Doch wie es aussah hatte sich so einiges geändert, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte.

Alice war viel ruhiger, das fiel mir erst jetzt auf. Sie war nicht mehr der kleine Energieball von früher. Ihre Augen hatten etwas was mich an mich selbst erinnerte, wenn ich in den Spiegel sah. In ihren Augen sah kein leuchten mehr wie früher. Es war als sehe ich in die Augen einer Person der einen geliebten Menschen verloren hatte.

Bei den andern war es ähnlich. Warum ist mir das nicht schon früher aufgefallen?

Jasper drehte den Kopf in meine Richtung und für einen Moment kreuzten sich unsere Blicke. Er sah mich verwundert an, ich konnte seinem Blick nicht stand halten, also sah ich in die Schülermaßen.

Einige von den Schülern sahen immer noch zu uns rüber. Tuschelten. Doch mittlerweile war es mir egal was andere von mir dachten. Die Person von der ich am Meisten wissen wollte was sie über mich denkt, könnte ich nie fragen ohne mich zu verraten.

„Cathy? Cathy? Bist du schon wieder in deiner kleinen Fantasiewelt?", eine Hand wedelte vor meinem Gesicht. Ich wusste, dass es die von Stephan war. Aber ich reagierte einfach nicht, diesmal nicht, „Leute sie ist nicht mehr ansprechbar und ihn zehn Minuten beginnt der Unterricht. Also hat einer einen Vorschlag wie wir sie wieder 'wach' bekommen. Also ich wäre dafür sie zu kitzeln. Cathy ist besonders kitzlig."

„Wage es dir mich auch nur anzufassen und dein gelber Porsche wird nicht das einzige Auto sein, welches du verlieren wirst.", sagte ich bevor er auch nur auf die Idee kam mich anzufassen.

„Okay sie wandelt wieder unter uns. Im übrigen Cathy, sieh mal wer da kommt."

Ich sah in die Richtung in die Stephan deutete und sah ein rothaariges Mädchen aus einem alten VW steigen.

Das musste wohl Jennifer sein. Sie war hübsch, das musste man ihr lassen. Mal sehen wie ihr Charakter war.

Ohne mich von Stephan oder den anderen zu verabschieden ging ich ein paar Meter vor, drehte mich um und grinste Stephan an: „Wenn ich das jetzt mache bist mir was schuldig."

„Hey, du hast nichts von einer Gegenleistung gesagt.", protestierte er.

„Ich dachte in deinem Alter weiß man dass es nichts im Leben für umsonst gibt. Sogar die Liebe hat einen Preis, man muss nur wissen ob man bereit ist ihn zu bezahlen."

„Und hast du schon den Preis der Liebe bezahlt?", fragte er. Kurz erzog ich schmerzhaft das Gesicht. Doch ich wusste worauf er hinaus wollte. Stephan wollte die Reaktion von Edward sehen, wenn ich antwortete. Schnell zog ich meinen Schutzschild über ihn.

„Was denkst du?", und mit diesen Wort drehte ich mich wieder um und lief geradewegs in jemanden hinein.

Ich fiel rückwärts und landete auf den Po. Also das gehörte nicht zu den Dingen die ich für angenehm befand.

Langsam öffnete ich wieder die Augen und sah auf das Mädchen, welches ich eben noch aus dem VW steigen sah. Jennifer.

„Oh tut mir Leid. Ich hätte besser aufpassen sollen.", sagte sie und versuchte aufzustehen, doch sie fiel wieder auf den Boden.

„Nein, es ist meine Schuld. Ich war abgelenkt.", widersprach ich und stand auf. Dann reichte ich ihr die Hand, „Ich bin übrigens Cathy."

Ohne groß zu zögern nahm sie meine Hand und ließ es zu, dass ich sie hoch zog. Jetzt merkte ich, dass sie etwas größer war als ich. Aber immer noch kleiner als Stephan.

„Danke. Mein Name ist Jennifer. Aber du kannst mich Jenn nennen.", entgegnete sie.

„Na dann Jenn, es freut mich dich kennenzulernen."

Sie ließ meine Hand los, sah kurz zu den Cullens und dann wieder zu mir: „Also, wie gefällt dir bis jetzt die Schule und die Stadt?"

„Es ist schön hier, ich mag die Schule und die Stadt. Das erinnert mich immer an Zuhause. Es ist genau so schön hier.", antwortete ich ehrlich.

„Du wirst deine Meinung bestimmt ändern, wenn du ein paar Wochen hier bist. Hier ist es ein Wunder wenn die Sonne scheint und es regnet sehr viel."

Ich lächelte sie an: „Regen macht mir nicht aus. Ich mag ihn. Ich habe dann immer das Gefühl als würde er alles sauber waschen."

„Du bist die erste Person der ich begegne die den Regen mag."

Zögernd zuckte ich mit den Schultern: „Ich war schon immer anders als andere und 'normal' war ich schon gar nicht."

„Kein Mensch ist normal.", sagte Jennifer.

„Normal ist eine Perfektion die von Menschen erschaffen wurde und doch nie erreicht werden kann."

Jennifer lachte, es war ein schönes Lachen. Hätte ich es nicht besser gewusst und wäre noch ein Mensch hätte ich gedacht sie wäre ich Vampir. Doch das war Unsinn. Sie war kein Vampir und so schnell würde sie auch keiner werden. Es seiden Stephan hätte vor ihr die Wahrheit über uns zu erzählen und sie dann wenn sie keine Angst hätte sie zu...

Nein. Schnell schüttelte ich den Kopf und sah zu Stephan, der sich mit Jasper unterhielt.

Meine Augen wanderten weiter und blieben bei meiner ehemaligen besten Freundin hängen. Alice' Augen waren als einzige der Cullens auf mich gerichtet und ein trauriger Ausdruck lag in ihnen. Schnell sah ich wieder weg.

Als Jenn sich wieder beruhigt hatte sagte sie: „Das gefällt mir. Muss mir unbedingt merken."

„Kannst du ruhig machen. Den Spruch habe ich aus dem Internet."

„Wir sollten langsam rein gehen. Sonst kommen wir zu späht.", wir gingen los und sie redete weiter, „Was hast du denn jetzt?"

„Französisch. Bei Mr. Lemour'."

„Ich auch. Wir könnten uns ja zusammen setzen. Also wenn du möchtest natürlich."

Warm lächelte ich sie an: „Ich würde mich freuen neben dir zu sitzen."

Zusammen gingen wir ins Schulgebäude. Als wir es betraten, merkte ich ein paar neugierige Blicke auf uns. Jenn schien es sichtlich unangenehm zu sein angestarrt zu werden, also lenkte ich sie etwas ab. Ich fragte ich über ihr Leben aus. Denn ich wollte sie wirklich gerne kennen lernen.

Jennifer erinnerte mich irgendwie an mich selbst und aus diesem Grund wollte ich, dass es für sie besser ausging als für mich. Sie sollte ein happy end bekommen und nicht wie leiden müssen. Ich würde alles tun damit sie glücklich werden sollte.

Wir betraten das Klassenzimmer von Mr. Lamour' und setzten uns in die hinterste Reihe in der Mittelreihe. Mr. Lamour' betrat hinter uns den Raum. Nur wenige Minuten später klingelte es schon zum Unterricht.

„Klasse, wie ihr alle wohl schon bemerkt 'abt. 'aben wir eine neue Mitschülerin. Miss Armstrong, bitte komen Sie an die Tafel und schreiben Sie Ihren Namen an und erzählen Sie etwas über sisch.", fing er auch schon an. Mr. Lemour' sprach mit einem Akzent, bei dem es mir kalt den Rücken herunter gelaufen wäre. Wenn ich denn noch ein Mensch wäre. Ich wusste jetzt schon, dass ich ihn nicht mögen würde. Zögernd stand ich auf ging wie mir gesagt an die Tafel und schrieb meinen Namen an. Dann drehte ich mich zur Klasse und fing an zu erzählen: „ Mein Name ist Cathy Alexandra Armstrong. Ich habe einen Bruder namens Stephan. Er geht in die Parallelklasse. Wir sind vor wenigen Tagen aus Toronto hierher gezogen. Meine Eltern sind beide Ärzte. Mehr gibt es eigentlich nicht zu erzählen."

„Gut. Sie können sisch setzen."

Mit schnellen Schritten ging ich zurück auf meinen Platz. Als ich mich setzte atmete ich erleichtert aus. Doch diesmal fühlte es sich anders an das zu tun. Ein befreiendes Gefühl folgte dem einatmen. Das letzte mal als es so war, war als ich noch ein Mensch war.

Leise beschlich mich die Hoffnung, dass Stephan es wirklich geschafft haben musste. Wenn es wirklich funktionieren würde wäre es toll und wir müssten uns nicht mehr von Blut ernähren.

Doch dann dachte ich daran, was wäre wenn das ganze Gift aus meinem Körper verschwinden würde? Würde ich wieder aussehen wie vor 15 ein halb Jahren? Wieder wie Bella und was würden die Cullens sagen wenn sie mich dann sehen würden? Mein Gesicht verzog sich ein wenig als ich daran dachte, wie sie mich abschätzend ansehen würden. Bei Rosalie und Jasper würde es mir nicht viel aus machen. Schließlich hatten sie mich nie so richtig gemocht. Aber die anderen Carlisle, Esme, Alice, Emmett. Ich könnte ihnen so nicht unter die Augen treten. Nicht ihre mitleidvollen Blicke ertragen.

Doch wenn Edward erfahren würde wer ich wirklich wäre dann würde er versuchen es wieder gut zumachen. Bestimmt würde er sich verpflichtet fühlen sich bei mir zu entschuldigen und die Verantwortung für mich zu übernehmen.

Als mich jemand leicht anstieß, kehrte ich in die Wirklichkeit zurück.

Jenn sah mich besorgt an. Dann schrieb sie auf einen Zettel etwas und schob ihn zu mir rüber.

( C= Cathy, J= Jenn)

J: Stimmt etwas nicht?

C: Doch es ist alles in Ordnung. Warum?

J: Du sahst eben so bedrückt und traurig aus.

C: Ach so.

J: Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?

C: Ja, ich war nur in Gedanken.

J: Worüber hast du denn nachgedacht, das du so traurig aussahst?

C: Ich möchte nicht darüber reden. Nicht heute. Später vielleicht.

J: Ist schon in Ordnung.

C: Tut mir Leid.

J: Nicht schlimm. Mal was ganz anderes. Du und dein Bruder, kennt ihr die Cullens lange?

C: Nein, warum fragst du?

J: Na ja die Cullens haben noch nie mit anderen Schülern in dieser Schule geredet. Geschweige denn Kontakt zu ihnen gehabt. Aber bei euch scheinen sie ganz anders zu sein, als ob ihr euch schon ewig kennen würdet.

C: Das liegt nur daran, dass Adrian und Arisa mit Dr. Cullen im gleichen Krankenhaus arbeiten. Außerdem sind wir ja praktisch Nachbarn.

J: Wie ihr wohnt in der Nähe der Cullens? Wie ist das denn so?

Bevor ich Jenn zurück schreiben konnte, hörte ich wie Mr. Lemour' auf uns zu ging. Also lies ich schnell den Zettel schnell verschwinden.

Also er bei unseren Tisch angekommen war sagte er: „Da Sie scheinbar alles beherrschen und nischt zu hören zu müssen. Können Sie sicherlich den Satz an der Tafel fehlerfrei, laut vorlesen, Miss Armstring."

Schnell warf ich einen Blick an die Tafel und sagte im perfektem Französisch: „Le frère Men n'est pas accessible à présent malheureusement."

„Gut, aber wissen Sie auch wie er übersetzt lautet?", fragte er hochnäsig.

„natürlich.", antwortete ich sofort, „Der Satz übersetzt lautet: Mein Bruder ist zur Zeit leider nicht erreichbar."

Bevor er mich noch weiter nerven konnte klingelte es schon zum Stundenende.

Ich packte meine Bücher ein und wartete auf Jenn. Als sie fertig war gingen wir aus dem Zimmer.

„Ich glaube Mr. Lamour' kann dich nicht leiden.", sagte sie gelangweilt.

Ich musste leise kichern: „Das glaub ich auch. Also was hast du als nächstes?"

„Sport und du?"

„Ich habe Politik, bei Mrs. Jonsen."

„Und danach?", fragte sie weiter.

„Hm ich glaube, Mathe."

„Schade da sehen wir uns erst in der Mittagspause. Setzt du dich da zu mir und meinen Freunden? Oder bleibst du lieber bei deinem Bruder?", fragte sie mich dann.

Ich glaube ich ziehe deine Gesellschaft mit deinen Freunden vor."

„Schön. Wir sehen uns dann in der Mittagspause.", rief sie und raunte um die Ecke.

Die Zeit bis zur Mittagspause zog sich ins unendliche. Ich hatte nicht gewusst wie lange die Zeit für mich erscheinen könnte. Wenn ich versuchte zu vergessen, dass sowohl in Politik als auch in Mathe einer der Cullens direkt neben mir saß. In Politik war es Emmett, der ständig dumme Witze reißen musste. In Mathe war es Alice die versuchte mit mir in ein Gespräch zu verwickeln.

Es schien mir auch als würde ich beobachtet werden. Vielleicht war es so oder ich bekam langsam aber sicher Wahnvorstellungen. Dazu kam noch der Druck auf meinem Schutzschild. Er wurde mal stärker und mal schwächer. Doch verschwand nie ganz.

Gerade als ich überlegt woran das liegen könnte, klingelte es schon zur Mittagspause. Als ich mich jedoch erhob, fiel mein Blick zur Tür und vor Schreck wäre mir beinahe das Herz stehen geblieben.

Edward stand an der Tür gelehnt und wartete auf jemanden. Ich packte schnell meine Sachen zusammen und wollte an ihm vorbei aus dem Zimmer. Doch leider hatte ich die Rechnung ohne Edward gemacht. Denn als ich durch die Tür treten konnte, hatte er mich schon am Arm gepackt und sagte: „Können wir unter vier Augen sprechen?"

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