Kapitel 30

Jenks stand auf dem Rollfeld. Sein Haar war schon lange verschwunden und man konnte seinen Schweiß auf der Glatze sehen.
Schon seit den Achtzigern war er Jaspers Partner.
Als er uns sah, zwang er sich ein Lächeln auf.
,,Alice, was für eine Freude Sie wiederzusehen. Sie sind immer noch so schön wie eh und je."
,,J, das gleiche kann ich leider nicht behaupten.", sagte ich und schüttelte seine Hand.
,,Es war nicht leicht, aber ich habe einen Privatjet organisieren können."
,,Ich wusste, dass Sie das schaffen." Ich gab ihm einen Umschlag.
,,Wir haben keine Zeit zum reden. Aber beim nächsten Mal."
,,Ich fürchte, es wird kein nächstes Mal geben. Meine Tochter wird bald das Geschäft übernehmen. Ich werde ihnen ihre Karte übermitteln."
,,Kein Problem, Jasper wird Sie deswegen nochmal kontaktieren."
Ich drehte mich um und ging auf den Jet zu. Die Armstrongs folgten mir.
Jenks atmete erleichtert aus.

,,Wer war das?", fragte Stephan, als wir im Jet saßen.
,,J Jenks, er ist ein Geschäftspartner von Jasper."
Er nickte. ,,Und was macht er genau?"
,,Er besorgt uns die Papiere, wenn wir umziehen und regelt einige rechtliche Sachen wie Erbschaften."
,,Aber er ist doch ein Mensch.", meine Arisa.
,,Er weiß, dass wir nicht normal sind. Aber bei genügend Geld fragt er nicht nach und sagt auch nichts dazu."
,,Okay, aber was machen wir jetzt?"
,,Wenn wir am Flughafen ankommen, besorgen wir uns ein Auto und fahren so schnell wie möglich nach Forks."
,,Dann Plan klingt nicht so legal wie er sein sollte.", erwiderte Stephan.
,,Er ist auch nicht.", antwortete Arisa.

Cathy's Sicht

Tränen liefen an meinem Gesicht herunter.
,,Warum machen Sie das? Reicht es nicht, dass ich Ihre Aufgabe teilweise erfüllt habe? Warum geben Sie mir meine Erinnerungen zurück, ich wollte sie doch nicht..."
Sie waren mittlerweile fertig, ich konnte mich an alles wieder erinnern und diese Erinnerungen zerrissen mich innerlich.
Ich war einfach nicht mehr Bella oder die alte Cathy, doch sie lebten noch in mir. Sie waren wie eine andere Persönlichkeit von mir.
Das Einzige, was wir teilten, war das Aussehen und die Liebe zu Edward.
,,Ganz einfach weil es mir Spaß macht. Und dich leiden zu sehen, ist ein Pluspunkt."
,,Aber warum?"
,,Natürlich erinnerst du dich an die Geschichten, die Ealazia dir aufgetischt hat. Sie waren sogar wahr.
Teilweise.
Sowas wie menschliche Vampirjäger gibt es nicht. Jedenfalls keine, die von uns wissen.
Wir sind Vampirjäger."
,,Warum-"
,,Deine ewigen Warums nerven mich.", unterbrach Ealazia mich.
,,Wir wollen deine Freunde, die gerade auf dem Weg sind, um dich zu retten. Es dreht sich hier nicht um dich.
Du bist uns egal, dass jetzt Blut durch dich pumpt, ist ein Extra. Nachdem wir ein bisschen gegessen haben, lassen wir dich hier liegen und warten.
Wir haben schon so viel Zeit mit dir verschwendet, wenigstens bezahlt die Volturi gut."

Plötzlich fror die ganze Szene ein.
So fühlte sich es jedenfalls an.
Wie in Zeitlupe drehte er sich zu Ealazia um.
Seine blutroten Augen leuchteten vor Zorn.
Er holte aus und ohrfeigte sie.
Sie flog quer durch den Raum, geschockt von sich selber und von seiner Reaktion.
,,Wer hat gesagt, dass du reden darfst?", herrschte er sie an.
,,Sweetheart, ich-" Sie berührte ihre Wange.
,,Schweig! Du hast eine Regel gebrochen. Wir werden nachher über deine Konsequenzen reden und deine Bezahlung.
Und glaub nicht, ich wüsste nicht, dass du schon wieder herumgehurt hast.
Alexei kann nichts vor mir verheimlichen."
Sie wimmerte.
Er ging auf sie zu, griff nach ihrem Gesicht und zwang sie ihn anzuschauen.
,,Du gehörst mir!
Doch langsam langweilst du mich.
Noch einmal und ich mache dich kälter als du es jetzt schon bist."
,,Bitte vergib mir. Ich mache es nie wieder!"
Er ließ sie fallen wie ein nutzloses Stück Papier und drehte sich zu mir.
Ich erschauderte.
,,Wir werden dich kurz verlassen, Isabella."
Er ging aus dem Zimmer. Ealazia folgte ihm, ihr Blick war auf den Boden gerichtet.
Ich zerrte an meinen Fesseln, es gab kein Entkommen.

Ealazia kam alleine ins Zimmer zurück.
Außer, dass ihre Haare ziemlich verunstaltet waren, sah man ihr nicht an, wie sehr sie gerade litt.
Sie schloss die Tür, schluchzte kurz und ließ sich dann mit dem Rücken zur Tür auf den Boden sinken.
Ich zögerte.
,,Geht es dir gut?"
,,Natürlich geht es mir gut, sieht man doch.", fuhr sie mich an.
,,Wolltest du nicht essen gehen?"
,,Tja, Planänderung für mich. Ich werde nicht mehr essen bis ich meine Lektion gelernt habe.", fauchte sie mich an.
Entsetzt starrte ich sie an und fragte: ,,Sie lassen dich Hungern? Kannst du dich nicht selber versorgen?"
,,ICH bin ein Vampir, es fällt auf wenn Menschen verschwinden und sie blutleer wieder auftauchen.
Aber Nikolay findet immer Menschen, die bereit sind ihr Blut zu spenden."
,,Also kannst du nicht gehen?"
,,Nein, natürlich nicht. Ich gehöre ihm.
Warum rede ich eigentlich mit dir?"
,,Entschuldigung.
Aber du bist kein Objekt, du bist ein freies Wesen. Man kann dich nicht einfach besitzen."
Sie lachte trocken.
,,Ich gehöre Nikolay, ich kann nicht einfach gehen. Ohne ihn kann ich nicht überleben. Und selbst wenn ich gehen würde, würde er mich finden.
Außerdem würde mich niemand wollen, man würde mich wegen meiner Fähigkeit ausnutzen."
,,Das hat er dir eingeredet, oder? Das ist doch seine besondere Fähigkeit. Er sagt etwas und wir müssen es befolgen.
Nikolay ist es, der dich ausnutzt!"
Wütend funkelte sie mich an.
,,Du lügst, sowas würde er nie tun. Er liebt mich so sehr wie ich ihn liebe."
,,Sicher? Er hat dich vorhin geohrfeigt und ich weiß nicht, was passiert ist, als ihr draußen wart, aber sowas tut man einer Person nicht an, die man liebt. Er hat dir sogar gedroht, dich zu töten. Das ist keine Liebe. Er liebt dich nicht."
,,Ich weiß, was du machst.
Er liebt dich nicht. Das haben wir dir eingeredet, damit du verrückt wirst.
Aber das kannst du nicht mit mir machen.
Ich bin nicht so wie du.
So schwach und unbedeutend und ungeliebt."
Ich sagte nichts.
Ealazia stand auf und setzte sich auf einen Stuhl. Sie verschränkte die Arme und wir starrten uns gegenseitig an.
,,Warum hast du ihn betrogen?", fragte ich sie.
,,Du liebst ihn doch so sehr. Warum hast du ihn dann mit Alexei betrogen? Das war doch bestimmt der Mann aus dem Wald und von vorhin, nicht?"
Jetzt sagte sie nichts.
,,Deine Liebe für Nikolay existiert nicht. Er hat es dir eingeredet, damit du bei ihm bleibst."
,,Es war ein Fehler. Ich habe es getan, weil ich eine Hure bin. Ich war es schon, bevor ich verwandelt wurde. Aber Nikolay hat mich gerettet."
,,Du erinnerst dich an die Zeit bevor du verwandelt wurdest?"
,,Nein..."
,,Merkst du es den nicht, Ealazia? Er belügt dich, manipuliert dich. Er hat es schon immer getan!"
,,Ich..." Sie begann wieder zu schluchzen.
Was soll ich nur tun? Sie könnte meine einzige Chance sein.
Aber sie braucht einen klaren Kopf, der nicht unter seiner Kontrolle steht.
Ich muss mir etwas einfallen lassen, bevor er zurückkehrt.
Ealazia vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
,,Ich w-w-weiß nicht was stimmt oder wa-as nicht stimmt. I-i-ich kann in n-nicht verlassen. Er schützt mich doch."
Schutz!
Ich breitete meinen Schutzschild über sie aus.
,,Ealazia. Konzentriere dich! Was fühlst du für Nikolay?"
,,I-ich liebe ihn... nicht." Ihr schluchzen wurde stärker und ihre Worte unverständlicher.
Ich zerrte an meinen Fesseln und rief: ,,Konzentriere dich! Hat Nikolays Fähigkeit jetzt in diesem Moment irgendwelchen Einfluss auf dich?"
Sie schüttelte den Kopf.
,,Ich kann dich schützen, okay?
Befreie mich und wir gehen fort. Von hier und von ihm. Wir gehen gemeinsam zu meiner Familie und wir beschützen dich!"
Sie antwortete nicht. Mein Schutzschild war über ihr.
Eine gefühlte Ewigkeit saß sie nur da wie eine Statue.

Dann stand sie auf und löste mich von meinen Fesseln.
Sie ergriff meine Hand und wir stürmten aus dem Hotel.
Ealazia führte mich zu einem Auto, dass direkt davor stand. Wie stiegen ein und sie fuhr los. Wir rasten davon, das Hotel wurde immer kleiner.
Dann sah ich Nikolay. Er rannte aus dem Hotel, uns hinterher.
,,Ealazia.", warnte ich sie.
Sie machte eine scharfe Kurve nach rechts und mehrere Umwege, bevor wir aus Forks herauskamen.
Auf der Hauptstraße wurde sie schneller, die Umgebung flog an uns vorbei.
Doch dann sah ich dieses eine Auto für einen kurzen Moment.
Starrte meinem Bruder direkt in die Augen.
,,Stopp!", rief ich.
Ealazia trat in die Bremse. Die Autoreifen quietschten, der Gurt schnürte mir die Luft ab.
Ich stieg aus und rannte auf das Auto zu, dass gerade auf der anderen Fahrbahn gestoppt ist.
,,Cathy!", rief Stephan.
Er und Arisa und Adrian stiegen aus dem Auto, kamen mir entgegen.
Ich umarmte sie.
,,Du bist nicht tot."
,,Nein, bin ich nicht."

,,Noch nicht.", knurrte jemand.
Geschockt löste ich mich von ihnen und drehte ich mich um.
Nikolay hatte Ealazia, er hob sie mit Leichtigkeit an ihrem Hals hoch.
Seine Augen waren wie Feuer, leuchteten rot in der Dunkelheit.
Er drückte fester. Ealazia entfuhr ein Schrei. Mein Schutzschild schützte sie nicht mehr. Ich hatte ihn vollkommen vergessen. Ich hatte sie vollkommen vergessen.
Verzweifelt schaute ich sie an.
Ich lasse sie nicht sterben, sie hat mir geholfen.
,,Eine Bewegung und ihr Kopf ist ab."
Ealazia wimmerte und doch dann schloss sie ihre Augen, ihr Körper hing schlaff herunter.
Sie gab auf.

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