Kapitel 52
Zum ersten Mal seit Jahren verfluchte ich unser gutes Vampir Gehör.
Eigentlich hatte es nicht schlimmes an sich.
Wir verstanden alles bis ins kleinste Detail und hörten es bis zu 100 Meter Entfernung, jedoch war diese Lage etwas ganz anderes.
Meine Ohren waren nun mal nicht an lautes Kindergeschrei gewöhnt und ich stand deswegen kurz vor der puren Verzweiflung.
Ich stand seit einigen Minuten neben Carlisle in dem hellen Wohnzimmer und beobachtete die Situation vor mir.
Ich wusste nicht weshalb Nessie - Jacob hatte ihr diesen Spitznamen vor ein paar Stunden gegeben und um ehrlich zu sein, fand ich ihn irgendwie niedlich - angefangen hatte zu schreien, nur das sie es tat und ich nichts deswegen Unternehmen konnte.
Mir war bewusst, dass Babys schrien, doch sie so zu sehen brachte mich beinahe noch mehr and den Rand der Verzweiflung, als das Geschrei selbst.
Tat ihr etwas weh?
Hatte sie Hunger?
Fehlte ihr etwas?
Die Gewissheit es nicht zu wissen und daran nichts Hintern zu können, brach mir fast das Herz.
Ich wollte das es ein Ende nahm und es ihr besser ging, nicht zuletzt für Esme und Rose, die versuchten Nessie zu beruhigen, doch vermutlich lag es einfach daran, dass sie ihre Mutter vermisste, wie wir alle hier.
Edward stand bei seiner Mutter und Schwester und ich konnte mir gerade noch ein Grinsen unterdrücken, als ich sah, dass es ihm genauso erging, wie mir.
Emmett stand am Fenster und hatte sich Kopfhörer in die Ohren gesteckt, um der Lautstärke zu entkommen, auch wenn ich bezweiflte, dass das irgendetwas half.
Meine Ehemann hatte sich auf die Couch vergraben, ein Buch in der Hand und versuchte sich anmerken zu lassen, dass ihn dieses ganze Theater nicht auch auf die Nerven ging.
Oh Gott, wie würde das erst in ein paar Monaten werden?
Dachte ich mir und biss mir auf die Unterlippe, während ich die Arme vor der Brust verschränkte.
,,Sie wächst schnell." sagte Carlisle auf einmal ernst und wandte seinen Kopf zu mir herum. Außer mir hatte es niemand gehört.
Ich nickte langsam und seuftze.
,,Zu schnell." entgegnete ich und schüttelte sachte den Kopf.
Renesmee war knapp einen Tag alt und sah bereits aus, als wäre sie wenige Wochen alt.
Wenn das so weiter ging, dann würde sie mindestens in ein paar Jahren schon erwachsen sein und dazu kam auch noch, dass wir nicht wusste, wie lange Bellas Verwandlung brauchen würde.
Wenn wir Pech hätten, dann würde sie tatsächlich erst aufwachen, wenn Nessie vielleicht sogar schon aussah, wie ein normales Kind und nicht mehr wie ein Baby.
Mein Inneres hoffte inständig, dass das nicht geschah.
Ich zuckte kurz zusammen, als ein stechender Schmerz durch meinen Kopf huschte.
Die ganzen Versuche in die Zukunft zu schauen, der Stress und dazu noch das laute Geschrei verursachteten bei mir immer öfter höllische Kopfschmerzen.
Ich verzog unangenehm das Gesicht und rieb mir sanft meine Schläfen.
Ich hatte wirklich genug hier von und gerade als ich dachte, dass Nessie sogar noch lauter schrie als zuvor, kam mir plötzlich eine Idee in den Sinn.
Wieso war ich darauf nicht schon früher gekommen?
Ohne irgendetwas gesagt zu haben, hob Jasper seinen Kopf an und sah mich an, als hätte er es geahnt, dass ich ihn meinte.
Verwirrt blickte er mich an und ich deute mit meinem Kopf auf Reneesme.
Er brauchte ein paar Augenblicke, bevor er realisierte, was ich meinte, dann schüttelte er ungläubig den Kopf.
Ich verdrehte bloß die Augen und sah ihn erngergischer an, bis er schlussendlich nachgab und seufzend aufstand.
Niemand hatte unsere Konversation mitbekommen und ich lächelte Stolz, als er auf Rose zulief.
Ich war mir sicher, dass er sie mit seiner Gabe beruhigen konnte.
Wortlos streckte er seine Arme nach unserer Nichte aus, woraufhin Rose ihn fragend ansah, ehe ihr Blick zu Edward schwebte.
Er hatte meine Gedanken gelesen und zuckte mit den Schultern.
,,Könnte helfen." meinte er und nickte seiner Schwester zu.
Behutsam reichte sie Renesmee an ihren Bruder weiter und ich bettete innerlich, dass es funktionierte.
Und tatsächlich. Nur eine kurze Zeit später hatte das Gebrüll aufgehört und ich hörte, wie jeder erleichtert aus atmete.
Auf einem Mal war es so still in den Wohnzimmer und ich schloss genüsslich meine Augen.
Emmett zog wegen der plötzlichen Ruhe seine Kopfhörer aus den Ohren und sah sich verwirrt um, dann fing er an zu grinsen und packte sein Handy weg.
,,Wow.", entwisch es Rose und hob erführschtig ihre Hände. ,,Danke." meinte sie dann und lachte leise.
Auch Esme und Edward schienen sich zu entspannen, auch wenn sie etwas überrascht waren, dass Nessie tatsächlich aufgehört hatte zu schreien.
,,Ich hab nichts getan!" zischte Jasper plötzlich und sah beinahe panisch zwischen uns allen hin und her.
,,Was auch immer gerade passiert ist, du hast es gestoppt. Danke dafür!" sagte Emmett feierlich, klopfte ihm auf die Schulter und verschwand aus dem Zimmer.
Kaum als mein Bruder verschwunden war, versuchte Jasper Nessie wieder an Esme abzugeben, doch sie schüttelte nur lächelnd den Kopf.
,,Wir sollten nicht riskieren, dass sie wieder anfängt." sagte sie.
,,Mom hat Recht.", sagte nun auch Rose.
,,Für den Moment schläft sie und das sollten wir alle solang genießen."
Mein Mann sah sie verzweifelt an.
,,Kannst du sie nicht wenigstens in ihr Bett legen?" fragte er hoffnungsvoll.
,,Komm schon, Bruder. Sie ist nur ein Baby und kein Monster, was dich gleich auffrisst.
Du wirst das sicherlich für ein paar Stunden aushalten." meinte Rose, legte ihm eine Hand auf die Schulter und gab den anderen Bescheid den Raum zu verlassen, sodass Renesmee in Ruhe schlafen konnte.
,,Ich kann doch nicht-"
,,Du kannst!" entgegnete Rose und zwinkerte ihm aufmunternd zu, ehe sie Esme eine Hand auf den Rücken legte und sie mit nach draußen führte.
Im Vorbeigehen nahm sie meine Hand und zog mich ebenfalls mit.
Sie grinste mich an und ich konnte nicht anders, als anfangen zu lachen.
Vermutlich dachten wir gerade das selbe.
Mein Mann sah mir verzweifelt hinterher, doch ich grinste ihn ebenfalls bloß aufmundernd an, bevor auch ich den Raum verließ.
Er würde das schon überleben, da war ich mir sicher.
Es war bereits der zweite Tag von Bellas Verwandlung und der "Vorfall" mit Reneesme lag hinter uns.
Ich stand bereits stundenlang dort, hatte mich leicht an den weiß gestrichenen Türrahmen gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt.
Selbst als Rose aus dem Raum getreten war, blieb ich noch dort. Ich hatte das beschützende Gefühl sie nicht alleine zu lassen. Sie das alles nicht alleine durchstehen zu müssen.
Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihr abwenden.
Doch genau wie vor Stunden lag sie dort und rührte sich nicht. Man konnte nicht einmal erkennen, dass sie sich verwandelte und vermutlich Höllenqualen durchlitt.
Sie sah immer noch geschwächt und total verkommen aus und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Edward litt im Gegensatz zur mir vermutlich noch mehr.
Mittlerweile wusste ich nicht mehr recht, ob alles gut werden würde.
Zu groß war in mir die Angst, sie nicht mehr wieder zu sehen.
Nein, es durfte nicht sein.
Rief ich mit in meinen inneres.
Sie würde es schaffen, sie musste.
Für Edward, für Renesmee...
,,Hey." Jasper schmiegte sich von hinten an mich und schlang seine Arme um meine Hüfte. Er wusste genau wie ich mich fühlte. Doch so sehr ich seine Gabe auch mochte, im Moment wünschte ich mir, er wüsste nicht, wie ich mich fühlte.
Langsam befreite ich mich aus Jaspers Umarmung und verließ den Raum so schnelle ich konnte. Ich ertrug es einfach nicht mehr in dem Raum zu sein, Bella anzuschauen und mit anzusehen, wie lange es brauchte. Es dauerte einfach viel zu lange. Hatte das Morphium immer noch seine Wirkung? Ohne hätte sie bestimmt schon lange geschrien und Edward in den Wahsinn getrieben, so wie mich und die anderen vermutlich auch.
Ich öffnete die Haustür und lief so schnell ich konnte durch den Wald, nur um Abstand zu bekommen. Frische Luft. Genau das war es, was ich jetzt brauchte. Ich musste mich wieder beruhigen.
Sie schafft das! Das wusste ich, doch ich konnte mich nicht beruhigen.
Mit jedem Schritt, den ich machte, berührte ich nur leicht den Boden und musste mittlerweile an der Grenze zu Kanada angekommen sein. Hier war nicht mehr der Geruch von Bella oder einer der anderen zu riechen. Hier war die Luft frisch und rein.
Ich ließ mich auf den kalten, mit Schnee bedeckten Stein nieder, und in dem Moment war es mir egal, wie teuer die Hose war, die ich trug oder von welchem Designer sie stammte.
Vorsichtig strich ich mit meiner linken Hand über mein Bauch, während das kleine Wesen in mir strampelte.
Ich konnte mir nicht vorstellen, mein Mädchen aufwachsen zu sehen, ohne, dass ich dabei wäre. Es wäre einfach unerträglich.
Bella musste es für Renesmee schaffen, sie konnte die Kleine nicht im Stich lassen, und so mehr ich darüber nachdachte, wurde mir klar, dass auch ich Bella nicht im Stich lassen sollte. Ich war ihre Schwägerin, ihre beste Freundin.
Schnell rappelte ich mich wieder auf, klopfte den Schnee von meiner Hose ab und lief so schnell los, wie ich es vermutlich noch nie in meinem Leben getan hatte.
Ich wollte rennen, doch ich wusste, dass ich das nicht konnte, weswegen ich so schnell es ging einen Fuß vor den anderen setzte.
Ich war im laufen immer noch schneller als jeder andere Mensch.
Die Bäume streiften so schnell an mir vorbei, dass ich sie kaum noch wahrnehmen konnte, so schnell wollte ich nach Hause.
Ich riss schon fast die Haustür auf als mir wieder der Geruch der anderen in die Nase steigt.
Warm und vertraulich.
Ich lief die Treppen hoch und sah immer noch den gleichen Zustand vor meinen Augen wie zuvor.
Immer noch standen sie an der ein und selben Stelle und ich fragte mich, ob ich mir zu viel Hoffnung gemacht hatte.
Alle sahen mich mit ihren goldenen Augen an, die dunkler als normal erschienen. Ich konnte es in ihren Augen ablesen, dass sich an Bellas Zustand nichts verändert hatte. Carlise und Esme hatten sich mittlerweile auf die Couch gesetzt, während Carlise einen Arm um Esme legte. Ich lächelte traurig. Sie machten sich genau so Sorgen um Bella.
Sie war quasi wie eine Tochter für sie und würden es genau so wenig ertragen sie zu verlieren.
Emmett gesellte sich zu Rosalie, die Renesmee sanft in ihre Armen hielt und sie dabei anlächelte. Dieses kleine Wesen...
Ich ließ meinen Blick weiter durch den Raum gleiten und blieb bei Jasper hängen. Er schaute mir direkt in die Augen.
Langsam kam er auf mich zu.
,,Wie geht es ihr?", fragte ich ihn mit einem Blick auf Bella, die immer noch regungslos da lag.
,,Immer noch unverändert." flüsterte er in mein Ohr, so leise, dass die Anderen es nicht verstehen sollten, vor allem nicht Edward.
Doch ich wusste, so wie Jasper auch, dass er es hörte.
Edward war wie erstarrt. Regungslos stand er immer noch an der selben Stelle und schaute Bella an. Er musste Höllenqualen durchleben und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich mir keine Sorgen um ihn machen. Er wäre am Boden zerstört, wenn sie es nicht schaffen würde. Er würde sich die Schuld geben, zu lange gewartet zu haben. Bella war diejenige, die ihn das erste Mal glücklich machte, seitdem er ein Vampir geworden war. Sie war diejenige, die ihm Hoffnung gab, dass er ein guter Vampir sei, auch wenn er es selbst nicht glauben mochte. Er wäre komplett am Boden zerstört.
Ich schmiegte mich näher an Jasper heran, nur um das Gefühl zu haben, nicht alleine zu sein. Meine Hoffnung schwand allmählich. Würde ich weinen können, würde ich es genau jetzt tun.
,,Meinst du, sie schafft es?" Ich wandte ihm hoffnungsvoll meinen Blick zu, nur um nicht die ganze Zeit auf Bella starren zu müssen.
Sanft streichelte er meinen Arm.
,,Sie wird es schaffen, Schatz.
Ich meine, es ist Bella."
Ein leichtes Schmunzeln stahl sich auf mein Gesicht und ließ mich für kurze Zeit meine Sorgen vergessen.
Er hatte verdammt recht damit.
Wenn Bella etwas wollte, dann kämpfte sie dafür - auch wenn sie einem damit ziemlich auf die Nerven ging. Sie war stur. Genau so, wie sie immer den Wunsch hatte ein Vampir zu werden und man es manchmal nicht mehr hören konnte.
Bella würde es schaffen. Sie kämpfte.
Sie war eine Kämpferin. Sie musste es einfach für Renesmee und Edward. Das war sie ihnen schuldig.
Ich drehte meine Kopf langsam wieder in die Richtig von Bella.
Etwas war anders.
Sie war nicht mehr so blass. Sie hatte Farbe bekommen. Sie sah stärker aus.
,,Jasper." flüsterte ich leise und auch Edward schien aus seiner Starre aufgetaut zu sein.
,,Bella?" Edwards Stimme klang durch den Raum.
Carlise und Esme hatten sich zu uns gesellt und auch Rosalie, mit Renesmee im Arm, und Emmett stellten sich dazu.
Das Pochen ihres Herzens wurde leiser. Es ließ nach.
Jeder starrte auf Bella und hoffte, dass sie einfach ihre Augen aufschlug. Wie gebannt, hatte ich nur noch Bella im Blick.
Ein leiser Laut erklang in dem Raum.
Stillstand. Ich war mir nicht sicher aus welchem Eck diese Geräusch kam, doch als ich auf Bella schaute, wurde es mir klar.
Sie hatte ihre roten Augen geöffnet.
Teil 1 von Breaking Dawn ist fertig, yeahhh.
Ich kann es gar nicht glauben! :D
Thank u sm Sis <3
Ohne dich wäre dieses Kapitel vermutlich nicht mal in einem Jahr erschienen!
Also, wenn ihr jemand den Dank ausspricht, dann ihr.
Ily.
Nächstes Kapitel ist bereits angefangen.
Anna ❤️
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