Kapitel 10 | Unmöglich Oder Möglich? ✔️


Ich starrte Carlisle an.

Minutenlang, in denen nichts geschah und sich die Situation drastisch anspannte.
Mein Gesichtsausdruck verwandelte sich von Entgeisterung zu Verwirrung und stoppte dann plötzlich automatisch, als ich in schallendes Gelächter ausbrach.
Ich beugte mich nach vorne, hielt mir eine Hand vor den Mund und lachte.
Ich lachte und ich wusste nicht einmal wieso, doch ich konnte mich nicht stoppen und hatte mein Lachen schon nach kurzer Zeit nicht mehr unter Kontrolle.

Ich wusste nicht wie lange ich lachte, ich wusste nur, dass ich die einzige war und sich der ernste Blick auf Carlisle's Gesicht nicht ändert.

Erst da begann ich wirklich zu realisieren, was er soeben gesagt hatte und verstummte schlagartig.

Mein Mund öffnete sich einen Spalt weit und meine Griff um Jaspers Hand lockerte sich, da ich plötzlich keinerlei Kraft in meinem Körper spürte.

Mein Atem stoppte und ich konnte nicht aufhören entsetzt in Carlisle's goldene Augen zu sehen.

,,Das kannst du nicht ernst meinen?" fragte ich ihn nach einer gefühlten Ewigkeit und bemerkte wie brüchig meine Stimme klang.

Carlisle nickte auf meine Frage langsam, legte eine Hand auf mein Knie und sah mich mit einem schmalen, sanften Lächeln an.

Ich wusste, dass er mich beruhigen wollte, doch das klappte nicht.

,,Das ist völlig ausgeschlossen!" erwiderte ich und starrte vollkommen perplex auf seine Hand auf meinem Bein.

,,Ich weiß, dass es verrückt klingt.."
Seine Worte hallten in meinem Kopf, immer und immer wieder. Sie wollten nicht verschwinden.
Wie ein Karussell drehten sie sich vor meinen Augen.

,,Es klingt nicht nur verrückt, es ist verrückt!" fauchte ich ihn an und klang wie ein Raubtier, welches sein Revier verteidigte.
Ich wollte es nicht wahrhaben, nicht einmal daran denken, doch ich bemerkte wie sich die Wahrheit Stück für Stück immer weiter in mein Herz bohrte und sich dort festpflanzte.
Mit aller Kraft versuchte ich den Gedanken los zu werden, doch hatte er sich schon zu fest eingenistet, dass selbst meine ganze Willensstärke nichts mehr brachte.

Von Jasper nahm ich überhaupt keine Reaktion war, achtete nicht einmal darauf, bis ich auf einmal eine langsame Bewegung seinerseits ausmachte.
Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie er sich erhob. Ausdruckslose Augen starrten ins Leere und wie mechanisch steuerte er auf die Zimmertür zu, ohne ein Wort zu sagen.
Mein Gefühlschaos in meinem Inneren war schon zu groß, dass ich es nicht einmal zu Stande brachte, ihm hinterher zu rufen.
Doch ich merkte wie seine plötzliche Abwesenheit sich in mir veränderte und anstatt Freude, breitete sich nun Angst in mir aus.
Angst alleine zu sein.
Angst vor dem was, kommen mag.

,,Er wird zurück kommen." meinte Carlisle nach ein paar Minuten zu mir und ich richtete meinen Blick erneut auf ihn.
Verzweiflung war in meinen Augen nicht zu übersehen. Ich konnte nicht ohne Jasper, das konnte ich noch nie.

,,Wie kannst du dir da so sicher sein?" fragte ich ihn und meine Stimme zitterte beim reden.

,,Hat er dich jemals im Stich gelassen?" erwiderte er und blickte mir energisch in die Augen und zog eine Augenbraue hoch. Ich wusste genau, auf was er hinaus wollte und es stimmte auch, doch noch nie zuvor waren wir in so eine Situation geraten.

,,Haben wir jemals so eine Nachricht bekommen?" warf ich ihm stattdessen vor und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme kalt und wütend klang.

,,Es ist ein Schock, für beide für euch. Dessen bin ich mir bewusst." sagte Carlisle und ich war erstaunt, dass er in diesem Moment so ruhig bleiben konnte. Dennoch war ich dankbar dafür, da ich nicht noch eine zweite Person brauchte, die innerlich völlig durchdrehte.

Langsam bewegte auch ich mich. Ich musste aufstehen, aus diesem Bett rauskommen und einen klaren Kopf bekommen. Carlisle Worte bohrten sich in mein Gehirn und ließen mir keine Ruhe.
,,Das kann nicht sein..'' sagte ich nach einer Weile, in der ich in meinem Zimmer auf und ab gelaufen war und schüttelte den Kopf. Ich konnte es einfach nicht glauben. Carlisle musste doch einsehen, dass das was er sagte vollkommen unrealistisch war.

,,Carlisle, das ist einfach unmöglich!'' versuchte ich ihm klar zu machen, blieb stehen und blickte ihn mit verschränkten Armen an. Er schnaufte nur und wandte seinen Blick von mir ab. Es wirkte, als er es immer noch nicht begreifen wollte. Oder ich es nicht begreifen wollte.

Ich senkte meinen Kopf und biss mir auf die Unterlippe. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er jede Sekunde explodieren.

,,Und selbst wenn, ich bin ein Vampir, wie sollte so etwas denn gehen?'' Fragte ich ihn dann schließlich und blickte ihn hilflos an, als würde die Antwort auf all meine Fragen direkt in seinen Augen stehen.

,,Wie sollte ein Baby in mir überleben, 9 Monate lang?" Verzweifelt löste ich meine Arme und lies sie reglos an meinem Körper herabfallen.

,,Ich weiß es doch auch nicht.'' erwiderte Carlisle daraufhin und wirkte auf einmal genauso unbeholfen wie ich.

,,Ich nehme an, dass es auch irgendwelche übernatürlichen Kräfte besitzt, doch nirgendwo steht etwas darüber." sagte er und lies seine Hand ratlos auf die Bettdecke fallen. Ich stöhnte auf.

,,Und das meine ich! Wie kannst du dir sicher sein, wenn du rein gar nichts darüber weißt? Du hast fünf Minuten meinen Bauch abgetastet und schon denkst du, dass ich schwanger bin?" Wild fuchtelte ich mit meinen Händen herum, wusste nicht was ich tun sollte. Ich wollte bloß Klarheit und wusste, dass ich sie wahrscheinlich nicht einmal akzeptieren würde.

,,Deine Symptome stimmen überein. Die Schmerzen, die Schwächeanfälle. Du bist schnell gereizt und ...

Ich habe mitbekommen, wie du dich übergeben hattest."

Ruckartig hob ich meinen Kopf an, drehte mich blitzschnell zu ihm herum und sah ihn entgeistert an. Ich hatte nicht mitbekommen, dass mich jemand beobachtet hatte, als ich bereits vor ein paar Wochen das ganze Blut aus meinem Körper gewürgt hatte. Es war nach einer Jagt gewesen und kaum als ich zurück war, hatte ich bereits dieses komische Gefühl in meinem Magen gespürt und war kurz darauf eilig zur Toilette gerannt. Natürlich kam es mir merkwürdig vor, war mir so etwas zuvor noch nie geschehen, doch in nichts auf der Welt hätte ich daran gedacht, schwanger sein zu können.

,,Was sagt dir nicht, dass es einfach ein krankes Tier gewesen sein könnte?" Fragte ich ihn skeptisch.

Ich wusste nicht einmal, ob ich bereit für ein Baby wäre?

Und allein schon diese Frage, die ich mir in meinem Kopf stellte, warnte mich, dass ich die Wahrheit annehmen würde.

,,Alice..'' Carlisles Stimme klang schwach und müde. Vermutlich setzte ihn mein Wahn mehr zu, als ich annahm.

,,Ich weiß, dass du mir nicht glaubst."

,,Tut mir leid, so sehr ich es auch wollte.'' antwortete ich und schlang meine Arme um meinen Körper. Ich fühlte mich hilflos und alleine.

,,Du hast selbst gesagt, dass es ein Mythos ist, dass niemand etwas darüber weiß, nicht einmal die Volturi, die wirklich über alles Bescheid wissen.

Also nein, ich kann dir nicht glauben.'' Fügte ich noch hinzu und schaute zu ihm herüber.

,,Nicht bevor ich einen festen Beweis habe."

Carlisles Augen hellten sich ein wenig auf und mit neuer Motivation richtete er sich auf dem Bett auf.

,,Wir könnten einen Ultraschall versuchen." schlug er gleich darauf vor und perplex sah ich ihm in die goldenen Augen. Etwas überrumpelt fragte ich: ,,Ist das möglich?"

,,Ich kann dir nichts versprechen, ich hab es nie an einem Vampir ausprobiert, aber eine Chance besteht durchaus." versicherte er mir und eine ungewohnte Hoffnung machte sich in mir breit.

,,Na schön. Ich will es." Sagte ich fest entschlossen und nickte. Ich wollte es wissen, jetzt und sofort.

,,Ich hab kein Gerät zu Hause. Wir müssten ins Krankenhaus aus fahren." antwortete Carlisle und wollte noch etwas hinzufügen, wurde jedoch von meinem Vorhaben unterbrochen. Inmitten seines Satzes schnappte ich mir meine Handtasche aus der Ecke des Zimmers, einen Mantel aus dem Schrank und stand kurz darauf fertig vor ihm.

,,In Ordnung. Worauf warten wir?" Ich sah ihn fragend an, während ich den Mantel über meine Schultern hing.

,,Jetzt?" Fragte er vollkommen verwundert, schein aber nichts großartiges dagegen einzuwenden zu haben.

,,Es sei denn, du hast was anderes vor?" Argwöhnisch blickte ich ihn an und sah dabei zu, wie er sich von meinem Bett erhob und seine Klamotten richtete. Ein Teil von mir wünschte sich gerade sehnlichst meinen Mann herbei, doch ein andere Teil war ein wenig froh darüber ihm keine falschen Hoffnungen zu machen.

,,Okay, fahren wir."


Ich lief die Treppe hinunter. Carlisle war schon in sein Zimmer aufgebrochen, um seine Sachen zu holen, während ich ein paar Minuten für mich brauchte. Auf dem Weg nach unten bemerkte ich eine Gestalt, die vom Sofa im Wohnzimmer aufsprang und eilig auf mich zu kam.

Esme. Ich hatte sie voll kommen vergessen.

Ihr besorgter, fragender Gesichtsausdruck sagte mir, dass Carlisle ihr noch nichts erzählt hatte.

,,Und? Geht es dir gut?" Fragte sie mich betroffen und legte mir eine Hand auf meinen Arm. In diesem Moment kam Carlisle mit seiner Jacke auf dem Arm zu uns.

,,Ich bin in Ordnung. Carlisle konnte nichts finden." sagte ich daraufhin und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln. Es fiel mir erstaunlich leicht sie anzulügen, doch in diesem Augenblick machte es mir nichts aus. Ich wollte einfach nicht, dass sofort jeder von Carlisles Verdacht erfuhr.

,,Dann bin ich beruhigt. Wo wollt ihr hin?" Sie stieß einen erleichternd Seufzer aus und blickte uns danach aus neugierige Augen an.

,,Noch kurz etwas besorgen, für die Abschlussfeier morgen." Log Carlisle für mich und verstand auch ohne Worte mein Spiel. Und Esme würde im bei weitem mehr glauben als mir.

,,Soll ich mitkommen? Euch helfen?" Ich lehnte schnell ab. ,,Nein, ist schon in Ordnung, wir kommen zurecht."

Esme wirkte etwas verwundert, doch fragte nicht weiter nach. Stattdessen schien ihr Jaspers Abwesenheit aufzufallen.

,,Was ist mit Jasper?" Sie blickte sich um, als würde er sich irgendwo verstecken. Doch ich wusste, dass er bereits nicht mehr im Haus war.

,,Er wollte jagen. Keine Sorge, wir sind bald zurück." Carlisle gab ihr einen letzten Kuss auf die Wange, nahm dann die Autoschlüssel und führte mich zu den Garagen.





















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