Kapitel 14
Danach folgte eine längere Stille zwischen uns. Aus irgendeinem Grund war es keine unangenehme Stille, denn ich hatte das Gefühl, dass sie einvernehmlich war. Doch es war schließlich Hugh, der sie wieder durchbrach.
„Wie geht es deiner Schulter?" Über die plötzliche Frage überrascht, sah ich Hugh erst einmal eine Weile an, bis ich mich wieder fing. „Ganz okay. Die Tabletten helfen." Hugh runzelte die Stirn. Wenn er eine mimische Reaktion zeigte, dann war es dieses leichte Stirnrunzeln. Und mit leicht meinte ich wirklich kaum sichtbar. Vielmehr sprachen wieder seine Augen für ihn. „Hast du heute auch welche genommen?" Ich nickte zögerlich, weil ich nicht wusste worauf er hinauswollte und ich irgendwie das Gefühl hatte, dass ich gleich Ärger bekommen würde.
„Wann?" fragte er mich ernst.
„Was spielt das für eine Rolle?" fragte ich zurück. Mir war nicht klar, worauf er hinauswollte. Darum wollte ich nicht einfach so antworten.
„Hast du vor der Fahrt auf dem Jetski eine genommen?" Bevor ich gedanklich eins und eins zusammenzählen konnte, nickte ich. Aber hörte abrupt auf, als ich verstand was genau Hugh störte.
„Hast du heute, bevor du in die Bar gegangen bist, eine genommen?" Dieses Mal sparte ich mir das Nicken, weil Hugh die Antwort wohl eh schon kannte. Und ihm schien es ganz und gar nicht zu gefallen.
„Dir hätte auf dem Jetski was passieren können. Schon allein, weil du selber nicht hättest schwimmen können und dann auch noch eine beeinträchtigte Reaktionsfähigkeit aufgrund der Tablette hast. Und jetzt die Tablette in Kombination mit Alkohol." tadelnd sah Hugh mich an. Ich senkte den Blick. Warum kam ich mir gerade wie ein kleines unartiges Kind vor, das von seinen Eltern ausgeschimpft wurde?
Hugh hatte sicherlich Recht. Wenn man ganz logisch alles betrachtete, waren das wohl nicht meine klügsten Entscheidungen gewesen, obwohl ich ja, abgesehen von dem Malibu, den ich gerade trank, keinen Alkohol heute getrunken hatte, aber kleinlich wollte ich auch nicht sein. Letztlich hatte er mir auch aus dem Meer geholfen. Also Tablette hin oder her, ich schuldete Hugh so einiges.
Hugh legte seinen Finger unter mein Kinn und hob meinen Kopf sacht an, damit ich ihn ansehen konnte. Ich zuckte unmerklich zusammen. Mit dieser unerwarteten Berührung, begann mein Kinn zu Kribbeln und Wärme breitete sich wieder in meinem Körper aus. Hugh hatte ohne Zweifel viel zu viel Macht über meine Körperreaktionen und meine Gedanken.
„Geh nicht leichtsinnig mit deinem Leben um." Die Ernsthaftigkeit in seinen Worten ließ mich schaudern. Wenn es auch nur Kleinigkeiten waren, zumindest sah ich das so, fand ich die Sorge, die hinter dieser ernsten Reaktion lag, doch sehr süß. Es rührte mich, dass Hugh es wichtig erschien, dass ich nicht leichtfertig mit meinem Leben umging. Wahrscheinlich hatte er den Eindruck, dass es mir mehr oder weniger egal war, wenn mir etwas passierte. Erst war ich Nick hinterher gesprungen, war dann auf einen Jetski gestiegen und trank nun Alkohol in Verbindung mit Tabletten. Sicher würde ich ihm nie sagen, wie süß ich es von ihm fand. Außerdem will kein Mann mit dem Attribut „süß" in Verbindung gebracht werden, aber es berührte mich dennoch, dass Hugh sich um mich Gedanken machte.
Logan hatte mir schon sehr oft gesagt, wie wertvoll mein Leben war. Es war also nicht das erste Mal, dass ich Sowas gehört hatte. Dennoch hatten Hughs Wörter eine intensivere Wirkung auf mein Innerstes, als Logans ganze Predigen. Das war vollkommen skurril.
Da Hugh auf eine Antwort zu warten schien, nickte ich leicht, weil sein Finger noch immer unter meinem Kinn lag. Wieder brannten sich Hughs Augen in meine. Die Hitze und das Kribbeln verstärkten sich. Sie waren intensiver als die letzten Male. Ich atmete zitternd ein. Hughs Gesicht schien mir auf einmal so nahe zu sein. Mir sprang der Gedanke durch den Kopf, die letzten Zentimeter zwischen uns einfach zu überbrücken. Ich wollte wissen, wie seine Lippen schmeckten. Waren sie weich? Wie würde der Kuss schmecken? Und vor allem, wie würde Hugh mich küssen? Zurückhaltend, leidenschaftlich, keusch oder volle Gier?
Ich schluckte einmal schwer und richtete mich dann auf, um wieder etwas Abstand zwischen Hugh und mich zu bringen. Ich brauchte einen klaren Kopf. Hugh ließ mich los und auch er schien sich sammeln zu müssen. Ich griff nach meinem Glas und leerte den Rest in einem Zug.
„Ich äh... gehe dann mal." Wirklich überzeugt klang ich nicht. Hugh beobachtete mich einen Augenblick wieder aufmerksam und nickte dann. Da ich dachte, dass das sein Abschied war, stand ich auf und Hugh tat es mir gleich. Plötzlich war er mir wieder so nah. Überrascht sah ich zu ihm auf.
„Ich werde dich begleiten." erklärte er und sah mir dabei wieder tief in die Augen. War das Absicht von ihm, dass er mich mit so einem Blick in Flammen setzten konnte? Wenn ja, dann hatte er vollen Erfolg damit. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, ob auch ich Hugh so aus dem Konzept bringen konnte. Er wirkte immer so sicher und gefangen.
Ich nickte leicht und ging dann zum Fahrstuhl. Ähnlich wie gestern folgte mir Hugh und dann warteten wir wieder zusammen auf den Fahrstuhl. Nach ein paar Augenblicken traf dann auch der leere Fahrstuhl ein und wir stiegen ein. Hugh trat dicht neben mich, als wir einstiegen. Wieder hüllte mich sein Duft komplett ein. Er vernebelte mir die Sinne vollkommen.
Ich hob die Hand, um meine Nummer zu drücken. Kurz bevor ich auf die drei drücke konnte, schloss sich Hughs Hand um mein Handgelenk. Ein Blitz jagte bei der Berührung durch meinen Körper. Verwirrt sah ihn zu ihm hoch. Er fing meinen Blick sofort weder ein und beobachtete meine Mimik genau. Ich versuchte ruhig zu atmen. Was genau hatte er vor?
Hugh hob meine Hand langsam ein bisschen weiter höher, ohne ein einziges Mal den Augenkontakt zwischen uns abzubrechen. Eine unglaubliche Wärme ging von seinem Körper aus und übertrug sich auf meinen. Vor allem von meinem Handgelenk aus, dass er umfasste. Er wirkte ein wenig unruhig. Dann drückte er mein Zeigefinger auf eine Taste. Reflexartig sah ich zur Seite und sah die Sieben leuchten. Es war Hughs Etage. Mein Pulsschlag beschleunigte sich und ich sah wieder auf zu Hugh. Er fesselte meinen Blick sofort wieder. Ich erkannte die Leidenschaft und Begierde in seinen Augen. Und die damit verbundene Frage. Himmel, Hugh wollte mich wirklich! Ich hatte nicht gemerkt, wie sich die Türen geschlossen hatten, aber ich bemerkte, wie der Fahrstuhl sich in Bewegung setzte.
Auch ich beendete den Augenkontakt zu Hugh nicht. Mein Herzschlag beschleunigte sich abermals, als ich die eins auf dem Anzeigefeld aus dem Augenwinkel sah. Hugh beobachtete mich weiterhin genau. Noch immer hielt er mein Handgelenk fest. Ich bewegte mich nicht und die zwei erschien auf dem Anzeigefeld. Ich kannte seine Frage. Was aber war meine Antwort? Wollte ich in meiner letzten Nacht noch in dem Bett eines Mannes landen, den ich nicht wirklich kannte, der aber so unglaublich schöne Augen hatte und dessen Nähe mich unbekannte, unglaublich schöne Dinge fühlen ließ?
Hughs Muskeln traten vor Anspannung unter seinem grauen Hemd hervor. Es schein, als würden ihn unsichtbare Fesseln davon abhalten, jetzt schon über mich herzufallen. Seine Atmung war flacher als gewöhnlich und wenn möglich waren seine Augen dunkler als sie es eh schon waren. Aber er ließ mir die Wahl.
Langsam ließ er mein Handgelenk los, trat aber keinen Schritt zurück und ich hätte noch auf die drei Drücke können. Aber ich hatte mich in dem Moment dagegen entschieden, als mein Finger die sieben berührt hatte. Ich wollte nicht in mein Hotelzimmer zurück. Ich wollte Hugh. Viel zu lang hatte ich die letzten Tage meine Gedanken um diesen Mann kreisen lassen, um ihn jetzt abzuweisen. Ich wollte diese Nähe. Ich wollte sie zu sehr.
Die drei erschien auf dem Display. Weder Hugh noch ich rührten uns. Noch immer hielten wir dir Blickkontakt. Ich hielt den Atem an. Mein Herz hämmerte in meiner Brust und die Zahl schien ungewöhnlich lange angezeigt zu werden. Wenn möglich wurde mir noch heißer als ohnehin schon. Ich bekam feuchte Hände und mein Puls schien sich immer weiter zu steigern. Dann verschwand die drei von dem Display.
Als hätte Hugh nur darauf gewartet, schoss er in der gleichen Sekunde auf mich zu und drückte mich gegen die Wand hinter mir. Seine rechte Hand vergrub er in meinen offenen Haaren, sodass mein Kopf nicht gegen die Wand knallte. Und dann trafen seine Lippen auf meine.
Der Kuss war leidenschaftlich, gierig und hart. Genauso hatte ich ihn mir vorgestellt. Wild und voller Leidenschaft. Er schmeckte süß, ein wenig nach Cognac und einzigartig nach Hugh. Es war unglaublich und ich wollte mehr. Viel mehr.
Hugh drängte seinen harten Körper gegen meinen und stellte ein Bein zwischen meine. Ich keuchte auf, weil mein Kleid nach oben rutschte und die Hälfte meiner Oberschenkel offenbarte. Seine Berührungen waren Elektrostöße. Jede einzelne war wie ein Feuerwerk, das durch meinen Körper ging. Diesen Moment nutzte Hugh sofort, um mit seiner Zunge in meinen Mund vorzudringen und ihn zu erkunden. Ich ließ ihn nur mehr als gern gewähren.
Hughs zweite Hand wanderte meinen Körper herunter und er griff fest aber nicht zu hart meinen Oberschenkel, den er sich um seine Hüfte legte. Keine Sekunde unterbrach er den Kuss. Meine Augen fielen zu. Er forderte immer mehr. Seine Zunge spielte mit meiner und ich ließ es genussvoll zu. Es war berauschend. Alles an Hugh war so einnehmend. Und ich wollte von ihm eingenommen werden.
Meine Hände hatte ich in Hughs Hemd gekrallt während ich mich nach oben reckte, um ihm im Kuss entgegen zu kommen. Ich strich mit meinen Händen suchend über seinen Oberkörper. Seine Muskeln waren unglaublich hart. Irgendwann erreichte ich Hughs Hals und vergrub meine Hände in seinen dichten unglaublich weichen Haaren. Als ich leicht an ihnen zog, gab Hugh ein leises genussvolles Grollen von sich, dass in meinem ganzen Körper wiederhallte.
Langsam ließ Hugh von mir ab. Ich öffnete blinzelnd die Augen und traf sofort auf die seinen. Hugh betrachtete mich mit so einer Leidenschaft, wie ich sie noch nie bei einem Menschen, der mich angesehen hatte, gesehen hatte. Meine Hände wanderten auf seine Schultern und Hugh ließ von meinen Haaren und meinem Oberschenkel ab, um seine Hände an meine Taille zu legen. Ich atmete ein paarmal tief durch und auch Hugh schien sich erst einmal wieder beruhigen zu müssen.
Was auch immer das gerade war, es war unglaublich gewesen und ich wusste, dass es noch viel besser werden könnte.
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