Nos, Morituri 1
„Spitze Ohren, silbernes Haar und Blut an den Händen, du bist wohl die kleine Nirfin, der ihm so viel Ärger bereitet.", grinste die Frau, die auch ein Adler war. Um ihren Körper schwang sich ein schwarzes Federkleid und ihre Hand umklammerte den toten Raben, der leblos von ihren Fingern hing. Blut tropfte von ihren Fingerspitzen und sammelte sich auf der nassen Erde.
„Weradler?", entfuhr mir fragend, bevor ich mich an die Flucht im Inferno erinnerte. Warte, die waren mit Gandalf verbündet! Das sollte so sein- hoffe ich- nicht, dass ich wieder den Canon zerstört hätte.
„Harpyie.", berichtigte die Frau mit einem Grinsen, bevor sie mich eingehend musterte.
„Freunde von Gandalf?", fragte ich hoffnungsvoll und warf dem Nirfin neben ihr, der eine einladende Geste Richtung Zelt macht, einen verwirrten Blick zu.
„Hm? Hast du schon Erfahrung mit Meinesgleichen gemacht, Silberne?" Auf mein vorsichtiges Schweigen hin fuhr sie fort: „Mein Stamm ist ein Freund deines Vaters."
„Oh.", sagte ich. „Das ist schlecht."
Mit gehobener Augenbraue stellte sie fest: „Du hast wohl noch nicht genügend Zeit hier verbracht."
Mein Mund verzog sich daraufhin abweisend und ich machte mich zurück auf den Weg ins Zelt. War vielleicht besser, Thorin zu sagen, wer da gekommen war. Und sie war gruselig.
Die Frau wandte sich hinter meinen Rücken an den Nirfin, der ihr seine volle Aufmerksamkeit schenkte. „Unser Teil der Abmachung ist erfüllt, also..."
„Cel,", sprach ich, als ich durch den Zelteingang trat. „Ich sagte doch, dass es Weradler sind."
„Was?", fragte sie verwirrt und unterdrückte ein Gähnen. Mühsam rappelte sie sich aus ihrer eingesunkenen Haltung am Verhandlungstisch auf und rieb sich die Augen. Thorin redete währenddessen mich ignorierend weiter auf den Nirfin ein, der sich augenblicklich Richtung Zelteingang gewandt hatte. Abwartend waren dessen Augen auf den Außenbereich fixiert. Und sie glühten weiß. Nicht gut.
„Wer-Adler! Wie in Werwolf!", meinte ich nervös und gestikulierte dann hektisch nach draußen. „Da ist einer."
„Warte- was!" Mit diesem Worten fuhr Celina jäh auf und blickte mit panischen Blick in diese Richtung. Entsetzen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab und zitternde Hände fummelten unbedacht nach der Metallschärpe um ihre Brust. „Oh, shit. Oh, shit."
Kalter Wind blies ins Innere des Zeltes und als ich mich umdrehte, stand ich der Harpyie direkt gegenüber. Hinter ihrem Rücken flatterte der Zelteingang offen, und schattiger Nebel waberte langsam ins Zeltinnere hinein. Er schlang sich an ihren Fersen heran, kroch über den Boden auf uns zu. Schritt um Schritt trat ich tiefer in das Zelt hinein, weg von dem Rauch und der lächelnden Harpyie. Ich folgte ihrem Blick, der auf einer kreideblassen Celina fixiert war. Sie sprang auf und stieß den Stuhl von sich weg, Thorin erhob sich langsam verdutzt dreinblickend.
„Der Rabe.", murmelte er dann leise, Verzweiflung schlich sich in sein Gesicht. „Die Botschaft."
Mit einem harschen Knall landete der tote Vogel auf den zahlreichen Dokumenten auf dem Verhandlungstisch. Dunkles Blut sickerte in das Papier und ruinierte die Schrift vollkommen. Was von dem Schriftzug Wahrung des Wissens bezüglich Aurea Mors übrig blieb, war Mors.
Celinas jähes Schnappen nach Luft ließ meinen Blick zu ihr flackern. Ihre Wange bedeckten kleine Blutspritzer wie rote Sommersprossen. Die Harpyie schritt bestimmt an mir vorbei und schreckte mich auf. Dann, ein Zischen. Celina schrie und warf sich queer über den Tisch auf mich zu. Ehe ich mich versah, war ich im Dos'tjair und wich vor der fliegenden Celina zurück. Flügel entfalteten sich mit einem Schmatzen aus dem Rücken der Harpyie und schlugen wild um sich. Die dünne Stoff der Zeltwände zerfiel zu Fetzen, als sich eine der Schwingen zwischen mich und Celina zu schieben droht. Mit einem schrillen Kreischen, das fast so klingt wie das eines Adlers, schlitterte Celina über den Boden auf mich zu. Ihre Augen waren weitaufgerissen und Furcht war in ihrem Gesicht deutlich zu erkennen.
Mit einem Knurren, bei dem die Harpyie ihre nadelspitzen Zähne zeigte, drehte sich die Halbbestie zu uns um. Aus ihrem Rücken wuchsen nicht die weichen Schwingen eines Adlers, sondern schuppenartige Flügel, die zunehmend von dem schwarzen Rauch umhüllt wurden, der durch den Zelteingang sickerte und den ihr Flügelschlagen durch das Zelt verteilte. Kalter Regen und Wind peitschten harsch durch die zerfetzten Zeltwände.
Aus Celinas Händen floss orangenes Wasser- nein, Magie!-, die sich wie ein semipermeables Schild zwischen uns und den Rest der Anwesenden schob.
„Zora, du musst Rayna warnen!", schrie sie mich über das Rauschen in meinen Ohren hinweg an. Ihre Hände fanden meine Schulter und schüttelten mich.
„Was? Warum?" Mein Kopf fühlte sich wie in Watte gehüllt. Das waren keine Harpyien aus der griechischen Mythologie- Gott bewahre, das waren Sturmrufer, Begleiter der Nirfin aus meiner Gedankenwelt.
„Sag ihr, dass sie es wissen und wir es machen müssen!"
„Was ist Es?", murmelte ich, meine Augen fanden benommen die glühenden Celeborns, aus dessen offenen Handflächen Schatten strömten, die die Magie Celinas stetig auffraßen.
„Du musst gehen jetzt!", brüllte sie und kraftvolle Magie pulsierte aus ihren Händen und verstärkte das Schild in einem verzweifelten Versuch, den Nirfin aufzuhalten. Ihr Orange und sein Schwarz verflossen zu einem Wirbel aus Farben, die Luft knisterte statisch aufgeladen. „Flieh, solange du noch kannst und warne Rayna!"
Wie gelähmt schüttelte ich die Hände ab, die mich im Dos'tjair doch berühren konnten. Zögernd glitt ich zurück Richtung Zeltwand und Berg. Was passierte hier nur gerade? Sollte ich- jetzt wirklich einfach gehen? Konnte ich? Durfte ich?
„Niemand wird hier irgendwo hin fliehen.", schallte seine Stimme mächtig durch den Raum. Der Drang, den Kopf einwilligend zu senken, überkam mich und verwirrt schüttelte ich ihn ab. Als er keine Widerworte fand, fuhr er mit einer Gelassenheit, die sich nur die Mächtigen leisten können, fort. „Lasst uns die Verhandlung fortsetzen."
Leise Irritierung äußerte Kili dann, den jedoch ein knapper Blick Thorins zum Schweigen brachte. Der Zwergenkönig selbst saß ganz still und zusammengesunken auf seinem Platz am blutbefleckten Tisch. Seine Augen hatten jeden Glanz verloren und wirkten trüb und alt. Ganz heimlich trat ich einen letzten Schritt rückwärts auf die Zeltwand zu, doch meine Ferse prallte geräuschlos mit einer harten Wand zusammen, die sich beim Betrachten als fester Nebel hervorstellte.
„Anwesende, wie ihr feststellen könnt, ist es uns gelungen die Botschaft an Dain" an dieser Stelle legte sich blanke Verachtung in seine Züge „abzufangen. Nun, um diese so aussichtslose Verhandlung zu beenden; kapituliert oder sterbt."
Einen Moment war das Zelt von einer angespannten Stille erfüllt. Der Fürst nutzte diesen Augenblick um mit einem Seitenblick auf mich hinzufügen. „Wisst, dass ihr das Benefit der Entscheidung Thranduils Gnade und Wohlwollen zu verdanken habt."
Ich unterdrückte das unwohle ‚Ähm', das meinem Mund entwischen wollte und drückte mich weiter von dem unheimlichen Nirfinfürsten weg. Aber- sterbt oder kapituliert- was war das denn für eine Wahl- warte die galt doch nicht auch für mich, oder? Aber das konnte nicht sein, ansonsten hätten die mich einfach Kamikaze machen lassen.
Anyways, die konnten die Zwerge doch nicht einfach so umbringen, oder? Oder? Zweifelnd betrachtete ich den toten Raben, in dessen Krallen von Blutdurchnässtes Papier hing. Wenn Dain nie die Botschaft bekommen würde, was wäre dann in den Filmen passiert? Die Reisegemeinschaft hatte weder die Unterstützung des Seevolks, das von den Nirfin kontrolliert wurde, noch die des Vetters Thorins und die Orks würden vermutlich auch nicht intervenieren, weil ich deren Kundschafter ja aus dem Weg geräumt hatte. Aus Versehen. Ich sollte trotzdem hier weg. Am Ende verschacherten die mich noch in einem Vertrag oder so. Würde dasselbe tun.
Leises Murmeln drang undeutlich zu mir durch, als Kili sich über Thorin beugte. Der Jüngere war fahl im Gesicht, dennoch war sein Körperhaltung nicht so hilflos wie die seines Onkels. Celina zuckte neben mir, ihre Augen, die bewegungslos auf die feste schwarze Nebelwand an dem Zelt gerichtet waren, flackerten zu Celeborn, als er sich einen Schritt auf mich zu bewegte. Das gefährliche Glühen hatte seine Augen verlassen und mit einem freundlichen Lächeln streckte er die Hand aus. „Deine Waffe, Sindar."
„Lauf.", sagte Celina dann und sie nickte Richtung Zelteingang. Entschlossen drehte sie sich zu Celeborn um, der mit einem Hauch von Ungeduld schnaubte. Dann schrie sie mich an: „Jetzt!"
Magieranken explodierten aus ihren ausgestreckten Armen und schossen auf Celeborn zu, während ich mich hart vom Boden abstieß und zum Zelteingang katapultierte. Aus dem Augenwinkeln sah ich, wie die Harpyie Celina zu Boden riss und ihre Hände zu Fäusten zwang. Celinas Augen weiteten sich und sie kämpfte vergebens gegen die viel größere Frau an, die sie problemlos zu Boden drückte. Celeborn griff indes in seinen Mantel und dann prallte ich gegen einen großen Körper.
Die Nirfinwache versperrte mir den Weg in die Freiheit und griff mit seiner Hand nach meinem Unterarm. Er selbst schimmerte leicht schwärzlich, was mir alles verriet, was es musste. Mit einer knappen Drehung wand ich mich unter seinem ausgestreckten Arm im Dos'tjair weg, dann doch zurück ins Zeltinnere, weil der schwarze Rauch auf mich zuschoss. Ich rang nach Atem, während ich weiter vor dem Nirfin zurückwich.
Er- oder sie?- fixierte mich unnachgiebig an und dann holte er raschelnd eine kleine Glasflasche aus seinem Umhang. Die Flüssigkeit sang zu mir, verlockend wie Sirenenstimmen und rein aus Reflex konnte ich mich noch zurückwerfen, als der Nirfin erneut nach mir langte. Mein Kopf dröhnte und ich fuhr mir nervös mit der Zunge über die Lippen. Mein Mund war so trocken und so bitter- aber ich musste widerstehen!
Hektisch blinzelte ich und schüttelte den Drang ab. Was für eine Wache?!- das war ein Brutmeister. Wie von selbst zerrte ich an dem schweren Schwert an meiner Hüfte und der Nirfin erstarrte in der Bewegung, als ich es zog. Kurz fragte ich mich wieso- doch dann-
„Zora.", murmelte Celina gequält- und dann war die kühle Klinge erneut gegen mich gerichtet.
„Das kommt mir irgendwie bekannt vor, dir nicht auch, Cel?", scherzte ich in den totenstillen Raum hinein, während ich den Nirfin genau im Auge behielt. Hinter mir räusperte sich jemand, dann raschelte Kleidung der Zwerge, die sich vorsichtig erhoben. Thorin Blick flackerte zwischen mir und dem Elbenfürsten hin und her und spiegelte sich im Brustpanzer des Nirfins vor mir.
Ich warf Celina dann einen schnellen Blick zu- war sie in Ordnu- Sie riss ihre Augen auf und schrie panisch: „Pass auf!"
Fester Rauch knallte gegen meine Schulter und zwang sie nach hinten, bevor ich durch die Luft tiefer ins Zelt geworfen wurde. Mein Hand zwängte sich mit einem stechenden Schmerz bei dem Aufprall offen und ich verlor das Schwert, das Richtung Nirfinwache segelte, noch bevor ich den Boden wieder berührte. Ein leises schmerzerfülltes Stöhnen verließ mich, als ich den Dos'tjair-Zustand abgelenkt verließ, dann knallte ich auf den Tisch und schlitterte auf den Rücken über das blutende Pergament. Kurz verschwamm mein Blickfeld, dann lag ich erschöpft auf dem Tisch und Celeorn beugte sich mit schief gelegten Kopf über mich. Benommen blieb ich liegen.
Das Schwert befand sich sicher am anderen Ende des Zeltes und stecke vermutlich Klinge voran im weichen Boden. Celina war soweit ich das beurteilen konnte außer Gefecht gesetzt und die Zwerge hatten sich unter dem eiskalten Blick des Elbenfürstens vom Geschehen während meines nicht erfolgreichen Fluchtversuchs zurückgezogen. Verloren. Wir hatten das hier absolut katastrophal verloren. Meine SM-Versuchsanzahl war auch wieder gestiegen. Mein fiktionaler Therapeut würde sich nicht darüber freuen.
Fiktional- fiktional? Warte, hatte ich nicht auch mal den Nirfin die Fähigkeit gegeben fiktionale Gedankenbilder zu übertragen? Wieso fiel mir das erst jetzt ein- nein, wichtiger; warum war mir nie in den Sinn gekommen andere Nirfinfähigkeiten zu benutzen? Irgendwie war es, als ob ein gedanklicher Block in meinem Kopf verschwunden wär. Aber während meine Gedanken leicht in meinem Hirn hin und her huschten (ja, ich habe eins, Rayna!), fühlte sich der Raum und die Welt unheimlich begrenzt an.
In meinem Kopf schrie ich nach Rayna. Sagte ihr, dass sie es wissen. Dass sie es wissen. Es wissen. Folgte dem Band zwischen uns und sendete die Worte entlang unserer Freundschaft.
In meinem Blickfeld glänzte dann etwas bunt und fing das weiße Licht in Celeborns Augen ein. Das etwas stellte sich als Kr'apptusk heraus. Ich schreckte auf und zuckte nach oben. Ruhig blickten mich seine Augen an und die Hand auf meiner Schulter hielt mich unten.
„Kind-"
„Ich fordere dich zum Duell.", sagte ich steif. „Unmei no kettou ni idomu. Ich berufe mich auf das Gesetz Jiyuu: no hogo nikansuru houritsu. Ukeireru!*"
Seine Augen weiteten sich unmerklich und das Glühen erlosch. Seine Hand mit dem Kr'apptusk erstarrte in der Luft.
Meine Schultern bebten unter seiner warmen Hand und ich schüttelte mich. Hysterisches Lachen entwich meinem verräterischen Mund und ich weinte selbstverständlich nicht.
„Zora, was hast du getan?", murmelte Celina dann leise mit Argwohn und Unglauben in ihrer Stimme. Das Zelt war still bis auf mein brüchiges Kichern, als Thranduil sich durch den Zelteingang schob. Das Lachen erstarb in meinem Hals. Von seinen Schultern wallte ein Umhang aus Schatten entlang seiner Königskleidung. Er trug keine Rüstung. Er trug keine, während wir um unsere Zukunft kämpften. Aus abwägenden Augen betrachtete er die erstarrte Szene, mich auf dem Tisch, Celina dreckig auf dem Boden, niedergerungen von der starken Harpyie, die ihm zum Gruß zunickte.
Elegante Finger griffen nach etwas außerhalb meines Sichtfelds und er hob das Z'rchiw mit spitzen Fingern an dem schmutzigen Griff betrachtend hoch.
„Bring es zurück.", ordnete er der Nirfinwache ruhig an, die mit einer Verbeugung eilig das Zelt verließ. Er warf Celina einen letzten begutachtenden Blick zu, bevor er tiefer in das Zelt trat. Leise Schritte bewegten sich auf den Tisch zu.
„Nun, mein verirrtes Kind, sprich; was hast du diesmal angestellt.", forderte der Elbekönig, der mich gelassen betrachtete.
Thorin schnappte am Rande des Geschehens nach Luft und griff zitternd nach seinem Neffen. „Sein Ki-"
„Jiyuu no hogo nikansuru houritsu.", murmelte ich widerwillig unter seinem eindringlichen Blick und wich ihm aus. Und was sonst noch war, vergessen wir einfach.
„Ist das so?", fragte die Freundlichkeit in Person, dann richtete er sich an Celeborn. Ihre Münder bewegten sich, doch keine Worte drangen durch den Raum. Ich war mir nicht mal sicher, wie sie das machten. So viel Nirfinlore hatte ich schon wieder vergessen, weil es einfach zu lange her war, dass ich sie mir ausgedacht habe.
Der Tischrand neben mir krachte und splitterte dann, abrupt wandte ich mich dem Geräusch zu. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Thranduils Hand noch die letzten Splitter von der Tischoberfläche auf den Boden fegte. Sprachlos schaute ich zu seinem Gesicht zu, das mir keine Aufmerksamkeit schenkte. Der Wolf hatte sich wohl den Schafspelz angezogen. Wie rücksichtsvoll. Kurz tauchte Rayna blutbespritzt vor meinem geistigen Auge auf, doch ich schob sie weg. Die beiden im gleichen Satz war eine Beleidigung.
„Celeborn, bitte.", forderte Thranduil dann hörbar und sanft. Kaum war sein Hand und der blöde Kieselstein über mir verschwunden, half mir der Elbenkönig hoch. Doch selbst, als ich mich aufgesetzt hatte, blieb die Hand um meinen Oberarm und mit Rückblick auf das Schicksal des Tischs, entschied ich mich weise, mich formidable zu verhalten. Nach einer Weile, in der er mich eingänglich musterte und mein Herz mir bis zum Hals schlug, suchte und fand er meinen Blick. „Sind dir die Bedingungen für das Duell bekannt?"
Ich verbiss mir eine sarkastische Antwort und entschied mich für ein bejahendes Nicken. Und so begannen die Verhandlungen über das Ergebnis von Sieg und Niederlage.
„Ihr solltet der Elbe Vertrauen schenken, König Thranduil. Bewies sie nicht bereits ihren guten Willen, indem sie die undurchdringbaren Mauern der Burg für die Verhandlung verließ?", warf Thorin schließlich inmitten meiner Forderungen eindringlich ein.
„Schweig, Thorin Eichenschild.", ertönte Celeborns Stimme zurechtweisend, doch ich hörte ihn kaum, weil meine Gedanken zu unseren Gespräch auf der Mauer abdrifteten.
„Warte.", unterbrach ich geistesabwesend Celeborns weitere Ausführungen. In der Stille des Zeltes fixierten meine Augen den Zwergenkönig. „Was meinst du mit undurchdringlich? Durch die Mauern kann man durchwandeln!"
Meine Stimme schwankte zwischen atemlos und zischend und der Zwerg zuckte unter dem Gewicht der Aufmerksamkeit die Schultern. Kurz zuckte sein Blick zu Thranduil, der noch immer vollkommene Ruhe ausstrahlte und sich langsam mir mit gehobener Augenbraue zuwandte.
„Das ist unmöglich.", erklärte Thorin mit einem Hauch Nervosität. „Der Stahl wurde mit Adern des Arkensteins verstärkt."
„Ich hänge dich.", flüsterte ich mörderisch. Mein Kopf leer.
„Zora!", rief Celina warnend von ihrem Platz auf dem Boden und warf mir einen ängstlichen Blick zu.
Wenn ich das gewusst hätte- für wen hält sich dieser absolute Schwachkopf eigentlich, mich aus der sicheren Burg herauszubringen?! Ich könnte jetzt einfach sicher oben auf den Zinnen hocken, fern ab dieses ganzen Mists- aber nein- nein, es musste ja so kommen. In Rage sog ich Luft in meine Lungen und konnte nicht verhindern, wie die Reißzähne verführerisch gegen meine Zunge stießen. Ich sollte blinzeln, dachte ich. Sollte nicht loslassen. Nicht.
„Nicht.", brachte ich mit zusammengepressten Lippen hervor. Holz splitterte unter meinen Krallen. Mit großer Anstrengung fing ich mich und merkte erst jetzt, dass meine Muskeln zum Sprung gespannt waren. Entspannte sie. Unter der Aufmerksamkeit hüstelte ich. „Natürlich. Nicht. Ich bin immerhin ein zivilisierter Mensch."
Eine schwere Stille erfüllte daraufhin das Zelt.
„Du kannst das sowieso nicht gerade.", murmelte Celina in das Zelt hinein und wurde dann selbstsicher etwas lauter. „Dein Handgelenk. Das Duell sollte auch um einen Monat verschoben werden."
„Was ist mit meinem Handgelenk?", fragte ich irritiert, bevor ich es mir näher ansah. „Oh."
Die Hand, der eben noch das Z'rchiw entrissen worden war, war noch immer bedeckt von Holzsplittern, als ich sie hob. Ich schüttelte die Holzsplitter ab und obwohl ich keine Schmerzen spürte, stand es seltsam und instabil ab. Drogen, possibly. Oder irgendeine vergessene Nirfineigenschaft. Oder beides.
„Eine Heilung wird in kürzester Zeit möglich sein.", versprach Thranduil mir dann beruhigend ohne mich zu beruhigen. „Es wird das Duell nicht beeinträchtigen."
Ein gedanklicher Seitenblick zu dem süßen Blut in der Viole später, entfuhr mir ein abweisendes „Passe."
„Es ist wichtig, dass diese Verletzung kurzfristig geheilt wird, mein Kind.", bestimmte Thranduil dann mit einem freundlichen Lächeln, das doch keine Widerworte zuzulassen schien.
„Wenn ihr euch so um meine Gesundheit sorgt, hätte man mich vielleicht nicht durch das Zelt werfen sollen.", giftete ich boshaft zurück. Auf keinen Fall würde ich das Blut der gefolterten Nirfinopfer noch einmal trinken.
Thranduil seufzte nur bedauernd, als ob mein Widerwille ihn traurig stimmen würde. Egal, wichtiger war, das süße Blut zu vermeiden und das Duell trotzdem abzuhalten. Schließlich hob der Elbenkönig eine Hand richtig Zelteingang und öffnete den Mund.
„Sekundant.", sagte ich schnell, das Wort panisch aus den Tiefen meines Gehirn gegriffen.
„Se-kun-dant?", fragte Thranduil und betonte jede Silbe dieses Silbe, als würde er fühlen wollen, wie das Wort schmeckt.
Daraufhin nickte ich eilig. „Ein Stellvertreterduell. Ich ernenne jemanden, der an meiner statt gegen Celeborn kämpft."
„Diese Praxis ist eine unserer Art fremde. Der Sinn dieser Art von Duell ist immerhin...", sprach Celeborn nach einem auffordernden Blick von Thranduil.
„Rayna!", rief Celina dann hektisch und ließ den Elbenfürsten verstummen.
„Wen bezeichnet dieses Wort?", fragte Thranduil interessiert in den Raum. In seinen Augen lag grausame Kalkül versteckt, die ich fast nicht bemerkt hätte. Ich hatte den leisen Verdacht, dass er wusste, wen Cel meinte.
„Der Baum.", erklärte ich davon aus der Bahn geworfen und suchte Celinas Blick. Das war vielleicht keine so gute Idee.
„Unsere Gefährtin.", sagte Celina hilfreich und ignorierte mich.
„Lasst nach ihr schicken.", sprach der Elbenkönig mit einem Funkeln in den Augen. „Eurer Vereinigung will ich nicht im Wege stehen, mein Kind."
Zu diesem Zeitpunkt viel mir das erste Mal auf, dass Thranduil sich sonderbarer als sonst benahm.
Das vorletzte Kapitel; Finale 1/2
*Gesetz: Zur Wahrung der Freiheit. Akzeptiere!
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