Eh, sorry falsches Universum?

„Oh Gott, ich kann einfach nicht glauben, dass du wirklich alle töten wolltest!"

„Halt einfach die Klappe, Rayna."

„Und das nur, weil du dachtest, ich wäre tot."

„Willst du, dass ich rüber komme?"

„Kannst du doch gar nicht, bist ja genauso eingesperrt wie wir auch."

„Ich hasse dich."

„Tust du nicht, sonst hättest du mich nicht rächen wollen. Ich habe dich auch lieb, Neko-chan."

„Celinaaaaa!"

„Das hast du dir selber eingebrockt, Zora. Ich mein ernsthaft, ich könnte schwören, dass deine Augen rot geglüht haben."

„Haha, sehr witzig, Cel."

Genervt verdrehte ich die Augen und betrachtete seufzend die schwarz geschmiedeten Gitterstäbe, die mich von meiner Freiheit trennten. Ich hatte die Elben für klüger gehalten. Doch diese Malakas hatten mich einfach wie die restlichen zu kurz geratenen Bergarbeiter in ihr Gefängnis geworfen, und nun hockte ich in einer drei Quadratmeterzelle. Was ätzend war.

„Lasst mich verdammt nochmal heraus, ihr beschissenen Spitzohren! Ich bin auch eine Elbe!"

Celinas Stöhnen hörten sicher noch die Zellengenossen drei Ecken weiter. Aber gut, einen Versuch war es wert. Vielleicht hatten sie mich die sechsunddreißig Mal davor einfach nicht gehört?

Immerhin war hier unten keine Menschenseele zu sehen. Auch keine Elbenseele. Verdammt. In einer Höhle hinter einer Gittertür eingesperrt zu sein, färbte schon auf meinen Humor ab. Es war zwar Tag, dennoch reichte kein Sonnenstrahl zu uns. In den Zellen, Löcher in den Stein gehauen, war es stockdunkel denn die einzigen Laternen beleuchteten die verschlungenen Wege und Kreuzungen, über die uns die Elben hergebracht hatten. Laut Celina. Mich hatten die einfach K.O. geschlagen. Das lag übrigens nicht mal daran, dass ich Anstalten gemacht hatte, Legosteins Dolche zu klauen und ein Massaker zu veranstalten, sondern an meinen angeblich roten Augen. Hallo?! Das war nur ein Vorwand um mich nicht zu meinem Liebling Thranduil zu lassen! Das Universum war gegen mich!

Alternativ hatte jemand meinen Avatar ziemlich verpfuscht. Böser Blick zu Celinas Zellentür. Ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, dass es Celinas Schuld war. Und, dass sie für die Avatare verantwortlich war. Und zwar weil,- OH MEIN GOTT, ICH BIN EIN GENIE! Natürlich! Wofür sollte er auch sonst gut sein?! Der Schlüssel! Meine Gedanken waren so genial. Fast hatte ich schon vergessen, dass mir damals, am ersten Tag in Mittelerde, während ich in Bilbos Bett rumrollte, ein Schlüssel in den Mund gezaubert wurde. Ein silberner Schlüssel, der vielleicht sogar, der Eleganz nach, von Elben geschmiedet wurde. Es war ja noch viel besser, dass er nicht zu einer öden Truhe im Erebor gehört hätte, sondern mich durch die Zellentür zu Thranduil brachte. Obwohl. So eine Truhe Smaragde in Katzenform...ähm... egal. Wo hatte ich das kleine Mistding doch hingetan, nachdem ich fast daran erstickt war? In meine grüne Tunika...die ich in Bruchtal gegen ein blaues Seidenhemd gewechselt hatte. Mannoooo!

Das war alles nur Celinas Schuld! Sie hätte mich da ruhig mal dran erinnern können. Oder meinen Avatar allwissende Weisheit geben können. Wenn sie die doch eh erstellt hat. Wird wohl kaum schwerer sein als ein Klassenwechsel. Ich meine, sie hat Rayna zu einem Baum gemacht. Einem Baum! Frage mich, wieso ich so lange dazu gebraucht hab, um das zu erkennen. War eigentlich von Anfang an klar, dass Celina hinter den Avataren steckt. Der Beweis steckt im Folgenden: Wäre ich für die Avatare zuständig, wäre ich wohl als Sauron in weiblich geendet und hätte Verderben über alle gebracht. Rayna, bei ihrer Intelligenz, hätte mich vermutlich in eine japanische Schuluniform mit schwarzen Haar gesteckt. Celina allerdings weiß, dass ich ein Thranduil Fan bin. Tada. Rätsel gelöst, sie ist für mein Elbendasein verantwortlich. Wobei Raynas Verwandlung in einen Baum auch locker auf meine Rechnung hätte gehen können. Hehe.

Da ich ja sonst nichts zu tun habe, dank den verräterischen Elben, und in einem Loch hocke, hatte ich genügend Zeit für meine Gedanken. Da die Avatarkraft zu Celina gehörte, blieben noch Zeit und Raum zu vergeben. Beziehungsweise die Ankunftszeit im Universum und der Ankunftsort im Universums. Was hatte ich wohl bestimmt? Zeit oder Raum? War ich dafür verantwortlich, wann wir hier gelandet waren oder dass wir uns im Garten des Hobbits wiederfanden?

Wobei ja eigentlich klar war, wofür ich verantwortlich bin.

„Ahhhh!"

Ein Schrei hallte zu uns hinunter, die heisere, tiefe Stimme echote unzählige Male und gerade, als es still wurde, ging es vom Neuen los.

„Klappe, wir wollen schlafen!", brüllte Rayna von links, und die Gitterstäbe vibrierten unter ihrem Rütteln.

Ich schnaubte nur. Die Stimme war mir fremd, wenn sie nur schrie, weil sie lustig war, dann sollte sie Raynas Rat befolgen, und wenn sie wegen etwas Bestimmten schrie, dann war ich hinter den festen Stäben meiner Zelle in Sicherheit.

Seufzend ließ ich mich an der Felswand runterrutschen. Ob wir hier jemals wieder rauskamen? Und ich wusste, dass Bilbo die Zwerge später befreien würde, es war nur- zum Einen hatte man uns weit weg von den Zwergen weggesperrt, nicht mal das Echo trieb unsere Rufe zu ihnen, und zum Anderen hatten wir schon so viel an der Timeline herumgepfuscht.

Das war alles Celinas Schuld. Hätte sie mir keine roten Augen verpasst, könnte ich jetzt diplomatische Botschafterin spielen, eine meiner Paraderollen.

Die nächsten Minuten, mögen es Stunden sein, verbrachten wir in Gedanken schweigend. Bis auf Rayna. Jedes Mal, wenn jemand schrie (interessanterweise wechselten sich die Stimmen ab), brüllte sie zurück.

Irgendwann musste ich wohl in einen leichten Schlaf gesunken sein, den einige Zeit später wurde ich wieder wach. Was witzig war, denn ich hatte nicht bemerkt, dass ich eingeschlafen war. Lol. Der Grund meines wachen Seins lag an hallenden Schritten, die gefühlt näherkamen. Ich rutschte aus meiner unbequemen Schlafposition nach oben und zupfte den Staub, nein, den Dreck von meinem Hemd. Flackerndes Licht schlang sich durch die Gitter meiner Zelle, mit meiner Hand konnte ich schwache Vibrationen des Bodens wahrnehmen. Aufmerksam suchte mein Blick nach dem Verursacher, doch der Gang an meiner Zelle vorbei war leer, das Gewölbe dahinter zeigte bis auf einige Schatten in den Zellen ebenfalls keine Lebenzeichen. Also entweder war das Bilbo oder....

Vorsichtig, bedacht darauf, kein Geräusch zu machen, stand ich auf. Zögernd drückte ich mich aus dem Schatten der Zelle, hin zu den Gitterstäben. Was ging da draußen vor sich? Nur ein Blick, sagte ich mir in Gedanken. Ich würde nur einen Blick durch die Gitterstäbe um die Ecke wagen und mich dann wieder zurückziehen. Wenn es Bilbo war, benötigte er womöglich ein Lebenszeichen, um uns zu finden und zu befreien.

Aber wenn mich jemand anderes sah... Ja, was eigentlich? Waren die Elben nicht meine Brüder und Schwestern? Wieso hatte ich überhaupt Angst? Wieso kroch mir ein kalter Schauer über den Rücken? Meldete sich da mein Überlebensinstinkt?

Aber es war doch nur ein Blick. Konnte ja nicht schaden.

Als ich vorsichtig meine Vorderkopf durch die Gitterstäbe steckte, bemerkte ich, doch konnte er.

Was auch immer es war, es kam auf mich zu. Es glitt über den Boden, das Geräusch von Schritte nicht mehr zu hören. Die beiden schwer bewaffneten Elbenwachen, die ihn zu beiden Seiten flankierten, machten mir mit ihren ausdruckslosen, erstarrten Gesichtern keine Angst mehr. Nur dieses Ding, dieser schwarze Schatten mit weißen Augen, die mich fixierten. So etwas sollte in diesem Universum nicht existieren.

Was auf mich zuglitt musste ein Nirfin sein, ein Wesen, meiner Fantasie entsprungen. Nirfin, Seelentrinker, waren schwarze Gestalten deren Seele von Finsternis durchtränkt war. Ich hatte sie mir als Verkörperung des Grausamen vorgestellt, deren Zustand nicht durch die dunkelsten Taten erreicht werden kann, sondern von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Nirfin nahmen in meiner Fantasie die edelsten, schönsten Formen an, während sie nachts den Menschen als körperlose Schatten mit allsehenden weißen Augen, (außer sie nährten sich seit Jahren nicht, dann sind sie rot) die Seelen stahlen und sie zu ihren willenlosen Sklaven machten.

Es war unmöglich, dass ein Nirfin hier war. Absolut unmöglich. Als ihre Erschafferin wusste ich von ihrer tödlichen Grausamkeit, ihrer Boshaftigkeit, immerhin hatte ich sie als Gegenspieler eines überstarken, nervigen, heiligen Helden geformt. Diese Rasse dürfte nicht im Mittelerdeuniversum sein, sie müsste auf einem weit entfernten Universum in Yygdrasil sein, gefangen auf der siebten Ebene. Und während ich dem Nirfin zusah, wie er näher zu mir schwebte, mit einem spürbaren Lächeln in Gesicht, verzog sich mein Gesicht zu einer Mischung aus Unglauben, Horror und... Stolz.

Meine Babys lebten! Meine wundervollen, terrorverbreitenden Kinder, die mir vermutlich gleich meine Seele stehlen würden, waren am Leben! Dafür lohnte es sich zu sterben.

Eh, nope. Sorry.

„Rayna wach auf! Celina! Die irren Seelentrinker aus Yygdrasil sind hier!"

Natürlich hatte ich meinen Freunden von meiner Schöpfung erzählt. Sie sollten der neue Gegenstand ihrer Alpträume werden. Ich hatte sogar Bilder gemalt!

„Lasch misch schlafen." nuschelte es nur leise.

„Gut, meinetwegen! Dann stirb eben ohne ein reales Wesen gesehen zu haben, das einem Shinigami ziemlich ähnlich kommt!", empörte ich mich. Sie wollte weder aufwachen, um zu sterben, noch um meine Schöpfung zu bewundern.

„Man, Zora.", ertönte es langgezogen von Celina. „Die Teile sind nicht echt, du träumst."

„Wenn es wenigstens ein echter Nirfin wäre, würde ich aufstehen, aber so.", zu Ende hin wurde Rayna immer leise und etwas später sägten meine Freunde in ihren Zellen weiter vor sich hin.

Schmollend verzog ich meinen Mund. Der Nirfin war jetzt noch gut fünfzig Meter entfernt, was eigentlich gar nichts hieß, da er locker in einer Sekunde bei mir sein könnte, wenn er wollte, und bewegte sich seelenruhig auf mich zu. Ich hatte ja versucht meine Freunde zu warnen, allerdings befand sich Celina eine Zelle näher an ihm dran, das hieß, wenn ich mich zurück in den Schatten legen würde und den Nirfin nicht weiter anstarrte, dann würde sie immerhin vor mir sterben, da der Nirfin näher an ihr dran ist. Gute Idee, Zora, ich bin stolz auf mich.

Also tat ich das einzig moralisch Richtige und zog mich in den Schatten meiner Zelle zurück. Schmollend wohlgemerkt. Hätte ich mich doch auf das Treffen nur richtig vorbereiten können! Aber diese Eleganz und der Mut meiner Schöpfung. Bricht einfach in das Gefängnis rein und unterwirft zwei Wachen. Ich bin ja so stolz.

„To paidi mia." Die Stimme des Nirfin war tief und vibrierte, ein seltsamer Ton lag in ihr. Und er sprach griechisch. Als jemand, der Latein als Fach gewählt hatte, kannte ich natürlich den älteren Cousin meiner Sprache, zumindest zum Teil. Und vermutlich auch nur, wegen des Griechenlandurlaubs. Auf jeden Fall wusste ich deshalb, dass er ein paidi mia suchte, sein paniertes Schnitzel. Was er wohl mit einem Schnitzel wollte? Nirfin ernährten sich hauptsächlich von Seelen, zwischendurch auch von Blut, da es die Essenz der Seelen gefolterter Opfer trägt. Warte, gefolterter Seelen, hing das vielleicht mit den Schreien von vorhin zusammen?

Aber noch seltsamer als sein Heißhunger auf Schnitzel war die Bekanntheit seiner Stimme. Ich wagte es noch nicht, einen endgültigen Schluss zu ziehen, denn wenn ich richtig lag, hatte Mittelerde richtig verkackt. Und das nur, weil ein paar Weltenwandler ein Paralleluniversum, in dem es Nirfin gibt, erschaffen und dahin gesprungen waren. Ich hatte das Bedürfnis Galadriel und Gandalf um Verzeihung zu bitten. Erst verloren sie so ziemlich jeden Geliebten in einem Krieg und dann kommen Weltenwandler und setzen ihnen Nirfin ins Universum. Heul. I am so sorry!

Naja, und wenn er der war, der ich dachte, dass er war, dann erklärte es auch, was er von mir wollte. Bis jetzt war das mit den Eltern nur so eine Vermutung gewesen, ab seit Galadriel uns über diese Hintergrundgeschichte-Fähigkeit aufgeklärt hatte... Und Celina, die die Avatare erstellte, mich als begeisterten Thranduilfan ansah... Und ich eine Elbe mit weißblondem Haar war...und Er der Nirfin war...und die Nirfin ihre Rasse nicht etwa regressiv, sondern dominant vererben...und meine Augen rot geglitzert haben sollen...

Dann hatte mich Celina wohl ziemlich tief in die Scheiße geritten.

















Nirfin=Yygdrasil. Wer Yygdrasil aus dem Anime Ovrlord kennt,- Yey, willkommen Freunde! Wer nicht sollte sich mal schleunigst mit dem Thema beschäftigen. Eh, nvm, stellt euch einfach einen einen schwarzen, menschengroßen, schwebenden Rauch vor, mit weißen Augen. (Rote Augen sind langweilig.) UND NEIN, NIRFIN SIND KEINE VAMPIRE!

Wenn ihr diese Geschichte auf dem Handy lest, lasset uns ein Spiel spielen. Zuerst, drückt einmal auf den Bildschirm, damit ihr die Kapitelanzeige nur oben sehen könnt. Schließt die Augen, dann bewegt euren Zeigefinger ganz langsam und vorsichtig auf die Ecke unten links des Bildschirms und drückt einmal.

xD

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