Die genervte Celina und ein Gollum

Nachdem Celina im Fall aufgewacht war und zu geschockt gewesen war, um zu schreien, landete sie einige Minuten später auf ein paar Pilzen. Die Pilze hatten ihren Fall von der Höhlendecke weich abgefedert und sie vor dem Tod bewahrt. Als sie ihre Umgebung kritische beäugte, stellte Cel fest, dass sie sich am Boden der Schlucht befand, die zu Gollums Höhle führte. Die Wände waren steil, schlecht beleuchtet und glitschig, etwas, an dem sie niemals hoch klettern konnte. Oder es überhaupt versuchen würde. Sie fürchtete sich, runterzufallen und sich die Hände an dem scharfkantigen Gestein aufzuschlitzen. Außerdem gab es eine bessere Alternative. Zumindest, wenn sich der Hobbit Bilbo zu ihr runter bequemen würde.

Von oben erklang plötzlich Kampflärm, das Klirren von Schwertern und das tiefe Gebrüll tönte durch die ganze Höhle. Zu ihrem Erschrecken stellte Celina fest, dass sie sich nicht die geringsten Sorgen um ihre beiden Freundinnen machte. Was nicht daran lag, dass sie zu einem Roboter mutiert war, sondern mit dem Gedanken, dass die beiden nur in dieser Welt sterben würden, verbunden war. Insgeheim wünschte sie ihren Tod fast schon herbei. Dann hatte sie endlich Ruhe vor diesen beiden gestörten Mädchen und eine Auszeit würde denen sicher auch guttun.

Keine Sekunde später fiel ein Hobbit vom Himmel. Sein beeindruckender Flug von einem Pilz zum Nächsten qualifizierte ihn eindeutig zum Spielball eines Flipperautomaten.

„Alles in Ordnung bei euch, Fräulein Celina?", erkundigte sich Bilbo besorgt, als er sich hustend wieder aufrappelte.

„Natürlich, Bilbo. Ihr könnt mich ruhig Celina nennen.", erinnerte sie ihn. Während Rayna und Zora meist mit sich selbst beschäftigt waren, hatte sie die Gelegenheit genutzt, um in sozialen Kontakt mit den anderen Reisegefährten zu treten. In der Zeit hatte Celina sich mit dem Hobbit angefreundet, weshalb sie eigentlich schon beim Du waren. Aber antike Zeiten und so. Ob sie ihn jemals von dem Ihr und Fräulein wegbekommen würde?

„Aber diese Idioten dort oben werden sich hundert Prozentig vom Goblinkönig töten lassen. Ohne mich sind die doch gar nicht überlebensfähig!", murmelte Celina gespielt verzweifelt.

„Es wird alles wieder gut werden, immerhin, so dumm sind sie doch eigentlich... Ich meine sie werden wohl doch hoffentlich einen Überlebensinstinkt haben?"

„Sicher.", entgegnete Celina spöttisch. Wie naiv er doch war.

Sie richtete ihren Blick ein letztes Mal nach oben und sah irgendetwas die Wände runterpurzeln. Was war das? Für Rayna oder Zora war es eindeutig zu unförmig und groß. Nachdenklich starrte sie durch die Gegend. Was das wohl sein mag? Wie es ihren Freunden wohl geht? Bei ihrer Dummheit würden sie doch wahrscheinlich sowas Idiotisches tun, wie zu versuchen, King Gobby mit Jabba the Hut zu verkuppeln.

Bilbo hob klappernd seinen Brieföffner auf und schaute sich ebenfalls neugierig um. Sollte hier nicht irgendwo noch Gollums Ork rum liegen, fragte sich Cel still.

In diesem Moment krachte etwas Fettes, Schleimiges, Hässliches, gut, kommen wir zum Punkt. Ein Ork krachte auf die arme Celina drauf. Na, da ist doch der Ork, waren Cels letzter Gedanke, bevor sie sich faul der Ohnmacht hingab.

So verpasste das Mädchen, wie Gollum kam und den Ork von ihr runter zerrte, während sich Bilbo, verängstigt von dem kleinen, dürren Wesen, hinter einem Pilzstrauch versteckte. Gollum musterte Celina kurz und pikste ihr mit dem knochigen Finger zwischen die Rippen. Er entschied sich letztendlich für die größere Ausbeute und zog den gewaltigen Ork Unverständliches murmelnd durch den Höhleneingang zu seinem Teich.

Der Hobbit hingegen war erleichtert, dass Celina nicht entführt wurde und trat schnell an sie heran, um sich von ihrer Gesundheit zu vergewissern. Dabei fiel ihm ein merkwürdiges, golden leuchtendes Ding auf den Boden auf, was er sich gedankenlos einsteckte, bevor er vorsichtig nach dem Puls des Mädchens tastete.

Bilbo schaffte es tatsächlich nach einiger Zeit Celina zu wecken. Selbst ich hätte das nicht besser hinbekommen. Celina schreckte erschrocken hoch und rammte dem Hobbit ihre Stirn ins Gesicht. Es knackte hässlich. Bilbo ruckte mit schmerz verzerrten Gesicht zurück und hielt sich den Kopf in den Nacken legend seine blutende Nase.

„Oh sorry.", murmelte Celina noch etwas benommen und stellte sich schwankend auf die Füße. Wie hatte sie denn den Ork vergessen können? Sowas passierte doch normalerweise Zora!

„Meine arme Nase.", wimmerte Bilbo.

„Jetzt sei halt net so lätschert, Bub!", schnauzte Celina ihn auf bayrisch an. Ihr Schädel schmerzte enorm (immerhin war ihr ein Ork auf den Kopf gefallen und da half auch ihr Dickschädel nicht) und trotzdem entnahm das Mädchen der Abwesenheit des Orks die Information, das Gollum bereits da gewesen war. Was zur Hölle machten sie beide dann noch hier. Ab zum Höhlensee!

Celina zog Bilbo, wimmernd und mit blutender Nase, gnadenlos hoch und schlurfte mit ihm in Richtung Gollums See. Tapsend durchquerten sie die Dunkelheit und fielen öfters hin als ein Huhn Eier legte. Schließlich kamen sie mehr oder weniger unverletzt bei Gollum an. Die Decke der Höhle hatte ein Loch, durch das warmes, natürliches Licht strömte, sodass Celina und Bilbo etwas mehr als Konturen sehen konnten. Das Wesen namens Gollum hockte auf seinem Felsen im tiefschwarzen Wasser des Sees und kaute auf einer Fischgräte. Die Orkleiche hatte er zu sich gezehrt und war wohl auch kurz davor, ihn zu häuten.

Zumindest bis er sie bemerkte. Leise und klammheimlich trieb er auf seinen Boot zu ihnen und wisperte ihm nächsten Augenblick aus einer ganz anderen Richtung, sodass Bilbo vor Schreck fast auf dem Rücken fiel und hastig seinen Dolch hob:

„Wasssss, für ein Gespritzzzzzz, mein Schatzzzz, ich schätze, dasss issssst ein mächtigesssss Festessss..."

„Jaja, Klappe, Gollum.", knurrte Celina genervt und schlug nach ihm. Gollum wich flink ohne Probleme aus, doch bevor er sich erneut äußern konnte, sprach sie weiter: „Folgendes, du hast kaum Hunger wegen dem Ork und bist neugierig, weil du sowas wie uns nicht kennst. Darum spielen wir jetzt Rätsel. Jeder von uns stellt drei Rätsel. Wer eines nicht lösen kann, verliert. Du bringst uns aus dieser Höhle sobald wir gewonnen haben, wenn wir nicht gewinnen, isst du uns."

„Mein Schatzzzzzzzz, dassss Ding will spielen... doch wassss hat dasss da bloß in seinen Händen?", fragte der an Bilbo gewandt.

„Ein Schwert.", antwortete Celina für ihn. „Stell das erste Rätsel."

Gollum zischelte erbost, bemühte sich aber noch freundlich zu erscheinen und lächelte mit spitzen Zähnen, als er das erste Rätsel stellte.

„Was hat Wurzeln, die keiner sieht, ragt höher als Bäume und..."

„Ein Berg.", meinte Celina pragmatisch und fragte dann: „Was befindet sich in der Tasche des anderen Wesens."

Sie nickte Richtung Gollum, um ihm deutlich zu signalisieren, dass sie den Hobbit meinte.

„Das ist nicht fair!", zischte und gurgelte er erbost. „Gollum, gollum. Zu fragen, was dassssss da in seiner kleinen garstigen Tasche hat!"

„Ich fragte, was das in seiner Tasche hat. Das ist mein Rätsel!", brüllte sie zurück. Erschrocken zuckte der Hobbit zusammen. 

Celinas Haare wehten episch im Wind einer nicht vorhandenen Luftströmungen und es krachte laut.

„S-s-s-s-s-s.", zischte Gollum panisch. „Es muss uns drei Mal raten lassen, mein Schatz!"

„Gut, schieß los!", forderte sie und griff im selben Moment nach Bilbos Händen. Er sollte sie bloß nicht in seine Taschen stecken.

„Essen! Fisch! Ork!", schoss Gollum direkt los.

„Falsch! Noch zwei!", schrie Celina zurück. Sie blieb fair und zählte die drei Sachen als eine. Etwas Mitleid hatte sie schon mit dem schizophrenen Kerl, der durch den Ring Saurons verdorben wurde.

Gollum rannte aufgeregt am Seeufer umher, leerte seine eigenen Taschen, in denen sich alte Gräten, scharfe Muschelstücke und grün-klebrige Algen befanden und platschte im Wasser...

„Ein Messer!"

„Falsch! Letztes Mal, Gollum!"

„Nein, mein Schatz, gollum, gollum!", gurgelte er panisch und griff sich denkend an den Kopf.

Nach einer weiteren Minute unterbrach Celina sein Denken.

„Zeit ist um! Ich habe gewonnen!"

„Nein!", fauchte es garstig. „Schnur... oder gar nichts!"

In diesem Moment krachte ein Schwert neben Celina von der Decke runter. Celina schrie auf und griff sich ans Herz, Bilbo quickte erschrocken und Gollum sprang zwei Meter zurück- wie eine Katze. Hätte sie ein paar Zentimeter weiter links gestanden, wäre sie jetzt Hackfleisch. Celina näherte sich dem Schwert und sah es sich an. Es war Zoras Schwert. Unfassbar, sogar jetzt wollte die Verrückte sie noch töten. Und dieses Schwert schien diese Intention auch zu teilen.

Celina hob es auf und richtete es schützend zwischen sich und Gollum. Dieser hatte gerade bei dem letzten Rätsel versagt und war sichtlich aufgebracht, als Bilbo zu allem Überfluss den goldenen Ring aus seiner Tasche holte und interessiert begutachtete im Strahl des Lichts.

Als dann auch noch Bilbo verlangte herausgeführt zu werden, drehte er vollkommen durch.

Und schon eine Sekunde später rannte Celina weg, weil ein rasendes Gollum sie schreiend verfolgte. Sie hetzten durch die Höhlengänge und stießen sich immer wieder fast gegenseitig um. Schließlich fiel Bilbo endgültig hin und wurde unsichtbar. Celina kratzte sich am Kopf und steuerte den Ausgang an. Sie war plötzlich wirklich froh, Zoras Schwert zu haben und richtete es schützend vor sich, als Gollum ihr nah kam.

„Wo isssssst mein Schatzzzzz gib esss zurück, Dieb, Dieb, Dieb! Ich hasse esssss!"

„Der andere hat den Schatz, er hat ihn dorthin geworfen.", antwortete Celina hastig und bemüht nicht zurück zu zucken. Hauptsache das Ding war weg von ihr. Sollte es doch den Hobbit jagen. Der hatte immerhin ein magisches Item. Sie zeigte überzeugend nickend mit dem Schwert zum unsichtbaren Hobbit und lockte Gollum so tatsächlich von sich weg.

Auf diese Art und Weise schaffte sie es Gollum zu überleben, um ihre Freunde später weiter nerven zu können. Sie und der Hobbit trafen sich draußen vor der Höhle wieder und schlugen den Weg durch einen dichten Tannenwald in Richtung ihrer Freunde ein. Sie waren nicht sonderlich schwer zu finden, was wohl an Thorins Gebrüll lag. Doch kurz bevor sie aus dem Tannenwald heraustreten konnten, stolperte Celina über einen größeren Stein und schlug hin. Der Hobbit dachte wohl, sie wollte sich verstecken und hockte sich neben sie.

Und so kam es, dass ein Menschenmädchen neben einem Hobbit in einem Busch hockte und sie zusammen ihre Freunde bespitzelten. Der eine schaute ernst. Die andere hielt sich mit schmerverzerrtem Gesicht ihr Knie.

Das war auch echt ein verfluchter Tag heute. Sie war so genervt, wegen dem ganzen Weltenwandlermist und Tötungsversuchen von diversen Personen, dass sie gefühlt jeden Moment hochgehen konnte. 

Tief im Inneren fürchtete sie, dass ihre Wut die falsche Person treffen würde. Dass sie Unverzeihliches sagen würde.

Und Celinas Gefühl trübte sie selten.




Tja, Celina lebt also noch. Hier mal ein Einblick in ihre Gedanken. Sie ist nicht ganz so unschuldig, wie ihr wohl gedacht habt.

K1Spyke


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