2 - Bei Crash Cash

S1E6: Verlängerung der Szene, als Binny und Melchior auf dem Dachboden sind, nachdem sie das Schließfach geöffnet und den Brief von Melchiors Eltern gelesen haben.

„Endlich weiß ich, warum ich ein Geist bin. Ich bin hier, um das Vermächtnis meiner Eltern zu Ende zu führen", sagte Melchior aufgeregt. Binny grinste zu ihm hoch.

„Wir finden die Uhr, die sie versteckt haben", sagte sie. Melchior antwortete mit einem enthusiastischen „Ja!". Binny fand seinen überglücklichen Gesichtsausdruck so süß, da musste sie noch etwas sagen, um ihn bei seiner guten Stimmung zu halten. Sie liebte diese Momente, an denen Melchior wie ein kleiner aufgeregter Junge wirkte anstatt wie ein hochnäsiger Teenager. Sie sagte: „Du bist ein Uhrenhüter, Melchior."

„Nein", er widerte er, „wir sind beide Uhrenhüter." Da wurde Binny warm ums Herz. Melchior spürte es anscheinend auch, denn er öffnete seine Arme und lehnte sich für eine Umarmung nach vorne. Binny hatte ihre Arme auch gespreizt, doch dann realisierten die beiden im gleichen Augenblick, dass aus der Umarmung nichts werden würde. Melchior war ja ein Geist.

„Naja", sagte er schließlich, „ich bin ein Uhrenhüter und du bist meine Uhrenhütergehilfin." Das hat er ja super gemacht. Der Moment war komplett versaut.

„Weißt du", sagte sie, ihr Lächeln trocken, „für einen Moment fand ich dich richtig nett, aber... viel Spaß beim Öffnen des Rätselbriefs. Das geht bestimmt super mit Geisterhänden." Melchior machte große Augen.

„Aber das ist doch genau das, was eine Gehilfin machen muss. Dazu brauch ich dich doch." Er machte einen Schmollmund und sah sie bemitleidenswert an. Binny jedoch war immun. Naja, zum Großteil immun.

„Leider hat deine Gehilfin jetzt gar keine Zeit mehr", sagte sie und rannte um den Tisch.

„Binny, das war doch bloß ein Scherz!", rief er ihr hinterher, als sie aus dem Dachboden rannte, „du bist keine kleine Gehilfin. Du bist... du bist Binny!" Als sie die Treppe runterlief, musste sie grinsen. Bei Melchior dauerte es nie lange, bis er verstand, dass er es wieder gutmachen musste. Sie hörte seine geeilten Fußstapfen hinter ihr auf der Treppe, als sie hinunterrannte.

„Warte doch kurz!", rief er von oben. Binny sprang die letzten paar Stufen hinunter und versteckte sich anschließend schnell hinter der Rüstung in der Eingangshalle. Sie wartete geduldig, bis Melchior endlich unten ankam.

„Binny?", rief er, als er sich umsah. Sie konnte sich das Lachen kaum verkneifen.

„Binny?", fragte er erneut. Er ging langsam drehend durch den Raum, jedoch ohne sie hinter der Rüstung zu erspähen. Als er an ihrem Versteck vorbeiging, so sprang Binny plötzlich heraus und rief: „Buh!"

„Ahh!", schrie Melchior laut auf, mindestens eine Oktave höher als normal, und hielt eine Hand über sein Herz. Binny lachte laut los.

„Das war nicht witzig", murmelte er und verdrehte die Augen. Binny hörte nicht auf, zu lachen.

„Ich hab's verstanden. Du kannst aufhören", sagte er etwas genervt. Binny aber hatte schon so viele Tränen in den Augen, dass sie ihn fast nicht mehr sah. Ihr Bauch war verkrampft und sie verspürte den Drang, sich zu setzen oder zumindest irgendwo anzulehnen. Da beging sie den Fehler, sich an Melchior anzulehnen. Sie fiel direkt durch ihn hindurch und landete auf dem Boden. Da verzehnfachte sich die Stärke ihres Lachflashs. Sie lag prustend am Boden, hielt sich den Bauch und sah Melchior von dort unten durch tränenerfüllte Augen an. Sie zwinkerte ein paar Mal, um ihre Sicht zu verbessern, und sah, dass Melchior auch begonnen hatte, zu lachen. Er sah sie kopfschüttelnd an.

„Hey, Maus? Hast du zufällig-?", hörte sie ihre Mutter plötzlich fragen. Sie blickte zur Seite und sah, wie ihre Mutter gerade aus der Küche in die Eingangshalle kam. Doch Mitten in ihrem Satz blieb sie stehen und sah Binny komisch an.

„Was ist den los? Und was machst du auf dem Boden?", fragte sie. Da musste Binny wieder hysterisch loslachen. Und diesmal lachte Melchior mit. Sie bekam vage mit, wie ihre Mutter murmelnd das Zimmer verließ, war aber eher damit beschäftigt, aufzusitzen. Als sie schließlich lachend und mit Bauchkrämpfen am Boden saß und Melchior sich neben sie setzte, konnte sie sich langsam beruhigen.

„Dir ist bewusst, dass das nur ein Scherz gewesen ist, oder?", fragte Melchior nach einer Weile. Binny lächelte und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht.

„Natürlich, mach dir keine Sorgen. So gemein, wie du aussiehst, bist du jetzt auch wieder nicht."

„Danke", sagte er, bevor er realisierte, was ihre Aussage implizierte, „Moment-"

„Das war doch nur ein Scherz, Melchior", sagte sie und grinste. Melchior schnaubte und grinste zurück.

Tja, was sich liebt, das neckt sich eben.

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