Die Kastanie

Ein Kapitel, das ich a7n6i4m3e widmen möchte ^.^ ❤️

"Ich wünsche euch eine gute Reise, denkt nur an die Dinge, die ihr das Jahr über gelernt habt, und ihr werdet ein erfülltes Leben haben!" Die große Königin erleuchtete den ganzen Saal, auch als sie ihre Ansprache beendet hatte. Ihre Schützlinge blickten mit großen Kulleraugen zu ihr auf, während einer nach dem anderen die magischen Worte aufsagte, und mit einem kleinen weißen Leuchten verschwand.
Claves aber hatte Angst. Er zitterte, und ab und zu quiekte er leise. Was würde passieren, wenn er sich nicht aus seiner Schale befreien könnte? Oder wenn er in einen Gulli purzelte?
Er guckte zu Mina, seiner Freundin. Ihre Augen strahlten, und ihr erbsengrünes Fell glänzte aus lauter Vorfreude. "Was ist denn los Claves? Du siehst ja aus, als hättest du keinen Honig zum Frühstück gekriegt!", piepste sie mit einem hellen Lachen, "man sieht sich!"
Sie schloss die Augen, murmelte die magischen Worte und löste sich vor Claves Nase in feinem weißen Licht auf.
Schnell schob das kleine Wesen seine Zweifel beiseite und machte die Augen zu. Ohne Mina wollte Claves hier auch nicht bleiben.
Ein letztes Mal betrachtete er die große Halle und die zahlreichen kleinen Gänge die davon abzweigten. Nun begann also ein neues Leben für ihn.

Es war ein seltsames Wetter. Nicht wirklich kalt, aber ziemlich windig. Ab und zu schien die Sonne etwas, aber warm war es auch nicht.
"Hey Claves", sagte Mina, und der Angesprochene drehte sich ihr zu, zumindest so gut es ging, denn er lag auf dem Rücken und konnte nur hin und her wippen: "Wo sind wir?"
Claves betrachtete Minas neues Aussehen. Sie glänzte rotbraun, und ihr Gesicht war grauweiß. "Du siehst lustig aus", sagte er, und Mina kicherte: "Wir sind jetzt Kastanien, Claves! Echte, wirkliche Kastanien!"
Das kleine Wesen staunte und schaffte es nun endlich, sich umzudrehen. Braune und gelbe Blätter lagen um ihn herum, ebenso wie die zwei Hälften der stacheligen Schale. Er war tatsächlich auf der Erde! Er war eine Kastanie! Claves lachte leise vor Glück. Jetzt mussten sie nur noch auf die Tiere und Menschen warten.
Claves hoffte darauf, einen Hund zu bekommen. Er hatte immer davon geträumt ein Hündchen zu sein, mit flauschigem Fell und lustiger Schnauze, mit der er die ganze Zeit im Laub wühlen würde.
Gigantische laute Dinge, wenn sich Claves nicht täuschte waren es wohl Autos, rauschten ein paar Meter weiter an ihnen vorbei.
Ein kleiner Vogel flatterte neben ihnen zu Boden, und mit großen Augen bestaunte Claves das Tier. Mina wackelte vor Begeisterung etwas hin und her, und der Vogel wurde auf sie aufmerksam. Vorsichtig hüpfte er näher und seine schwarzen Augen betrachteten die Kastanien.
Und dann - so schnell wie ein Blinzeln - packte der Vogel Mina mit dem Schnabel und flog davon. "Tschüss Claves! Man sieht sich!", rief Mina noch.
Etwas traurig sah Claves dem Tier nach. Er hatte nicht gedacht, dass das so schnell gehen würde, er hätte Mina so gerne noch richtig Lebewohl gesagt. Nun war sie weg. Verschwunden am grauen Himmel, unerreichbar für eine kleine Kastanie. Vorm Fliegen hatte Claves Angst. Es graute ihn davor, dass auch ihn ein Vogel erwählen könnte.

Stunden vergingen, und die Kastanien um Claves herum wurden immer weniger. Manche gingen mit Ameisen, andere mit weiteren Vögeln oder Käfern. Einer erwischte sogar einen Regenwurm. Aber niemand hob ihn auf. Das machte ihn sehr traurig, und er kullerte auf die Straße zu. Autos waren zwar keine Lebewesen und konnten ihn auch nicht erwählen, aber hier im Gras kam er sich so unsichtbar vor.
Mit einem Mal vernahm er Stimmen, denn die Schule war aus, und ein Strom an Kindern überflutete den Platz. Staunend sah Claves zu den Menschen hoch. Sie waren so groß und stark, und so unerreichbar.
Die Königin hatte ihnen gesagt, dass sie sich von den Menschen fern zu halten hatten, da diese sie nur aufhoben und seltsame Dinge aus ihnen bauten, bis ihre Haut schrumpelig und dunkel wurde. Dann warfen sie die Kastanien weg, aber es war kein Leben mehr in ihnen.
Claves schluckte. Er hatte Angst vor den Menschen, aber er war so furchtbar allein.

Schließlich siegte die Neugier, und er kullerte auf die Stimmen zu. Große und kleinere Füße waren überall, aber keine Hand kam zu Claves hinunter, um ihn aufzuheben. Jemand stieß ihn hart zur Seite, und er flog schreiend durch die Luft. Der Boden kam schnell, und etwas knackte unangenehm in seiner braunen Schale, sodass er kurz keine Luft bekam. Als er endlich gegen etwas prallte und ruhig liegen blieb, war ihm ganz schwindelig. Was hatte er sich nur dabei gedacht?

Da senkte sich ein Schatten über ihn, und ängstlich kniff er die Augen zusammen. Das war sein Ende, der Mensch würde ihn zertreten wie ein Stück Dreck.
Aber nichts dergleichen geschah. Eine klamme kalte Hand hob ihn hoch, und Claves öffnete blinzelnd die Augen, und blickte in ein Menschengesicht. Es war ein Mädchen, und ihre Haare waren vom Wind zerzaust. Sie sah so einsam aus. Ihre Augen waren gerötet ebenso die Stupsnase. Claves lächelte sie an und obwohl er wusste, dass sie es nicht sehen konnte, lächelte sie auch etwas. Claves wurde es warm um sein kleines Kastanienherz.

"Ey a7n6i4m3e ! Was machst'n da? Quatscht du mit Steinen oder was?" Das Mädchen zuckte zusammen und vergrub Claves in ihrer Hand. Die Kastanie merkte wie sie Angst bekam, und spürte sofort einen großen Ärger gegenüber dem Besitzer dieser Stimme.
"Das ist ein Kastanie du Depp", sagte das Mädchen, und Schritte näherten sich.
"Du sammelst Kastanien? Das ist ja noch blöder", der Junge lachte. Claves kochte. Was bitte war an Kastanien blöd!?
"Lass mich in Ruhe", a7n6i4m3e hatte wohl keine Lust um zu streiten, und sie entfernte sich. Sie wandte einfach das Gesicht ab und ging, ihr Bus war ohnehin eben gekommen und sie wollte nicht eine weitere halbe Stunde im Wind stehen und auf den nächsten warten.
Ihrem Peiniger gefiel das aber gar nicht, und er riss sie hart an ihrer Schultasche herum, sodass sie auf den Boden geworfen wurde. Claves bekam das erst richtig mit, als er durch die Luft segelte. Nein! Er wollte bei dem Menschenmädchen bleiben! Er musste sie doch beschützen!
Weiße Funken stoben auf, als Claves auf dem Pflaster aufkam, und er hörte erschrockene Rufe.

Eine Sekunde apäter betrachtete Claves erstaunt seinen Körper. Er war ein Mensch... er war ein Mensch geworden! Überglücklich lief er auf a7n6i4m3e zu. Der böse Junge nahm Reißaus sobald er sich aus seiner Starre befreit hatte, und Claves half dem Schulmädchen auf die Füße. Es war ein eigenartiges Gefühl für den neuen Menschen, die Hände des Mädchens nun mit eigenen Händen berühren zu können: "Danke a7n6i4m3e ! Ich danke dir!"
In den Augen des Menschen lag Angst, aber sie war gleichzeitig auch so fasziniert von Claves, dass sie den Bus komplett vergessen hatte, der eben davon fuhr: "Wer... wer bist du?"
"Claves, eine Kasta- ein Mensch", er merkte wie er lächelte, und auch a7n6i4m3e lächelte. Dieses Mal, lächelte er bestimmt auch für sie sichtbar.

Die beiden setzten sich an der Haltestelle auf die Bank, dort waren sie zumindest von dem kalten Wind in Sicherheit.
"Du warst die Kastanie, nicht wahr? Plötzlich war da so ein Blitz und du standest da. Der Typ ist weggerannt als hätte ihn eine Biene gestochen", a7n6i4m3e war schon wieder viel fröhlicher, und nahm die Tatsache, dass sie eben von einer Kastanie gerettet worden war, ziemlich lässig hin.
Claves nickte: "Ich bin - also ich war - eine Kastanie. Wir werden zu dem Wesen, welches uns anfängt zu lieben. Normalerweise sind es Tiere, mit so etwas hätte ich eigentlich auch gerechnet." Er betrachtete seine langen Beine und die Füße, die in Stiefeln steckten. "Aber gegen Mensch-sein habe ich auch nichts denke ich."
a7n6i4m3e kicherte: "Ich habe auch nichts gegen ehemalige Kastanien. In meinem Freundeskreis gibt es schon viele seltsame Wesen."

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Liebe a7n6i4m3e , du bist wirklich ein einzigartig toller "Mensch", und als du die Geschichte mit der Kastanie geschrieben hast, und ich am nächsten Tag an der Bushaltestelle eine gefunden habe, musste ich auch eine Geschichte darüber schreiben.
Auch wenn wir uns nur über Wattpad kennen, ich habe dich wirklich ins Herz geschlossen. Ich mag deine Geschichten ebenso wie deinen Charakter, es ist jedesmal schön wenn du ein Buch updatest, oder etwas kommentierst.

Ich hab dich mega mega mega super duper lieb 💖 사랑해

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