Malibu: a Way of Life അ
Alec und ich wurden am nächsten Morgen von Erin und Madison abgeholt. Die pompösen Häuserfronten Santa Monicas zogen an uns vorbei. Als die Animo Venice Charter High School in Sicht kam, drosselte Madison das Tempo.
»Na! Gut ausgeschlafen für den heutigen Tag?« Josh war uns mit einem breiten Grinsen entgegengetreten und öffnete mir die Autotür.
»Wir sind bestens vorbereitet«, antwortete Erin und ging auf die Lagerhalle zu, wo unsere Bretter und die restliche Ausrüstung untergebracht waren.
»Ich fahr' dann schon mal voraus. Schließlich brauche ich einen der besten Plätze.« Madison holte ein großes Pappplakat mit pinken Verzierungen aus dem Kofferraum.
»Wie peinlich«, dachte ich. Erins Schwester war immer die lauteste im gesamten Publikum, um andere zu übertönen, schrie sie irgendwelche Anfeuerungsrufe, dessen Inhalt wir meistens nicht verstanden. Mit einem lauten Hupen fuhr sie davon.
»Na dann wollen wir mal!« Mit einer Handbewegung scheuchte uns Josh auf den großen Van zu. Neben Alec, Erin und mir, bestand unser Surfteam noch aus Sean, dem besten Kumpel meines Bruders und Kelly, die unser Ersatz war und zum ersten Mal an Meisterschaften teilnahm. Die Jungs befestigten die Surfbretter auf dem Dachträger und wir Mädchen verfrachteten den Rest im Kofferraum. Zum Schluss kontrollierte ich, ob sie mein Brett nicht vergessen hatten. Ständiges Überprüfen war eine lästige Angewohnheit von mir. Die auch in diesem Fall unbegründet blieb, da ich mein türkisfarbenes Board sofort zwischen den anderen herausstechen sah. Im Auto war Platz für sieben Personen und ich quetschte mich zwischen Erin und Kelly. Letzterer war die große Anspannung deutlich anzusehen, da sie nervös auf ihren Fingernägeln kaute.
»Alle angeschnallt?«, kam es von vorne.
»Klar!«, gaben wir zurück.
Neben Josh hatte sich unsere Physiotherapeutin Christina gesetzt. Aus irgendeinem Grund konnte sie mich nicht besonders leiden und mied jeglichen Kontakt mit meiner Person. Mir war das nur recht, denn ich brauchte niemanden, der an mir herum hätschelte. In diesem Jahr fanden die Meisterschaften im 34km entfernten Malibu statt. Auf uns wartete eine zweistündige Fahrt. Ich warf einen Blick aus dem linken Seitenfenster, doch bis auf die unendlichen Flächen des Meeres, war nichts zu sehen. Der Pazific Coast Highway schlängelte sich wenige Meter am Wasser entlang.
»Glaubst du, wir können das Surf-Chic-Team dieses Mal schlagen?« Erin schaute mich neugierig an. Die untalentierten Möchtegernsurfer aus unserem stärksten Konkurrenzteam hatten uns letztes Jahr um den Hauch weniger Punkte geschlagen.
»Wir haben so hart trainiert, ein zweites Mal lassen wir uns den Sieg nicht nehmen.« Guter Dinge lehnte ich mich in meinem Sitz zurück und genoss die warmen Sonnenstrahlen, die auf mein Gesicht schienen.
»Endstation!«, rief Josh und öffnete mit einem Ruck die Schiebetür. Wir stiegen aus und ich spürte eine starke Briese aus dem Westen. Die leichtesten Bedingungen würden wir heute nicht haben. Christina schickte uns in die passenden Umkleidekabinen. Für den Wettkampf hatte ich mir extra einen nagelneuen Wet-Suit angeschafft. Da mich lange Ärmel und Beinlängen immer störten, hatte ich mich für einen Shorty entschieden. Das Wasser in der Bucht von Malibu war zwar nie besonders warm, aber das störte mich nicht. Beim Wellenreiten blendete ich sowieso immer alles aus. Als ich nach draußen trat, konnte ich in der lauten Reggea-Musik Teds Stimme ausmachen. Freudig legte ich an Geschwindigkeit zu. Er war bestimmt gekommen, um sich bei mir zu entschuldigen.
Ich bog um die Ecke des Gebäudes und hielt inne. Dort hatte sich eine große Gruppe versammelt und neben Ted erkannte ich ein zweites bekanntes Gesicht. Den tätowierten Drogendealer. Der Surfrider Beach hatte leider nicht den allerbesten Ruf, brauchte aber dringend Geld, sodass wir den Zuschlag für die Meisterschaften bekommen hatten. Bei der Gruppe handelte es sich um sogenannte Mitglieder der Beach Bums. Diese lebten in ihren verrotteten Autos und hatten den ganzen Tag nichts anderes zu tun als zu Kiffen und zu Surfen. Ich wollte mich gerade vorsichtig wieder nach hinten bewegen, als sie mich entdeckten.
»Bee! Komm' zu uns!«, schrie Ted und ich war mir nicht sicher, was ich machen sollte. Einen kurzen Augenblick verharrte ich auf der Stelle und beschloss doch auf die Menge zuzugehen.
»Was gibt's' denn?« Wütend und mit verschränkten Armen baute ich mich vor ihm auf.
»Ach, Süße! Du musst doch nicht mehr sauer sein. Wegen so einer Kleinigkeit.« Mir schauten zwei glasige Augen entgegen.
Er war also schon wieder stoked. Ein Wort aus der Surfersprache, was so viel bedeutete wie komplett auf Droge zu sein.
»Wir können reden, wenn du wieder von deinem Trip runter bist!«, fuhr ich ihn an und erntete Gelächter.
»Was ist denn mit deiner Kleinen los? Wie schräg ist die denn drauf?« Ein Dunkelhäutiger zeigte mit einem qualmenden Joint auf mich. So schnell ich konnte, stapfte ich in dem heißen Sand in Richtung unseres Lagers. Die Bretter mussten noch gewachst werden. Mit aller Kraft, die ich aufbrachte, um auch Ted wieder zu vergessen, verteilte ich den weißen Surfwachs auf der Oberfläche meines Boards. Es diente der Rutschfestigkeit. Josh rannte mit einem weißen Zettel in der Hand auf unser Team zu.
»Also wir starten heute mit dem Mannschaftswettbewerb und morgen seid ihr dann im Einzel dran.« Im Team durften jeweils zwei Jungs und zwei Mädchen ins Wasser. Ich ließ mich neben Alec in den Sand fallen, um auf die Durchsage der Startreihenfolge zu warten.
»Alec, wenn du heute wie Laird Hamilton über die Wellen reitest, ist uns der Sieg nicht zu nehmen.« Hamilton war das große Vorbild meines Bruders.
»Als nächstes bitten wir das Team Dark Wave um Erin Walter, Sean Lanter, sowie Mabee und Alec Clark an den Start«, hallte es aus den Lautsprechern. Die aufkommende Nervosität spannte jede Faser meines Körpers an und ein Kribbeln überzog meine Haut.
»Bee!« Josh hatte nach mir gerufen und ich drehte mich noch ein letztes Mal um.
»Denk' dran! Immer down the line surfen und nie in den Bereich der brechenden Welle kommen. Perfekt ist die Linie zwischen Wellenkamm und Wellental.« Ich nickte eifrig, klemmte mir das Brett seitlich unter den rechten Arm und sprintete voller Zuversicht auf den Pazifik zu.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top