13 / Josephine Livery by TinaWendyToni

"You really do love him, don't you?"

Heute war es soweit, ich würde die letzte Nacht mit Grayson verbringen. Dabei wusste ich noch immer nicht, was wir nun waren, ob Grayson bereit dazu wäre mit mir zusammen gesehen zu werden. Josh hat mir erzählt, dass er allen erzählt hätte, wie verliebt er sei, aber genau das war es, wovor ich Angst hatte, was wenn diese anfängliche Verliebtheit schnell wieder nachlassen würde, wenn wir uns nicht mehr so oft sahen, was wenn er sich dann eine zweite Hannah anschaffen würde?

Es fing ja schon damit an, das Grayson und Josh uns damit beauftragt hatten gemeinsam mit Logan zwei neue Pferde abzuholen, was insgesamt mit drei Stunden fahrt verbunden war eineinhalb Stunden hin und eineinhalb Stunden zurück. Dementsprechend hatten Annie und ich auch schlechte Laune, es waren die letzten gemeinsamen Stunden und die hatten nichts besseres zu tun als uns mit einem Pferdepfleger auf die Reise zu schicken.

Der gute Logan allerdings nahm es mit Humor, er hatte für meinen Geschmack etwas zu gute Laune, "warum hast du eigentlich so gute Laune?", schnauzte ich ihn an, kurz bevor wir in die Einfahrt einbogen, in der bereits ein blondes Mädchen stand und winkte.

"Deshalb!", freute sich Logan. Kaum hatte er das Auto mit samt dem Anhänger geparkt, sprang er auch schon heraus und fiel dem Mädchen in die Arme.

"Ist das seine Freundin?", fragte Annie etwas verwundert, "ich glaube schon.", stimmte ich ihr zu, weshalb es mir noch immer nicht klar war, warum gerade Annie und ich mit fahren mussten. Oder vielleicht doch, wir sollten uns um die Pferde kümmern, damit Logan mehr Zeit mit seiner Freundin verbringen konnte?

Wir beide stiegen ebenfalls aus dem Auto und stellten uns vor, zwischen zwei küssen, erfuhren wir, dass sie Lexy hieß und hier als Pfleger arbeitete.

"Ihr habt eine halbe Stunde Zeit, dann fahren wir wieder.", kommandierte Annie. Graysons Anlage war ja schon nicht gigantisch, aber diese Anlage hier war auch nicht von schlechten Eltern. Damit Logan und seine Lexy ein bisschen Zeit für sich hatten, kümmerten wir uns um die zwei Pferde, die wir mitnehmen sollten.

Genau eine halbe Stunde später, saßen wir bereits wieder im Auto, so wie es Annie angekündigt hatte. Die Pferde standen ruhig auf dem Anhänger und jeder von uns ging seinen Gedanken nach.

Zurück im Stall Curtis, kam mir etwas komisch vor und zwar die Stille, noch nie zuvor war es hier so still gewesen, immer war irgendjemand herum gewuselt.

"Wo sind denn alle? Ich habe doch Grayson geschrieben, dass wir gleich da sind, ich kann aber weder ihn noch Josh sehen.", stellte ich fest.

"Dann laden wir erst einmal die Pferde aus und suchen dann nach ihnen." Woher hatte Logan denn den plötzlichen Befehlston? Aber er hatte recht, zuerst kamen die Pferde dran und dann die Jungs. Wir brachten sie in die vorhergesehen Boxen, wickelten die Bandagen ab und erlösten sie von ihren Decken.

Nachdem die beiden ziemlich alles inspiziert hatten, fingen sie an, genüsslich an ihrem Heu zu knabbern. Also konnten wir uns auf die Suche machen, Logan schlug die große Wiese hinter der Villa vor, wo es am schönsten war in dieser Jahreszeit.

Schon von weitem konnten wir lautes Gerede hören, als wir dann um die Ecke bogen, bleiben Annie und ich überrascht stehen. Die Jungs hatten für uns eine Abschiedsparty organisiert. Ein großer Banner ragte über der Hecke, auf dem stand Goodbye Annie & Phine.

Der ganze Stall schien sich hier versammelt zu haben. Grayson entdeckte uns als erstes, er tippte Josh an und gemeinsam kamen sie auf uns zu, "na, wie findet ihr das?", fragte Josh grinsend mit einem Glas Rotwein in der Hand. Annie trat in Tränen aus, "das bedeutet, dass wir morgen heim fahren und ich dich dann wieder ewig nicht mehr sehe." Schnell stellte Josh sein Glas ab und nahm seine Annie in den Arm, "natürlich sehen wir uns nicht mehr so oft, aber ich verspreche dir, das wird nichts an unserer Beziehung ändern."

Als ich Annie so weinen sah, wurde mir ebenfalls ganz mulmig zu mute, ich wollte einfach noch nicht nach Hause zurück kehren, was erwartete mich da schon? Klar, mein Lieblingspony und meine Eltern. Aber mein Zuhause war bei Grayson, es war schon immer so und würde wohl immer so bleiben. Nun kullerte auch mir eine Träne über die Wange, die Grayson ganz vorsichtig mit seinem Daumen weg wischte.

"Kommt, lasst uns erst einmal etwas essen gehen." Gemeinsam aßen wir, bevor wir uns an das Lagerfeuer setzten. Annie hatte mittlerweile schon zwei Taschentuchpackungen  durch geweint und ich musste mich selbst ganz schön beherrschen ihr es nicht gleich zu tun. Die Zeit verging wie im Flug, eines der Mädchen hatte ihre Gitarre dabei und sang gemeinsam mit Logan. Ein Talent, das ich nicht von ihm erwartet hätte.

Irgendwann hielt ich es aber nicht mehr aus, ich nahm Graysons Hand und führte ihn weg von allen, sodass wir wieder alleine waren. Die letzten paar Stunden, die mir noch mit ihm blieben wollte ich nicht mit anderen teilen, ich wollte ihn ganz für mich alleine haben. Ihm schien es ganz genau so zu gehen, denn er folgte mir ohne ein Wort zu sagen.

"Danke, für diese schöne Woche." Wir ließen uns weit weg von den anderen ins Trockene Gras fallen. Er hatte seinen Arm um mich gelegt und ich hatte meinen Kopf an seine Schulter gelehnt.

"Sei nicht traurig, die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, kann uns keiner nehmen. Und die Zeit, die wir noch gemeinsam verbringen werden auch nicht.", antwortete er mir sanft. Da hatte er allerdings recht, niemals werde ich dieses Wochenende und die Woche danach vergessen. Nach all den langen Jahren endlich meinen Grayson wieder gefunden zu haben, schien für mich noch immer unglaubwürdig. Die Tatsache, dass er mich auch noch liebte , ließ mich auf Wolken schweben, von denen ich gar nicht geahnt hatte, dass es sie gab.

"Ich würde so gerne bei dir bleiben.", seufzte ich und verknotete seine Finger mit meinen, meine Hand passte perfekt in seine, als ob sie dafür geschaffen wurde, von ihm gehalten zu werden.

"Und ich verspreche dir, dich jeden Abend anzurufen, wenn es sein muss, dann bleibe ich die ganze Nacht wach und lese dir ein Buch vor, nur damit du meine Stimme hörst." Nun konnte ich nicht mehr anders, meine Tränen liefen ungehindert an meinen Wangen entlang, noch kein Junge auf dieser Welt wollte so etwas für mich machen.

Er löste seine Finger aus meinen und zog auch seinen Arm wieder zurück, stattdessen nahm er mein Gesicht in beide Hände und wischte mir die Tränen mit seinen Daumen weg. Dabei konnte ich sehen, dass auch seine Augen etwas glitzerten. Er würde mich genauso vermissen, wie ich ihn.

Langsam kam beugte er seinen Oberkörper nach vorne, so dass ich seinen leisen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Seine Lippen berührten meine so zart und vorsichtig, wie eine Feder, oder so, als hätte er Angst mir weh zu tun. Trotz all der Traurigkeit, stieß mein Gehirn Endorphine in jede einzelne Zelle meines Körpers, was mir ein Gefühl von Glückseligkeit vermittelte.

Die Welt um uns herum verschwamm in ein dunkles nichts, es zählte nur das hier und jetzt, plötzlich vergaß ich all meine Sorgen und Befürchtungen, all die Ängste, er könnte eine andere mehr lieben als mich.  Minuten waren verstrichen, bis wir uns wieder voneinander trennen und uns erneut in die Augen sahen.

"Egal was die Zukunft noch für uns bereit hält, bis heute habe ich keinen so sehr geliebt wie dich.", flüsterte ich. Er zog mich in eine feste Umarmung, das war unsere Nacht, sie gehörte uns ganz alleine und keiner konnte sie uns stehlen, denn wir hatten uns.

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