11 / Grayson Curtis by JumpingLady
[Ich glaube, das man niemanden vergessen kann, der einmal der Grund gewesen ist, weshalb man gelächelt hat ]
Graysons Sicht
Einst fragte ich mich einmal, wie man merkt das man verliebt ist. Viele sagten, dass es sich anfühlen würde als würden tausend Schmetterlinge durch deinen Bauch fliegen und Samba tanzen. So habe ich mich ehrlich noch nie gefühlt, und wenn, ja und wenn dann wirklich nur sehr kurz. Also wie konnte ich nun wissen was ich wirklich für Phine fühle. Natürlich macht mein Herz einen Sprung, wenn ich sie sehe, aber ist das nicht normal wenn man sich solange kennt, solange nicht gesehen hat und dann diese eine Person plötzlich wieder vor einem steht. Ist es dann nicht normal das der Körper etwas verrückt spielt? Soll das dann gleich Liebe sein? Nur weil man sich mal küsst, nur weil man sich plötzlich näher ist, als jemals zuvor? Ich kann es nicht sagen, aber es fühlt sich definitiv anders an wenn ich Hannah küsse, bei ihr weiß ich das dahinter nicht wirklich wahre Gefühle stecken, ihre Wangen glühen nicht so wie bei Phine, ihre Augen glänzen nicht so dolle, wenn sie mich sieht, ihre Stimme wird nicht schneller und stotternder wie bei meiner Phine. Und außerdem reagiere ich anders, meine Hände fangen an zu gribbeln wenn ich über ihre weiche Haut streiche, mein Herz scheint sich beinahe zu überschlagen, und mein Magen zieht sich wohltuend zusammen, ich freue mich sie zu sehen, ich freue mich sie berühren zu können, aber der Schwarm Schmetterlinge bleibt aus. Das Gefühl, dass man fliegen kann, dass man miteinander eins werden kann, ja dieses Gefühl bleibt aus. Vielleicht ist sie doch nur eine Freundin für mich, eine der Sorte die vielleicht unter anderen Umständen das Zeug dazu hätte für immer an meiner Seite zu bleiben.
Mittlerweile bin ich wieder allein, allein mit meinen Gedanken, allein auf den Koppeln bei den Pferden. Jonny kommt zu mir gelaufen. "na mein Kleiner" ich streichele ihm über die Nüstern. "mhh, wir haben es schon nicht leicht. Wir stehen uns beide selbst im Weg" Mein kleiner Wallach stuppst mich an. "weißt du Jonny" ich tätschele ihm den Hals "wenn man sich küsst, verliebt man sich und wenn man sich verliebt, hat man ein Problem, jedenfalls dann, wenn es die Falsche war" mein Wallach schaut mich aus seinen großen Augen an, er blinzelt in regelmäßigen Abständen, sein warmer Atem fliegt mir über meine nackten Arme. "ich weiß, du verstehst mich nicht"
Langsam tragen mich meine langen Beine über die Koppeln, ich schaue zu Jonny zurück, der Wallach schaut mich an, bleibt aber auf seinen kurzen Stelzen stehen und kommt mir, wie ich schon erwartet hatte, nicht hinterher. Ich schüttele leicht meinen Kopf, mein Blick ist wieder nach vorn gerichtet. In einiger Entfernung sehe ich meinen Zynar und die Stute, Feine Wolke, ich pfeife leicht um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, kurz unterbrechen sie ihr gieriges Grasgefresse und schauen in meine Richtung, aber auch wie Jonny sehen sie es nicht ein zu kommen.
Ich bleibe stehen und schaue zu meinen Pferden. Es geht ein leichter Wind der die schwüle Hitze erträglicher macht, ich lache, langsam wird mir warm ums Herz, ich atme tief ein und aus, rieche den unbeschreiblichen Geruch aus einer Mischung von Gras, Pferden und Vergangenheit. Ja, irgendwie war ich schon immer der Meinung Vergangenheit hat ihren eigenen speziellen Geruch, irgendwie nach Erfolg, Höhen und nach Tiefen, nach Schweiß und Ruhm, das Gefühl das durch meine Adern fließt lässt meinen ganzen Körper beben. Ich schließe meine Augen, genieße die letzten wärmenden Strahlen der Sonne auf meiner Haut, es würde nicht mehr lange dauern und der Sommer würde sein Ende nehmen, bald würden die letzten großen Reiterpartys für die Sommersaison starten, bald würden die wuchtigen Sprünge wieder in der Halle stehen.
"Grayson" ich öffne nicht meine Augen, oder drehe mich zu der Stimme um, ich weiß genau zu wem diese sanfte, helle Stimme gehört.
"mmh" mache ich, meine Hände gleiten in meine Hosentaschen. Ich spüre, wie sich jemand sehr nah neben mich stellt.
"ich habe mich entschieden von hier fortzugehen, es ist besser so"
"vielleicht hast du recht" antworte ich dem jungen Mädchen, vielleicht ist es wirklich besser wenn wir dieses Kapitel abschließen damit jeder Freiraum für die Zukunft hat.
"können wir einfach so tun, als sei das vorhin niemals passiert?"
"ich glaube zwar das jedes Mal eine gute Fee stirbt, wenn jemand diese Worte sagt, aber ich denke dass ich eine Ausnahme machen kann" ich muss lachen, eine große Last fällt von meinen Schultern, mit einer fließenden Bewegung drehe ich mich um und öffne meine Augen.
"Danke, danke für die schönen vielen Jahre" ich lächele Hannah entgegen, ihre blonden Haare schimmern golden in der Sonne, sie ist wunderschön das steht vollkommen außer Frage, vielleicht ist sie auch eines der schönsten Mädchen die ich jemals zu Gesicht bekommen habe.
Ich strecke meine Arme nach ihr aus und ziehe sie in eine Umarmung. Ihr warmer Körper schmiegt sich an meine Brust, ihr Herzschlag ist ganz normal, genau wie meiner, ich spüre nicht das Pulsieren meiner Adern wie bei einer Umarmung mit Phine.
Sie schaut mir in die Augen, löst sich aus meiner Umarmung. "wie werde ich dich finden, wenn ich dich brauche?" ich schaue sie an, es tut weh sie gehen zu lassen, viele Jahre einer innigen Freundschaft liegen hinter uns, viele Jahre die man nicht so leicht vergessen kann.
"Du wirst mich nicht brauchen" sagt sie traurig, ich sehe wie sich Wasser in ihren Augen sammelt. "Diesmal wirst du mich nicht brauchen Grayson, denn jetzt hast du sie" flüstert sie, am Ende des Satzes brechen ihre Worte, doch weiß ich genau, dass sie Phine meint. Zögerlich lache ich ihr entgegen. "Und wo finde ich dich, wenn ich eine alte Freundin wiedersehen möchte, ganz ohne Hintergedanken?" ich werde sie nicht loslassen, ehe sie mir nicht gesagt hat wo sie hingeht, noch einmal passiert mir das nicht.
"ich werde nach England gehen, zu Freunden von meinen Eltern, ich werde dort reiten können. Mehr brauchst du nicht zu wissen. Mir wird es dort gut gehen, vielleicht rufe ich dich an wenn ich da bin" die ersten Tränen laufen ihr über die Wangen, ich weiß genau das sie mich nicht anrufen wird, und sie weiß das ich es weiß.
"ein letzter Kuss?" ich muss lächeln bei ihrer Frage. "ein letzter Kuss" bestätige ich ihre Bitte. Es war ein Kuss, ein ganz normaler flüchtiger Kuss, wir beide hatten sofort gemerkt, das es keinen Sinn gemacht hätte ihn zu vertiefen. Es liegt kein Zauber zwischen uns, keine Magie die uns die Zeit vergessen lässt, es ist nicht mehr als eine freundschaftliche Geste zum Abschied.
"und jetzt schnapp sie dir und lass sie nicht mehr los, du kleiner Idiot. Verbock's nicht, ich weiß nicht warum aber sie ist etwas besonderes, vielleicht ist sie auch genau die eine für dich" Hannah lächelt mir ein letztes Mal zu, ein letztes Mal schweift ihr Blick über die Pferde, die Koppel, über das große Haus und die Stallungen. "ich weiß nicht was ich mehr vermissen werde, diese protzige Anlage oder die Zweisamkeit mit dir" lacht sie, ein Stich geht durch mein Herz, für einen Augeblick kommt der Gedanke in mir hoch, sie hätte keine schöne Zeit mit mir gehabt, aber dann sehe ich ihre Tränen und weiß, dass sie sich so ihren Abschied leichter macht.
"machs gut Zicke" scherze ich ihr entgegen.
"Machs gut du arrogantes Arschloch" funkelt sie zurück, dreht sich um und läuft von der Koppel. Ich schaue der blonden Schönheit hinterher, ich weiß nicht ob ich Phine wirklich liebe oder überhaupt was ich für sie empfinde, aber so sicher ich mir bin, dass ich nicht weiß wie ich für Phine fühle, so sicher bin ich das ich für Hannah nichts empfinde.
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