1 / Josephine Livery by TinaWendyToni
Things don't always go the way we planned.
Der Regen prasselte unaufhaltsam auf das Dach des Stalles, schon seit Tagen regnete es durchgängig, ein schöner Sommer war das, bisher hatte sich die Sonne eher sehr selten hier blicken lassen. Gerade war ich dabei meinem Ponywallach die Mähne zu verziehen, als meine beste Freundin Annie aufgeregt in die Stallgasse kam, "rate mal, was ich hier habe.", grinste sie und wedelte mit einem Papierfetzen vor unser Nase herum.
"Ich weiß es nicht, aber wenn du so weiter machst, erschreckt sich mein Pony womöglich noch.", erklärte ich ihr und tätschelte Strupi den Hals. Wenn Annie schon so ankam, konnte es nichts gutes sein.
"Ach, den stört das doch nicht, los, jetzt rate schon." Ihre Stimme wurde immer aufgedrehter, mein Blick wanderte zu dem Papier, das Sie in der Hand hielt, "sieht aus wie Eintrittskarten?", vermutete ich.
"Richtig erkannt, das sind Karten für das CSI**** in Detter." Wusste ich doch, dass es nichts gutes war. Ich hatte nichts gegen solche großen Turniere, da waren mir einfach zu viele Menschen auf einem Fleck, wenn überhaupt sah ich solche lieber im Fernsehen an und auch nur dann, wenn Grayson mitritt. Grayson Curtis, war einer der besten Nachwuchsreiter überhaupt, er sah unglaublich gut aus und hatte zig top Pferde, aber das war es nicht, was ich an ihm so toll fand, aus heutiger Sicht würde ich sagen, er war meine erste große Liebe. Wir sind zusammen in unserm kleinen Kaff in der Nähe von Würzburg aufgewachsen, bis seine Eltern sich einen eigenen Stall gebaut haben und weit weg von uns gezogen sind. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als er mich das letzte mal umarmt hatte, ein paar Tage vor meinem zehnten Geburtstag, anfangs schickten wir uns noch gemeinsam mit der Hilfe unserer Eltern Postkarten zu, doch auch das ließ mit der Zeit nach. Aus ihm ist sozusagen ein Superstar geworden, während ich weiterhin auf meinem Pony durch E und A Springen gurkte.
"Toll, mit wem willst du da hingehen?", fragte ich scheinheilig und in der Hoffnung nicht mit zu müssen.
"Mit dir natürlich, du Dummerchen.", flötete sie, "und jetzt darfst du auch noch raten wer dort startet." Sofort stieg mir eine ungewollte Röte ins Gesicht, so ging es mir immer, wenn ich an IHN dachte.
"Keine Ahnung, wen du meinst.", log ich und zupfte schnell weiter an Strupis Mähne, doch Annie konnte ich einfach nichts vor machen, auch wenn ich ihr nie etwas von meinen Gefühlen für Grayson erzählt habe, war sie genauso wie ich mit ihm aufgewachsen.
"Ich glaube, es ist derjenige, von dem du dir Bilder ausgedruckt hast und an eine Stelle gehängt hast, von der du gehofft hast, dass ich sie niemals zu sehen bekomme." Mir stockte der Atem bei ihren Worten, wie konnte sie nur? Hatte sie etwa? Oh nein!
"Schon gut, es muss dir nicht peinlich sein, aber es wäre die Chance ihn endlich mal wieder in natura zu sehen.", brabbelte sie weiter. Eigentlich genau das was ich wollte, oder auch nicht. All die Jahre hatte ich mich damit abgefunden in einer Art Traumwelt zu leben, was ist, wenn er gar nicht mehr, der Grayson war, den ich glaubte zu kennen?
"Ach, er erinnert sich bestimmt gar nicht mehr an mich, das ist doch schon viel zu lange her.", lenkte ich ab. Fast 10 Jahre. Mama hatte ein Abschiedsbild von uns beiden gemacht, auf dem mir Grayson ein Kuss auf die Wange gibt. Dieses Bild hatte ich aber gut in meinem Nachtisch verstaut, damit es auch wirklich keiner sehen konnte, nicht einmal Annie wusste von dem Bild. Vielleicht würde ich irgendwann meinen Kindern erzählen, dass Grayson Curtis mir meinen ersten Kuss gab.
"Dich vergisst man nicht so schnell.", riss Annie mich aus meinen Gedanken.
"Es ist fast zehn Jahre her, Annie.", seufzte ich. "Seit dem ist viel passiert." Zumindest in seinem Leben, während ich brav in die Schule gegangen bin um mein Abitur zu machen, ist er von Turnier zu Turnier gereist, wurde immer besser und besser. Das alles konnte man live über Facebook, Twitter und Instagram verfolgen. Und ja, ich habe auf all diesen Seiten seinen Follow Button gedrückt. Leider habe ich auch so die ganzen Blondinen gesehen, mit denen er bis jetzt unterwegs war.
"Okay, okay, gehst du trotzdem mit mir da hin? Für mich?" Einen Moment zögerte ich, ich wollte vermeiden ihm über den den Weg laufen, andererseits,war dieses Turnier so groß, dass ich ihm gar nicht erst über den Weg laufen musste.
"Ich komme nur mit, wenn es nicht regnet.", erklärte ich, in der Hoffnung es wäre weiterhin so ein Wetter.
"Also ist es ein Ja, denn es gibt überdachte Tribünen und da regnet es nicht.", grinste sie und hüpfte freudig wieder davon, bevor ich meine Meinung noch ändern konnte.
So war ich mit meinem Pony und meinen Tagräumen wieder alleine, unbewusst kreisten meine Gedanken wieder um Grayson und dem Turnier, ich malte mir aus, wie es wäre, wenn ich ihn tatsächlich treffen würden. Ihm wäre es genau so gegangen, wie mir, er hätte all die Jahre an mich gedacht, naja und alles endete in einem leidenschaftlichen Kuss. Energisch schüttelte ich den Kopf, um diese Vorstellung zu vertreiben, ich sollte mir nicht so viele Gedanken um ihn machen, sonst werde ich nachher nur enttäuscht sein.
Ein letzter prüfender Blick, verriet mir, dass die Mähne einigermaßen gerade war, "so jetzt schaust du wieder aus, wie ein Sportpony.", erzählte ich ihm und streichelte ihm über den Kopf. Er hatte heute einen Reitfreien Tag gehabt, denn ich hatte keine Lust schon wieder in die Halle zu gehen und im Regen draußen zu reiten, fand ich heute auch nicht so toll, denn es langte mir auf meinem Fahrrad nass zu werden. Nachdem ich ihn auf Hochglanz gebracht hatte, führte ich ihn zurück in seine Box, in der bereits sein Futter auf ihn wartete.
So langsam wie möglich räumte ich sein Zeug auf, in der Hoffnung, der Regen würde wenigstens noch ein bisschen nachlassen, was er aber nicht tat, so radelte ich 10 Minuten lang mit dem Fahrrad im starken Nieselregen nachhause. Noch bevor meine Mutter meckern konnte, dass ich alles dreckig machen würde, hüpfte ich schnell unter meine Dusche. Ich hatte ziemlich heiß geduscht, deshalb musste ich meinen beschlagenen Spiegel mit dem Handtuch frei wischen, damit ich mich sehen konnte. Bisher war ich eigentlich recht zufrieden mit mir, außer dass sich meine hellbraunen Haare meistens so lockten, wie ich es gar nicht gebrauchen konnte. Manchmal wünschte ich mir aber, ich wäre blond, damit ich Grayson besser gefallen würde, wenn wir uns denn mal wieder trafen. Meine Augen hatten einen angenehmen blauen Farbton, die von meiner etwas zu großen Nase und den schmalen Lippen ablenkten. Der Rest von meinem Köper war ganz anschaulich, dadurch, dass ich ziemlich viel mit dem Fahrrad und dem Pferd unterwegs war. Trotzdem würde ich mich nicht unbedingt als super hübsch einstufen, gerade dann nicht, wenn ich die Bilder von anderen Frauen neben Grayson sah.
Rasch schmierte ich mir etwas Creme ins Gesicht, trocknete mich ab und schlüpfte in einen Jogginganzug. Unser Rauhaardackel Fips begrüßte mich, als ich aus dem Bad kam und folgte mir in mein Zimmer, er nahm ganz viel Anlauf und schon lag er in meinem Bett - zu meinem Glück sauber - so konnte ich mich neben ihn fallen lassen und nachdenken. Mein Blick fiel zu meinem Schminkspiegel, jetzt wurde mir auch klar, was halb Annie mein Bild gesehen hatte, man konnte es im Spiegel sehen. Wie konnte ich nur so blöd sein. Naja, jetzt war es auch egal, bestimmt wusste sie sowieso über meine geheimsten Wünsche Bescheid.
Wie so oft schon, öffnete ich meine Nachttisch Schublade und zog das alte Bild aus der hintersten Ecke, schon damals konnte man erkennen, wie gut er heute aussehen würde, er war auch damals schon viel erfolgreicher als ich. In der Führzügelklasse war er meistens vor mir platziert, außer einmal, da war ich besser platziert als er, mein erster und einziger Sieg war das, da hatte er dann den ganzen Tag nicht mehr mit mir gesprochen. Bei dieser Erinnerung musste ich grinsen, hätte er gewusst, wie erfolgreich er heute war, hätte ihm dieser eine Verlust sicherlich nicht all zu viel aus gemacht.
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