Welcome Back

Doch wirklich genießen konnte ich diesen Kuss nicht.
Zum einen weil Chanyeols Lippen wieder viel zu schnell von meinen verschwanden und zum anderen, weil die Tür zu dem großen Saal aufging und eine handvoll Leute hereinschielten und mit verblüfften Gesichtern langsam eintraten.
Chanyeol schob mich hinter sich, als hinter den wenigen drei oder vier Männer mit einer streng wirkenden Uniform eintraten und mich sofort misstrauisch musterten, als hätte ich Chanyeol ein Messer an die Kehle gehalten oder als würde ich ihn an den Galgen hängen wollen.
Sani jedoch eilte auf die nun anwesenden zu und die, die keine Uniform trugen, die bis auf ihre roten Augen sogar wie richtige Menschen gewirkt hätten, scherrten sich aufgeregt um sie und begrüßten sie.
Die Männer betrachteten mich immer noch so, als wäre ich eine potentielle Terroristin und nicht die Freundin von dem, der dieser ganze Schuppen hier gehörte.
Aber da ich zum Teil Mensch war, konnte ich das Missvertrauen ein wenig nachempfinden.

"Dann wird es wohl Zeit dich unseren Hausherren vorzustellen." amüsiert verschränkte Chanyeol seine Hand mit meiner und zog mich mit sich in die Richtung der kleinen Gruppe, die nun aufgeregt und eilig mit Sani redete und verstummte, als Chanyeol und ich dazu traten.
Wie auch die Wächter betrachteten sie mich nicht so, als würden sie mich unbedingt bei sich aufnehmen wollen, aber diese Blicke hatte ich bereits auf Acqua bekommen und hier würde ich mit ihnen auch fertig werden.
Im inneren stellte ich mein Gehirn darauf ein, dass es die Sprache von Chanyeol und den Luminara verstehen sollte und von koreanisch zumindest in diesem Moment wegschaltete.
Ich wollte nicht wie ein unkulturierter Platsch wirken und versuchen mich so gut wie nur möglich in diese Kultur einzubringen, insofern sie mich auch aufnahm.
"Sie ist das Mädchen, von dem deine Mutter so fasziniert war?"
Eine ältere Frau betrachtete mich argwöhnisch und griff grob nach meinem Kinn, um mich besser betrachten zu können.
"Bleibt nur zu hoffen, dass sie uns nicht die gleiche Schande bringt, wie diese Pharaonin damals." spottete sie über mich und kniff in meine Haut.
Chanyeol drückte meine Hand und riss sich zusammen nichts falsches zu sagen.
"Sie ist völlig anders als Cleopatra, Kareni."
Er klang mahnend, aber dennoch höflich.
Einen solchen Ton war ich eher von Suho gewöhnt, als von Chanyeol, aber Kareni reagierte und ließ von mir ab.
"Chanyeol hat recht.
Aidae hat ihre Kräfte bisher nie eingesetzt um an Macht zu kommen.
Sie ist viel schlauer, als Cleopatra damals. Zwischen den beiden liegen hunderte von Jahren." verteidigte mich Sani ebenfalls vor der Alten und stärkte mir somit den Rücken.

Das Mädchen, was nicht älter als Sani oder ich wirkte, seufzte und schien nicht wirklich mitgezogen von den Worten der alten.
"Versuch ihr eine Chance zu geben, Großmutter.
Jeder hat ein Recht darauf sich zu beweisen.
Und ich denke, dass sie sich genug bewiesen hat, in dem sie zeigt, dass sie noch keine Kultur den Bach runter gejagt hat."
positionierte sie sich und sah mich ermutigt lächelnd an.
Ich straffte den Rücken ein wenig und erwiederte es.
"Ich werde mein bestes geben meiner Vorgängerin nicht zu folgen." scherzte ich.
Sani, Chanyeol, das Mädchen und der Junge neben ihr lachten leise.
Nur Kareni sah mich noch böse an und verengte die Augen.
"Das werden wir ja noch sehen, Menschenmädchen." grummelte sie.
"Oma bitte. Sieh sie dir doch mal an.
Auf mich wirkt sie nicht so, als könnte sie uns allen das Leben aushauchen." scherzte er und reichte mir als erster zur Begrüßung die Hand.
"Ich bin Shaden, das da ist meine kleine Schwester Marinie und unsere Großmutter hast du bereits eben in ihrer besten Laune erlebt."
stellte er sich Charmant vor und lächelte.
Ich erwiederte Shadens Geste und war froh, dass die beiden nicht die Meinung ihrer Großmutter teilten.
"Wir wachen über das Schloss, solange die Hohe Familie nicht anwesend ist und dirigieren in der Zeit die ganzen Angestellten herum." erklärte mir Marinie freundlich und machte eine ausladende Geste in den Saal hinein.
"Deshalb sind wir aber noch lange nicht auf der selben höhe, wie Chanyeol und Sani, oder ihre Eltern." schloss sich Shaden an.
"Unsere Familie hat seit Tausenden von Jahren ein festes Vertrauen zu den Hohen Icalor und fast seit anbeginn unserer Zeit liegt es an unserer Familie auf die Behausung der Hohen aufzupassen und sie im haushaltlichen Sinne zu leiten." redete er weiter.
Ich nickte nur.
Das ist etwas, was es bei Suho wohl nicht gab, oder er wollte mir seine guten Hausgeister nicht vorstellen, oder er hatte nicht daran gedacht.

Nach der kleinen Vorstellung über die Wachen des Hauses und noch immer mit den kritischen Blicken der Wächter, die tatsächlich Wächter waren, führten uns die drei durch das Haus und beschrieben Chanyeol und seiner Schwester genau was sich über all die Jahre geändert hatte, seit sie fliehen mussten.
Die ganze Zeit hörten die beiden stumm und ohne ein Kommentar von sich zu geben zu.
Sie nickten nur ab und an, oder gaben ein zustimmendes Brummen von sich, wirkten aber gedanklich wie in einer anderen Welt, als würden sie in der Zeit hängen, in der für sie noch alles gut war, und sie als Kinder durch diese Gänge getobt sind.
Man merkte ihnen jetzt wirklich das erste mal stark an, wie sehr sie ihre Eltern vermissten.
Ab und an drückte Chanyeol meine Hand, um mich auf etwas in einem der langen Gänge aufmerksam zu machen, was mir einer der Geschwister immer sofort erklärte.

Was mir in den unzähligen Gängen des Schlosses auffiel war, dass definitiv nicht mit rot gespart wurde.
Anders als in dem Saal, dessen Farbfokus bei Sonnenlicht auf Silber lag, leuchtete das ganze Schloss nur so über von Rot und erinnerte an eine wirklich merkwürdige und eigene Mischung aus Süd-Ost-asiatischer Architektur und europäischer Architektur, so wie sie in Tempeln oder Schlössern und Burgen aufzufinden war.
Doch es passte.
So ungewöhnlich wie mir das ganze im erstem Moment in die Augen fiel, so sehr harmonierte es mit meinem zweiten Blick.
Außerdem spürte ich, nicht so deutlich wie im Icassa, dem Saal in dem ich mit Chanyeol und Sani angekommen war wie das Feuer danach rief seine Energie loszuwerden, die sich scheinbar in mir anstaute und wie ein leichtes Kribbeln in meinen Fingerspitzen verharrte.
Auf Aqcua hatte ich die Leichtigkeit des Wassers in der blanken Luft spüren können, hier kribbelte das rote Element nur lodernd durch meine Finger und wartete nur darauf jeden Moment in Nutzen gebracht zu werden.

Noch während Shaden mit seiner Schwester und seiner Großmutter dabei waren uns in die Richtung der komplett neu renovierten Schlafzimmer zu bringen, fiel mir ein, dass wir unsere Taschen einfach mitten im Saal liegen gelassen hatten.
Ich drückte Chanyeols Hand um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und ohne zu zögern blickte er zu mir und sah mich fragend an.
"Was ist mit unseren Taschen?" fragte ich ihn und ließ mit meinen Augen nicht von seinen ab.
Die Trauer in ihnen war nun ein wenig verschwunden und man sah, dass er nun anfing seine Ankunft in seiner Heimat etwas mehr zu genießen, als noch in der letzten Stunde, in der wir überall herumgeführt wurden, was für mich zwar interessant war, aber es interessierte mich leider nicht wirklich, was wie verändert wurde.
Doch es war mehr als nur unhöflich das mit Worten kenntlich zu machen, wenn ich mit eigenen Augen gesehen hatte, wie sehr Sani und Chanyeol diese Änderungen in sich aufgesogen hatten, als würden sie vorher und nachher vor ihren Augen sehen und innerlich vergleichen und Erinnerungen ablaufen lassen.
"Die Angestellten werden sich darum kümmern.
Es kann gut sein, dass unsere Sachen auch schon in unseren Räumen liegen." murmelte er mir zu und küsste meine Wange im gehen.
"Mach dir keine sorgen, Aidae, hier kommt ganz sicher nichts weg.
Die Familie der Haushälter ist nicht die einzige, die uns seit unzähligen Jahren bereits treu an der Seite steht." erklärte er mir.
Ich nickte nur.
"Heißt, hier wird nicht jeder Koch oder Diener?" harkte ich nach.
Chanyeol lächelte.
"Wir bevorzugen den Begriff Domestique für Diener, aber ja du hast Recht.
Es passiert nur in den seltensten Fällen, dass irgendjemand einfach so in das Leben am Hof eingebracht wird.
Du kannst dir das hier wie ein Unternehmen aus vielen Familien vorstellen, die ihre Aufgaben mit Ehre und Leidenschaft in jede Generation weiterreichen.
Es wird nicht als niederträchtig erachtet, wenn man unserer Familie im Schloss dient.
Im Gegenteil, sie sehen es als hohe Ehre und Verantwortung an und geben alles um uns gerecht zu werden, obwohl das nicht nötig ist."
wurde er ausführlicher und erneut nickte ich und war erstaunt, dass er es mit einem mal fertig brachte sich so gewählt auszudrücken.
Ich wusste dass Chanyeol sich nach der Zeit bei der Red Force geändert hatte, aber bisher hatte dazu nie gehört, dass er sogar bei mir darauf achtete, wie er redete.
Aber vielleicht lag es auch an der Umgebung.
Wir waren in einem Schloss und da wäre es vielleicht ein bisschen angebrachter auf die Sprache zu achten, wenn man bedachte, dass ich hier die nächste Zeit leben würde und ich mir mit Kareni nichts verscherzen wollte.
Sie hielt nicht viel von mir und ich wollte sie vom Gegenteil überzeugen, ihr zeigen, dass ich nicht so dämlich wie Cleopatra sein würde, sondern wusste wie ich mit den Fähigkeiten, die mir mitgegeben wurden, um mich vor dem Tod zu bewahren, umzugehen hatte.

n"Ich würde sagen, dass wir euch für heute in ruhe lassen.
Chanyeol, Sani, eure Zimmer wurden ebenfalls renoviert, aber sie liegen noch immer hinter den selben Türen und wenn ihr etwas braucht oder euch etwas stört, ihr wisst wo wir zu finden sind."
Marinie blieb mit ihrem Bruder und der Großmutter stehen, die mich noch immer misstrauisch betrachtete und es lieber haben würde, würde sie mich lebendig verbrennen können, weil ich ihr nicht passte.
Aber das konnte sie sich hochgradig abschminken.
"An den Zeiten für die Mahlzeiten hat sich über die Jahre auch nichts geändert und der Gemeinschaftssaal ist noch genauso eingerichtet, wie damals.
Er ist mit Leichtigkeit nicht zu verfehlen." hing Shaden hinzu und legte seiner Großmutter eine Hand auf die Schulter, um sie langsam mit sich und von uns weg zu ziehen, wofür ich ihm wirklich dankbar war.
Eilig riefen die Geschwister bei mir Marinie und den anderen beiden ein Danke und eine Verabschiedung zu, während sie den Gang zurück gingen und uns drei allein ließen.

Sani seufzte und schüttelte lachend den Kopf.
"Kaum zu glauben, dass sich die drei kein bisschen verändert haben." lachte sie und blickte ihnen nach.
Chanyeol grummelte zustimmend.
"Kareni wird sich mit Aidae an meiner Seite schwer tun.
Mir kommt immer noch alles hoch, wenn ich daran denke, wie sehr sie Zaria vergöttert hat und es super fand, als rauskam, dass sie mich den Rest meines Lebens begleiten sollte."
richtete er sich an seine Schwester und schüttelte sich bei dem bloßen Gedanken an Zaria, obwohl diese sich in den wenigen Wochen schlagartig verändert hatte und das mehr zum guten, als zum noch schlechteren.
"Sie wird sich damit abfinden, ob sie will oder nicht. Aidae hat keinem etwas getan und das wird sie noch früh genug mitbekommen." setzte sich auch Sani für mich ein und zuckte nur mit den Schultern.
"Ganz nebenbei, Aidae steht auch noch hier und Aidae mag es nicht, wenn man über Aidae redet und Aidae anwesend ist." klinkte ich mich ein und grinste breit.
Chanyeol lachte.
"Es ist echt gruselig, wenn du von dir selber in der dritten Person sprichst." merkte er an und zog mich an sich.
"Kommt wohl mit den Hormonen, dass ich so am Rad drehe." säuselte ich.
Sani betrachtete uns nun ebenfalls kopfschüttelnd und verabschiedete sich schlagartig in die Richtung, in der sich ganz bestimmt ihr Zimmer befand.

Chanyeol legte einen Arm um meine Schultern und zog uns zu der großen und prächtigen Holztür, die sich keine zehn Schritte von uns weg befand.
"Ich glaube ich war noch nie so aufgeregt mein Zimmer wieder zu sehen." murmelte er.
Ich lächelte und knuffte ihn in die Seite.
"Du warst zehn Jahre weg und es wurde umgeräumt, ich glaube du hast in dem Sinne das Recht aufgeregt auf deine eigenen vier Wände zu sein." sprach ich ihm zu, bevor er mit seiner freien Hand die Klinke herunter drückte und die Tür mit einem kräftigen Stoß auf schob.
Und so wie die knarzte musste sie echt alt und lange nicht mehr geölt worden sein.
Aber so alt wie die Tür zu Chanyeols Zimmer war, so modern und erschlagend war die Einrichtung, die sich vor uns befand.
Wir beide blieben wie angewurzelt im Türrahmen stehen und ließen die Blicke langsam und deutlich wandern.
Das moderne Zimmer vor mir war der komplette Gegensatz zu der altertümlichen Bauweise der Gänge.
"Wow." entfuhr es Chanyeol und langsam zog er mich mit sich in den Raum, während die schwere und gigantische Tür von selber wieder zufiel und genauso knarzte wie eben.

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