The New One

Definitiv zu schnell waren die Ferien vorbei, die ich ohne weitere abgefuckte Vorkommnisse und erneutes Aufwachen im Krankenhaus überstanden hatte, doch irgendwie erschien mir das, so verrückt es auch sein mocht, im Gegensatz zum ersten Schultag an einer fremden und neuen Schule, wie einen Spaziergang im wunderbaren Sonnenlicht.
Nicht wirklich freiwillig pellte ich mich aus den Decken, als mein Handywecker viel zu laut und viel zu munter Fire von BTS gröllte und mich unsanft aus meinem friedlichen Schlaf zog.

Wie ein Roboter stolperte ich ins Bad und zog mir die Schuluniform an, richtete mir die Haare und putzte vorläufig die Zähne, bevor ich meine Schultasche schnappte, die ich gestern Abend bereits gepackt hatte, zumindest mit Blöcken und Stiften, die Bücher würde ich heute und im Laufe der Woche bekommen.
Wenig begeistert  schlurfte ich durch den kleinen wunderschönen Innenhof, mit meiner Bank, in die Wohnküche, wo meine Eltern mich wie immer lächelnd erwarteten.
Auch sie würden heute ihren neuen Alltag antreten. Mein Vater würde heute das erste mal in der Praxis arbeiten, bei der er eine Stelle bekommen hatte und meine Mutter müsste heute extra die zwei Stunden nach Daegu fahren, um mit dem Verlag, bei dem sie von nun an unter Vertrag stand, wenn man das so nannte, um Grundlegendes zu klären und aufzustellen.

"Ich kann dich zur Schule fahren Aidae, aber nach dem Unterricht musst du dann mit dem Bus fahren. Die Fahrt von Naengcheon-Ri bis hier hin und umgekehrt ist für Schüler kostenlos." Erklärte Eomma mir und schob mir das Körbchen mit den kleinen Brötchen herüber.
Meine Antwort war ein seufzen und ein verzweifeltes reinbeißen in ein trockenes Brötchen.
Ich hasste Busfahrten und sie hassten mich und daran würde sich wohl nie was ändern.
Aber so wie es aussah musste ich von nun an jetzt dadurch um überhaupt in die Schule zu kommen.

Meiner Mutter viel plötzlich die Gabel aus der Hand, als sie auf mich zeigte und beunruhigend breit lächelte.
"Ich hab gestern mit einem der Jungs von gegenüber geredet und er meinte alle bis auf einem von ihnen gehen auf die selbe Schule wie du ab heute. Vielleicht werdet ihr ja Freunde."
Ich zwängte mir ein Lächeln ins Gesicht und murmelte ein ziemlich übertriebenes "bestimmt" Während ich innerlich an die Decke ging.
Die letzten anderthalb Monate hatte ich keine dieser Freaks mehr gesehen und nun fing Eomma damit an, dass ich nun Ewigkeiten mit ihnen aushalten musste.
Ich musste nur an diesen grünäugigen und seinen Kumpel denken der mich angerempelt hatte und schon hatte ich keinen Bock mehr auf Schule. Aber dann sprangen auch noch Gucci und Channel in mein Gehirn und ich hätte am liebsten mein Brötchen wieder auf den Tisch gebracht.
Dieser Tag fing verdammt beschissen an!

Viel zu schnell ging das Frühstück vorbei und noch schneller saß ich mit meiner Mutter im Opel auf den Weg nach Naengcheon-Ri und zu meiner neuen Schule, an der ich mein letztes Jahr fertig bringen würde, bevor ich ohne Scheu wieder nach Seoul zum studieren auf brechen würde. Dieses Kaff hier wollte ich so schnell wie nur möglich hinter mich bringen.
Ich war definitiv ein Stadtkind und würde mich ans Land nie anpassen können, das stand so fest wie das Amen in der Kirche.

Auf halbem Weg zog ich aus meiner Tasche den Stundenplan hervor.
Ich war in der Klasse 3-2 und wurde bereits in den ersten beiden Stunden mit Physik gequält, danach folgten Informatik, Chinesisch und Kunst bevor der Tag nach einer verdammten Doppelstunde Mathe endete und noch ein paar Optionen für AGs  standen aus denen ich mich anfangs wohl erstmal raus halten würde.
Der Raum in der ersten Stunde befand sich laut mitgestecktem Schulplan auf der zweiten Etage und direkt neben dem Klassenraum.

Meine Mutter hielt gut zehn Minuten später und wünschte mir einen wunderbaren ersten Schultag an meiner neuen Schule, bevor sie davon brauste und ich mir wünschte sie noch einmal fest und innig zu umarmen.
Aufeinmal fühlte ich mich keineswegs mehr selbstständig und selbstbewusst sondern wie ein kleines Kind vor einem verdammt großen Gebäude in das es musste und das ihm angst einjagte.
Ich straffe die Schultern und richtete meinen Rock nocheinmal bevor ich über den Hof lief und in das Gebäude hinein, dass sich als wirklich modern erwies.
Die Wände waren mit Grafittis besprüht und wirkten eher wie eine seouler U-Bahn Station als die Wände einer koreanischen Oberschule.
Überall standen Schüler an den Spinden und ich war mehr als nur erleichtert, dass ich in meiner Uniform hier nicht auffiel, sondern wie so ziemlich jedes andere Mädchen hier aussah.
Viele Mädchen hatten ihre Haare zu Zöpfen gebunden. Nur wenige trugen sie offen über die Schultern einige hatten sogar ganz kurze.
Auf dem Land war das wohl üblich so.

Nicht ganz dämlich wirkend versuchte ich den Plan der Schule zu deuten und fand schließlich die Treppe, zu der ich musste, um in den richtigen Raum zu finden.
Der Physikraum platzte nahezu vor all den physikalischen Spielzeugen, die sich in ihm tummelten.
Nur wenige Schüler befanden sich schon im Raum und einige sahen mich verwundert an, als ich eintrat und mir einen Platz relativ weit hinten suchte.
Leise stellte ich meine Tasche ab und packte Hefter, Block und Federmappe aus, bevor ich mich setzte und die Gerätschaften betrachtete.
Eine riesige Glühbirne, verschiedene Pendel und Federn, eine Saugglocke und Dinge die ich kannte, aber verdammt komplizierte Namen hatten, die ich nicht mal denken konnte.

"Eigentlich ist das mein Platz." holte mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Rasch fuhr ich mit meinem Blick herum und blieb bei einem Typen, der sich fast zwei Meter in die Höhe erstreckte und mich mit einem netten lächeln besah und verdammt... Er war nicht grade hässlich.

Sofort stand ich auf. Ich wollte es mir am ersten Schultag nicht mit irgendeinem verscherzen.
"Schon gut." er lächelte unglaublich wunderschön und drückte mich an den Schultern wieder auf den Stuhl zurück.
"Kannst sitzen bleiben. Du konntest es ja nicht wissen." meinte er nur und setzte sich an den Tisch neben mich.

Mit aller Kraft versuchte ich nicht zu ihm zu sehen, als er auspackte.
Der hatte sich einfach neben mich gesetzt!
Ich glaube an diesem Tag gab es doch noch etwas kleines gutes, wenn es auch nur das verdammte Model neben mir war.
"Du bist die neue oder?" fragte er schließlich, als er sich setzte.
Ich sah zu ihm und wollte eigentlich irgendwas schlagfertiges sagen, aber ich blieb an seinem unausweichlichen Blick hängen und nickte schließlich wie eine bekloppte.
Er zog einen Mundwinkel hoch und Gott... Ich spürte meine Knie weich werden, so wie er zu mir sah und halb lächelte.
Seine Augen hatten mich sofort gefangen. Sie hatten ein unglaubliches schokobraun und funkelten mich warm an.
"Ich bin Kris." stellte er sich vor und reichte mir die Hand.
Ich öffnete den Mund um mich vorzustellen, aber seine pure Anwesenheit verschlug mir die Sprache und ich schüttelte nur seine Hand und grinste ihn dumm an.

"Wohnst du nicht gegenüber von den verrückten?" harkte er nach. Toll. Ich hatte meinen Namen schon weg, bevor man mich überhaupt richtig kennengelernt hatte. Wieder nickte ich nur und er seufzte. "Zwei von denen sind bei uns in der Klasse." merkte er an und meine Laune ging wieder in den Keller.
Wenig begeistert drehte ich mich wieder zu meinem Tisch und sah, dass mich ein Mädchen mit dunkelroten Haaren ansah und grinste.
Ich schwor, eben saß sie noch nicht da!
Doch dann erkannte ich sie. Es war diese Irene aus dem kleinen Laden in Urok-Ri.
"Hey! Du hier!" erinnerte sie sich freudig und ihr Grinsen wurde breiter. "Haben dich die Giihans noch nicht umgebracht?" Zog sie mich lachend auf. Nur schwer konnte ich auf ihr lachen reagieren, da hinter ihr bereits ein weiteres bekanntes Gesicht in die Klasse lief.

Eben meinte Kris noch zwei der weirden Typen waren in der Klasse, aber das sie jetzt gleich auftauchten hatte ich nicht gehofft.
Der eine war der, der aussah wie die asiatische und wesentlich kleinere Version von Robert Pattinson der andere war mindestens zwei Köpfe größer als er und wirkte mit den blauen Haaren und den niedlich abstehenden Ohren wie ein Elf aus einem Disneyfilm. An seinen Handschuhen war zu erkennen dass er zu den komischen dazu gehörte.
Die beiden liefen durch die Tische und Stühle hindurch und setzten sich auf die letzten zwei Plätze am anderen Ende des Raumes.
Als der größere seinen Blick durch die Klasse wandern ließ, blieb er an mir hängen und legte eigenartig den Kopf schief. Kurz schüttelte er ihn und blickte zu dem kleineren neben sich. Sofort steckten die beiden die Köpfe zusammen und tuschelten.
Na toll...
Erst Gucci und Channel und jetzt Edward Cullen und Elfinchen. Das waren ja super Vorraussetztungen für eine dicke Freundschaft mit den Nachbarn.

"Wieso tragen die eigentlich diese Handschuhe?" richtete ich mich an Kris und Irene. Beide zuckten mit den Schultern. Und sahen sich an. "Angeblich soll einer von denen mega der Hypochonder sein und alle müssen die Dinger deshalb tragen, aber da sie nie mit einem Reden, weiß das keiner auch so genau." antwortete Irene und stellte sich mir schließlich richtig vor. Sofort klärte sie mich über jegliche Dinge an der Schule auf und welche Lehrer wie tickten, doch ich hörte nur zur Hälfte zu und wendete meinen Blick wieder zu dem Blauschopf der auch mich gelassen betrachtete, als würde er irgendetwas an mir suchen, über dass er als nächstes lästern könnte.

Ich rümpfte die Nase und konzentrierte mich wieder auf Irenes Geplapper und, dass Kris sie andauernd dazu bewegen wollte die klappe zu halten, doch nichts der gleichen. Sie plapperte ohne Punkt und Komma munter weiter, so dass ich mir, anders als mein neben mir, ein erleichtertes Seufzen verkneifen musste, als der Unterricht begann und es für mich zum unangenehmen Teil kam.

Der Lehrer bat mich, mich zu erheben und mich kurz vorzustellen.
Eilig legte ich mir ein paar Sätze zusammen und ignorierte all die Augenpaare, von denen sich das des blauhaarigen besonders auf mich bohrten, zu ignorieren.
"Ich bin Aidae. Bin von Seoul nach Urok-Ri gezogen und gehe jetzt hier in die Naengcheon-Ri Oberschule." Erzählte ich kurz und war mehr als nur dankbar, dass er nicht mehr zu wissen verlangte, aber anscheinend war das schon wieder genug, damit Elfinchen und Cullen was zu tuscheln hatten, was mich innerlich zur Weißglut trieb.
War ich denn wirklich so hässlich, dass man so sehr über mich ablästern musste?
Würde ich ihn oder einen der anderen alleine zu Gesicht bekommen, würden sie gehörig was an den Kopf geknallt bekommen, so wie ich den Metallkleiderständer in der Wohnstube.

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