Hated Start

Unbekümmert und ohne jegliche Sorge kam ich von der Schule nach Hause und fand am Küchentisch breit und dämlich grinsend meine Eltern vor. Sonst verhieß es immer etwas gutes wie Pizza zum Abendbrot oder, dass ich aufgrund einer Änderung in ihren Handyverträgen ein neues Handy bekam, doch diesmal sollte das nicht ganz so ablaufen.
Unsicher ließ ich meine Tasche auf den Boden sinken und zog das dunkelblaue Jackett meiner Schuluniform aus. Es war Anfang Mai und schon so warm wie im Hochsommer und wir musste in der Schule diese Dinger tragen und uns totschwitzen.

"Aidae, wir müssen dir etwas wichtiges erzählen." Fing mein Vater an und griff die Hand meiner Mutter. Ich zog unahnend eine Augenbraue hoch und hoffte bei Gott auf kein kleines Geschwisterchen. Minhae, meine beste Freundin, hatte eine kleine Schwester und diese war die Ausgeburt der Hölle. Soetwas wollte ich garantiert nicht auch noch in meinem Leben haben.
Meine Mutter räusperte sich und im inneren machte ich mich rar die Worte 'du bekommst ein Geschwisterchen' nicht als zu sehr an mich heran zu lassen und sie unwohlfühlend zu belächeln.

"Wir ziehen um."

Das Lächeln blieb mir ersparrt, dafür riss ich jetzt aber meine Augen weit auf. "Am Ende des Schuljahres. Wir haben beschlossen, dass es das beste für uns alle wäre." Ja genau, nachdem meine Eltern eine gigantische Ehekriese hatten und sich monatelang stritten, dass nur so die Fetzen flogen. Vor wenigen Tagen hatte es einfach aufgehört, dass Eomma auch nur explodierte, wenn Appa einen Löffel falsch anguckte.

Am Ende würde dieser Umzug dann so enden wie in der ersten American Horror Story Staffel. Wir würden alle sterben und in dem Haus gefangen sein, dass nur unser bestes sein sollte. Ich kann meinen Eltern perfekt folgen und mich in ihre Lage versetzen, total.
"Vergisst es." Ich schüttelte den Kopf. "Das nächste Schuljahr ist mein letztes und da werde ich garantiert nicht die Schule wechseln." stellte ich mich quer. "Wir haben beide super Jobs gefunden und die Zusagen bekommen und die Schule, die wir für dich im Auge haben, ist bekannt für super Absolventen." Versuchte Vater mich umzustimmen.
Danach rastete ich mal so aus wie Ma, nachdem Pa den Löffel auch noch in das falsche Fach im Geschirrspüler gelegt hatte.
Ich führte ihn vor Augen, dass sie nicht einfach so über meinem Kopf hinweg entscheiden dürften und sie in keiner Silbe an mich und meine Freundschaften hier gedacht hatten...

...und dennoch saß ich zwei Monate später in unserem Opel und auf dem Weg in das kleine Kaff zwei Stunden von Daegu und vier Stunden von Seoul entfernt und begab mich unfreiwillig in ein Leben fernab von Starbucks und Primark in einem verdammten Kuhkaff am Rande der Bevölkerung Daegus.
Ohne scheiß. Nicht mal Google Maps hatte diesen Ort in seinem Register und das möchte was heißen.

Gut zwei Wochen verblieben wir in einem Hotel in Daegu, während das Haus in das wir ziehen sollten her und eingerichtet wurde
Und mir war mehr als nur zum kotzen zu mute.
Am liebsten hätte ich den nächsten Flieger zurück nach Seoul genommen und hätte mich bei Minhae verschanzt, doch meine, eigentlich, beste Freundin meinte vor wenigen Tagen klar und deutlich, dass sie mit mir nichts mehr zu tun haben wollte, weil ihr eine Fernfreundschaft zu anstrengend war, was meine Laune nicht wirklich wieder in den Himmel hinauf hob, sondern mich nur noch mehr in die Scheiße drückte.
Eine gute Sache an diesem Hotel war, dass es WLAN gab und ich mir wenigstens im Internet meine qualvolle Realität fernhalten konnte.

Irgendwann tauchten dann meine Eltern auf, die die beiden Wochen in den Ferien damit verbracht hatten sich die Stadt anzusehen in der wir vorläufig untergekommen waren. Sie meinten wir würden jetzt endlich unsere neue Heimat beziehen können und das ließen sie sich nicht zweimal sagen, sondern schliffen mich aus dem Hotel und auf in Kuhkaff-Ri.

Genau jetzt fuhren wir die letzten Meter bis vor die Haustür. Meine Eltern hatten sich für einen gigantischen Hanok entschieden mit einem Garten, bei dem eine Menge zu tun wäre, doch wenigstens hatten sie ein hübsches Hanok ausgesucht und kein halb zerfallenes, was beim nächsten Gewitter zerfallen würde. Dennoch stieg ich wenig begeistert aus und beschaffte mir meine ganzen Klamottentaschen, um sie sofort ins Gebäude zu bringen, welches sogar überraschend modern eingerichtet wurde.

Die Wohnstube war durch die vielen Fenster lichtdurchflutet und dazu passend mit hellen Möbeln eingerichtet worden. Hier bot sich definitiv viel platz um vieleicht mal etwas durch die Stube zu tanzen, eines meiner Hobbys, auch wenn ich in keinen Verein ging. Etwas mehr für mich, um Langeweile abzubauen. Bereits von meinen Standpunkt aus sah ich die Küche, die ebenfalls hell und modern war und zu meiner Überraschung sogar einen Tisch und Stühle hatte hieß, dass wir nicht, wie eigentlich traditionell in solchen Häusern, auf dem Boden essen mussten.
Mein Weg mit meinen Taschen führte mich durch einen wirklich kleinen, beblühmten Innenhof von dem zwei Türen abgingen.
Eine wenige Meter vor mir die andere rechts von mir.

"Die vor dir ist dein Zimmer und dein Bad, die andere das Schlafzimmer von deinem Vater und mir." beantwortete meine Mutter mir die ungestellte Frage. Ich nickte nur und lief auf die Tür zu, die mir genannt wurde. Mit dem Fuß schob ich die Tür auf und ohne dass ich es wollte vielen mir vor Schreck meine Taschen auf den Boden, aber nicht weil mein Zimmer schrecklich aussah, sondern weil mich die Einrichtung wiedermal überraschte.
Mein Zimmer war gigantisch und überwiegend hellgrün eingerichtet. Anstatt ein einfaches Bett zu beherbergen, wurde es in den Boden eingelassen. Auf der selben Höhe war in der hellgrünen Schrankwand ein Fernseher. In den Regalen über ihn stapelten sich meine Filme und Serien, so wie meine CDs und Bücher.
Links von mir befand sich ein gigantischer ebenfalls hellgrüner Raumteiler, auf den ich sogar hochklettern konnte.
In ihm eingebaut war ein Schreibtisch an der Wand dahinter eine Sitzecke mit grauen Kissen. Daran vorbei ging es zu der Tür, die wohl in mein Badezimmer führte.

Das Badezimmer spaltete sich in einen Ankleidebereich und in das Bad an sich auf. Ich war ehrlich erstaunt, dass man Tradition und Moderne so zusammenwürfeln konnte, doch es änderte nichts daran, dass ich es hier absolut scheiße finden würde. Mehr oder weniger begeistert begann ich also meine Sachen in die Schränke zu räumen, nachdem ich meine Taschen ins Bad geschleppt hatte.
Lieber jetzt als später, wenn meine Motivation nur noch geringer wäre und ich die restlichen zweieinhalb Monate damit verbringen würde das ganze vor mich hin zu schieben, während ich mich in meinen Büchern und Serien vor der Realität versteckte und hoffte wieder nach Seoul zu kommen.

"Aidae!" rief meine Mutter mich und ich legte den letzten Teil meiner Klamotten in den Schrank, bevor ich mich auf den Weg zu ihr machte und ihr half noch Kram ins Haus zu räumen, den die Umzugs- und Einrichtungsagentur nicht mitbekommen hat, da es zu privat war Bilderalben mit zu geben.
Als ich zum letzten mal das Haus verließ um den letzten Karton zu schnappen, fiel mir erst auf, dass das Haus derer gegenüber von uns so garnicht in das Bild der koreanischen Hanokvorstadtidyle passte.

Es war viel zu amerikanisch und modern und erinnerte an eines dieser Häuser von amerikanischen Musikern oder Schauspielern. Luxuriös mit vielen Fenstern und hell. Das Haus passte eher in die Straßen von Hollywood aber nicht in dieses Kuhkaff.
Dadurch das es bereits dämmerte sah man, wie die Vorhänge zugezogen wurden. Ein Junge, ungefähr in meinem Alter stand am Fenster und betrachtete mich neugierig. Er hatte einen ziemlich merkwürdigen Haarschnitt und rote dicke Strähnen zierten seine schwarzen Haare, als er breit grinste wirkte er eher wie ein Kleinkind und kein Teenager.
Er sprach irgendetwas und sah über seine Schulter, bevor er wieder zu mir sah und sein eben noch niedliches Grinsen noch breiter wurde und sogar mir als Horrorfilmfan einen Schauder über den Rücken jagte, so gruselig wirkte es. Doch in der nächsten Sekunde waren die Vorhänge zugezogen und der Junge verschwand aus meinem Blickfeld.

Creepy Nachbarn. Na super. Eine bessere Voraussetzung für American Horror Story à la Realife könnte es ja nicht mehr geben. Fehlte nur noch das diese weirde Haushälterin hier auftauchte. Die man als alte Dame und halbe Hure sah, je nach Geschlecht und dass Tate Langdon hier auftauchte und sich als lieber und netter Nachbar Ausgab und mir schöne Augen machte.

Ich seufzte und machte mich daran wieder ins Haus zu kommen, um den Karton los zu werden und endlich essen zu können. Anschließend verzog ich mich in mein neues Zimmer, bevor meine Eltern noch vorschlagen konnten Monopoly oder soetwas zu spielen, nur um etwas typisches für eine glückliche Familie zu machen. Dabei war ich mit meinen Eltern vor ihrer ganzen Zankerrei total zufrieden. Sie hatten mir meine Freiräume gegeben, kaum Regeln aufgestellt und waren mega lässig mit allem. Ich konnte eine vier in Mathe haben und sie meinten nur 'passt schon' oder 'das bügelst du wieder aus DaeDae' doch das hatte sich geändert und sie fingen an mir meine schlechten Noten übel zu nehmen, sahen aber auch nicht ein, dass ihr ewig langes Gestreite nicht grade produktiv für mein Lernen waren, denn wenn ich das ansprach war ich nur die dumme ohne Ahnung und so dämliche Argumente, nur weil sie pissig drauf waren.

Mit einer Staffel New Girl machte ich mich schließlich daran diesen ersten halben Tag in Urok-Ri entspannt und einfach ausklingen zu lassen, bevor alles nur noch öder und kuhkaffiger und dörflicher werden würde. Ich sah mich bereits die nächsten Wochen auf diesem Tiefbett gammeln und meine komplette Film- und Seriensammlung durchsuchten nur um wenigstens etwas interessantes zu tun zu haben, bevor ich nach den Ferien in eine mir fremde Schule mit mir fremden Lehrern und Schülern müsste.

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Let's get it started, I'm back
😁

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