Kapitel 4: Zeit tot schlagen
POV Klara
Nachdem Ayame mit Namiko und mir fertig war, ging sie sich umziehen. Namiko folgte ihr und mir wurde gesagt, ich solle nicht ins Schlafzimmer kommen. Das tat ich auch und wartete, bis die beiden fertig waren. Ayame trug das gleiche beschriftete, weiße Shirt und die gleiche hellblaue Jeans wie am Vortag. Namiko trug ein rotes Shirt und grau-blaue Jeans. Wir setzten uns auf die Couch. Ayame saß in der Mitte, Namiko und ich saßen jeweils links und rechts von ihr.
"Es tut mir leid, dass ich euch geweckt habe", brachte ich nun endlich heraus.
"Du bist die Treppe runtergefallen", wendete Ayame sofort ein. "Wir, also Namiko und ich, sind bloß froh, dass weiter nichts passiert ist."
"Danke", murmelte ich, aber ich war mir sicher, dass beide es verstanden hatten.
"Wieso bist du eigentlich gefallen?", fragte Namiko noch einer längeren Pause schließlich.
Das war eine berechtigte Frage, aber beantworten wollte ich sie nicht. Zumindest wollte ich nicht die ganze Wahrheit sagen. "Ich habe nicht vor mich geguckt", antwortete ich deshalb bloß, denn es stimmte ja, ich hatte zu Munakata-san geschaut anstatt auf die Treppe.
"Sag bloß, du hast mit ihm geredet." Namiko lehnte sich vor und schaute mich mit großen Augen sowohl überrascht als auch interessiert an.
"Nein, eigentlich nicht", gab ich leise zu.
Sie lehnte sich wieder zurück und sah nun etwas enttäuscht aus. "War klar."
"Hä?", machte ich bloß und schaute Ayame fragend an.
"Er ist eher schweigsam, so kommt es mir jedenfalls vor", erklärte Ayame.
"Und irgendwie hat man auch Angst, ihn anzusprechen. Ich weiß auch nicht, wieso", fügte Namiko hinzu.
Das konnte ich beides nur so bestätigen. Mir ging es ganz genau so, obwohl ich wirklich gerne mit ihm reden würde. Nach einer Weile der Stille wechselte ich das Thema. "Sag mal, Namiko, du bist mit Suzume verwandt, richtig?"
"Ja, ich bin ihre kleine Schwester, aber das weißt du doch schon von Ayame", antwortete diese mir.
"Ja, schon, aber..." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Dann fiel mir wieder was ein, was ich eigentlich viel interessanter fand, da die beiden ja gesagt hatten, dass Munakata-san nicht viel mit ihnen redete und sie sich auch nicht trauten, mit ihm zu sprechen." Wieso nennt Munakata-san dich eigentlich 'Mizushima-chan'? Ich meine, ihr seid doch gar nicht so vertraut miteinander."
"Ach, das..." Namiko sah zur Wand. "Darauf hatten wir uns irgendwann mal geeinigt, damit es nicht zu Verwechslungen mit Suzume und mir kommt."
"Was?" Hatten die beiden nicht gerade noch gesagt, dass sie und Munakata-san nicht viel miteinander sprachen? Also was machte das für einen Sinn?
"Er hat uns geholfen, als Namiko hier eingezogen ist. Da hatten wir uns auf Mizushima-san für die ältere Schwester und auf Mizushima-chan für die jüngere geeinigt. Es kam einfach zu oft zu Missverständnissen", erklärte Ayame daraufhin. "Aber ich habe das Gefühl, dass Namiko es als seltsam empfindet, von jemandem wie Munakata-san mit 'chan' angesprochen zu werden. Und das immernoch", fügte sie noch hinzu und musste am Ende lächeln.
"Und wie, er hat sich das echt angewöhnt", entgegnete sie und stieß gleich darauf einen Seufzer aus. "Na ja, soll er doch. Solange keiner deshalb auf die Idee kommt, dass wir zusammen sind oder so."
"Wäre er nicht auch zu alt für dich?", gab ich zu bedenken, um sie zu necken.
"Woher willst du denn wissen, wie alt er ist? Viel älter als wir ist er bestimmt nicht", wendete Namiko ein.
"Wir sind alle schon über 20 und du bist 18", stellte ich fest.
"Woher weißt du das? Ayame?" Namiko warf der Blauhaarigen einen gespielt beleidigten Blick zu.
"Wir wissen hier doch alle, wie alt die andere ist", verteidigte diese sich. "Du bist 18, Suzume ist 24, ich bin 21 und Klara ist 20."
"Ja, ja, ist ja gut." Namiko hob die Hände.
"Also ich denke er ist älter als wir", meinte ich nachdenklich und wollte mich dabei eigentlich an Ayame wenden.
"Denke ich auch", stimmte mir diese jedoch zu.
"Vielleicht so alt wie Suzume?", mutmaßte Namiko.
"Ja, vielleicht", kam es von mir.
"Ungefähr so alt müsste er sein, schätze ich", stimmte Ayame zu.
Nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten, ergriff ich wieder das Wort. Es gab da noch etwas, über dass ich Ayame ausfragen musste.
"Ayame", begann ich.
"Ja, Klara."
"Hattest du nicht mal gesagt, du hättest einen Freund wenn wir uns wiedersehen", grinste ich sie an. Sie hatte ebenfalls behauptet, sie würde vor mir eine feste Beziehung haben.
"Ja", meinte sie nur verlegen, "das war wohl nichts."
"Hattest du eigentlich schonmal einen?", fragte ich. Vielleicht hatte sie es immerhin geschafft, vor mir eine feste Beziehung zu haben.
Ayame schüttelte ihren Kopf. "Ich weiß auch nicht. Es ist genauso wie in der Schule; keiner will mit mir zusammen sein."
"Vielleicht traut sich auch keiner, dich danach zu fragen. Hast du überhaupt Kontakt zu Jungs?"
"Nein, ich... Ich bin immernoch zu schüchtern", gab sie leise zu.
"Ganz die alte Ayame", lächelte ich sanft und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Du findest schon noch jemanden."
"Danke", lächelte Ayame zurück. "Was ist eigentlich mit dir?"
"Auch kein Glück." Ich musste anfangen zu lachen. Es hatte sich wirklich nichts verändert.
"Ich auch nicht", gab Namiko ebenfalls zu.
"Bei dir verstehe ich es auch noch, kleiner Tollpatsch", lachte Ayame.
"Hey!" Namiko schubste Ayame leicht zur Seite, aber es reichte, damit sie sich mit dem Arm auf der Couch abstützen musste, um nicht runterzufallen.
Wir mussten alle lachen, nachdem Namiko gesagt hatte, dass auch Suzume im Moment keine feste Beziehung hatte. Allerdings hatte diese schonmal eine - im Gegensatz zu uns. Als wir uns wieder beruhigt hatten, war Namiko auch diejenige, die das Wort ergriff. Wir redeten noch eine Weile über verschiedene Themen. Ayame und ich hatten zwar oft telefoniert, aber wir hatten uns trotzdem viel zu erzählen und dann waren da noch die ganzen anderen Mädchenthemen, über die wir die meiste Zeit sprachen. Danach schlug Namiko vor, Karten zu spielen. Das einzige Problem dabei war, dass sie fast jede Runde verlor.
"Wann kommt eigentlich Suzume wieder?", fiel mir plötzlich wieder ein.
"Gegen drei. Sie arbeitet bei einem Supermarkt, aber nur eine Schicht lang am Tag", erklärte Ayame und legte eine Karte, die Namiko in Schwierigkeiten brachte.
"Ich für meinen Teil habe Ferien und muss daher nicht zur Schule", erklärte Namiko ihrerseits knapp und schaute verärgert auf die neue Karte. "Seit ihr eigentlich beide gegen mich?"
"Das nicht, aber die Letzte, die übrig ist, gewinnt", meinte Ayame, "und das heißt, dass ich sowohl dich als auch Klara ausspielen muss. Das gilt natürlich auch für sie."
Ich nickte. "Aber ich kann es momentan nur auf Ayame abgesehen haben, weil sie nach mir dran ist", fügte ich an.
Namiko seufzte und zog eine neue Karte. Das war bereit die dritte Runde in Folge, dass sie dies tat. "Ich will nicht mehr", murrte sie.
"Die Runde noch, okay?", bot Ayame an.
Wir spielten also diese Runde noch fertig. Danach zählten wir die Ergebnisse von jeder einzelnen von uns. Ayame hatte 5 Mal gewonnen, ich ebenfalls 5 Mal und Namiko 1 Mal. Wir suchten uns ein Teamspiel heraus und tatsächlich konnten wir uns damit so lange beschäftigen bis Suzume zurück kam.
"Na, ihr!", begrüßte sie uns. Dann sah sie Namikos Ellenbogen. "Was hast du gemacht?"
"Treppe runtergefallen", erklärte sie nur und fügte noch hinzu: "Klara aber auch."
Suzume schaute mich abwartend an.
"Knie aufgeschlagen", gab ich schließlich zu.
"Lass die beiden bloß nicht alleine, Ayame", scherzte Suzume, "Sonst erkennen wir die WG nicht mehr wieder."
"So schlimm sind wir nicht!", rief Namiko ihrer Schwester zu und warf mit einem Kissen auf sie.
Suzume fing es auf und lachte. Auch Ayame und ich mussten lachen, dann begann auch Namiko zu lachen. Als wir und wieder beruhigt hatten, setzte Suzume sich zu uns und frage, was passiert war. Wir erzählten es ihr und ihre Reaktion war anders als erwartet, denn sie fing wieder an zu lachen.
"Munakata-san? Du bist auf ihn gefallen, Namiko?", fragte sie ungläubig, Namiko allerdings nickte nur beschämt. "War er nicht sauer?"
"Sah nicht so aus", antwortete Namiko zuerst, dann aber korrigierte sie sich. "Na ja, keine Ahnung, sieht man ihm ja nicht an."
"Jedenfalls hat er dich nicht angeschrien, so wie damals, als du die Cola umgestoßen hast, als er eine Schraube vom Boden aufgehoben hatte, die unter den Tisch gefallen war", meinte Ayame zu mir, schaute aber Namiko an.
"Was hatte er denn aufgebaut?" fragte ich.
"Das zweite Etagenbett als Namiko eingezogen war", antwortete Suzume. "Und unsere Namiko war genau in dem Moment über eine Latte gefallen und hatte dabei die Cola umgestoßen." Suzume warf ihrer Schwester einen strengen Blick zu. "Sei froh, dass die Flecken rausgegangen sind."
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Es tut mir leid, dass jetzt fast einen Monat nichts mehr kam, aber ich hatte einfach ziemlich viel um die Ohren und da ist das einfach untergegangen. Das nächste Kapitel versuche ich am Freitag (20.9.) hochzuladen.
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