Kapitel 11: Der erste Samstag

Am nächsten Morgen wachte ich früh auf. Die anderen schliefen noch, was um 7:00 Uhr am Samstag nicht ungewöhnlich war. Ich drehte mich auf den Rücken und starrte die Unterseite von Ayames Matratze an. Das durfte echt nicht wahr sein. Jetzt wachte ich schon in aller Frühe auf und fühlte mich nicht mal müde, obwohl ich wahrscheinlich erst um halb eins eingeschlafen war. Nur konnte ich mich nicht für einen Grund entscheiden. Munakata-san oder das, was Suoh-san gestern Abend zu mir gesagt hatte. Eher Suoh-san. Könige... Clan... Ich ertappte mich dabei, wie ich wieder anfing, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, und zwang mich zu einen anderen Gedanken.

Das erste, was mir einfiel, war meine Mutter. Wir hatten seit ich sie nach diesem Abend mit Munakata-san zurückgerufen hatte nicht mehr gesprochen. Mein Mobiltelefon war mittlerweile zum Glück auch wieder aufgeladen, lag neben mir und zeigte mir bei einem Blick auf den Display >7:05<. Ehrlich? Erst fünf Minuten? Naja, war ja auch egal; Zuhause war es sowieso fünf Minuten nach Mitternacht und ich hatte keine Ahnung, ob meine Mutter noch wach war. Außerdem würde mir mindestens eine der drei den Hals umdrehen, wenn ich sie um diese Zeit am Morgen weckte.

Ich brauchte also einen neuen Gedankengang. Und zwar möglichst einen ohne Suoh-san oder Munakata-san oder sonst einen meiner neuen Bekannten. Nach gefühlt 15 Minuten - es waren eigentlich nur drei - kam ich auf die Frage, was ich überhaupt geträumt hatte. Nachdem ich angestrengt nachgedacht hatte, fiel es mir wieder ein. Es war ein totales Chaos aus der vergangenen Woche und Zuhause. Außerdem waren so ziemlich alle Leute, denen ich diese Woche begegnet war, mit dabei. Auf dem Spielplatz am Stadtrand war ein Spielplatz - und das nicht nur in meinem Traum - und dort waren Tatara-kun und Anna-chan. Kusanagi-san war mir vor einem der Läden in der Innenstadt begegnet und Suoh-san auf dem Heimweg. Aber das Schlimmste war, dass Munakata-san und meine Mutter im Wohnzimmer saßen und einen Kaffee oder Tee oder was auch immer tranken. Hätte ich mich doch lieber nicht erinnert..., dachte ich plötzlich und drehte mich frustriert auf den Bauch, um mein Gesicht ins Kissen zu drücken.

"Ich kann nicht mehr", nuschelte ich in den Stoff, bevor ich wieder aufsah.

Das durfte doch nicht wahr sein. Abgesehen davon, dass ich ihn kaum kannte natürlich. Dass ich mich für Männer interessierte, die ich so gut wie gar nicht kannte, war nichts Neues mehr für mich und verliebt war ich auch schon einmal. Und dieses eine Mal war fürchterlich, weil der Typ erstens schon eine Freundin hatte und zweitens hatte er mich nicht mal angesehen, wenn ich neben ihm stand. Aber wenn ich dieses eine Mal hiermit verglich, stellte ich schnell fest, dass es nicht so schlimm war. Obwohl... Nein, eigentlich machte es mich auch fertig. In einer anderen Weise jedenfalls. Sieh es positiv, Klara. Er redet mit dir. Und er ist freundlich zu dir. Überhaupt beachtet er dich wenigstens. Ich schaute auf als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm. Es war Namiko, die sich aufgesetzt hatte.

"Schon wach?", fragte sie mich leise.

"Ja", antwortete ich nur.

"Du sieht fertig aus. Hast du schlecht geschlafen?"

Ich schüttelte den Kopf. "Bin nur früh aufgewacht."

Namiko nickte. Fast im selben Moment murrte Suzume und setzte sich verschlafen auf. Sie warf eine Blick auf die Uhr, bevor sie mich anschaute und dann runter zu Namiko.

"Schwesterchen", fing sie an.

"Ja?"

"Es ist zehn vor acht. Am Samstag."

"Entschuldigung."

Suzume seufzte. "Jetzt ist es sowieso zu spät. Gehen wir rüber. Ayame will sicher noch schlafen."

Ich nickte. Zu dritt gingen wir ins Wohnzimmer und unterhielten uns leise. Es dauerte nicht lange, bis suzume fragte wie mir der gestrige Abend gefallen hatte.

"Es war schön. Kusanagi-san ist sehr freundlich. Tatara-kun und Anna-chan auch."

Suzume lächelte. "Ich mag die drei auch."

"Ich auch", stimmte Namiko zu. "Aber Suoh-san kann auch ganz okay sein. Wenn er gute Laune hat, jedenfalls."

Ich nickte. Das konnte ich mir vorstellen. "Suzume, Namiko?"

"Was ist?", fragte Namiko. Auch Suzume signalisierte mir, das sie zuhören würde.

"Suoh-san hatte gestern etwas von Königen erzählt. Ist da was dran oder war das Unsinn?"

Die Schwestern tauschten einen Blick aus. "Da ist was dran", sagte Suzume schließlich. "Aber ich weiß nicht viel darüber."

"Kannst du mir bitte sagen, was du weißt?", bat ich sie.

"Nicht viel mehr als Suoh-san gestern gesagt hatte. Er ist der König des roten Clans und Munakata-san ist der König des blauen Clans. Von Kusanagi-san weiß ich noch, dass es sieben Könige gibt. Aber das war alles." Sie zuckte mit den Schultern.

"Frag doch Munakata-san mal danach", schlug Namiko vor. "Oder Suoh-san."

"Von Suoh-san habe ich für's erste genug", gab ich zu.

Wir redeten noch eine Weile miteinander, dann wurde es neun und kurze Zeit später kam Ayame durch die Tür getappst.

"Da seid ihr", meinte sie halb verschlafen.

"Guten Morgen", begrüßten wir sie im Chor.

"Guten Morgen", erwiderte sie lächelnd und setze sich zu uns an den Wohnzimmertisch.

POV Munakata
Die Auseinandersetzung mit Suoh gestern war anstrengend und auch der Rest des roten Clans wollte mir gestern Nacht anscheinend keine Ruhe gönnen. Wahrscheinlich war es schon nach Mitternacht, als ich endlich zu Hause war. Das machte dann ungefähr fünf Stunden Schlaf für mich und das war definitiv zu wenig. Ich hatte Mühe Awashima-kun zuzuhören, als sie mir Bericht erstattete. Dass einer ihrer Berichte von einer weiteren Auseinandersetzung zwischen Fushimi-kun und Yata-san handelte, konnte ich fast nicht mehr glauben. Die zwei hatten gestern eine Supermarktparkplatz verwüstet, wobei ein großer Schaden an den dort parkenden Autos und auch an dem Gebäude selbst entstanden war. Dafür hatte ich ihn gestern schon gemaßregelt, aber wie es aussah, musste ich das heute wieder tun. Immerhin hatten die beiden sich diesmal eine Gasse ausgesucht und nur einige Mülltonnen zerstört. Als Awashima-kun fertig war, nickte ich.

"Hol bitte Fushimi-kun rein", bat ich sie.

Awashima-kun nickte und holte ihn rein. Mit einem Blick bat ich sie, raus zu gehen. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war brauchte ich noch einen Moment, um Worte zu finden. Doch als ich sie gefunden hatte, stand ich auf, ging um den Tisch und blieb nur einen Meter vor Fushimi-kun stehen.

"Hast du eine Ahnung, was du angestellt hast?", began ich, erhielt aber keine Antwort. "Ich hoffe dir ist klar, welchen Schaden du verursacht hast. Außerdem hätten Zivilisten verletzt werden können. Weißt du eigentlich, was das für ein Licht auf Scepter 4 wirft? Glaubst du, für solche Aktionen habe ich dich aufgenommen?" Ich stoppte kurz und wartete auf eine nicht eintretende Reaktion. "Du kannst nicht durch Shizume City laufen und bei jeder Gelegenheit einen Kampf mit Yata-san anfangen. Außer dir greift niemand in ganz Scepter 4 ein Mitglied von Homra grundlos an. Obwohl wir uns nicht gut verstehen. Und genau das erwarte ich auch von dir, hast du verstanden?"

" Ja, Vorsteher", antwortete er nur. Seine Antwort wirkte herausgepresst.

"Fushimi Saruhiko, ich erdulde solche Ausrutscher langsam nicht mehr. Wenn du weiterhin Mitglied von Scepter 4 sein möchtest, erwarte ich, dass du lernst, dich zu mäßigen."

Fushimi-kun senkte den Blick, nickte aber.

Für ein paar Sekunden schaute ich ihn noch prüfend an, bevor ich ihn rausschickte und mich wieder setzte.

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