7. Kapitel
Juhee
Unsicher zupfte ich an den Fäden meines Armbands, während ich frustriert geradeaus starrte.
»Juhee? Bist du noch da?«, fragte Jimin durch den Hörer und ich erwachte somit aus meiner Trance.
»Ja, bin ich.«
»Was ist denn los? Wenn du nichts sagts, dann leg ich auf.« Jetzt klang er leicht genervt. Jimin verwirrte mich immer mit seinen Stimmungswechseln. Aber ich wollte es so lange wie möglich auskosten, dass er nett war. Ich versuchte es wenigstens. 4
»Ich wollte mit dir wegen vorgestern reden.« Halbe Lüge.
»Okay.« Ich holte tief Luft, um mich kurz zu sammeln. »Ich wollte mich entschuldigen. Ich hab mich echt dämlich verhalten und fühle mich schrecklich. Du warst so nett zu mir und ich wüsste nicht, was ich gemacht hätte, wenn du nicht da gewesen wärst. Also danke. Ich weiß nicht, was ich dir dafür zurückgeben kann ...«
Jimin hörte mir ruhig zu und das, ohne mich zu unterbrechen.
»Es tut mir wirklich leid, wie ich mich verhalten habe.« Es war immer noch still und langsam wurde ich nervös. Nach fast einer Minute antwortete er endlich.
»Ist schon okay. Das war ja wahrscheinlich auch keine einfache Situation für dich. Wie geht es dir eigentlich damit? Und was ist mit deinem Arm?« Bei seinem führsorglichen Ton musste ich lächeln und sah mir den Oberarm an.
»Mir geht's gut. Wirklich. Vielleicht bin ich immer noch etwas verwirrt und ich glaube, ich gehe in nächster Zeit erst mal nicht mehr alleine in den Park, aber sonst bin ich okay. Und mein Arm ist ein bisschen blau, aber er lebt noch.« Jimin lachte leise und rau auf.
»Das ist gut. Und was wolltest du mir eigentlich sagen?« Ich stockte und sah perplex mein Handy an.
»Was?«
»Was du mir eigentlich sagen wolltest. Das ist kein Problem.«
Wie konnte er mich nur durchschauen?
»Wir wurden fotografiert«, sagte ich dann monoton, in der Hoffnung er verstand mich.
»Ich weiß, Juhee. Ich weiß«
»Was? Woher?«, platzte es dann auf einmal aus mir heraus. Wie konnte er es nur wissen?
»Ich lebe ja nicht auf einem fremden Planten, Juhee. Wir wollten dich eigentlich erst in ein paar Stunden anrufen, aber da du es ja jetzt schon weißt ... Wir holen dich um elf Uhr ab. Sei pünktlich.«
»Pünktlich wofür?«, keuchte ich.
»Es wird eine Pressekonferenz geben, in der wir klarstellen, dass die Schlagzeile fake ist.«
»Bist du denn gar nicht sauer?«
Jimin lachte kurz auf. »Gott, das haben wir schon so oft gehabt. Also ist es nichts, was man ernst nehmen sollte.«
»Aber ich kann das nicht nachvollziehen«, schwafelte ich.
»Ich will dich ja nicht unterbrechen, aber darf ich noch ein bisschen schlafen? Wir sehen uns doch eh später. Und du solltest auch noch schlafen.« Ich war froh, dass wir nur übers Telefon redeten, denn er sah jetzt zum Glück mein Gesicht nicht rot werden.
Auch mein Vater kam nicht mehr in den Raum rein, sondern gab mir ein Zeichen, dass er zur Arbeit fuhr. Das Business schläft also wirklich nie ...
»Es tut mir so leid, dass ich euch Schwierigkeiten bringe und dich geweckt habe. Schlaf noch gut«
»Juhee, hör auf, dich ständig zu entschuldigen. Das musst du nicht.«
»Okay. Tut mir ... Egal. Bis nachher.«
»Schlaf gut. Ach und Juhee?« Ich musste zugeben, ich mochte er, wie er meinen Namen aussprach.
»Ja?«
»Wenn du das nächste Mal in den Park gehst, sag was. Dann ... weißt du was? Vergiss es. Geh da nicht mehr hin, verstanden?« Und damit legte er auf.
Ich starrte das Handy in meiner Hand an und spürte meinen schnellen Herzschlag, während das monotone Tuten erklang. Keine Ahnung ob das so eine gute Idee war.
~
Sechs Stunden später war stand ich an einem Büfett und futterte die Donuts, während BTS beim Interview über ihre neue CD, ihre Konzerte und noch einigen anderen Dingen gefragt wurden. Ab und an begegnete ich Jimins Blick, doch er sah schnell weg. Ich erwiderte es und bekam dabei dieses Flattern im Bauch. Als er mich wieder ansah, bemerkte ich es nicht, sondern griff nach dem nächsten Donut. Anders hielt man diesen Druck hier gar nicht aus.
Auch Taehyung warf mir ab und zu einen Blick zu und machte mit seinen Händen unauffällig die Geste, dass ich mich entspannen sollte. Ja, das sagte er so einfach! Wo war Madison, wenn man sie brauchte?
Aber dann wurde schlagartig das Thema auf die Titelstory von heute Morgen gelenkt und ich verschluckte mich an meinem Vanilledonut.
»Wir können Ihnen und auch allen Leuten da draußen versichern, dass niemand von uns eine Freundin hat«, ergriff Namjoon, der Leader sogleich das Wort.
»Ja, aber was nicht ist, kann ja noch werden, nicht wahr?«, fragte der Moderator und hielt die Schlagzeile in die Kamera. »Auf den Bildern sieht es jedenfalls so aus.«
Er drehte sich zu mir herum.
»Und wie ich sehe, ist sie auch hier.«
Alle Blicke richteten sich plötzlich auf mich und ich kam mir vor als würde eine riesige Reklame Tafel mit meinem Namen über meinem Kopf hängen. Die Kameras schwenkten zu mir herum und ich bekam gerade so noch den letzten Bissen des Donuts heruntergewürgt. Ich zwang mich zu einem Lächeln und winkte schwach in die Kamera. Gleichzeitig wünschte ich mir, meine Wangen würden nicht anfangen zu glühen. Aber das taten sie und mein Gesicht wurde heiß.
»Juhee ist eine Freundin von uns allen«, versuchte Tae die Aufmerksamkeit des Moderators wieder auf sich zu ziehen. Naja, Freundin war übertrieben. Wir kannten uns seit kurzem.
»Ja, wir kennen sie schon ewig«, fügte Jin hinzu (auch, wenn es gelogen war).
Ich kannte euch ewig! »Sie ist kein Fan von unserer Band«, sagte Hoseok und zwinkerte mir zu.
Das war ja mal eiskalt gelogen.
Aber der Moderator wollte es von mir persönlich hören. Also bat er mich auf der Anklagebank Platz zu nehmen. Er stellte mir alle möglichen Fragen, die mich in jede erdenkliche Zwickmühle brachten. Aber ich schaffte es am Ende doch, ihn davon zu überzeugen, dass das Treffen im Park Zufall war und, dass ich weder mit Jimin, noch Jungkook oder einem anderen der Jungs nicht zusammen war.
~
Als wir das Gebäude verließen, legte Jungkook mir mitfühlend eine Hand auf die Schulter.
»War ganz schön hart oder?«, fragte er mitfühlend. Ich hatte ihn jetzt schon liebgewonnen.
»Ich habe es überstanden. Das ist was zählt«, seufzte ich und strich mir die Haare aus dem Gesicht. »Denkt ihr, dass es sie überzeugt hat?«
»Natürlich.« Namjoon lächelte. »Gerüchte tauchen immer auf. Das einzige was man tun kann, ist sie direkt zu bekämpfen und anzusprechen.«
»Ich finde, dass du dich tapfer geschlagen hast«, sagte Jimin und zog seine graue Mütze tiefer ins Gesicht. Ein Kompliment von ihm, bedeute mir sehr viel, denn ich war mir sicher, dass es nicht oft geschehen würde.
»Ich weiß nicht wie die anderen das sehen, aber ich würde dich gerne zu einem Filmabend zu uns einladen«, sagte Jungkook und lächelte mich freundlich an. »Als Wiedergutmachung für den Stress, den du wegen uns hattest.«
Den ihr wegen mir hattet, korrigierten ihn meine Gedanken.
»Das ist eine tolle Idee!«, strahlte Taehyung. »Du kommst doch?«
»Ja, sehr gerne.« Ich lächelte.
Niemals hätte ich gedacht, dass mir so etwas passieren könnte. Aber ich hing wirklich mit meiner Lieblingsband ab!
»Gut. Wir sehen uns dann morgen Abend«, sagte Jimin und stieg als erster in den schwarzen Van, der gerade vorfuhr.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top