36. Kapitel
Jimin
»Madison?«, sagte ich verwundert.
»Hallo, Jimin« Sie rieb sich verlegen den Hinterkopf und starrte währenddessen auf ihre polierten Chucks.
»Ernsthaft?« Ich zuckte mit einer Braue und machte einen Schritt auf die Beiden zu.
»Hm?«
»Tae, ich bitte dich« Ich schüttelte den Kopf. »Du willst mir doch grad nicht ernsthaft vormachen, dass da nichts war. Ich bitte dich.«
»Nein«, sagte er. »Warum sollte ich auch?«
»Warum verhältst du dich dann so ... so-«
»Lass gut sein, Jimin« Madison trat einen halben Schritt vor Taehyung. Ihr Dialekt war wirklich amüsant.
»Kann mir mal bitte hier jemand erklären, was das Ganze soll?«
Nachdem ich davon erfahren hatte, dass zwischen Taehyung und Madison etwas lief, fragte ich mich instinktiv ob ich meinen besten Freund überhaupt noch gut genug kannte. Es war anscheinend so eindeutig – und ich hatte es nicht bemerkt.
Ich machte Madison aufmerksam, mir zu zeigen, wo sich Juhee gerade aufhielt. Ohne einen Kompromiss einzugehen brachte sie mich zu ihr. Es tat gut, sie wieder in meiner Nähe zu wissen.
Jetzt konnten wir nachholen, was wir versäumt hatten.
»Juhee!«
Ihre Augen strahlten vor Freude und sie rannte in meine Richtung.
»Jimin?« Sie klang überrascht und fiel mir in die Arme.
Ich drehte meinen Arm, sodass sich unsere Handinnenflächen berührten. Ihre Hände waren feucht vor Aufregung. Ich schob meine Finger zwischen ihre und hielt sie fest. Ich überbrückte die Distanz zwischen uns und küsste sie. Mit meiner freien Hand packte ich den Stoff ihres T-Shirts, während ich meinen Mund hart auf ihren presste. Ich spürte, wie sie die Lippen unter meinen zu einem Lächeln verzog, welches ich erwiderte. Ein zufriedenes Seufzen stieg aus meiner Kehle auf. Sofort schoss mir der Moment in den Kopf, als ich Madison und Taehyung gesehen hatte. Aber das war mir gerade herzlich egal.
Eine Ruhe, wie ich sie den ganzen Tag nicht verspürt hatte, legte sich über mich. Zwar pochte mein Herz nach wie vor wie wild, und jeder Nerv in meinem Körper schien von unserem Kuss zu erwachen, aber das Gefühl der Rastlosigkeit, das ich noch in den letzten Stunden mit mir herumgetragen hatte, war verschwunden. Ich war angekommen.
»Was tust du hier?«, fragte Juhee und strich sich eine Strähne ihrer schwarzen Haare hinters Ohr. »Ich meine, solltet ihr nicht erst in vier Wochen zurück sein?«
»Babe« Ich griff erneut nach ihren Händen. »Eine Infektion ist ausgebrochen und ich habe keine Lust mich da anzustecken. Die Konzerte werden wahrscheinlich verschoben und um ehrlich zu sein, passt mir das ganz gut in den Plan.« Ich blickte strahlend in die Augen meiner Freundin, sie erwiderte.
»Das sind doch einmal hervorragende Nachrichten«
»Hm?« Ich konnte es mir denken.
Juhee starrte ängstlich auf ihre Hände, das Armband, dass Madison ihr schenkte, immer an ihrem Handgelenk – und sie zupfte an den Fäden.
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schlecht ich mich fühle« Tränen glitzerten in ihren Augen.
»Wieso?« Wegen deinem Vater?
»Für alles, was mein Dad mir angetan hat. Er zerstört unser Leben, nur weil du mit mir zusammen bist und anderes herum. Hundert pro, dass Bang Si-hyuk und er am gleichen Strang ziehen.«
»Hey« Ich machte einen vorsichtigen Schritt auf sie zu und nahm sie zärtlich in den Arm.
»Aber Jimin ganz ehrlich. Ohne mich wärst du nicht in Gefahr und könntest entspannt weiter leben. Dein Leben wäre in Ordnung.«
Ich lachte einmal kurz auf. Ja, entspannt hätte ich es gerne genannt, aber so war es nicht. Ich war den ganzen Tag beschäftigt zu proben. Sogar die Nächte hatte ich durchgemacht. Wenn es mal gut lief hatte ich drei Stunden Schlaf.
Eine lange Stille herrschte zwischen uns.
Ich schluckte einmal. »Ja, du hast Recht. Wenn ich dich nicht kennengelernt hätte, dann wäre ich jetzt wahrscheinlich problemfrei. Aber dann hätte ich auch nie die Liebe meines Lebens getroffen.«
»Jimin«, schluchzte Juhee und vergrub ihr Gesicht in meiner Brust.
»Was auch immer alles in letzter Zeit schief gelaufen ist« Ich packte Juhee sanft am Kinn und umfasste anschließend ihre Handgelenke. »Es ist nichts gegen ein Leben ohne dich. Lee Juhee, ich liebe dich. Mehr als alles andere.«
Juhee
Die Party hier steigerte sich echt ins unglaubliche. Ich dachte zwar erst, es sei ein bisschen Getratsche und Getanzte, aber die Leute hier tanzten echt unglaublich zu all den Beats, wie als hätten sie Jahre lang nicht mehr so viel Spaß gehabt. Jimin und die anderen gesellten sich zu uns und forderten zum Tanz auf. So tanzte jeder mit jedem – und ich musste zugeben, dass das ganz schön amüsant war.
Luftringend gesellte ich mich zu Madison an einen der Stände, die gerade an ihrem Cocktail nippte.
Ich räusperte mich.
Sie sah auf.
Erwartungsvoll starrte ich sie an.
»Ja?«
»Wie zum Teufel ist das passiert?«
»Wie ist was passiert?«
»Taehyung und du.« Ich beugte mich verschwörerisch vor. »Ist er gut im Bett?«
»Ooh. Oh.« Sie lachte und schüttelte amüsiert den Kopf. »Zwischen uns ist nicht viel passiert.«
Ich zuckte mit den Brauen. »Tu nicht so, als ob du mir was verheimlichen müsstest. Jimin hat euch erwischt, stimmt's?« Ich boxte ihr einmal leicht gegen den Oberarm. »Ich weiß alles!«
»Ahja« Unschlüssig nahm sie einen weiteren Schluck Flüssigkeit ihres Cocktails und stellte ihn an einem kleinen weißen Stehtisch vor uns ab.
Skeptisch hob ich erneut die Braue. »Und warum wart ihr dann so außer Atem? Und verschwitzt? Und warum pocht deine Lippe noch so?«
»Ich hab nie abgestritten dass-« Sie unterbrach sich selber. »Es ist ganz schön warm. Vergessen? Und, dass-«
Nun war ich diejenige, die sie unterbrach. »Dass ihr wild rumgeknutscht habt. Ich weiß.«, grinste ich. »Aber Maddie, mal ganz ehrlich. Wie hast du ihn dazu bekommen?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Madison«
Sie atmete tief aus. »Okay. Keine Details, versprochen?«
Ich hielt ihr den kleinen Finger entgegen. »Versprochen« Sie hakte ein.
»Ich hab ihn geküsst. Genug Informationen für dich« Sie zwinkerte mir zu.
»Seid ihr jetzt sowas wie Freundschaft plus?«
Empört verzog sie das Gesicht. »Was? Nein!«, antwortete sie, aber ich konnte das unterdrückte Lachen und ihr rotanlaufendes Gesicht ausmachen. »Er will mehr und ich bin damit vollkommen einverstanden«
Ich japste. »Nein.«
Madison nickte. »Doch«
»Nein!« Im nächsten Moment fiel ich ihr um den Hals. Ich hatte das alles nur für einen kleinen Scherz gehalten. Ich drückte sie so fest, dass sie kaum Luft bekam. »Oh man, ich freu mich so für dich.« Sie erwiderte meine Umarmung fest. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und genoss das Gefühl.
»Ich hab dich lieb, Juhee«, sagte sie leise.
»Ich dich auch. Und wie«, gab ich zurück.
Ich öffnete die Augen, ohne mich von meiner besten Freundin zu lösen, und blickte Jimin an, der auf einmal aufgetaucht war. An seinem schiefen Lächeln konnte ich erkennen, dass er mindestens genauso berührt war wie Madison und ich in dieser Sekunde.
Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass wirklich alles gut werden würde. Ganz gleich, wie lang es dauerte.
»Also« Tae stützte die Ellenbogen am Tisch ab. Wir saßen uns gegenüber an einer Bank. »Wie hast du es bloß gewusst?«
Ich lachte kurz auf. »So etwas nennte man Instinkt, Taehyung. Wir Frauen haben sowas. Müsstest du aber eigentlich jetzt wissen« Dabei schielte ich unauffällig zu Madison herüber.
»Und was sagt dir dein Instinkt jetzt?« Jungkook lehnte sich zur Seite, packte Madison bei den Hüften und küsste sie.
Ich lachte. »Touché«
Maddie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber jemand anders kam ihr zuvor.
»Leute« Ich fuhr herum und sah Jin vor uns stehen. Er war blass im Gesicht, seine Haare standen in alle Richtungen ab. »Ich weiß, dass ihr gerade schwer beschäftigt seid, euch gegenseitig zu dissen. Aber wir haben gerade ein größeres Problem bekommen.«
»Was ist los?«, fragte Jimin und klaute mir damit die Worte aus dem Mund.
Seokjin schluckte schwer. »Lee Jongdae hat soeben diese Party gesprengt.«
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