31. Kapitel

Juhee

Ich rannte zum Tanzstudio, so schnell mich meine Beine trugen. Klar, ich hätte den Zug nehmen können oder den Bus, aber ich musste einfach laufen. Seid Madisons Party waren schon unfassbare vier Tage vergangen.

Jimin hatte sein Handy abgeschaltet, also ging ich davon aus, dass er noch da war. Ich hoffte es so sehr. So große Angst wie ich vor diesem Gespräch auch hatte, ich musste es endlich loswerden! Ich konnte nicht länger schweigen!
Ich beschleunigte meine Schritte. Mein Körper war voller Adrenalin. Der Wind pustete mir die langen schwarzen Haare aus dem Gesicht und meine Augen tränten. Aber es war mir egal.
Als ich das BigHit Gebäude erreichte, sprintete ich hinein und die Treppen nach oben, den langen Flur entlang, bis ich endlich vor dem Tanzstudio stand.
Erst jetzt blieb ich stehen und atmete flach, während ich mich erschöpft auf meinen Knien abstützte. Laute Musik drang bis zu mir nach draußen. Das war gut, es bedeutete, dass er noch da war.

Ich hatte meine Hand bereits an den Türgriff gelegt, aber ich traute mich einfach nicht ihn herunter zu drücken. Angst stieg plötzlich in mir hoch. Was würde er sagen? Wie würde er reagieren? Wollte er mich überhaupt sehen? Gott, was tat ich hier eigentlich?!
Nein, keinen Rückzug! Jetzt nicht mehr.
Ich atmete tief durch. Er hatte die Wahrheit verdient, ob er sie hören wollte oder nicht.

Okay, jetzt war ich bereit.
Ich drückte den Griff herunter und öffnete die Tür. Jump hallte in einer Lautstärke durch den Raum, dass ich mich wunderte, dass die Spiegel dabei nicht zerbrochen waren. Und da war er. In der Mitte des Raumes, von den Spiegeln abgewandt tanzte Jimin alles heraus, was er fühlte. Ich schloss die Tür, aber er hatte mich noch immer nicht bemerkt. Nachdenklich lehnte ich mich dagegen, während ich ihm beim Tanzen zusah. Der Schweiß tropfte von seinen nassen Haarspitzen und er hatte sich nicht einmal umgezogen, sondern tanzte in den Sachen, mit denen er wahrscheinlich vorhin die Wohnung verlassen hatte. Ihn so zu sehen, brach mir das Herz und faszinierte mich gleichzeitig. Er war so ein wahnsinnig guter Tänzer.

Aber dann schwenkte der Song zu Tomorrow und Jimin drehte sich zu mir um. Mein Herz blieb stehen, als er mich sah. Er war überrascht, das erkannte ich daran, dass sich sein Mund leicht öffnete.
Ich war genauso sprachlos. Plötzlich wusste ich nicht mehr was ich ihm sagen wollte. Alles was ich mir vorgenommen hatte, war verschwunden, als sich seine Lippen zu einer dünnen Linie verzogen. Okay, das war nicht gut. Ich sollte besser wieder gehen. Keine Ahnung wieso ich hier war. Hitze stieg in mir auf und nahm mir gleichzeitig die Luft zum Atmen. Ich wollte mir mit der Hand Luft zu fächeln, aber noch während ich sie hob, fiel mir auf, wie blöd es aussehen musste, also fuhr ich mich stattdessen durch die Haare und wandte den Blick ab.

»Was tust du hier?«, fragte er, nach dem wir eine Weile geschwiegen hatten.

»Wir müssen reden.« Meine Stimme war leise und klang schwach. Das gefiel mir nicht. Ich wollte bei diesem Gespräch stark und selbstbewusst auftreten!

»Ich wüsste nicht worüber.« Er griff nach seiner Wasserflasche und nahm einen kräftigen Schluck daraus.

»Wir können uns nicht wegen diesem einem beschissenen Thema ewig anschweigen! Okay?« Meine Stimme setzte zum Schreien an.

»Wir schweigen nicht.« Jimin schnappte sich sein Handtuch und warf es über seine Schulter. »Wir haben uns nur einfach nichts zu sagen.« 

Er wollte gehen. Er versuchte doch tatsächlich davon zu laufen! Da ich noch immer an der Tür stand, blieb er vor mir stehen.

»Geh beiseite.« Seine mandelförmig braune Augen starrten mich intensiv nieder, aber ich gab nicht nach.

»Geh mir nicht wieder aus dem Weg!« Mein Blick flehte ihn an zu bleiben »Bitte!«
Ich sah wie etwas in ihm nachgab. Kurz. Für einen kleinen Augenblick.

»Wo soll das denn hinführen?«, fragte er zweifelnd und hob eine Augenbraue. »Was würde dieses Gespräch ändern? Dass du weiter betrunken durch die Gegend läufst und das ausgerechnet noch einerseits an Jungkooks Seite? Ich dachte, wir hatten das Thema ausgeblendet, aber du konntest ja nicht zu viel kriegen. Denkst du ich bin so blind und weiß nicht, dass ihr gevögelt habt? Ist es das was du wolltest? Und jetzt lass mich durch!«

Ich verschränkte die Arme. War das sein Ernst?!

»Sag mal, spinnst du? Wir hatten nichts! Ist es für dich wirklich so okay, wie es jetzt ist?«, fragte ich harsch. Ha, endlich war mein Mut wieder da. Wütend zog ich meine Augen zu schlitzen und trat ihm erneut in den Weg, als er sich an mir vorbei drängen wollte.
»Denn ich hasse es!«, schrie ich ihn an. »Es macht mich verrückt, dass wir wieder auf dieses Thema zurückspielen. Verdammt, du gehst mir aus dem Weg und das zu Unrecht! Machen Paare sowas? Erklär es mir wenigstens!«
»Wenn man uns noch so nennen kann«, brachte er scharf hervor.

Ich schaute ihn perplex an. Das konnte doch nicht sein verdammter Ernst sein!

Jimin schnaufte und schaute an die Decke. »Gut, lass uns reden!« Seine Stimme war laut, als er wütend sein Handtuch und die Wasserfasche auf den Boden schmiss und einige Schritte von mir wegtrat. »Lass uns darüber reden, dass ich dachte, dass wir über alles reden konnten! Du hast mich verstanden und nicht schief angesehen, wenn ich völlig ich selbst war. Aber dann hast du mir das verschwiegen. Wieso hast du es mir nicht einfach gesagt?«

Weil ich eine Idiotin war. »Woher weißt du das?«, fragte ich ihn.

»Yoongi hat es mir erzählt. Er war der einzige. der von euch drein noch am meisten Verstand um die Ohren hatte.«

»Und lass uns darüber reden, dass ich nachts nicht mehr schlafen kann, seitdem ich komplett dicht war. Ich habe jede Nacht Alpträume davor, dass du mir diesen wahnsinnigen Fehler nicht mehr verzeihen kannst.«

Jimin unterbrach mich prompt. »Und dass ich nicht mehr zu dir kommen kann, weil du ... weil du ... du-« Er warf die Arme in die Luft und fuhr sich aufgebracht durch die wunderschönen schwarzen Haare. 

»Also ging ich zu Hoseok, der mich mittlerweile nicht einmal mehr in sein Zimmer lässt! Ich weiß nicht, wieso es bei dir anders ist, okay? Wieso kann ich nur ruhig schlafen, wenn du da bist!? Weißt du wie verrückt es mich macht? Ich habe so viele weibliche Freunde.«

»Wow, autsch.« Ich wischte mir eine Träne von der Wange und wandte beleidigt das Gesicht ab. Danke, erinnere mich ruhig daran, wie viele Frauen auf dieser Welt dir zu Füßen lagen. Auch, wenn deine Freunde wirklich nur deine Freunde waren. Und wann, verdammt nochmal, hatte ich angefangen zu weinen?

»Aber keine von ihnen war je wie du. Deshalb liebe ich dich Juhee, gottverdammt!«
Mein Blick schoss zurück zu ihm. Weitere Tränen liefen mir die Wange hinunter, als er endlich einen Schritt auf mich zukam. Jetzt sprach er ruhiger, eindringlicher.

»Keine hatte je mein Interesse geweckt. An Keine von ihnen habe ich gedacht, bevor ich einschlafe und als erstes, wenn ich morgens aufwache. Ich will dir alle Neuigkeiten erzählen, die mir passieren. Was ich lustig fand und wenn mich etwas beschäftigte. Aber das kann ich nicht mehr!« Er blieb vor mir stehen. Ein kurzes, schnaubendes Lachen entrang meiner Kehle.

»Verdammt, ich bin doch nicht tot!«

»Nein, aber du gehörst einem anderen. Es war von Anfang an gleich besser, dass du mit Jungkook gehst. Ich tue dir nicht gut! Das wird mir langsam bewusst. Egal wie viele wunderschöne Dinge wir erlebt haben-« Er hob eine Hand und wischte meine Träne beiseite.

»Das ist genauso schlimm.«

Ich sah in seine Augen und erkannte die Traurigkeit in ihnen. Ich hatte ihn so sehr mit diesem Kuss verletzt und es nie fertig gebracht mich dafür zu entschuldigen. Ihn so zu sehen brachte mich um und seine Berührung setzte meine Haut in Flammen.
Ich griff nach seinem grauen Pullover und krallte mich haltsuchend darin fest.

»Verdammt, hast du es denn immer noch nicht geschnallt?! Ich will nicht Jungkook!«, schrie ich wütend und schubste ihn ein bisschen, doch da meine Hand noch immer in seinem Pullover krallte, zog ich ihn auch gleichzeitig wieder zurück. »Ich will dich! Von Anfang an nur dich!«
Er hob eine Augenbraue. Ach Jimin. Wieso überrascht es dich immer noch? Wieso verstehst du nicht endlich, was ich versuche dir zu sagen? Wieso bin ich wohl hierher gekommen?

»Was versucht du mir jetzt damit zu sagen?« Seine Stimme zitterte. Seine Augen suchten verzweifelt nach der Wahrheit. Ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Ich liebte es, dass sie so wunderschön dunkelbraun waren.

»Dass Jungkook und ich nur Freunde sind, aber du bist es den ich will. Ich würde mich immer für dich entscheiden!« Tränen stiegen mir erneut in die Augen. Gott, warum heulte ich denn nur? Es war mir peinlich. Aber Jimin schien es weniger zu stören als mich. Er wischte weiter die Tränen von meinem Gesicht, während ich den Blick abwandte und auf meine Hand starrte, die sich in seinen Pullover krallte.

»Du fehlst mir so sehr. Es fehlt mir mit dir zu reden oder dich richtig zu küssen. Es fehlt mir mit dir zu lachen und verrückt zu lauter Musik zu tanzen. Aber am aller meisten fehlt es mir, dass du mich in den Arm nimmst, weil ich dann das Gefühl habe, dass die ganze Welt um mich herum stillsteht. Du hast mein Leben in einem Gleichgewicht gehalten, was mir viel zu spät bewusst wurde. Denn als du anfingst mir aus dem Weg zu gehen, dann war da nur noch ich. Alleine auf dieser Wippe.«

»Ich wollte dich nicht alleine lassen«, flüsterte er. Seine Hand wanderte an meinen Nacken und er trat noch einen Schritt auf mich zu. Ich schaute zu ihm auf und mir stockte der Atem. Sein Gesicht war meinem so nah. Ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren.

»Ich wollte dir nicht das Gefühl geben, dass ich dich ersetzt habe, nie!«, entschuldigte ich mich und fuhr mit meiner anderen Hand durch seine Haare. Er schloss seine Augen und schmiegte seine Wange an meine Hand, als ich dort ankam.

»Aber ihr habt euch geküsst und-« Mit geschlossenen Augen zog er die Augenbrauen zusammen und legte seine beiden Hände an meine Hüften. Verlangend zog er mich an sich heran, dennoch konnte ich den Kampf mit sich selbst spüren und seinen Wiederstand.

»Wir waren komplett betrunken«, flüsterte ich und krallte mich sehnsuchtsvoll in sein schwarzes Haar.

»Bist du dir da ganz sicher?« Er zog meine Hüfte noch mehr an sich heran.

»Ja und ich bin nicht in ihn verliebt.«

Jimin öffnete überrascht seine Augen. Aber da lag noch etwas in seinem Blick. War das Hoffnung?

»Nicht?«

»Gottverdammt, nein.« Seine Reaktion zauberte mir ein Lächeln in mein Gesicht.
Dieser Typ machte mich verrückt! Er brachte mich um den Verstand. Verdammt, ich musste es tun. Ich konnte mich einfach nicht dagegen wehren. Seine Anziehung war zu groß.

Also küsste ich ihn.

Zuerst war er überrascht, doch es dauerte nicht lange, und schon spürte ich, wie seine weichen Lippen meinen Kuss erwiderten. Er lächelte und zog mich noch enger an sich heran. Ich vergrub meine Hände in seinem Haar. Endlich! Ich war so unendlich erleichtert. Ob er mein Herz rasen hörte? Ob er bemerkte, wie nervös er mich machte? Wie aufgeregt ich war?
Viel zu schnell löste er sich jedoch wieder von mir und legte seine Stirn an meine. Seine Atmung war flach, aber er lächelte.

»Was machen wir jetzt?«, fragte ich und küsste ihn auf die Wange.

»Weiterleben«, sagte er lächelnd und küsste mich auf die Stirn, bevor er mich fest in seine Arme zog. Er vergrub seine Nase in meinem Haar und ich atmete sehnsüchtig seinen Geruch ein.

Dann lachte ich einmal kurz auf, hob den Kopf und griff mit beiden Händen nach seinem Gesicht. Ich schaute ihm tief und entschlossen in seine Augen.

»Ich gehöre dir. Nur dir. Egal was passiert. Wir schaffen das.«

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