A C H T Z E H N
Langsam versuche ich meine verklebten Augen zu öffnen. Wäre vielleicht doch besser gewesen, mich vor dem zu Bett gehen abzuschminken, aber ich war einfach zu müde. Genervt streiche ich mir die Haare aus dem Gesicht, die sich durch die Nacht aus meinem Fischgrätenzopf gelöst haben. Da ich mich trotz wenig Alkohol wie gerädert fühle, werfe ich einen Blick auf die Uhr. Kurz nach 11 und wir waren erst halb 6 Zuhause, dementsprechend erst ca. 6 Uhr im Bett. Fünf Stunden Schlaf, klasse. Wann soll ich den bitte nachholen?
Am liebsten jetzt sofort, aber ich bin verschwitzt und stinke nach Rauch und Alkohol. So kann ich unmöglich weiterschlafen. Widerwillig streife ich die Decke ab und setze mich im Bett auf. Als ich mich einigermaßen an die neue Position gewöhnt habe, greife ich nach meinem Handy auf dem Nachttisch. Noch keine neuen Nachrichten. Die Anderen scheinen noch zu schlafen. Meine Gedanken wandern zu Henry. Wow, dem wird es heute echt dreckig gehen. Kurz muss ich daran denken, was er gestern alles zu mir gesagt hat.
Dich anzusehen tut weh. Dein Lachen tut weh. es tut weh, wenn du sprichst. Aber ich will trotzdem bei dir sein, die ganze Zeit, jeden Tag. Ich kann nicht anders.
Kurz wird es wieder kribbelig in mir, aber ich ersticke dieses Gefühl im Keim. Was ist das? So etwas hatte ich noch nie. Ob er sich noch an seine Worte erinnert? Wahrscheinlich nicht. Außerdem bin ich mir nicht mal sicher, ob ich das will. Ich weiß ja nicht einmal, wie er es gemeint hat.
Ich erhebe mich schließlich, gehe duschen, putze mir die Zähne und entferne sorgfältig die Make-up-Reste. Die nassen Haare föhne ich fix trocken und binde sie dann zu einem lockeren Dutt zusammen. Dann schmeiße ich mich in eine graue Jogger und ein weißes T-Shirt und schmeiße mich erneut aufs Bett. Mehr als eine knappe Stunde Zeit habe ich nicht rumgekriegt, aber immerhin fühle ich mich jetzt frisch. Müde bin ich plötzlich nicht mehr.
Wieder nehme ich mein Handy in die Hand, dieses Mal habe ich eine Nachricht.
Henry: Na, schon wach?
Schnell tippe ich eine Antwort:
Schon eine Weile. Lebst du noch?
Henry: Nicht wirklich, aber es geht schon? Hast du Lust zum Mittag zu kommen? Es gibt Katerfrühstück.
Henry lädt mich zum Mittag ein? Also ich war schon einmal bei ihm, aber da war seine Familie nicht Zuhause und die Anderen waren dabei. Bei dem Gedanken an Essen knurrt mein Magen allerdings laut und es würde mich wirklich interessieren, wie miserabel es Henry geht.
Katerfrühstück klingt toll, wann soll ich da sein?
Henry: So früh wie möglich, ich hab Hunger :(
Ich mache mich gleich auf den Weg.
Ich entsperre mein Handy, nehme mir eine kleine Tasche aus dem Schrank und werfe es hinein. Kurz betrachte ich mich im Spiegel. Wieso habe ich plötzlich das Bedürfnis, mich zu schminken und mir die Haare zu machen? Bullshit, ich gehe nur zu Henry, um ein bisschen abzugammeln.
Ich laufe die Treppen nach unten, schlüpfe in meine Schuhe und greife mir den Hausschlüssel.
"Wo willst du hin?", ertönt eine rauchige Stimme aus der Küche. Die Alte schon wieder.
"Wüsste nicht, was dich das angeht."
"Na gut, ich weiß es ohnehin schon."
"Was soll das denn jetzt heißen?", Ich weiß nicht, wieso, aber ihr abgehobener Tonfall macht mich einfach aggressiv.
"Du gehst zu Henry, nicht wahr? Hätte nicht gedacht, dass gerade er dir gefällt, aber wenn ich so drüber nachdenke, verstehe ich es."
"Henry und ich sind Freunde und- wieso zur Hölle rechtfertige ich mich überhaupt vor dir? Das muss ich mir nicht geben. Tu dir und mir und uns allen doch einfach den Gefallen und rede nicht mehr, wenn du sowieso keine Ahnung hast.", damit knalle ich die Tür zu und es ist mir egal, ob Lydia dadurch jetzt wach wird oder nicht. Was bildet sich Nickelson eigentlich ein, die alte Schachtel? Erst steckt sie uns mit was weiß ich für einer Magie in diesen blöden Roman und dann klopft sie auch noch dumme Sprüche. Kann ich sie eigentlich wegen Freiheitsberaubung anzeigen, wenn wir hier raus sind? Wahrscheinlich nicht, wenn in der Realität wirklich nur Minuten und Stunden vergehen. Und wenn ich der Polizei diese Story auftische, stecken sie mich wohl eher in die Klapse, als dass sie Liane einbuchten. Tolle Wurst.
Ich beschleunige mein Tempo, um möglichst viel Abstand zwischen mich und diese Frau zu bringen. Henry wohnt zu Fuß etwa 10 Minuten entfernt und ich kann mich noch gut an den Weg erinnern. Die Temperatur heute ist angenehm. Es ist zwar warm, aber nicht so sehr, dass man sich zu Tode schwitzen muss. Und an so einem schönen Tag hänge ich durch.
Als ich vor Henrys Haus ankomme nehme ich mir anders als beim letzten Mal die Zeit, es zu betrachten. Es ist ein kleines, rot angestrichenes Häuschen. Man kann sehen, dass es schon einige Jahre auf dem Buckel hat, ohne, dass es schäbig aussieht. Im Vorgarten steht eine abgenutzte Schaukel, die wohl immer noch für Henrys Schwester ihren Dienst tut. Auf der anderen Seite wachsen liebevoll gepflegte Blumen, jedenfalls sieht es so aus. Scheint die Leidenschaft seiner Mutter zu sein. Ich atme einmal durch, trete durch das Tor und drücke an der Haustür dann die Klingel. Einen Moment lang passiert gar nichts, dann höre ich Schritte.
Als die Tür auffliegt, sehe ich erst gar nichts. Dann werfe ich einen Blick nach unten.
Vor mir steht ein kleines rothaariges Mädchen mit Sommersprossen und Henrys Augen, das mich neugierig mustert. Ich will gerade etwas sagen, da streckt sie mir die Hand entgegen:
"Mein Name ist Lucy Henderson, 9 Jahre alt und ich werde mal die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika."
Ich muss ein Lächeln unterdrücken, denn Henrys kleine Schwester sieht mich todernst an.
"Das glaube ich dir aufs Wort, ich bin Olivia.", erwidere ich und reiche der Kleinen die Hand. Daraufhin hält sie die Tür auf und lässt mich hinein. Ich finde mich in einem kleinen, aber aufgeräumten Flur wieder. Wenige Sekunden später poltert jemand die Treppe hinunter und dann steht Henry vor mir, nur ein Handtuch um die Hüften, welches er versucht, festzuhalten. Als er mich sieht, bleibt er stehen und errötet leicht.
"Lucy, du hast schon aufgemacht, oh. Hi Livvy."
"Hey.", sage ich und versuche nur in sein Gesicht zu schauen. Seine rotblonden Haare sind noch nass und sehen deshalb oranger aus, als sowieso schon. Unter seinen Augen liegen dunkle Ringe, die ich auch durch die Spiegelung der Brille hindurch sehen kann. Sein Gesicht ist leicht gerötet und wieder Kribbelt es in meinem Unterleib. Was zur Hölle ist das? Und wie werde ich es wieder los?
"Willst du dir nicht was anziehen?", Lucy sieht ihn skeptisch an und zieht die Augenbrauen nach oben. Ich mag das Mädchen jetzt schon.
"Freut mich, dich kennengelernt zu haben.", nickt sie mir zu und läuft dann die Treppe nach oben.
"Jetzt weiß ich, warum du so ein Schwachkopf bist. Das ganze Charisma wurde für deine Schwester aufgehoben.", sage ich amüsiert.
Henry lächelt einen Moment und es liegt nur Liebe in seinem Blick, als er antwortet:"Sie ist schon etwas Besonderes, oder?"
"Das ist sie."
Kurz schweigen wir uns an. Wir schweigen uns so gut wie nie an.
"Tja, ich sollte mir wahrscheinlich erstmal was anziehen. Komm mit.", meint er dann und geht die Treppe hinauf. Ich folge ihm und wir kommen in einen weiteren Flur. Henry öffnet die ganz rechte Tür und deutet mir, einzutreten.
In seinem Zimmer läuft I Wanna Be Yours von den Arctic Monkeys. Die Quelle der Musik ist ein alt aussehender Schallplattenspieler auf dem Schreibtisch. So ein Teil wollte ich auch schon immer haben.
"Fühl' dich wie Zuhause, ich gehe schnell ins Bad.", meint Henry und verschwindet mit Klamotten unter den Armen aus dem Zimmer. Ich nutze die Zeit, um mich umzusehen. Der Aufbau des Zimmers gleicht ein wenig dem von Chloe aus dem Spiel Life Is Strange. In der Mitte der gegenüberliegenden Wand steht ein Bett, schräg links darüber gibt es ein Fenster. Rechts unter einem weiterem Fenster befindet sich ein großer Schreibtisch und links im Raum der Kleiderschrank und weitere Regale.
Es ist alles relativ aufgeräumt, bis auf das Bett. Dort sind wahllos Klamotten verteilt. Wahrscheinlich die, von gestern Abend, dem Geruch nach zu urteilen. Ich setze mich auf eine freie Stelle und sehe mich weiter um. Ja, hier könnte ich mich definitiv wohlfühlen.
Ob er hier mit Samara gelernt hat? So privat bei dieser gemütlichen Atmosphäre? Ob sie wirklich nur gelernt haben? Will ich das überhaupt wissen? Bei dem Gedanken stehe ich wieder auf und setze mich stattdessen auf den Schreibtischstuhl.
Keine zwei Minuten später kommt Henry herein. Auch er trägt eine graue Jogginghose und ein weißes Shirt. Partnerlook, oder was?
Als er die schmutzige Wäsche auf seinem Bett entdeckt, schnappt er sie mit einem Handgriff und transportiert sie in den Wäschekorb. Dann macht er das Fenster auf, um zu lüften.
"Gegen deinen Gestank hilft einfach nichts.", grinse ich und er erwidert es, wirft mir aber keinen Konter an den Kopf.
"Ich dachte, es gibt Katerfrühstück."
"Klar, Katerfrühstück heißt Pizza, also schau dir den Flyer an und sag an, welche du willst."
"Nice. Ist deine Mum eigentlich Zuhause? oder deine Brüder?"
"Mum ist da. Liam kommt erst heute Abend mit seiner Verlobten zum Essen und Jonathan und Peter sind übers Wochenende nicht gekommen, müssen wohl in Ruhe Hausarbeiten schreiben.", Henry zuckt mit den Schultern.
"Sollte ich deiner Mum nicht hallo sagen?"
"Klar, aber sie ist gerade die Wäsche aufhängen. Du kannst sie begrüßen, wenn die Pizza kommt. Also, was möchtest du?"
"Ich wäre ja für Chicken Hollandaise."
"Gute Wahl, ich nehme dasselbe wie immer."
"Und das wäre?"
"Die Barbecue-Pizza.", antwortet Henry und zieht sein Handy aus der Hosentasche. Bevor er telefoniert, sieht er lächelnd auf sein Handy und tippt irgendwas. Erst dann wählt er die Nummer vom Lieferservice. Ob er Samara geschrieben hat? Wahrscheinlich.
"Livvy?", seine Stimme reißt mich aus meinen Wie-werde-ich-sie-los-sodass-es-wie-ein-Unfall-aussieht?-Gedanken.
"Hm?"
"Gestern Nacht, da war ich ganz schön voll, oder?"
"Jap, das warst du." Oh nein, bitte nicht. Bitte sprich das nicht an. Bitte, bitte nicht.
"Ich kann mich nicht an alles erinnern, aber... Hab ich irgendetwas zu dir gesagt?"
"Weißt du, du hast ganz schön viel gesagt.", versuche ich abzulenken.
"Nein, ich meine irgendetwas, das komisch war."
Lasse ich die Situation jetzt unangenehm werden, indem ich ihm erzähle, was er gesagt hat und ihn damit dazu zwinge, zu erklären, dass das alles nicht von Bedeutung war? Die Frage, die sich in mein Unterbewusstsein schleicht ist außerdem: Verkrafte ich das?
"Nein, du hast nichts Komisches gesagt. Nur absoluten Müll erzählt, aber das ist ja nichts, was bei dir seltsam wäre.", lüge ich. Das heißt, eigentlich ist es ja nicht mal gelogen, er hat wirklich Müll erzählt.
Henry legt die Stirn in Falten, als würde er über etwas nachdenken.
"Okay... gut. Ich dachte nur, ich hätte...-"
"Wie läuft es mit Samara?", unterbreche ich ihn. Ich möchte das Gespräch nicht weiter in die Richtung lenken. Ich möchte nicht, dass er mir ins Gesicht sagt, dass nichts von dem, was er gesagt hat, wahr ist. Ich weiß nicht, warum, aber ich will das einfach nicht.
Henry stutzt kurz und sieht mich überrascht an.
"Samara? Ja, also... sie ist wirklich sehr lieb. Ich glaube, sie mag mich wirklich."
Ich mag dich. Ich mag dich wirklich.
"Das ist doch toll!, würg. Wenn Henrys Blick überhaupt noch verwunderter werden kann, dann ist er es jetzt.
"Ja? Ich hatte den Eindruck, du magst sie nicht besonders." Ups, so offensichtlich?
"Was? Quatsch, sie ist... toll. Ich meine, sie ist perfekt, sie hat keine Fehler. Ja, das fasst es wohl ziemlich gut zusammen.", falls ich sehr schlecht lüge, lässt Henry sich das nicht anmerken.
"Das stimmt schon, ja. Sie ist wirklich, als wäre sie nicht von dieser Welt." Kotz.
"Und du?"
"Was?"
"Magst du sie denn?", ich traue mich kaum, die Frage zu stellen. Henry lässt sich Zeit mit seiner Antwort, als müsse er genau darüber nachdenken.
"Schon. Sie lacht über meine Witze, nicht über mich. Sie nimmt mich ernst und sieht nicht nur den trotteligen besten Freund von Louis in mir. Als würde sie mich wirklich wahrnehmen."
Wow, das klingt sehr eindeutig. Aber warum tut das gerade so weh? Ich nehme ihn auch ernst! Manchmal.
"Tja, dann hast du meinen Segen.", versuche ich beiläufig zu sagen, aber es kommt mir kaum über die Lippen.
"Dann weiß ich ja Bescheid.", erwidert Henry tonlos, fast verbissen, als läge mehr in seiner Antwort. Er sieht mich, bis es an der Tür klingelt, nicht mehr an.
* * *
"Sorry, ich kann gerade nicht reden, habe einen Geschmacksorgasmus.", seufze ich und schiebe mir das letzte Stück Pizza genüsslich in den Mund.
"Du kannst auch noch einen anderen Orgasmus bekommen.", zieht Henry mich auf und wackelt mit den Augenbrauen.
"Henry!", ertönt eine empörte Stimme aus der Küche und Henry läuft rot an, weshalb ich lospruste.
Seine Mutter ist eine hübsche, kleine Frau. Als wir vorhin herunterkamen hat sie mich herzlich begrüßt und in die Arme geschlossen. In dem Moment hab ich mir gewünscht, ich hätte mich doch ein wenig zurecht gemacht, aber sie hat mir in keinem Moment das Gefühl gegeben, mein Outfit sei unangebracht. Obwohl wir Pizza hatten, hat sie uns noch Kuchen und Kekse angeboten, aber ich habe dankend abgelehnt, während Henry zu Kuchen wohl niemals nein sagen kann. Jetzt sitzen wir mit vollen Bäuchen auf der Couch und ich höre dem Smalltalk zwischen Mutter und Sohn zu.
"Hast du gestern sehr viel getrunken, Schatz?"
"Nein, Mum."
"Hab ich dir nicht beigebracht, dass man seine Mutter nicht belügt? Du bestellst immer Pizza, wenn du es am Abend zuvor übertrieben hast."
"Vielleicht ein, zwei Schlucke zu viel."
"Oder drei.", murmele ich, wofür ich Henrys Ellbogen in die Seite gerammt bekomme.
"Olivia, möchtest du vielleicht jetzt noch was essen?"
"Das ist total nett, aber ich bin wirklich mehr als gesättigt."
"Na gut, aber wenn du das nächste Mal kommst, musst du unbedingt ein Stück von meinem Käsekuchen probieren, der ist meine Spezialität."
Tja, aber das nächste Mädchen, das dieses Haus betritt, wird wahrscheinlich Samara sein. Wobei, sie hat den Käsekuchen bestimmt längst probiert.
"Sehr gerne."
Henry sieht mich an und deutet dann mit dem Kopf Richtung Flur. Ich nicke nur und er ruft:
"Wir sind oben, Mum!"
"Aber macht mir keine Schweinereien."
"Mum!"
"Wenn du Kondome brauchst, sind bestimmt noch welche in Liams Zimmer."
"MUM! Stop!"
"War doch nur Spaß."
Henrys Gesicht ist purpurrot, und meines kommt dem wahrscheinlich auch sehr nahe. Entschuldigend sieht er mich an. Diese Situation ist ultra peinlich und trotzdem kribbelt es mich schon wieder überall, wie kann das sein?
In Henrys Zimmer angekommen dreht er sich zu mir um.
"Tut mir mega leid, meine Mum ist manchmal... ein wenig drüber."
"Irgendwo musst du es ja her haben. Sie ist echt süß."
"Soso. Soll ich die Kondome doch holen?"
Ich werfe den nächstbesten Gegenstand nach ihm. Großer Fehler, denn er betrachtet das wohl als Kampfaufforderung und stürzt auf mich zu. Im nächsten Moment hält er mich umschlungen und wirft mich nahezu mühelos aufs Bett. Er sieht gar nicht aus, als hätte er so viel Kraft. Dann beginnt er mich abzukitzeln und unter Lachen versuche ich mich zu befreien, erfolglos.
"Henry! Hör auf! ich krieg keine Luft!, bringe ich lachend hervor und schließlich hört er auf und lässt sich neben mich fallen. Wir beide atmen schwer und plötzlich wird mir bewusst, wie nahe er mir eigentlich ist. Kurz muss ich an die Nacht denken, in der ich in seinen Armen eingeschlafen bin, verdränge aber, wie gut sich das angefühlt hat. Er sieht mich einfach nur an, die Lippen zu einem leichten Lächeln nach oben gezogen. Ich versuche, seinen Blick zu deuten und kann förmlich spüren, wie Hitze in mir aufsteigt. Sein Arm berührt meinen und die Stelle kribbelt wie verrückt, fühlt sich an, wie ein Stromschlag.
Er öffnet den Mund, als wolle er was sagen, bis ein Geräusch die Stille zerreißt. Handy. Ein Handy klingelt und es ist nicht meins. Henry hat eine Nachricht bekommen. Ich brauche einen Moment, um wieder in der Realität anzukommen, wenn man das denn so nennen kann. Henry scheint auch kurz zu brauchen und greift dann schnell nach seinem Handy, als wolle er vergessen, was gerade passiert ist.
"Und?", frage ich, als er die Nachricht überflogen hat. Ich sitze aufrecht im Bett, versuche meinen Puls wieder unter Kontrolle zu bringen.
"Samara. Sie fragt, ob ich rüberkommen möchte.", er sieht mich an, als würde die Entscheidung bei mir liegen.
"Dann solltest du wohl zu ihr gehen.", sage ich und meine es auch so, zu mindestens ein Teil von mir.
"Ich kann auch hierbl-"
"Nein, schon okay. Ich muss ohnehin los.", ich versuche, nicht zu hektisch nach meiner Tasche zu greifen und streiche über meine Haare.
"Soll ich dich zur Tür bringen?", fragt Henry.
"Nein, geht schon, ich... ich werd dann mal. Wir sehen uns am Montag.", ich bringe ein Lächeln zustande und stürme dann aus dem Raum und aus diesem Haus.
Keine Ahnung, was gerade mit mir passiert, aber was immer es ist, es muss aufhören.
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