28. 𝔎𝔞𝔭𝔦𝔱𝔢𝔩
Für anonym_plantmom
Danke für deine Kommentare! ^^
________________________
Aus den geheimen Forschungsunterlagen von Ilargia
*Jace*
„Woher weißt du das alles?" Kathe war wie vom Donner gerührt. Vollkommen fassungslos starrte sie Caleb an, bevor ihr Blick langsam zu ihm glitt. Tausend Fragen spiegelten sich in ihren Augen und er verfluchte Caleb noch mehr.
„Er hat dir nichts erzählt? Das ist bedauerlich, wo du doch bei unseren Besuchen in Ilargia eine zentrale Rolle gespielt hast." Nun grinste Caleb ihn offen an. „Wie hieß ihr Freund noch mal, den du damals vergrault hast?"
„Es reicht!", warnte Jace und warf Brian einen Blick zu. „Bring sie nach oben! SOFORT!"
„Mein Freund?" Ihr Blick flog misstrauisch zwischen den beiden Alphas hin- und her. Brian griff nach ihrem Arm, doch sie warf ihm einen bösen Blick zu und riss sich los. „Redest du von Taylor?"
„Taylor hieß er, genau!", meinte Caleb lachend. „Jace hatte die geniale Idee, das Auto des Jungen aufs Dach zu drehen. Ich hätte zu gern sein Gesicht gesehen, als er es gefunden hat!"
Normalerweise hätte Jace bei dieser Erinnerung ebenfalls gegrinst, doch mit einer wütenden Kathe vor sich war das nicht ratsam.
„Ihr habt WAS?"
„Oh Liebes, das war noch harmlos. Jace' Botschaft fand ich wesentlich aggressiver. Der arme Kerl war danach komplett eingeschüchtert. Er hat sich sicher nicht mehr in deine Nähe gewagt, oder? Aber da war er ja nicht der Einzige." Erneut war Calebs tiefes Lachen zu hören. „Wir haben so manchen Jungs in Ilargia Streiche gespielt. Ich vermisse diese Zeiten richtig. Es war immer sehr amüsant – zumindest für uns."
Kathlyn sah aus, als würde sie am liebsten mit irgendetwas auf Jace einprügeln. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, ihr ganzer Körper zitterte vor Anspannung. Brian versuchte erst gar nicht, sie nach oben zu bekommen. Wahrscheinlich hatte er Angst vor ihr.
Jace wartete darauf, dass sich ihre Wut entlud. Dass sie ihn beschimpfte, auf ihn einschlug, ihn mit weiteren Fragen durchlöcherte. Doch sie stand nur da und starrte ihn an, als hätte sie bereits genug gehört. Und dann drehte sie sich um, ging wortlos zur Treppe und lief nach oben, während die Männer ihr verdutzt nachsahen.
„Bist du jetzt zufrieden?", knurrte Jace und schloss die Tür zum Besprechungsraum, damit die anderen nicht noch mehr mitbekamen. Brian zog sich unauffällig in Richtung Speisesaal zurück.
Caleb zuckte emotionslos die Schultern. „Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich hoffe für dich, dass sie nur hier ist, weil ihr Vater ein Ratsmitglied ist und du Informationen über diesen Frumos brauchst."
„Du weißt davon? Warum hast du nichts gesagt?"
„Warum hast du nichts gesagt? Hattest du Angst vor meiner Reaktion bezüglich Ilargia, oder wegen Kathe? Weil ich dich davor gewarnt habe? Weil ich dich genau davor beschützen wollte?" Er zeigte anklagend auf die Treppe nach oben. „Sie ist deine Schwachstelle und du hättest damals in mehrfacher Hinsicht einen Schlussstrich ziehen können. Stattdessen präsentierst du sie jetzt allen auf dem Silbertablett!"
Jace konnte nichts erwidern. Seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt und er bemühte sich krampfhaft, sich zu beruhigen. Wenn er jetzt die Beherrschung verlor, würde er Caleb nur Recht geben.
Dieser nahm ihn fest ins Auge. „Hast du sie für dich beansprucht? Oder hast du es vor?"
„Nein."
„Gut. Du hast sie auch schon genug in Gefahr gebracht." Die Spannung zwischen den beiden war beinahe greifbar. Schweigend starrten sie sich an, bis das Geräusch schneller Schritte sie zur Treppe blicken ließ. Kathe sprang die letzten beiden Stufen herunter, warf ihnen einen kühlen Blick zu und verschwand im Speisesaal. Sie trug eine Jacke.
„Ich schätze, da wartet Arbeit auf dich.", schmunzelte Caleb.
„Soll ich dir ein Bild malen und es dir auf die Stirn kleben?" Mit verschränkten Armen stand er in der Küchentür und beobachtete, wie sie Thermoskannen mit Kaffee füllte. Brian stand total überfordert daneben. „Worte verstehst du offensichtlich nicht."
„Oh, ich verstehe sie durchaus! Du stalkst mich schon seit Jahren. Du hast meinen Ex-Freund bedroht und sein Auto demoliert. Du hast dafür gesorgt, dass ich allein zum Abschlussball gehen musste. Und du hast dafür gesorgt, dass niemand mehr mit mir ausgehen wollte. Habe ich irgendetwas vergessen? Oder gibt es noch mehr, das ich noch nicht weiß?"
„Brian, lass uns bitte allein." Das ließ sich der Junge nicht zweimal sagen.
„Ich will jetzt nicht mit dir reden Jace! Hast du keine wichtige Besprechung oder so? ‚Die anderen warten.'", äffte sie ihn nach, ohne ihm einen einzigen Blick zu schenken.
„Dann warten sie weiter. Taylor war ein Idiot und er hatte Glück, dass ich meine Wut nur an seinem Auto ausgelassen habe."
„Deine Wut? Weil er sich für mich interessiert hat?" Nun sah sie auf und ihr giftiger Blick traf ihn mit voller Wucht.
„Er hat mit seinem Bruder gewettet, dass er dich rumkriegt. Nach deinem Abschlussball, auf der Rückbank seines heiß geliebten Autos.", erwiderte er betont ruhig.
„Na und? Ich hätte nein sagen können, hast du daran mal gedacht? Vielleicht hätte ich es auch genossen!"
Jace schnaubte laut und abfällig auf und sie zog die Augenbrauen in die Höhe. „Und was haben die anderen getan, denen ihr Streiche gespielt habt? Haben sie sich zu gut mit mir verstanden?"
Er setzte zu einer Erwiderung an, doch ihr Blick hielt ihn davon ab. Sie war wütend, ja, doch vor allem war sie verletzt. Das erschütterte ihn, denn das war nie seine Absicht gewesen. Eigentlich hatte sie auch nie von alldem erfahren sollen.
„Ich weiß nicht was du dir einbildest, oder was ich dir je getan habe, aber ich gehöre dir nicht! Weder damals, noch heute! Ich entscheide selbst über mein Leben Jace, denn es geht dich verdammt noch mal nichts an!" Entschieden griff sie zwei Thermoskannen und marschierte an ihm vorbei.
Eine Sekunde lang juckte es ihm in den Fingern sie festzuhalten, doch damit hätte er es nur noch schlimmer gemacht. Vermutlich hätte sie ihm die Kannen um die Ohren gepfeffert. Nicht, dass er es nicht verdient hätte.
„Du bist jetzt ein Mitglied meines Rudels und damit bin ich dein Alpha Kathlyn! Alles was du tust, geht mich etwas an.", grollte er, als er ihr in den Speisesaal folgte.
„Fang doch erstmal damit an, mich wie ein Mitglied deines Rudels zu behandeln!", fauchte sie und wirbelte zu ihm herum. „Nenn mir ein einziges Rudelmitglied, das nur mit Babysittern herumlaufen darf! Oder nenn mir eins, das die Wolfshöhle nicht verlassen darf!" Sie hob demonstrativ die Thermoskannen an. „Pflichten darf ich haben, aber Rechte bekomme ich nur, wie es dir gerade in den Kram passt."
„Lasst euch nicht stören, ich wollte mir nur einen Kaffee holen.", grinste Caleb und spazierte zu einem der Tische. Hinter ihm kamen Eric, Josi, Alec und Sophie zur Tür herein, und warfen einen neugierigen Blick auf das Schauspiel vor ihnen.
„Und ich werde den Wachposten Kaffee bringen.", zischte Kathe, ehe sie einen eleganten Abgang hinlegte. Diesmal folgte Jace ihr nicht. Das würde er später mit ihr klären, allein. Vielleicht half ihr die frische Luft auch dabei, sich abzuregen.
„Sieht so aus, als hättest du haushoch verloren.", amüsierte sich Caleb und schlenderte mit seiner Kaffeetasse davon.
Kurz darauf war ihre Besprechung wieder in vollem Gange. Und obwohl Jace die Worte hörte, drangen sie nicht ganz zu ihm durch. Mit seinen Gedanken war er noch immer bei Kathe. Der verletzte Ausdruck in ihren Augen ging ihm nicht aus dem Kopf.
„Bisher haben sie noch nicht offen angegriffen, sondern aus dem Hinterhalt agiert.", wandte Mike gerade ein. „Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass sie für einen Krieg noch nicht bereit sind."
„Dann wäre jetzt der ideale Zeitpunkt zuzuschlagen.", nickte Darius, doch Alec schüttelte den Kopf.
„Das wäre unklug. Sie haben mindestens eine Hexe und wir wissen nicht, wie viele Fährten sie insgesamt verbergen kann. Und selbst wenn wir unsere Rudel vereinen, sind wir Deorum immer noch unterlegen."
„Außerdem wissen wir immer noch nicht, was ihre Späher hier gesucht haben.", stimmte Josi ihm zu. „Wir haben nur Vermutungen."
„Ist bei der Verfolgung gestern irgendetwas herausgekommen?", beteiligte sich Jace halbherzig an der Diskussion.
„Nein, es war wie das letzte Mal. Sie haben kurz vor der Wolfshöhle abgedreht und sind über einen anderen Weg zur Grenze verschwunden. Bis auf einen Schuhabdruck haben wir nichts weiter gefunden."
„Einen Schuhabdruck?" Jace zog die Stirn kraus und kramte eine Karte heraus. „Wo?"
Nun trat auch Caleb interessiert nach vorn und sah Alec über die Schulter, als dieser ihnen die Stelle zeigte. „Hier sind sie abgedreht, hier war der Abdruck."
„An dieser Stelle wird der Boden sehr fest und steinig.", deklarierte Jace und Alec nickte. „War der Abdruck frisch?"
„Das lässt sich schwer sagen, Josi hat ihn nur zufällig gesehen. Eine Fährte gab es jedenfalls nicht mehr. Wir wissen also nicht, ob er etwas mit den Spähern zu tun hat."
Jace hatte ein ungutes Gefühl. „Sie kommen über die Grenze, immer in Wolfsgestalt, drehen kurz vor der Wolfshöhle ab und verschwinden wieder über die Grenze. Sie provozieren nichts, sie machen nicht auf sich aufmerksam. Wir haben sie nie gesehen, mit Ausnahme von Amos.", überlegte er laut und Alec, Mike und Josi nickten.
„Sie halten sich auf felsigem Grund und erledigen ihre Mission, bevor der Regen den Boden aufweicht. Sie wollten nicht, dass man ihre Spuren problemlos lesen kann. Nur auf unserem Gebiet und auf dem Rückweg war es ihnen egal. Laut den Spuren, die wir gefunden haben, waren sie zu dritt. Auf die Tiefe der Spuren haben wir nicht geachtet.", fuhr Caleb fort und die beiden Alphas warfen sich einen Blick zu. „Ja, es wäre durchaus möglich."
„Was wäre möglich?", hakte Josi nach, als sich Jace' Miene verfinsterte.
„Wieso ist mir dieser Gedanke noch nicht eher gekommen?", knurrte er wütend und drehte sich seinem Beta zu. „Trommle alle zusammen. Wir müssen sofort den Wald durchsuchen!"
„Nach wem denn?" Josi verstand noch immer nicht.
„Auf dem Rücken eines Wolfs ist Platz für mindestens einen ausgewachsenen Krieger. Bei drei Wölfen sind das drei Krieger. Zwei, falls einer Amos Blut abbekommen hat. Und die Krieger vom letzten Mal.", erklärte Jace.
„Beim letzten Mal haben wir den Wald durchsucht, erinnerst du dich? Stundenlang sogar, aber wir haben niemanden gesehen."
„Überleg doch einmal selbst Josi: Wo haben wir nicht nachgesehen? Wo hättest du dich versteckt?"
Nun wurde sie bleich. „In den Bäumen."
„Und das alles schließt du aus einem Schuhabdruck, der zufällig in der Nähe ihrer Spuren war?", schnaubte Eric. „Das ist doch lächerlich! Und uns traut ihr das Spurenlesen nicht zu."
„Wenn ich mich irre, haben wir nur ein paar Stunden Zeit vergeudet. Doch wenn nicht, halten sich in diesem Moment Krieger Deorums in unserem Gebiet versteckt. Wer weiß zu welchem Zweck! Willst du dieses Risiko eingehen Eric?"
Bevor er antworten konnte wurde die Tür zum Besprechungsraum abermals aufgerissen. Eine völlig aufgelöste Cindy stand im Türrahmen und ein ängstlich aussehender Brian stand hinter ihr.
„Sie ist weg! Kathlyn ist weg!"
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top