27. 𝔎𝔞𝔭𝔦𝔱𝔢𝔩
Für ShadowIight_
Ich bin gespannt, was du von dieser Backroundstorie hältst.
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*Jace*
„Ihr glaubt also, Deorum ist für die Zwischenfälle verantwortlich?" Alec strich sich nachdenklich über das Kinn. Josi verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.
Bereits den ganzen Vormittag saßen sie hier und diskutierten, legten Fakten offen, versuchten miteinander zu reden und ihre Differenzen beiseite zu lassen. Es funktionierte nicht. Die Abneigung einiger war einfach zu groß.
„Hast du Einwände, Liebes?", wollte Caleb grinsend wissen und Josi schenkte ihm ihren tödlichsten Blick.
„Nur einen: Habt ihr die Spuren selbst verfolgt, Jace? Oder wurde euch nur erzählt, dass sie zu Deorum führen? Das macht nämlich einen gewaltigen Unterschied."
„Traust du uns das Spurenlesen nicht zu?", fragte Eric mit drohendem Unterton.
„Der Regen hat die Spuren beseitigt, wir haben nur euer Wort. Und ich traue euch zu, dass ihr lügt um von euch selbst abzulenken."
„Und unsere Grenzposten haben wir selbst getötet, um von uns abzulenken? Oder um es euch unterzuschieben?" Eric erhob sich und Josi lächelte provokant.
„Jetzt verstehen wir uns!"
Sofort sprangen beide Seiten auf und schrien wild durcheinander. Schon wieder. Jace und Caleb warfen sich einen genervten Blick zu. Dass sich die beiden Alphas weitestgehend einig waren bedeutete gar nichts.
„Wenn hier jemand das Recht hat misstrauisch zu sein, dann wir! Claus ist hinter Jace her! Wie oft hat er versucht ihn zurück zu holen, als er noch ein Mitglied unseres Rudels war?" Eric ließ seinen Blick durch die Runde schweifen, bis er auf Jace liegen blieb. „Und kaum bist du Alpha geworden, haben seine Boten mehrfach unser Gebiet durchquert. Vielleicht habt ihr euch inzwischen verbündet. Vielleicht plant ihr einen gemeinsamen Angriff auf uns, und das alles hier ist nur eine Ablenkung."
„Wie kannst du es wagen –", fauchte Josi, doch Jace unterbrach sie mit einer Handbewegung.
„Du hast recht. Er hat mehrfach Boten geschickt, genau wie damals. Und sie erhielten dieselbe Antwort wie damals."
„Du kannst viel behaupten, doch deine Taten sprechen für sich. Wenn du nicht auf seiner Seite bist, warum hast du die Chance dann nicht genutzt, als wir ihn vernichten konnten?"
„Deorum hatte uns weder angegriffen, noch uns einen anderen Grund für einen Krieg geliefert. Wir hätten lauter unschuldiges Blut vergossen, und weswegen? Weil einige sich an Claus rächen wollen. Weil es uns nicht gefällt, wie er sein Rudel führt. Weil sich einige durch sein Rudel bedroht fühlen. Oder weil uns seine Ansichten nicht gefallen." Jace schüttelte missbilligend den Kopf. Das waren nicht alle Gründe, doch das würde er Eric nicht auf die Nase binden. „Wo wären wir besser gewesen als er, hätten wir einen Kampf begonnen?"
„Die Vergangenheit lässt sich ohnehin nicht mehr ändern.", mischte sich Caleb ein. „Nun sollten wir uns auf die Zukunft konzentrieren."
„Schön. In meiner Zukunftsvorstellung kommen weder Deorum, noch Vastus vor.", erwiderte Josi und verschränkte die Arme.
„Bei Ersterem stimme ich dir voll und ganz zu, Liebes. Bei Letzterem muss ich dir widersprechen. Du weißt nicht, was du verpasst."
„Wahrscheinlich eine Menge Ärger und noch mehr graue Haare."
„Ich bin mir sicher, dass du auch mit grauen Haaren bezaubernd aussiehst."
„So wie du, ohne Schneidezähne?"
„Du findest mich bezaubernd?"
„Ohne Schneidezähne? Wollen wir es ausprobieren?" Josi trat einen Schritt auf ihn zu, doch Jace packte sie am Handgelenk und sah sie warnend an.
„Wir haben einen gemeinsamen Feind der in unsere Gebiete eingedrungen ist, unsere Freunde und Kameraden getötet hat und uns gezielt gegeneinander aufhetzen will. Nun, wo wir seinen Plan durchschaut haben, müssen wir mit neuen Angriffen rechnen.", kam er zum Thema zurück.
„Und was willst du tun?", fuhr Eric dazwischen. „Schließlich haben sie uns weder angegriffen, noch uns einen anderen Grund für einen Krieg geliefert. Ja, sie verletzen das Grenzabkommen, aber was macht das schon? Streuner und Ausgestoßene tun das doch ständig. Wahrscheinlich haben sie die drei Grenzposten getötet, doch dafür haben wir keine Beweise. Da können wir doch unmöglich unschuldiges Blut vergießen, oder?"
Langsam begann der Beta ihm gehörig auf die Nerven zu gehen und er bereute es, dass er ihm den Arm nicht doch gebrochen hatte. Er überlegte gerade dies nachzuholen, als ihm jemand zuvor kam:
„Du kannst Jace' Entscheidungen nicht nachvollziehen, wir haben es kapiert. Kannst du es jetzt endlich dabei bewenden lassen? Die Lage ist ernst und wir müssen über eine Lösung nachdenken, anstatt in der Vergangenheit zu bohren!" Sophie, ein Rudelmitglied von Vastus, war die erste Frau an diesem Tag, die Jace mal nicht an die Gurgel wollte. Er lächelte sie dankbar an.
„Die Vergangenheit hat uns genau an den Punkt gebracht, an dem wir heute stehen. Habt ihr das schon vergessen? Oder sollen wir jetzt alle so tun, als wäre das nie passiert?"
„Welche Alternative haben wir denn? Wir können ausführlich darüber reden, aber es würde nichts ändern. Weder an unserer Situation, noch an deiner Meinung. Wir verlieren nur Zeit."
Eric setzte gerade zu einer Erwiderung an, als es laut klopfte. Im nächsten Augenblick wurde die Tür auch schon aufgerissen. Jace sprang alarmiert auf. Niemand würde sie jetzt stören, außer es war etwas passiert.
Umso verblüffter war er, als Kathlyn eintrat und sich neugierig umsah. Er hatte mit allem gerechnet, doch darauf war er nicht vorbereitet gewesen. Einen Moment lang waren alle so überrumpelt, dass niemand reagierte. Genau das schien sie auch beabsichtigt zu haben, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen. Ihr Blick blieb kurz an Sophie hängen und wurde einen ganzen Hauch kühler, ehe sie ihn ins Auge fasste.
„Entschuldigt die Störung, aber ich muss dich sprechen. Ich wollte mit Brian die Wachposten mit warmen Getränken und etwas zu Essen versorgen, aber ich brauche ja deine Erlaubnis, die Wolfshöhle verlassen zu dürfen."
„Es tut mir leid." Ein geschockter Brian erschien hinter ihr in der Tür und sah Jace ängstlich an. Dazu hatte er auch allen Grund, denn in ihm begann es bereits siedend heiß zu brodeln. Wütend stapfte er auf Kathe zu, packte sie am Oberarm und zog sie unsanft zur Tür zurück.
„Was habe ich dir gesagt?" Er musste sich zusammenreißen, nicht ihren Arm zu zerquetschen. Wieso konnte dieses Mädchen nicht ein einziges Mal hören?
„Das ich Brian helfen und ihm nicht von der Seite weichen soll."
„Ich sagte, dass du die Wolfshöhle nicht verlassen wirst. Und das haben auch alle verstanden, außer dir!" Er warf ihr einen scharfen Blick zu, als er sie losließ. Sie rieb sich wütend den Arm.
„Es hat die ganze Nacht geregnet, und es ist eiskalt draußen. Ich habe nur versucht zu helfen. Oder traust du es mir nicht zu, mit einer Thermoskanne herumzulaufen und Kaffee einzuschenken? Dann hast du offensichtlich vergessen, wo ich gearbeitet habe!"
„Ich habe jetzt weder die Zeit, noch die Nerven um mit dir zu diskutieren!" Sein Blick versprach ihr allzu deutlich, dass das noch ein Nachspiel haben würde. Er konnte sich ausmalen, wie Eric ihn gleich angrinsen würde und das machte ihn umso wütender. Mal ganz abgesehen von Calebs Reaktion, die mit Sicherheit noch schlimmer ausfiel.
„Wo ist Emmely?", wandte er sich an Brian.
„Sie hat sich hingelegt.", antwortete Kathe triumphierend, während Brian immer weiter den Kopf einzog und versuchte im Boden zu versinken.
„Bring sie nach oben. Dort bleibt sie!", befahl er und ihr klappte empört der Mund auf. Gerade wollte er die Tür schließen, um das Gespräch endgültig zu beenden, als er jemanden hinter sich spürte und eine Hand die Tür wieder öffnete.
„Nicht so schnell!", protestierte Caleb, drängte sich an ihm vorbei und stellte sich Kathe in den Weg. „Ich denke, du bist mir eine Erklärung schuldig."
„Kennen wir uns?", fragte sie verunsichert und betrachtete ihn ihrerseits. Caleb war alles andere als unauffällig. Weder sein rabenschwarzes, zerzaustes Haar, noch der goldene Ohrstecker an seinem rechten Ohr, oder die Narbe, die am Hals begann und über seinen Oberkörper verlief. Heute verschwand sie unter einem grünen Pullover, passend zu seinen grünen Augen. Dazu war er groß und muskulös. Er zog regelmäßig die Aufmerksamkeit etlicher Frauen auf sich. Caleb wollte auffallen und genoss es, im Gegensatz zu Jace.
„Lass uns das nicht jetzt klären.", bat er, doch Calebs Gesichtsausdruck sprach bereits Bände.
„Oh, aber es wäre doch sehr unhöflich ihr nicht zu antworten, meinst du nicht? Entschuldige, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Caleb. Ich bin ein alter Freund von Jace."
„Freut mich." Kathe fühlte sich in ihrer Haut sichtlich unwohl. Sie konnte nicht wissen, dass das raubtierhafte Lächeln und Calebs ärgerlicher Unterton nicht ihr galten.
„Und um deine Frage zu beantworten: Ja, wir kennen uns durchaus. Sogar schon ein paar Jahre, nicht wahr Jace?"
„Ich würde nicht behaupten, dass ihr euch kennt, nur weil sie dir ein paar Mal Kaffee eingeschenkt hat.", entgegnete Jace kühl.
„Du warst Gast im Café?" Kathe musterte Caleb erneut und Jace trat einen Schritt zwischen die beiden.
„Können wir uns jetzt wieder unserer Besprechung widmen? Die anderen warten." Sein Unterton und sein Blick suggerierten Caleb deutlich, dass er das Thema jetzt beenden wollte. Doch der andere Alpha dachte nicht daran. Stattdessen lehnte er sich lässig an die Wand und plauderte mit Kathlyn, als wäre er gar nicht anwesend.
„Jace war früher ein Mitglied meines Rudels. Wir beide waren jedes Mal in Ilargia, wenn wir das Rudel hier besucht haben. Und er konnte es immer kaum abwarten, dich zu sehen."
Völlig perplex suchte Kathe seinen Blick, den er ausdruckslos erwiderte. Innerlich kochte er und hätte Caleb zu gern zurück in den Besprechungsraum geschleift. Die Tür stand noch immer offen und drinnen war es mucksmäuschenstill. Natürlich spitzten alle die Ohren.
„Bist du dir sicher, dass du mich nicht verwechselst?" Sie lachte auf, um ihre Unsicherheit zu überspielen. „Ich arbeite erst seit einem Jahr im Café."
„Kathlyn Lunes. Dein Vater ist Ratsmitglied und arbeitet im Rathaus. Deine Mutter ist Versicherungskauffrau. Du hast deine Ausbildung als Verkäuferin im Einkaufszentrum Ilargias gemacht, bevor du im Café angefangen hast. Nein, ich denke ich verwechsle dich nicht."
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Habt ihr damit gerechnet? (Also, dass Kathe z. B. reinplatzt, oder was Caleb ausplaudert?)
Was denkt ihr, kommt noch alles ans Licht und wie wird sie reagieren?
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