23. 𝔎𝔞𝔭𝔦𝔱𝔢𝔩

Für Dreamerin333
Ich liebe deine Kommentare!!!
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Aus dem Lehrbuch für Mystische Geschöpfe

*Jace*

„Er ist höchstens seit zwei Stunden tot." Mike beugte sich über die Leiche und untersuchte die unzähligen Wunden. Der zerfetzte Körper war kein schöner Anblick. Er nahm einen tiefen Atemzug und versuchte den Geruch von Blut und Verwesung auszublenden, und sich auf einen Geruch zu konzentrieren, der dort nicht hingehörte. Er nahm Speichel wahr, doch sobald er sich zurücklehnte war die Fährte verschwunden. Als wäre Amos durch Geisterhand gestorben und nicht, wie offensichtlich zu sehen, durch einen Biss in die Kehle.

„Eine Aufstockung der Grenzposten hat sie demzufolge nicht lange abgehalten.", deklarierte Josi.

„Und es konnte sie nicht aufhalten.", ergänzte Alec. „Sie haben ihn getötet und sind weitergezogen. Wieder gibt es keine Fährte, die sie mit Vastus in Verbindung bringen würde."

„Nein, dafür gibt es andere Spuren." Jace kniete etwas abseits am Boden und untersuchte Spuren im Schlamm. Pfotenabdrücke, umgeknickte Äste, aufgewühlte Blätter. Diese Spuren konnten sie nicht so einfach verbergen.

„Sie müssen im Morgengrauen über die Grenze gekommen sein.", stellte Josi fest. Das war günstiger um den Fels-Pass zu überqueren, denn normalerweise fand dann der Schichtwechsel statt. Doch Jace hatte die Zeiten ändern lassen und der Wechsel fand nun jeden Tag zu einer anderen Zeit statt. „Amos muss sie überrascht haben. Er konnte nicht einmal Hilfe rufen."

„Die Grenzposten sollen keine Rundgänge mehr allein unternehmen. Wenn es abläuft wie das letzte Mal, schlagen sie einen Bogen und kehren irgendwo über die Grenze zurück. An einem von ihnen haftet der Geruch von Amos' Blut. Darauf sollen sich alle konzentrieren."

„Wie viele sind es diesmal?", wollte Mike wissen, trat zu ihm und betrachtete die Spuren.

„Drei, vielleicht auch vier. Alec, du und Josi werdet ihnen folgen. Nehmt euch drei Grenzposten mit. Falls ihr sie noch erwischt, versucht einen am Leben zu lassen. Mike, du kommst mit mir."

„Was habt ihr vor?", fragte Josi beunruhigt.

„Wir folgen den Spuren in die andere Richtung. Jetzt haben wir gute Chancen herauszufinden, woher sie kommen." Jace sah seine Freunde eindringlich an. „Amos ist nicht umsonst gestorben! Nur dank ihm wissen wir diesmal rechtzeitig, dass sie wieder auf unserem Territorium sind. Wir werden das nutzen, solange die Witterung ihre Spuren nicht vernichtet."

„Die Spuren führen in das Gebiet von Vastus, das wissen wir doch bereits! Das letzte Mal verschwanden sie auch wieder dorthin, wo sie vermutlich herkamen!"

Er schüttelte entschieden den Kopf. „Das waren sie nicht."

„Das weißt du nicht! Caleb und du seid nicht als Freunde auseinandergegangen Jace!", erinnerte sie ihn. „Sieh dir Amos an! Das war nicht nur ein kaltblütiger Mord. Sie haben seinen Körper in Stücke gerissen! Das hier ist eindeutig eine Botschaft an uns."

„Caleb hat keinen Grund, ihre Fährte zu verbergen. Wenn er einen Krieg wollte, könnte er ihn ohne diese Spielchen führen."

„Nicht wenn er einen Weg gefunden hat, uns ohne Vorwarnung anzugreifen. Wir haben sie jetzt das zweite Mal bemerkt, aber wir wissen gar nicht, wie oft sie schon in unserem Gebiet waren und was sie dort getan haben. Wir kennen Calebs Pläne nicht! Das Ganze könnte ebenso gut eine Falle sein! Schick Mike und mich, wenn du unbedingt willst, aber geh du mit Alec. Liefere dich ihm nicht aus!"

„Ich weiß deine Sorge zu schätzen Josi, aber ich weiß was ich tue!" Er wandte sich an die beiden Grenzposten, die bisher still abseits gestanden hatten. „Bringt Amos in die Wolfshöhle. Er wird ein angemessenes Begräbnis erhalten. Wir treffen uns dort wieder. Seid vorsichtig!"

Sie hatten sich am Grenzlager ihrer Kleidung entledigt, sich verwandelt und waren über den Fels-Pass in das Gebiet von Vastus eingedrungen. Nun suchten sie dessen Rand nach Spuren ab, die auf die anderen Eindringlinge hindeuteten.

„Hier!", rief Mike aus und schnüffelte noch einmal an den abgeknickten Zweigen. „Sie sind hier durchgekommen. Hier gibt es keine Fährte."

Die Spuren führten in die Wälder, noch tiefer in Vastus Gebiet. Das passte Jace nicht, aber ihnen rann die Zeit davon. Es roch nach Regen. Nicht mehr lange und die Spuren wären verwischt.

„Weiter!", drängte er deshalb und schon bald waren sie tief im Wald. Jace hielt seinen Fokus auf die Spuren gerichtet. Sie waren gerannt, sie hatten es eilig. Und die Spuren führten in Richtung Norden. Vorbei an Vastus Lager.

„Sie kommen!"

Jace witterte sie auch. Im Gegensatz zu den Eindringlingen hatten sie den Fels-Pass bei Tag überquert und waren nicht zu übersehen gewesen. Nicht, dass er sich hätte verstecken wollen, sie hatten keine bösen Absichten. Die Frage war nur, ob Caleb ihm das glaubte. Aber das würde er jetzt herausfinden müssen.

„Halt!" Zwei große Wölfe stellten sich ihnen mit gesträubten Nackenhaaren in den Weg und bleckten warnend die Fänge. Mike machte Anstalten, sich vor Jace stellen zu wollen, doch der machte sich einfach breiter. Gleichzeitig wurden sie von weiteren Wölfen umzingelt.

„Was wollt ihr hier?", fragte ein großer grauer, ehe er Jace abfällig musterte. „Ich dachte, wir wären dich los."

„Es tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss Eric. Wir verfolgen die Spur von mehreren Wölfen, die in unser Gebiet eingedrungen sind und eins meiner Rudelmitglieder getötet haben."

„Du hast meine Frage nicht beantwortet. Was sucht ihr hier, in unserem Gebiet? Niemand hat unsere Grenze überquert, außer euch."

„Niemand, von dem ihr wisst. Tatsache ist, dass sie euer Gebiet durchquert haben. Ich zeige euch die Spuren, wenn ihr wollt. Eine Fährte gibt es nicht."

„Hört hört, der große Jace zeigt uns, wie wir unsere Arbeit zu machen haben!", spottete Eric und die anderen lachten.

„Wenn ihr uns nicht helfen wollt, geht uns aus dem Weg.", gab Jace ruhig zurück, woraufhin die übrigen Wölfe unruhig zusammenrückten.

„Du hast hier niemandem mehr etwas zu sagen, Jace! Du bist nicht länger unser Beta, falls du das vergessen haben solltest!", grinste Eric und Jace schnaubte.

„Offensichtlich hat Caleb mit dir als Ersatz keine gute Wahl getroffen, wenn dir und deinen Grenzposten nicht einmal auffällt, dass fremde Wölfe euer Gebiet betreten und verlassen, wie es ihnen passt."

„Du hältst dich wohl für sehr schlau Jace, aber es ist uns aufgefallen wie du siehst. Und diesmal werdet ihr unser Gebiet nicht ungeschoren verlassen!" Eric ging auf Jace los und schnappte nach ihm, doch der war um einiges schneller und stärker. Beinahe mühelos wich er dem Biss aus, nutzte gleichzeitig dessen Schwung und sprang mit seinen Vorderpfoten auf Erics Nacken, sodass er ihn zu Boden drückte. Die anderen waren für einen Moment so geschockt, dass sie gar nichts taten. Dann knurrten auch sie auf und machten Anstalten, sich auf Mike und Jace zu stürzen.

„Stopp!", grollte es da und ein großer schwarzer Wolf erschien zwischen den Bäumen. Sein kühler Blick blieb an Jace und Eric hängen, der sich noch immer verzweifelt unter ihm wand. „Wärst du so freundlich, meinen Beta freizugeben?"

Jace hob die Pfoten und Eric zog sich knurrend zurück. Die anderen Wölfe machten Platz und ließen ihren Alpha durch.

„Was soll das hier werden?" Caleb umrundete ihn gemächlich, doch die Anspannung zwischen den beiden war greifbar. Nein, sie waren wahrlich nicht als Freunde auseinander gegangen, obwohl sie dies einmal gewesen waren. Mehr noch, sie waren wie Brüder gewesen. Niemand kannte Jace besser als Caleb.

Beide waren im selben Rudel aufgewachsen, kannten sich seit Kindheit an. Beide hatten, als sie alt genug waren, beschlossen ihr Rudel zu verlassen - Caleb ein paar Jahre eher als Jace. Wie es der Zufall wollte, landete Jace im gleichen Rudel. Und als Caleb Alpha wurde, war es selbstverständlich, dass er Jace zu seinem Beta machte. Sie waren ein gutes, eingespieltes Team gewesen, das einander blind vertraute. Bis jene eine Nacht alles zerstört hatte.

„Wir verfolgen die Spur von mehreren Wölfen, die in unser Gebiet eingedrungen sind und eins meiner Rudelmitglieder getötet haben.", wiederholte Jace. „Sie kamen über eure Grenze."

„Was für ein Zufall. Seit einiger Zeit dringen auch in mein Gebiet fremde Wölfe ein. Sie kamen über eure Grenze und töteten zwei meiner Wachposten, bevor sie wieder über eure Grenze verschwanden." Caleb blieb vor ihm stehen und musterte ihn scharf. „Sie kamen nicht zufällig auch aus eurem Rudel?"

„Nein." Jace hielt seinem Blick stand. Calebs Gedankengänge waren ihm gut vertraut, immerhin hatte er dieselben gehabt.

Nein, natürlich nicht. Auch jetzt seid ihr nicht hier, um zu provozieren oder etwas auszuhecken. Ihr verfolgt nur andere Wölfe, dringt deshalb in unser Territorium ein und bedroht meine Grenzposten und meinen Beta. Das klingt wirklich alles sehr harmlos und glaubwürdig."

„Wahrscheinlich dachten sie, wenn sie nur zu zweit kommen, würden wir sie wieder nicht bemerken. Oder ist dir der Rest deines Rudels schon davon gelaufen Jace?", mischte sich Eric ein.

„Wir verfolgen nicht die Wölfe, sondern ihre Spur zurück. Sie waren schon einmal auf unserem Gebiet. Ihre Fährte tauchte aus dem Nichts auf und verschwand wieder über eure Grenze. Wir beide sprechen also von demselben Vorfall, denselben Wölfen.", ging Jace gar nicht auf Eric ein. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Caleb, der ihn immer noch eingehend betrachtete.

„Und du dachtest, diese Wölfe kämen von mir.", stellte er amüsiert fest. „Wenn du mich wirklich für eine Bedrohung hältst, wieso kommt ihr dann nur zu zweit? Soll ich das als Beleidigung auffassen? Glaubst du, ihr werdet mit uns fertig? Oder sollt ihr uns nur ablenken, mit eurer haarsträubenden Geschichte? Wird das eine Kriegserklärung Jace?"

„Sie kamen von hier, ihre Spuren verraten es. Sie haben sich nicht die Mühe gemacht, sie zu verbergen. Seht selbst nach, wenn du mir nicht glaubst. Versucht eine Fährte zu finden. Folgt der Spur zurück. Und dann triff deine Entscheidung."

„Das habe ich bereits." Caleb wandte sich von ihm und Mike ab. „Nehmt sie mit!"

„Verdammt!" Er hörte Mike in seiner Zelle hin- und her tigern. „Ich wusste, dass das passiert! Ich wusste es!"

„Beruhige dich!" Jace lehnte an der Wand seiner Zelle, die Arme verschränkt und starrte an die kahle Wand gegenüber.

„Ich soll mich beruhigen? Wir sind hier eingesperrt Jace! Und Caleb macht uns für den Tod von zwei Wachposten verantwortlich!" Er hörte, wie Mike gegen die Tür trat. Jace war eher genervt. Caleb hatte nicht vor, ihnen etwas zu tun. Sonst hätte er ihnen keine Kleidung geben lassen. Er wollte Jace schmoren lassen, soviel stand fest. Seit Stunden waren sie nun schon hier. Regen hatte eingesetzt und seine Hoffnung zunichte gemacht, den Ursprung der Späher zu finden. Es sei denn, Caleb hatte ihm letzten Endes doch noch geglaubt.

„Weißt du was passiert, wenn wir nicht zurückkehren? Und was, wenn die Späher diesmal bis zur Wolfshöhle vorgedrungen sind? Oder nach Ilargia? Und wir sitzen hier fest und können nichts ausrichten!"

„Tobias hat die Wolfshöhle und Ilargia bereits heute Morgen abgesichert. Emmely ist in Sicherheit, Mike. Außerdem glaube ich nicht, dass sie angreifen wollen. Deshalb sind es so wenige."

„Dann hatte Josi Recht und das Ganze war eine Falle. Wir hätten nie über die Grenze gehen dürfen!"

Jace kam nicht mehr zum antworten, denn da erklangen Schritte und seine Zellentür wurde aufgesperrt.

„Der Alpha will dich sehen.", knurrte Eric.

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Nun wisst ihr, wer Vastus ist.

Diesmal ist es ein etwas anderes Zusammentreffen, aber es gefällt mir deutlich besser. Was meint ihr?

Ob das allerdings gut geht?

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