7

Remus wachte alleine auf, das Bett war auf Sirius' Seite leer und um ihn herum war alles still. Müde streckte er sich, blinzelte mehrere Male aufgrund der hellen Sonne die durch das Fenster ihm direkt ins Gesicht schien und entschied sich, trotzdem aufzustehen und sich einen Tag alleine zu machen. Die Ruhe und Entspannung würde ihm gut tun, da war er sich sicher, auch wenn er tief in seinem Inneren spürte, wie sich etwas zusammenzog, etwas traurig war, dass er ohne Sirius in den Tag startete.

Sich das Bett zu teilen war nach wie vor peinlich, doch mit der Zeit gewöhnten sich beide an die Präsenz des jeweils anderen und Sirius reagierte nicht mehr so explosiv auf Körperkontakt, sondern hielt ihn sogar für willkommen. Oft wachte Remus mit Sirius auf seiner Brust auf oder merkte mitten in der Nacht, wie dieser seinen Arm nahm und ihn sich um die Taille legte, um Remus somit näher zu ziehen. Sirius wusste nicht, dass Remus davon aufwachte und dann kaum einschlafen konnte, da er ein breites Lächeln im Gesicht und ein lustiges Gefühl im Bauch hatte.

Remus war gerade mal vier Monate bei James' Crew dabei, fühlte sich aber Tag für Tag willkommener, bildete Freundschaften vor allem mit Marlene, Peter und Lily und fand immer wieder etwas, womit er helfen konnte. Mal passte er auf Harry auf, damit James und Lily beide zu den Treffen gehen konnten, wo etwas Wichtiges besprochen wurde, mal half er mit irgendwelche Fässer zu schleppen und ab und zu half er Lily mit dem Trocknen von verschiedenen Pflanzen, während sie ihm über Naturheilkunde erzählte.

Die Treffen, zu denen Sirius alle zwei Tage verschwand, machten Remus mehr Sorgen, als das er es sich einstehen wollte. Er wusste, dass es etwas Privates war, dass er sich nicht einmischen sollte und dass es ihn nichts anging, aber Remus war ein sehr neugieriger Mensch und mochte es nicht, wenn Geheimnisse vor ihm versteckt wurden. Jedes Mal, wenn Sirius zurückkam, schien er gestresst und nervös, redete von irgendwelchen Plänen und Gefahr, wollte aber nicht zugeben worum es ging. Remus war klar, dass er es an sich vorbeigehen lassen sollte, doch, dachte er sich, er gehörte dazu, warum weihte man ihn nicht ihn die Sache ein?

Remus schnappte sich einen Apfel, nahm sich aus Gewohnheit den Dolch mit, den Sirius ihm geschenkt und sogar Moony in den Griff hinein geritzt hatte und machte sich auf den Weg zu einem der Haupthäuser, wo er nachfragen wollte, ob er Papier und Feder bekommen könnte, weil er sich vorgenommen hatte, heute etwas zu zeichnen.

Entspannt spazierte er bis zum Hafen und dann in das große Gebäude, welches direkt neben dem Wasser gebaut war. Remus ging die Treppe hoch, sah sich oft um, suchte nach einem Büro oder Ähnlichem, wo er hätte Papier finden können. Er wollte gerade wieder zurückgehen, nachdem seine Suche erfolglos gewesen war, als er plötzlich aufgebrachte Stimmen aus einem der Räume hörte.

„James, das wird nicht funktionieren! Wir brauchen eine Falle oder Ähnliches, aber auf offener See anzugreifen, würde nur zu mehr Toden führen."

Das war Sirius. Neugierig sah sich Remus kurz um, ehe er bis zur Tür schlich und sich dort hinstellte, um zu lauschen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er wollte garnicht erst daran denken, was passieren würde, wenn sie ihn jetzt erwischen würden.

„Padfoot hat Recht. Es wäre besser, wenn wir Riddle zu uns locken, anstatt auf die Suche nach ihm zu gehen", hörte er Peters Stimme sagen.

„Ich verstehe eure Sorgen, aber ich möchte Riddle nicht in Harrys Nähe-"

„James!", rief Sirius verärgert. „Wenn wir uns einen guten Plan überlegen, dann wird es komplett ungefährlich sein, sollten wir Riddle zu uns locken. Ich weiß, es macht dir Angst, aber ich verspreche, wenn wir etwas finden können..."

Remus' Gedanken schwirrten. Er verstand nicht, was genau passierte, doch ihm war klar, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Wer war dieser Riddle? Und weshalb wollte er Harry? An den Streitereien und allein an der Tatsache, dass Sirius die Stimme gegen James erhob, war auszumachen, dass die Situation ernst war. Remus fühlte sich, als wäre er kurz davor, ein Rätsel zu lösen, als lägen die Puzzleteile vor ihm, er müsste sie nur richtig zusammensetzen. Irgendetwas steckte hinter all dem, nur war er noch nicht dahinter gekommen, wurde nicht in das Geheimnis eingeweiht. Doch wenn es darum ging, dass es Kämpfe und Tode gab, dann wollte Remus wenigstens eine Warnung bekommen.

Plötzlich hörte er Schritte hinter der Tür, wie sie näher kamen, wie James etwas sagte, dann wurde die Türklinke runtergedrückt. Schnell presste sich Remus an die Wand, hoffte, dass er unbemerkt davonkam. Die Tür wurde aufgezogen, Sirius stürmte hinaus.

„Ich will es nicht hören, James!", rief er laut, bog zur Seite ab und lief zornig den Gang entlang. Was James antwortete, hörte Remus nicht mehr, denn dann fiel die Tür zu. Erleichtert, dass er nicht entdeckt wurde, atmete Remus aus und machte sich hastig auf den Weg zurück zur Hütte, sollte Sirius nach ihm suchen.

Nach wie vor rasten Remus' Gedanken, er überlegte, wie er helfen konnte, versuchte aber gleichzeitig herauszufinden, wobei. Dort war etwas, was Sirius ihm verschwieg, was ihm alle verschwiegen, was nie thematisiert wurde, wenn er dabei war. Remus wollte sich nicht einmischen, aber wenn Peter sagte, dass sie eine Familie waren, dann wollte er wenigstens Bescheid wissen, weshalb sich alle so merkwürdig und verdächtig verhielten. Remus rannte schnell Sirius hinterher, als sie das Gebäude verließen und schlug ihm grüßend auf die Schulter.

„Na, wen haben wir denn da?", meinte er neckend und lachte bei Sirius' erschrockenem Gesichtsausdruck, da er Remus nicht erwartet hatte.

„Heilige Scheiße, Moony", Sirius hielt sich eine Hand ans Herz. „Erschreck mich nie wieder so, hörst du?"

„Klar", lachte Remus und gemeinsam gingen sie zurück zum Haus. Die ganze Zeit über dachte Remus nach, wie er Sirius fragen könnte, wie er mehr Informationen und hoffentlich Antworten bekommen und das Rätsel lösen könnte, aber er hatte Angst, dass Sirius wütend auf ihn wäre, wenn er zugab, dass er gelauscht hatte.

Um sich abzulenken sah sich Remus in der Gegend um, blickte zur Seite, ehe sein Blick auf den spitzen Felsen vor der Bucht landete.

„Warte", er packte unbewusst Sirius' Arm und hörte auf zu gehen. Seine Augen huschten immer wieder zwischen den Klippen hin und her, auf das Meer, betrachteten den Hafen. Wäre es möglich, könnte man es schaffen?

„Moons, was ist los?"

„Shh", zischte Remus, sah weiterhin konzentriert geradeaus, spürte die Idee in seinem Kopf aufblühen, wie sie sich langsam ausbreitete, erst ein matter Schleier war und dann immer klarer wurde. „Ich glaube, ich hab einen Plan."

„Was für einen Plan? Wovon zur Hölle sprichst du?"

Remus drehte sich zu Sirius, die Augen vor Begeisterung geweitet und packte dessen Schultern: „Es ist total dumm und wahrscheinlich lebensmüde, aber wenn wir es hinbekommen würden", Remus wandte sich ab, fing mit den Berechnungen in seinem Kopf an und murmelte dabei. „Der Felsen müsste bei dem Aufprall in Stücke zerbröseln, wenn wir Glück haben aber in zwei Teile zerbrechen..."

Sirius blickte ihn verwirrt an, verstand kein Wort, wovon Remus sprach. Schlussendlich wurde er ungeduldig, mochte es nicht, wenn man ihn ignorierte und im Unwissen ließ, packte Remus an den Haaren, drückte dessen Kopf runter und zerrte ihn hinter sich her. Nur mit Mühe konnte sich Remus losreißen und schlug Sirius' Hand weg:
„Was zur Hölle ist dein Problem?!", beschwerte er sich laut und rieb die schmerzende Kopfhaut.

„Sprich mit mir!", meinte Sirius verärgert. „Du laberst da irgendeinen Müll vor dich hin und ignorierst mich!"

„Oh, der Prinz mag es nicht, wenn man ihn nicht beachtet", Remus verdrehte die Augen, riss sich aber zusammen, um Sirius unnötiger Weise nicht noch mehr zu reizen.
„Mir ist gerade eine Idee gekommen, wie man jemandem eine Falle stellen könnte."

„Schön", Sirius verschränkte die Arme vor der Brust. „Und was bringt uns das?"

„Wenn du mir einfach erzählst, wer dieser Riddle ist, dann könnten wir sehen, was es euch bringt", gab Remus selbstsicher zurück und merkte, wie Sirius erstarrte.

„Woher- Hast du uns ausspioniert?!"

„Was kann ich dafür, wenn du durch das ganze Gebäude brüllst", Remus zuckte mit den Schultern. „Okay, wenn du es mir nicht sagen willst, dann erfährst du auch nichts von meinem Plan."

Er wandte sich von Sirius ab und ging mit schnellen Schritten zurück zur Hütte, war gefangen in seinen Gedanken, überlegte, plante.

„Ey!", er hörte, wie jemand von hinten auf ihn zu rannte. „Moons!"

Remus lächelte, amüsiert daran, wie Sirius versuchte ihm hinterher zu kommen und immer wieder vor ihn rannte, um ihn zum Stehen zu bringen, aber Remus drückte sich stur an ihm vorbei.
„Komm schon, Moony, ich darf dir nichts sagen- Bleib endlich stehen, du Idiot!", Sirius packte Remus' Arm und hielt fest, damit dieser wohl oder übel stehen blieb.
„Bitte, Moons, erzähl es mir."

Remus hob herausfordernd die Augenbrauen, verschränkte die Arme vor der Brust und sah extra an Sirius vorbei, um diesen zu nerven.
„Komm schoooon", flehte Sirius, aber Remus schüttelte nur stur den Kopf.

Er zuckte überrascht zusammen und sah verwirrt zu Sirius runter, als dieser in Sekundenschnelle einen Kuss auf seine Wange drückte und dann wieder unschuldig zu ihm hoch lächelte: „Überzeugend?"

„N-Nein", stieß er aus, obwohl diese Taktik mehr als gut funktionierte und er kurz davor stand, Sirius alles zu erzählen. Und eventuell auch alles tun würde, was Sirius jetzt von ihm fordern könnte.

„Du bist rot, wie eine Tomate."

„Klappt aber trotzdem nicht", Remus wich krampfhaft Sirius' bettelndem Blick aus, weil er wusste, dass er ihm nicht standhalten konnte. Sirius seufzte ergeben, nahm Remus' Handgelenk und zog ihn hinter sich her. Sie gingen den ganzen Weg bis zur Hütte ohne Gespräch, nur grummelte Sirius vor sich hin und Remus hatte ein triumphierendes Lächeln im Gesicht.

„Also, okay", Sirius drückte Remus, als sie ankamen, auf den Stuhl und begann, nervös durch den Raum hin und her zu gehen. Remus ließ ihm Zeit.

„Riddle ist ein Pirat, aber ein viel brutaler, mörderischer und gefährlicher, als wir", fing Sirius schlussendlich an. „Er tötet und tötet und tötet. Er hat rassistische Meinungen, hält sich für etwas Besseres und behauptet, alle Meere gehören ihm und jeder soll sich ihm unterwerfen."

„Warum ist er so?", fragte Remus.

„Weil er einfach dumm ist, deshalb", zischte Sirius. „Noch vor langer Zeit hatten die Potters und Riddles einen Streit und dieser hält noch bis heute an, bla bla bla."

Erneut merkte Remus, dass Sirius extra dem Thema auswich und Details ausließ. Er fragte sich, ob Sirius ihm etwas verschwieg.

„Jetzt hat es Riddle auf Harry abgesehen, um James eins auszuwischen. Rache mäßig, verstehst du?", Sirius seufzte und setzte sich auf die Bettkante. „Riddles Anhänger werden Todesser genannt. Einer von ihnen ist Snape, er versucht seit Jahren, Lily auf seine Seite zu holen. Ich hab James schon immer gesagt, dass er Snivellus hätte umbringen sollen, aber nein, Jamesie ist ja so ein Gutherziger", Sirius verdrehte die Augen.

„Essen diese Todesser wirklich-"

„Ich hab keine Ahnung und will es auch nicht wissen", unterbrach Sirius ungeduldig. „Eigentlich wollte James dich aus der Sache raushalten, weil es dich nichts angeht-"

„Ich wohne doch jetzt mit euch. Ein verdammter Krieg geht mich sehr wohl an", widersprach Remus, fühlte sich ein wenig verletzt, dass sie ihm vorher nicht gesagt hatten, was wirklich um sie herum passierte.
„Und ihr wollt euch vor ihm verteidigen?". fragte er nach, um sich ein genaueres Bild von der Situation machen zu können. Sirius fixierte ihn mit einem nachdenklichen Blick, als würde er seine Worte vorsichtig zusammenlegen.

„Ja", antwortete er schlussendlich. „Wir wollen uns verteidigen und Harry schützen."

Remus nickte, war wieder in Gedanken bei der Konstruktion seiner Falle und übersah dabei, wie Sirius sich unsicher auf die Lippe biss und ihn mit einem Blick beobachtete, der Verschiedenes aussagte. Ob reuevoll, traurig, verzweifelt oder schuldbewusst, alles war dabei.

„Du bist dran", meinte Sirius nach kurzer Zeit, um die Stille zu brechen.

„Hm?"

„Mit erzählen. Du hast es versprochen."

„Oh, ja, stimmt", Remus setzte sich gerader hin und drehte sich zu Sirius. „Es ist sehr riskant und wahrscheinlich ziemlich dumm-"

„Moony"

„Okay, okay", Remus atmete tief durch. „Du kennst doch die Felsen im Wasser kurz vor dem Hafen?"

„Die großen neben der Klippe?"

„Genau. Die Klippe geht ja ein Stück vor, ähnlich wie bei einer Brücke. Da ist ein sehr dünner Fels, der noch kaum daran hängt und diesen Vorsprung bildet", erklärte Remus, aber Sirius verstand nicht, vorauf dieser hinaus wollte.

„Zwischen den Felsen und der Klippe ist nur wenig Abstand, deshalb muss man dort sehr vorsichtig vorbei fahren", Remus zeigte mit den Händen, was er meinte.

„Moony, ich weiß das-"

„Lass mich ausreden. Wenn man es schaffen würde, den Vorsprung von der Klippe ab zu trennen, würde er genau in die Lücke zwischen den spitzen Felsen und der Klippe fallen, richtig?"

„Richtig...", murmelte Sirius, verstand langsam, was Remus sich überlegt hatte und hörte interessiert zu.

„Beim Aufprall müsste der Fels in Brocken zerfallen, welche hoffentlich unter Wasser kaum zu sehen sein werden, aber trotzdem weit an der Oberfläche wären", Remus runzelte die Stirn. „Wir müssten nur gucken, ob wir es schaffen, den Felsen abzubrechen..."

„Aber theoretisch", mischte sich Sirius ein. „Theoretisch könnte es funktionieren."

„Und wenn die Brocken dort liegen und wir Riddle irgendwie zu uns locken, wird er sie nicht bemerken und genau dadrauf fahren-"

„-wo er dann mit seinem Schiff stecken bleibt und weder entkommen, noch angreifen kann-"

„-und wie ich es verstanden habe, ist er auf See zu gefährlich, deshalb-"

„-deshalb wird er wohl oder übel an Land kommen müssen, wo wir ihn überfallen können!", Sirius sprang begeistert auf. „Moony, du bist ein Genie!"

Er lief zu Remus, packte ihn an den Wangen und küsste seine Stirn: „Das ist genial! Du rettest uns allen den Arsch, ehrlich."

„G-Gerne", stieß Remus überrumpelt aus und ließ sich von Sirius wieder aus der Hütte zerren, weil sie sofort zu James wollten, um ihm vom Plan zu erzählen.

Wie von Sirius vorhergesagt, war James dagegen, wollte die Todesser nicht in Harrys Nähe bringen, hatte Angst, dass etwas schief lief und er im Endeffekt alles verlieren würde, aber Peter, Sirius, Remus und selbst Lily überredeten ihn, dem Plan wenigstens eine Chance zu geben. Erst erklärte Remus alles genau und detailliert vor James und später vor der ganzen Crew, die alle genauso begeistert reagierten, wie Sirius. Dorcas erklärte, dass der Felsen sowieso bald abbrechen würde und durch Wind und Wasser geschädigt war, sich also nur kaum hielt, weshalb sie auch so schon alle nicht riskierten darauf zu gehen.

Während alle applaudierten, James Remus freundschaftlich auf die Schulter klopfte und Remus begeistert strahlte und sich endlich wie ein richtiger Teil der Gruppe fühlte, übersah er erneut den unsicheren, schuldbewussten Blick, den Sirius ihm zuwarf.

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