20 | photoshooting

H A I L E Y

Dave und mein letztes Lied ging zu Ende und der Song für den Hochzeitstanz erklang so langsam im Hintergrund. Ich war bereits von der Tanzfläche verschwunden und stand bei meinem kleinen Bruder, der mit großen Augen zu Ann und Dave sah.

Der Frischvermählte nahm sich die Hand seiner Frau und führte sie zu der Tanzfläche. Das sanfte Lächeln in ihrem Gesicht drang zu ihren Augen durch und das Funkeln erhellte den ganzen Saal. Jeder Mensch hatte seine Augen auf die beiden gerichtet und beobachtete jeden ihrer Schritte mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht.

John Legends Stimme, Worte drangen zu uns durch und beide bewegten sich zu diesem Lied. Ihren einstudierten Tanz legten sie auf das Parkett und schauten sich verliebt in die Augen. Man konnte meinen, dass Daves Strahlen in jeder Sekunde größer wurde und uns blenden könnte.

Je mehr man von diesem bezaubernden Lied hörte und man ihnen zu sah, verfiel man in einen Traum und guckte nur noch das Ehepaar an, welches sich aneinander geschmiegt bewegte. Es war ein wunderschöner Traum mit wundervollen Menschen und einer überaus tollen Atmosphäre.

"Hailey, ich will auch tanzen", jammerte Damian und schaute mich mit seinem Hundeblick an. Er liebte es sich zu Bewegen und tätigte schon die ersten Schritte in die Richtung der Tanzfläche.

Ich rannte ihm hinterher und packte ihm zwischen seinen Armen. Eilig hob ich ihn auf meine Hüfte und lief wieder zu unserem Platz. Dort angekommen drehte ich uns wieder zu dem tanzenden Ehepaar und schwank etwas zur Musik mit, was Damian kichern ließ.

Mein Blick suchte Damians Gesicht und kurz musterte ich ihn, bevor ich sprach: "Wir tanzen danach, okay? Lass Ann und Dave erst einmal tanzen und dann wir."

Eifrig nickte er und schaute wieder nach vorne, während ich weiter versuchte meinen Herzschlag zu regulieren. Mit seinem kleinen Kopf wippte er mit und summte den Text vor sich - seine Version.

"Na", erklang Codys Stimme neben mir und ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. Das weiche Lächeln kam meinem Gesicht näher und er lehnte sich zu meinem Ohr vor.

Der heiße Atem rauschte in meinen Ohren und mein Herz machte einen kleinen Aussetzer. Mit seinem Gesicht wanderte er weiter und stoppte bei meiner Wange, auf der er einen kleinen Kuss platzierte und meinen Muskel dazu brachte komplett aufzuhören mit schlagen.

Er entfernte sich und wuschelte meinem Bruder durch die Haare, was ihm ein Seufzen entlockte. Damian hatte sich mit der Zeit geschlagen gegeben und hörte auf etwas dagegen zu sagen.

Evils packte mich am Arm und zog mich, wie Damian, von der Menschenmenge weg und auf die Terrasse. Schwer versuchte ich nicht über meine eigenen Füße zu stolpern. Zu mal konnte ich es mir nicht leisten mich mit dem Kleinen aufs Maul zu packen und somit seinen Smoking kaputt zu machen.

Wir kamen zum Stehen und irritiert blickte ich den großen Jungen an. Er war zum Meer gedreht und schaute in die dunkle Ferne. Er schien angespannt und in Gedanken. Zu gern würde ich wissen, was in seinem Kopf vorging und wie er sich fühlte.

Mit einem Finger vor meinem Mund deutete ich Damian still zu sein und wandte mich wieder zu Evils, der sich keinen Millimeter gerührt hatte. Noch immer war sein Blick auf das Meer gerichtet und seine Gesichtszüge schienen mehr als angespannt und hart.

"Cody, alles in Ordnung?", unterbrach ich die Stille und legte meine freie Hand auf seinen Unterarm. Sein Kopf schwank zu mir rüber und sanft lächelte er. Cody verheimlichte etwas und mir gefiel es ganz und gar nicht.

Ich stellte mich zwischen das Geländer und ihm. Seine Hände stützten sich neben meinen Körper auf und er neigte seinen Kopf etwas schräg. Das Lächeln war immer noch da und auch Damian blickte er an, dennoch fokussierten mich seine Augen und er nahm mich unter die Lupe. Jedes Detail, jede Faser meines Gesichts schien er sich anzuschauen und der eindringliche Blick von ihm brannte auf mir, wie verrückt.

Meine linke Hand wanderte seinen Arm hoch und legte sich auf seine Wange. Wie Damian schmiegte er sich gegen meine Handfläche und schloss für einen Moment die Augen. Erleichtert atmete er durch und öffnete daraufhin wieder seine smaragdgrünen Augen, die meine fixierten. Mit dem Daumen strich ich über seine sanfte Haut und konnte das Lächeln selbst nicht unterdrücken.

"Küssen", nuschelte Damian sichtlich begeistert und schaute zwischen uns her. Seufzend schüttelte ich den Kopf, nahm meine Hand von Codys Wange und wandte mich an meinen Bruder.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn mahnend an und flüsterte leise: "Du solltest doch still sein, Baby."

Schmollend senkte er den Kopf und spielte an seinen kleinen Fingerchen rum. Mein Blick suchte Cody und als ich in sein schmunzelndes Gesicht sah, wurden meine Knie etwas weich. Zum Glück war das Geländer in meinem Rücken und hielt mich aufrecht.

"Ihr seid doch morgen bestimmt auch beim Brunch, oder?"

Ich nickte und erkannte das Schimmern in seinen Augen. Der Blick hielt mich gefangen und ich schaffte es nicht meinen Blick abzuwenden - ich wollte es nicht.

Es war eine Sucht, wie bei der Musik. Ich wollte und konnte den unterschiedlichen Klängen, der Lieder nicht mehr widerstehen und gab mich der Musikwelt komplett hin. Jedesmal aufs Neue zogen sie mich in eine andere Welt in der nur die Gefühle, der Sänger waren und die verschiedenen Sequenzen, Kontrasten, Wiederholungen, wie Umkehrungen mich zum Tanzen und Singen brachten.

Seine Augen waren eine Sucht von der man sich nur schwer trennen konnte. Das Grün strahlte immer etwas anderes aus und passte sich seinen Emotionen an. Es zog einen in einen unzerbrechlichen Bann - aus dem man nur mit viel Kraft und Stärke flüchten konnte, wenn es nicht schon zu spät und man bereits gefangen war.

Menschen konnten Alkohol-, Drogen- und Spielsüchte haben - durchaus noch andere. Aber seine Augen waren meine Sucht. Seine schönen Berührungen, die in mir ein wohliges Gefühl hinterließen. Seine mit Bedacht gewählten Worte und der Sinn hinter ihnen. Das raue und tiefe Lachen, das aus seiner Kehle drang und meine Aufmerksamkeit besaß. Die starken und muskulösen Arme, aus denen ich mich nicht mehr lösen wollte und seine Nähe, die mir gut tat - er war meine Sucht.

"Ich habe danach etwas mit dir vor. Lass dich einfach überraschen. Es wird dir gefallen - hoffentlich", schmunzelte er und strich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr.

Seine große Hand ruhte auf meiner Wange und die ganze Wärme strömte zu mir rüber. Sofort wurde mir wärmer und ließ mich kurz zittern.

Erst jetzt viel mir auf was für eine unglaublich heiße Körperwärme er hatte und wie seine Berührungen sich, wie Feuer auf der Haut anfühlten. Es waren keine kleinen Flammen - nein, es waren große Brände, die sich in jeder Faser meines Körpers ausbreiteten und in mir pure Asche hinterließen.

"Hailey, kommt ihr rein? Ann möchte den Strauß werfen und du darfst nicht fehlen", riss mich die Stimme von meinem Vater raus und schreckhaft trennten wir uns.

Damian zappelte auf meinem Arm rum, weshalb ich ihn runterließ und er zu Dad rannte. Beide verschwanden schon einmal drinnen und ich blieb noch einen kleinen Moment mit Evils draußen, bevor wir auch reingingen und ich mich zu den anderen Mädchen beziehungsweise jüngeren Frauen stellte.

Ann stand in ihrem wunderschönen, weißen Hochzeitskleid einige Meter von uns entfernt und mit dem Rücken zu uns gedreht. Ein kurzer Blick über ihre Schulter und das freche Lächeln kam uns entgegen. Sie wandte sich wieder nach vorne und mit dem anderen Gästen zählte sie von fünf runter.

Die Frauen neben, vor und hinter mir drängelten, als wäre es das Wichtigste und wollten diesen Strauß unbedingt haben. Dagegen stand ich nur aufmerksam dar und achtete darauf wie Ann wurf. Zwar hatte ich nicht vor den Strauß zu fangen, da ich nicht wusste wofür ich diesen gebrauchen konnte und zu dem war es noch nicht meine Zeit dazu.

"Eins!", schrie die weibliche Stimme und die Schwangere drehte sich zu ihrem weiblichen Gästen um, die um den Blumenstrauß kämpften. Grinsend blickte sie uns an und wartete gespannt auf das Ergebniss.

Es kam mir wie in Zeitlupe vor und lässig betrachtete ich den Strauß, wie er auf mich zu geflogen kam und ich ihn letztendlich aus Reflex fing.

Leise Oho's erklangen und ich stoppte in meiner Bewegung. Meine Finger schlangen sich fester um den Strauß und hektisch blickte ich mich um. Jeder Blick lag auf mir und musterte mich - die Jüngste mit dem Brautstrauß.

Dave klatschte in die Hände und zog Cody an seinem bezaubernden Anzug hervor. Er hatte definitiv etwas getrunken und das reichlich. Dave taumelte mit Cody auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen. Meine Augen lagen nur auf Evils und dieser kratzte sich nur verlegen am Nacken, ehe ein entschuldigendes Lächeln seine Lippen schmückte.

"Du hast den Strauß gefangen und Cody schwärmt immer über dich, also-"

"Dave!", zischte Cody und blickte zu mir. Es war ihm unangenehm und ich konnte nicht anders, als darüber zu schmunzeln.

"Wie dem auch sei: Ihr müsst jetzt tanzen", teilte uns Dave mit. Er verschwand zu seiner Frau und ließ uns beide alleine.

Ich drehte mich um und drückte irgendeiner Frau den Strauß in die Hand. Nervös wandte ich mich wieder an Evils und trat an seine Brust ran. Seine Hände legten sich auf meine Hüften und zogen mich ganz an sich ran. Wieder war da diese Wärme und ich spürte die nächste Brandverletztung auf mir.

Die Musik fing leise an mit spielen und langsam glitten meine Finger über seine Arme, die unter dem weißen Baumwollstoff verdeckt waren und ihn dadurch noch unwiderstehlicher aussehen ließen. Vorsichtig legte ich meine Arme auf seinen Schultern ab und blickte in seine Augen, die auf meine gewartet hatten.

"Viel Spaß, zukünftiges Ehepaar!", trällerte Dave und blickte mich grinsend an.

"Ich würde still sein, Davi. Du weißt was ich anstellen kann und von deinem alten Bus wollen wir gar nicht erst anfangen, also beweg deinen Arsch auf die Tanzfläche und gesell dich mit zu uns. Die anderen sind auch erwünscht", rief ich und tatsächlich kamen einige mit zu uns und tanzten mit ihren Partnern.

Wieder sah ich zu Cody und mir trat sein Schmunzeln entgegen. Meine Hände legte ich auf seinen Nacken und fing an ihn leicht zu kraueln, was ihn aufkeuchen ließ. Den Kopf legte ich an seine linke Schulter und schloss die Augen, während wir uns zu Time of our lives bewegten.

I saw your mother, she looks so beautiful

Nach diesen Worten drückte ich meinen Kopf näher an seine Schulter und lauschte meinem zittrigen Atem. Cody schien davon mitbekommen zu haben und fragte vorsichtig nach, ob alles in Ordnung sei. Gekränkt nickte ich und flehte: "Lass uns einfach tanzen und alles um uns herum vergessen, bitte."

"Wirst du irgendwann drüber reden?", flüsterte er und ich gab nur ein kleines Ja von mir, um ihn ruhig zu stellen.

Wieder umgab uns nur die Stimme des Sängers und das leise Getuschel der anderen Gäst, die tanzten oder sich an die Bar gesellt hatten, wie an ihre Plätze. Jeder war mit sich oder seinem Partner beschäftigt. Sie waren in Gedanken und ließen sich von den ruhigen Klängen leiten.

Cody hielt mich fester und ließ mich seine ganze Zuneigung spüren, wofür ich ihm dankbar war. Die Zeit in seinen Armen verstrich immer langsamer und das Gefühl, dass es nicht mehr aufhören würde durchdrang mich - ich wollte nicht das es endete. Ich wollte in seinen Armen bleiben - für immer.

"Hey, Hailey, mach deine Augen wieder auf. Es ist vorbei", teilte mir Cody mit und strich mir über den Rücken, was meine Knie zum wackeln brachten.

Im Hintergrund fing ein schnelleres Lied an zu spielen und es passte nicht zu dem, wie wir tanzten, aber es interessierte mich nicht. Ich wollte einfach nur so stehen bleiben und an nichts denken - nur er und ich.

"Ich will nicht, Cody", flüsterte ich ganz leise und hielt meine Augen weiterhin geschlossen. Meine Fingernägel krallten sich in das weiße Hemd und ich versuchte wieder alles auszublenden.

Ich nahm nur einen weißen, kurzen Blitz wahr und machte letztendlich doch meine Augen auf. Verwirrt runzelte ich die Stirn und erblickte den Fotografen vor uns, der seine schwarze Canon auf uns gerichtet hatte und leicht grinste.

"Dürfte ich mit dem reizendem Paar ein paar Erinnerungsbilder machen?", fragte er höflich und ich konnte dabei einfach nicht widersprechen.

Einverstanden nickten wir beide und folgten dem Fotografen zu einem ruhigen, eleganten und schönen Raum. Mein Blick glitt durch den unglaublich schönen Raum und kam aus meinem Staunen nicht mehr raus.

Die edlen und hohen Decken erstreckten sich einige Meter über unseren Köpfen und mehrere riesige Kronleuchter hangen von der verzierten Decke. Die riesigen Fenster ließen durch die Dunkelheit nicht mehr genügend Licht rein, weshalb die zahlreichen Glühbirnen mit dem warmen Licht halfen den Raum zu bestrahlen und es wohliger aussehen ließen.

Der dunkle Parkettboden erstreckte sich unter uns und mit jedem Schritt den wir tätigten, knarzte das Holz unter unseren Schuhsohlen. Die Wände mit den dazupassenden Farben und Figuren verziert und Gemälde in goldenen Rahmen hingen an ihnen, hamonierten mit der wunderschönen Decke. Wenige, aber ganze Statuen standen in den Ecken und zierten die kleinen Steinsäulen auf denen schlichte, edle Vasen, mit Rosen, draufstanden und diese seelenruhig vor sich hin wuchsen.

Links neben der Eingangstür war eine angebaute Bar, welche genauso edel aussah, wie der Rest des Saales. Die gehäuften Flaschen Alkohol standen in den Regalen und die passenden Gläser mitdazu. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes war eine Treppe aus Steinstuffen und einem schlichten Geländer, mit Schnörkeln, an dem Rand.

"Erstaunlich was", gab Cody amüsiert von sich, als er meinen Blick bemerkte und das leichte Schmunzeln zuckte an seinen Mundwinkeln. Seine Hände griffen nach meinen Hüften und zogen mich an seinen maskulinen Oberkörper ran, der durch das starke Schlagen seines Herzens bebte.

Immer noch überwältigt von diesem mächtigen und edlen Raum, nickte ich und schaute erst später in seine fesselnden Augen, die auf mich hinabblickten und mich beobachteten.

"Hier will ich heiraten", flüsterte ich erstaunt und nahm nur das raue Lachen, von meinem Gegenüber, war.

Meine Hände wanderten seine Unterarme hoch und stoppten an seinen Schultern. Wir standen nah aneinander. Unsere Körper aneinander gepresst und nur die kleine Lücke zwischen unseren Gesichtern bestand. Die Augen auf die seine gerichtet und fesselnd von dieser Atmosphäre, ließ ich alles wieder an mir vorbeiziehen und vergehen.

Das kurze Geräusch, wenn das Foto gemacht wurde, erklang und irrtiert schaute ich zu meiner rechten. Der Fotograf blickte mich amüsiert an und lachte nur auf: "Man sollte jede Gelegenheit nutzen, Kleines."

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Mit Damian an der Hand liefen wir unserem Vater hinterher und stoppten vor einer großen Holztür. Als ich das Gebäude bereits vom weiten betrachten konnte, fühlte ich ich mich unwohl und hoffte schleunigst hier weg zu kommen, denn mich plagte ein ungutes Gefühl.

Das einzig Gute war, dass das Haus - wohl eher die Villa - am Strand lag und ich mich heimlich verkrümeln könnte, dennoch wäre es unhöflich gegenüber Dave und Ann.

"Ist Cody auch da?", fragte mein Bruder und ich schaute zu ihm hinab. Allein schon sein Name brachte mich zum Lächeln und ich konnte nicht mehr aufhören.

"Sowie ich es verstanden habe, ja. Versprich dir aber nicht zu viel, Baby. Er hat nachher noch etwas vor", brachte ich nur schwer übers Herz und sah wie sich die Gesichtszüge schlagartig veränderten und er betrübt auf den Boden blickte.

Seufzend kniete ich mich zu ihm runter und drehte seinen Kopf zu mir, damit ich ihn anblicken konnte. Ich mochte es nicht, wenn er betrübt war, denn anscheinend war ihm Evils auch ans Herz gewachsen und er freute sich jedesmal auf ihn, was ich ihm nicht wirklich übelnehmen konnte.

"Vielleicht nimmt er dich nachher mit. Du musst ihn nur freundlich fragen, aber darfst auch nicht betteln", fügte ich hinzu und merkte wie die kleinen Kulleraugen Wärme ausstrahlten und er freudig nickte.

Ein Räuspern erklang und wir beide blickten auf. Vor uns stand Codys Oma, leider. Ich erhob mich und lächelte sie falsch an. Nach ihrer Aktion gestern, konnte sie mir gestohlen bleiben und brauchte nicht mehr auf heilig tun. Zu dem würde ich nur noch einen Hauch von Respekt ihr gegenüber haben, aber dieser würde auch bald verschwinden.

"Kommt ihr auch noch rein, oder wollt ihr lieber draußen bleiben - ich hätte kein Problem damit", gab sie abschätzig von sich und blickte meinen kleinen Bruder mit kritischem Blick an.

Der Respekt war voll und ganz weg!

Niemand hatte je das Recht mein Baby so anzuschauen und schon gar nicht sie. Eine Sache war ja, dass sie mich nicht mochte und mich von ihrem Enkel fernhalten wollte. Aber die andere Sache - meinen Bruder so abfällig anzublicken - ging zu weit und sie würde es noch zu hören bekommen.

Gefährlich trat ich an die Frau ran und zog provozierend eine Augenbraue hoch. Abwartend sah sie mich an und ihr Blick sprach Bände. Dieses Arrogante sprühte nur aus ihren blauen Augen und ich verabscheute es zu tiefst - ich verabscheute sie.

"Wissen Sie, noch bin ich höflich und freundlich geblieben. Ihre Worte gestern Abend habe ich mir auch nicht zu Herzen genommen und das zu recht, aber jetzt ist der Moment, in dem ich kein Blatt mehr vor den Mund nehmen könnte. Ich mache es aber aus Prinzip nicht, weil mein Bruder es nicht mit ansehen soll", ich machte eine Pause und holte tief Luft.

Desinteressiert blickte sie mich an, aber das brachte mich nicht von meinem Vorhaben ab. Mein Blick glitt zu Damian, der Evils' Grandma eingeschüchtert ansah und sich hinter meinem Bein versteckte.

"Von mir aus können Sie Ihre arroganten und rücksichtslosen Augen über mich gleiten lassen, so oft wie Sie lustig sind und mich abschätzig angucken - ich habe damit kein Problem. Was aber meinem Problem grenzt ist, dass Sie meinen Bruder so anschauen. Er hat Ihnen nichts getan und Sie haben keinen Grund ihn so abwertend anzublicken. Der Kleine kann nichts für Ihre arrogante, selbstsüchtige und ekelhafte Art, die einen rasend macht. Es gibt zwei Optionen: Entweder Sie lassen Ihre Augen von meinem Baby oder Sie gehen unter meinen Blicken, welche nicht gerade angenehm sein können, unter. Sie haben die Wahl, Miss", meinte ich gereizt, hob Damian auf meinen Arm und lief an ihr vorbei ins Haus.

Damian blickte ihr hinterher und nuschelte irgendetwas unverständliches, ehe er seinen Kopf an meine Schulter kuschelte und sich die kleinen Hände vors Gesicht hielt. Er hatte Angst und wollte weg. Jetzt stand definitiv fest, dass ich ihn hier nicht alleine lassen würde - nicht in ihrer Nähe.

Wieder hallte das spanische Schimpfwort in meinem Kopf und meine Mundwinkel schossen in die Höhe. Wie ich dieses Wort liebte.

Perra.

"Warte, du Göre!", rief mir jemand hinterher und ich blieb stehen, machte kehrt und sah Evils' Oma wieder vor mir.

Genervt sah ich sie an und wartete auf ihre nächste Aussage. Ihr olivefarbender Hosenanzug stand ihr wie angegossen, nur dass es mich nicht interessierte. Die grauen Haare in leichten Wellen und noch Schmuck mit schwarzen High Heels rundeten ihr Outfit ab. Der dicke, weiße Umschlag war gerade erst dazugekommen und neu. Sie musste ihn geholt haben.

Sie streckte mir ein Umschlag entgegen und mit kalter Miene schaute ich auf ihn.

"Nimm das Geld und verschwinde aus dem Leben meines Enkels, bevor du es ruinierst. Er hat etwas besseres verdient und diejenige ist auch mit beim Brunch dabei. Mach mit dem Geld was du willst, aber lass Cody in ruhe", spöttisch lachte ich auf und sah sie unglaubwürdig an.

"Sie sind erbärmlich, wissen sie das? Keine Grenzen, die Sie abhalten irgendein Blödsinn zu reden geschweige denn zu tun. Nichts was Sie abhält das Glück Ihres Enkels zu ruinieren", schnaubte ich und könnte vor Wut platzen.

Diese Frau hatte sie doch nicht mehr alle. Wie besessen von dem Leben ihres Enkles muss man sein, um seiner Freundin Geld anzubieten sich aus dem Staub zu machen und dann mit den Worten er hätte etwas besseres verdient.

"Behalten Sie Ihr Geld - ich brauch es nicht, denn Geld ist nicht alles und wird es in meinem Leben nie sein. Zu dem möchte ich Ihnen sagen, dass ich keine verzogene Göre bin, die alles in den Allerwertesten geschoben bekommt - nein, ich arbeite dafür. Vielleicht mögen wir nicht das beste Auto haben oder das protzige Haus, aber das brauchen wir auch nicht, denn unser Vater hat uns immer gelehrt, dass man auch mit wenig zu frieden und glücklich sein kann - wovon Sie anscheinend nicht mitreden können", brachte ich zickig und kühl hervor.

Damian hatte mittlerweile auch wieder aufgesehen und nickte eirfrig bei den Worten von Papá, welche er uns immer gelehrt hatte und wir beide waren sofort damit einverstanden gewesen - wir konnten nicht anders.

Ich drehte mich um und lief mit Damian, auf dem Arm, raus in den Garten zu den Gästen, die sich unterhielten. Währenddessen lief mir der ein oder andere Diener über den Weg und lächelte mich freundlich an, was ich nur erwiderte und letztendlich bei allen angekommen war.

"Wer ist dir denn über die Leber gelaufen?", raunte eine mir bekannte Stimme ins Ohr und ich wandte mich an ihn.

"Deine Grandma mit einer Stange Geld in der Hand und den Worten, ich solle aus deinem Leben verschwinden, bevor ich es ruiniere. Dir?", lächelte ich falsch und bekam mit wie seine Mundwinkel in die Höhe schossen.

"Clarissa", war sein einziges Wort und deutete mit seinem Blick auf das blonde Mädchen, welches ein viel zu kurzes Kleid anhatte.

Die langen Haare sahen nicht gekämmt aus und die dunklen Augenringe traten stark hervor. Sie sah aus, als wäre sie von irgendeiner Party gekommen und hätte keine Zeit gehabt sich fertig zu machen.

Das spöttische Lachen drang aus meiner Kehle und ich schüttelte unglaubwürdig den Kopf. Also wenn seine Grandma sie damit meinte, dass er etwas besseres verdient hätte, dann nur zu, aber es passte nicht zu ihm.

Mein Blick glitt zu Evils und fragend sah ich ihn an. "Lass uns abhauen. Ich halte es keine weitere Sekunde in dieser Villa aus, bei diesen Menschen oder diesem teuren Essen, was ich nie bezahlen könnte und auch nie vorhatte."

"Einverstanden", er schnappte sich mein Handgelenk und schmuggelte uns an jeden dieser Leute vorbei. Damian schien alles aufgeregt zu beobachten und hielt sich deshalb im Hintergrund.

Nach ein paar Büschen, Bäumen und Sitzgarnituren kamen wir wieder vor der Haustüre an und ich blickte Cody mit dankbaren Augen an. Doch bevor er mein Blick erwiderte, rief er jemanden zu sich und die Diener, in ihren Uniformen, kamen mit zwei Fahrrädern zu uns gefahren.

Es waren keine Mountainbikes oder Jugendräder. Nein, es waren die schönen und angenehmen Bikes, die man sich oftmals am Strand ausleihen konnte, um mit ihnen an der Promenade entlang zu fahren.

Überrascht schaute ich zu Evils und stellte Damian auf seine Beine. Freudig sprang ich ihm um den Hals und spürte dann seine Arme um meinem Körper. Das herzliche Lachen entging mir nicht und brachte mich zum Lächeln.

Wir lösten uns und liefen auf eins der zwei Räder zu. "Na dann, lass uns verschwinden und das machen worauf wir Lust haben, Thompson."

• • •

I'm lovin' this chap, lmao.

Was denkt ihr wohin fahren die drei?

Ich weiß nicht wann das nächste chap kommen wird, da mein Mac versteckt ist und ich mich jetzt auch erstmal um die Schule kümmern muss. I'm sorry, boos.
Bitte verzeiht mir.


Meinungen, wie Kritik sind gerne erwünscht :)

- Johanna

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