3.
>>Ihr wollt mir weismachen, dass du...<< Sie deutete mit dem Finger auf mich. >>eine Göttin bist<< Meine beste Freundin sah mich und Apollo an, als hätten wir den Verstand verloren. Vermutlich kam ihr das auch so vor. Ich meine, wenn dir jemand erzählt, dass deine beste Freundin eine unsterbliche griechische Göttin ist, würdest du doch auch als erstes denken, dass diese Person komplett den Verstand verloren hat. Das sah bei Cassy auch so aus. Na toll, ich hatte gerade meine beste Freundin verloren. Vielen Dank, Apollo! >>Das ist einfach der Hammer!<< Cassys Augen leuchteten auf und sie grinste. Meine Anspannung verflog und ich ließ meinen Kopf in meine Hände fallen. Den Göttern sei Dank! >>Du musst mir alles erzählen.<< Meine beste Freundin rückte näher zu mir und sah mich gespannt an. >>Ganz ruhig, Kleine, erdrückt sie nicht.<< Grandpa lächelte sie an. >>Moment mal, wer bist du dann? Auch ein Gott?<< Apollo grinste mich an. >>Allerdings.<< Cassy sah zwischen uns hin und her. >>Und welcher?<< Er streckte Cassy die Hand hin. >>Apollo, Gott der Musik, des Bogenschießens, der Weissagung und Sonnengott.<< Cassy starrte seine Hand ehrfürchtig an und schlug dann vorsichtig ein. >>Wow! Ich kenne zwei Götter.<< Ich lächelte sie an. >>Ja, das tust du, Cassy, das tust du. Aber bitte, du darfst das auf keinen Fall jemandem verraten, ja? << Sie nickte. >>Klar, keine Sorge, ihr könnt mir vertrauen.<< Ich lächelte sie dankbar an und nahm sie dann in den Arm. >>Danke!<< >>Das ist doch klar.<< Apollo bezahlte mit einem zehn Dollar Schein und wir verließen das Café. Allerdings nicht, ohne dass mein Grandpa der Kellnerin einen Zettel mit seiner Nummer zusteckte. >>Grandpa, du kannst es einfach nicht lassen oder?<< Er schüttelte den Kopf. >>Darf man denn keinen Spaß mehr haben, Sunshine?<< Ich rollte mit den Augen. Wir stiegen wieder in den Sportwagen und fuhren los. Wir setzten Carry bei ihr zuhause ab und ich verabredete mich mit ihr morgen im Central Park. Danach fuhren Grandpa und ich nach Hause. Ich öffnete die Wohnungstür und wir betraten unser Apartment. Meine Eltern saßen am Esstisch und unterhielten sich. Als wir herein kamen, drehten sie sich zu uns um. >>Hallo Dad, hallo Papà<< >>Hallo Sunshine, wo warst du denn? << fragte Nico, als er mich umarmte. >>Dad! Was machst du denn hier?<< Will kam auf uns zu und umarmte seinen Vater und dann mich. >>Ich dachte mir, ich hole Bianca von der Schule ab.<< erklärte Apollo und setzte sich aufs Sofa. >>Ja, und dabei hat er auch noch Cassy erzählt, dass ich eine Göttin bin.<< fügte ich hinzu. >>WAS?<< Nico und Will hatten sich gleichzeitig zu Apollo umgedreht. Sie starrten ihn entgeistert an. Dabei sahen sie sich irgendwie ähnlicher als sonst. Ich meine, eigentlich sind sie das komplette Gegenteil voneinander. Nico, der düstere, schwarzhaarige Sohn des Hades mit den Tattoos und Will, der sonnige, immer fröhliche Sohn des Apollo, der allen hilft. Schon seltsam, dass aus Gegensätzen oft die größte Liebe entsteht. >>Leute, sie hat es verstanden und sie wird es keinem erzählen, keine Sorge.<< Sie waren zwar noch skeptisch, entspannten sich aber und setzten sich zu uns. >>Jagt mir nie wieder so einen Schreck ein, ja?<< sagte Nico und fuhr sich durch die Haare. >>Keine Sorge, das habe ich nicht nochmal vor, Papà.<< beruhigte ich ihn. >>Das hoffe ich doch. Ich habe nicht die geringste Lust, dass Nico einen Herzinfarkt kriegt.<< erklärte mein Dad und grinste.
>>Das bedeutet also, dass...<< fing Cassy an und sah auf ihren Block. Sie hatte versucht, meinen Stammbaum aufzuzeichnen, war aber gescheitert. Wir saßen unter einem großen Baum im Central Park und Cassy fragte mich seit zwei Stunden aus. Wir hatten es uns mit Keksen auf einer Decke gemütlich gemacht. Ich versuchte, alle Fragen meiner besten Freundin zu beantworten und sie sog jede Information begierig auf. Sie wollte alles über die Götter wissen, über die Kriege, in denen meine Eltern gekämpft hatten, und was ich für Fähigkeiten hatte. Ich versuchte ihr alles so gut wie möglich erklären, aber bei manchem musste ich passen. Nein, ich wusste nicht, wie es im Tartarus aussah. Und nein, mein Vater würde es ihr auch nicht erzählen. Ebenso wenig wie Onkel Percy oder Tante Annabeth. Sie wollte unbedingt die anderen Halbgötter und Götter kennen lernen, und das Camp sehen, genau wie den Olymp. Sie schnappte sich den letzten Keks, während sie sich etwas notierte. Sie hatte schon etliche Seiten mit Infos vollgeschrieben. >>Wenn mich jemand fragt, was das ist, sage ich einfach, eine Idee für ein Buch. << erklärte sie mir auf die Frage, was sie macht wenn es jemand liest. Sie griff erneut nach einem Keks und musste feststellen, dass sie alle waren. >>Ich hole schnell neue okay?<< fragte sie und stand auf. >>Klar, ich warte hier. << Ich gab ihr fünf Dollar und sie lief in Richtung Parkausgang. Ich warf die leere Kekspackung in den Müll und zog eine Wasserflasche aus dem Rucksack. Dabei sah ich mich ein Wenig um und mein Blick fiel auf zwei Kinder, die im Schatten einiger Bäume standen. Sie sahen müde und ausgelaugt aus. Mir fielen die Schnitte an ihren Armen auf und ich stand auf. Vermutlich waren die beiden Halbblute. Ich lief auf sie zu. Je näher ich kam desto deutlicher konnte ich sie erkennen. Der Junge hatte braune Haare und ebenso braune Augen, das Mädchen hatte rote Haare und grüne Augen. Sie starrten beide verängstigt auf etwas, das ich durch die Bäume nicht sehen konnte. Ich hörte ein Knurren und rannte los. Ich sprang genau in dem Moment vor die beiden, in dem der Höllenhund angriff. Er stoppte mitten in der Bewegung und ich starrte ihn wütend an. >>Zurück, sofort!<< befahl ich ihm auf Altgriechisch. Der Höllenhund trat einige Schritte zurück und verschmolz mit den Schatten. Ich drehte mich zu den Kindern um. Sie starrten mich an als wäre ich das Letzte, das sie erwartet hätten. Beide waren vielleicht zwölf Jahre alt. >>Hallo, ihr beiden, geht's euch gut?<< Ich scannte die zwei nach Verletzungen ab, konnte aber nichts schlimmeres als ein paar Schnitte finden. >>Ihr müsst keine Angst vor mir haben, ich bin Bianca. << Ich streckte den Beiden die Hand hin und der Junge ergriff sie zögerlich. >>Michael. Aber meine Freunde nennen mich Micha.<< Er ließ meine Hand schnell wieder los. Das Mädchen nahm meine Hand nicht und ich konnte sie kaum verstehen als sie ihren Namen sagte. >>Nia.<< >>Schön, euch kennen zu lernen. Ihr seid auf dem Weg nach Camp Half Blood, oder?<< Der Junge nickte. >>Woher wissen Sie das?<< >>Sagen wir, ich bin so ähnlich wie ihr auch.<< erklärte ich ihm. >>Sie sind auch eine Halbgöttin?<< fragte das Mädchen leise. >>Nicht wirklich, aber ich kenne viele.<< erwiderte ich. >>Kommt mit ich bringe euch hin.<< Ich ging einige Schritte in Richtung Decke. Die beiden Kinder folgten mir zögerlich. >>Mann Bianca, ich hab dich schon gesucht.<< begrüßte mich Cassy, als ich zu unserem Platz zurückkam. >>Und wen hast du da dabei? << Sie deutete auf Michael und Nia. >>Zwei Halbgötter, ich hab den Höllenhund zurückgeschickt.<< erklärte ich ihr mit einem Tonfall, als wäre ich kurz spazieren gegangen, während ich in meinem Rucksack nach Nektar und Ambrosia kramte. Die beiden Kinder setzten sich vorsichtig auf die Decke. Ich zog endlich die kleine Flasche mit Nektar heraus und reichte sie Michael. >>Nicht zu viel. << ermahnte ich ihn. Michael beäugte die Flasche kritisch und trank dann einen Schluck. Seine Augen leuchteten auf. >>Warum schmeckt das nach dem Kakao meiner Mum?<< fragte er während er die Flasche an Nia weiterreichte. Ich lächelte. >>Das ist Nektar, der Trank der Götter. Er schmeckt nach dem, was einen am meisten aufbaut.<< erklärte ich, während ich Michael ein Stückchen Ambrosia gab. >>Bei mir schmeckt es nach Mangos.<< sagte Nia. Auch sie sah schon viel besser aus. Sie gab mir die Flasche zurück und ich gab auch ihr Ambrosia. Cassy sah sehnsüchtig auf die Flasche die ich wieder verstaute. >>Ich würde das so gerne mal trinken.<< sagte sie. >>Dann würdest du verbrennen, Cassy. << Sie nickte traurig. >>Ich weiß.<< Michael sah sie neugierig an. >>Bist du ein Mensch? << Sie lächelte und nickte. >>Ich bin übrigens Cassy. << Die Kinder lächelten sie an. Ich zog mein Handy aus der Tasche und sah, dass ich drei verpasste Anrufe von Nico hatte. Es war schon fünf Uhr. Ich hatte doch gesagt, das ich um vier Zuhause wäre. >>Ist es okay, wenn ich euch morgen ins Camp bringe, es ist schon ziemlich spät.<< Ich sah die beiden fragend an. >>Ja, schon okay, aber wo sollen wir hin?<< fragte Michael. >>Ihr könnt bei mir schlafen. Meine Eltern haben sicher nichts dagegen.<< Die beiden lächelten mich dankbar an. Sie halfen Cassy und mir, unsere Sachen zusammen zu packen und wir liefen zum Ausgang des Parks. Cassy würde heute auch bei mir übernachten. Das konnte ja mal lustig werden.
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