11.
Als am nächsten Tag die Schulglocke klingelte stürzten Cassy und ich fast aus den Umkleiden und rannten aus dem Gebäude. Die seltsamen Blicke ignorierten wir einfach und als sich der Schulhof langsam füllte waren wir schon weg. Cassy war schon den ganzen Tag über nervös und konnte es kaum erwarten. Glücklicherweise hatten ihre Eltern nichts dagegen gehabt das wir einen "Ausflug" nach Long Island machen wollten. Vermutlich lag es aber auch daran das Cassy ihnen erzählte das wir dort auch ein paar Leute treffen würden, die super schlau waren und ihr beim Lernen helfen wollten. Die Athene Kinder hatten jetzt eine neue Schülerin.
Bei mir zuhause angekommen verstauten wie unsere Schulsachen in meinem Zimmer und nahmen stattdessen unsere, bereits fertig gepackten Rucksäcke mit. Cassy hatte ihren heute Morgen noch bei mir deponiert. Als wir bereit zum Aufbruch im Wohnzimmer standen wurde ich nervös. Wir wollten per Schattenreise ins Camp und niemand hatte mir sagen können ob das auch mit Sterblichen funktionierte. Cassy sah mich fragend an. >>Alles okay Bianca? Du siehst nervös aus? << Ich nickte und schloss kurz die Augen. >>Ich hab Angst, dass das Schattenreisen mit dir nicht funktioniert. << erklärte ich ihr leise. Sie lächelte mich beruhigend an. >>Wenn du dir nicht sicher bist, gehen wir doch auf Nummer sicher. << Ich zog eine Augenbraue hoch und sah sie verwirrt an. Was genau meinte sie? Meine beste Freundin schien offenbar zu bemerken das ich ihr nicht ganz folgen konnte und begann zu erklären. >>Ich hab mich in der letzten Zeit ein wenig schlau gemacht und nach den was ich weiß ist es möglich eine sterbliche Person durch Ichor zu einem, sagen wir theoretischen Halbblut zu machten. << Sie holte kurz Luft. Ich begann zu verstehen, worauf sie hinauswollte. >>Es würde zwar vermutlich das Risiko bestehen, das diese Person einen kleinen Teil der Kraft der Gottheit durch das Ichor erhält, allerdings ist das eher unwahrscheinlich da es ja nur eine winzige Menge an Ichor ist, nicht mehr als ein paar Tropfen. << schloss sie ohne Luft zu holen. Ich verstand ihre Idee. Vielleicht klappte das wirklich. Cassy musste sich wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt haben. >>Alles klar, versuchen wir's. << Ich lächelte sie beruhigend an. >>Aber es könnte sein, dass das weh tut. << Sie zuckte mit den Schultern. >>Mir wär's bloß recht, wenn mein Blut nicht anfängt zu koche, oder so. << erwiderte sie. Yup, das wäre ganz nett! >>Also fangen wir an, ich will endlich ins Camp! << meine beste Freundin klang gerade wie eine aufgeregt fünfjährige und das obwohl wir gerade etwas echt Gefährliches vorhatten. Ich lief in die Küche und nahm mir das erstbeste Gemüsemesser, das ich finden konnte. Echte Waffen, die Sterbliche verwunden konnten besaß ich nicht. Als ich wieder zu Cassy zurückkam saß sie auf dem Sofa und sah mich nervös an. >>Willst du? << Ich hielt ihr den Griff des Messers hin. Sie sah einen Moment ängstlich auf das Messer und nahm es dann zögerlich. >>Keine Angst, ein Schnitt mit einer glatten Klinge tut nur kurz weh, außerdem kann ich es dir gleich wieder heilen. << versuchte ich sie zu beruhigen während ich eines meiner Messer aus dem Rucksack zog. >>Warum nimmst du ein anderes? << fragte Cassy mich. >>Stygisches Eisen kann genau wie die anderen Metalle aus denen Halbgottwaffen sind keine Sterblichen verletzten. Umgekehrt können Sterbliche Waffen keine Götter verletzten. << erklärte ich ihr. Sie nickte langsam. >>Das wird schon klappen. << sagte sie leise und kniff die Augen zusammen als sie sich in die Handfläche schnitt. >>Autsch! << Sie legte das Messer schnell weg und starrte auf das Blut, das sich auf ihrer Handfläche sammelte. Ich machte dasselbe bei mir und eine feine goldene Linie aus Ichor bildete sich auf meiner Haut. Ich hielt meine Hand über Cassys und machte eine Faust. Ich brauchte meine ganze Konzentration damit sich die Wunde nicht wieder schloss. Das war viel schwerer als heilen. Fasziniert beobachteten wir wie sich von meiner Hand zwei goldenen Tropfen lösten und wie in Zeitlupe durch die Luft flogen. Als sie Cassys Haut berührten und sich mit ihrem roten Blut mischten begannen sie zu leuchten. Ich öffnete meine Hand wieder und der Schnitt schloss sich. Cassy starrte immer noch auf ihre Handfläche, sie bemerkte gar nicht wie ich ihre Hand nahm und sich auch ihre Wunde langsam schloss. Ich hatte Angst! Was wenn ich gerade das Todesurteil meiner besten Freundin unterzeichnet hatte? Allerdings schien es ihr gut zu gehen, sie sah aus wie immer. Als sie mir aber fragend in die Augen schaute fiel mir etwas auf. Ihre eigentlich hellbraunen Augen waren mit kleinen, goldenen Tupfen gesprenkelt, die das Licht reflektierten. Ich grinste sie an. >>Ich denke es hat geklappt. << Cassy atmete erleichtert aus. >>Oh Götter, ich hatte echt Angst das ich zu einem Häufchen Asche werde. << murmelte sie. Da konnte ich sie beruhigen. >>Übrigens sehen die Augen wirklich gut aus. << Sie runzelte die Stirn. >>Was für Augen? << Ich lächelte und schob sie vor den Spiegel im Flur. Meine beste Freundin starrte für einige Sekunden auf ihr Spiegelbild und fiel mir dann um den Hals. >>Bereit für Camp Half Blood? << fragte ich leise. Cassy grinste zurück. >>Aber klar doch! << Wir schnappten uns erneut unsere Rucksäcke und verschmolzen dann mit den Schatten.
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