10.

Am nächsten Morgen waren meine Augen zwar noch ein bisschen rot aber meine gute Laune war schon fast zurückgekehrt. Dem wurde allerdings ein ordentlicher Dämpfer verpasst als ich in die Küche kam und Papà, wie vermutet einen Verband am Unterarm trug. Ich hatte ihm schon so oft angeboten es zu heilen, aber er lehnte jedes Mal ab. Genauso wie er es auch bei Will tat. Auch heute schüttelte er wieder den Kopf und drückte mir einen Kuss auf die Haare. Dad kam ohne das übliche Lächeln in den Raum, aber sobald er bei der Arbeit war würde niemand ahnen, dass er manchmal eben nicht glücklich war. Er war perfekt darin es zu verstecken.

Als Cassy in die U-Bahn stieg, drängte sie sich unbarmherzig durch die Menge und lies sich neben mir, auf einen der Plastiksitze, fallen. Ich bekam kurz Angst, dass das spröde Material sie nicht hielt. Meine beste Freundin sah ziemlich übernächtig aus was aber kein Wunder war. Nach "Herkules" hatte sie mich nähmlich auch noch mit dem ersten Teil von "High School Musical" gequält und war dementsprechend spät nach Hause gekommen. >>Du siehst ja mal aus wie das blühende Leben. << Sie schnitt eine Grimasse in meine Richtung und fuhr sich dann durch ihre braunen Locken. >>Das überrascht mich nicht, als ich gestern zuhause war musste ich noch meinen Eltern erklären, wo ich solange gewesen bin. Ich konnte sie gerade noch davon abhalten bei euch anzurufen, um deine Eltern zu fragen ob ich echt bei dir war. << Sie stöhnte genervt. >>Als ich sie endlich beruhigt hatte ist grandma auch noch dazu gekommen. << Sie holte tief Luft als müsste sie sich davon abhalten ihren Rucksack quer durch den Waggon zu schleudern. Ich verstand warum. Cassys Großmutter war ein Fall für sich. Sie war nicht nur die einzige die meine beste Freundin bei ihrem richtigen Namen nannte, nein sie hatte auch eine richtig altmodische Einstellung. Als ihr Sohn, also Cassys Dad, eine Afro-Amerikanerin geheiratet hatte war sie fast durchgedreht. Das hatte mir auf jeden Fall Cassy erzählt, sie hatte es von ihrem Dad. Meine Eltern verachtete sie seit ich mit Cassy befreundet war. Und warum? Genau, weil sie schwul waren! Nette Person nicht? >>Sie hat wieder eine ihrer üblichen Schimpftiraden losgelassen und ich war kurz davor ihr eine zu scheuern. Oder noch schlimmer, ihr ins Gesicht zu schreien, dass das gar nicht gottlos sein kann, weil sie nähmlich von Göttern abstammen. << Den letzten Teil zischte sie nur noch. Ich sah mich schnell um, aber niemand schien sie gehört zu haben. Dafür unterhielt sich eine Gruppe von Halbstarken auch viel zu laut. Am liebsten hätte ich ihnen verklickert, dass es niemanden interessierte wie die Party bei einem gewissen "David" gewesen war, genauso wenig wie, wie bescheuert das Gesicht des Gastgebers ausgesehen hatte als er in den Pool gefallen war. Ich blendete ihre Stimmen für den Rest der Fahrt auf und war froh als wir die U-Bahn bei unserer Station verließen.

Die Schulglocke läutete wortwörtlich das Ende des Schultags ein und die Flure wurden von einem Moment zum anderen brechend voll. Cassy und ich drängten uns zu unseren Spinden und beeilten uns dann aus dem Gebäude zu kommen. Ohne Erfolg. Die gute, alte Amber stellte sich uns wieder mal in den Weg. Dabei wollte ich noch mit Cassy über etwas wichtiges reden. Ich stöhnte innerlich auf. Nie hatte man seine Ruhe! >>Vielleicht solltest du endlich mal lernen dich zu schminken Bianca, die roten Augen sehen echt scheiße aus. << Oh, bitte! Mittlerweile sah man kaum mehr ein Überbleibsel von gestern Abend. Außerdem hatte sie auch schon mal bessere Beleidigungen auf Lager gehabt. >>Danke Amber, ich werd's mir merken. << Erwiderte ich so höflich es ging. Ich hatte gerade gar keine Lust auf eine Diskussion. Die Gemeinheit, die sie mir noch an den Kopf warf, hörte ich nicht mehr. Cassy war an ihr vorbeigelaufen und hatte mich mitgezogen. >>Kannst du sie nicht in einen Geist verwandeln oder so? << fragte sie leise und verdrehte die Augen. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Nicht weil meine beste Freundin ihre Augen verdreht hatte, sondern weil sie per Zufall etwas angesprochen hatte vor dem ich Angst hatte. Papà hatte mir ein einziges Mal davon erzählt. Vor dem Moment in dem er vor sich selbst Angst gehabt hatte. Es war im Krieg gegen Gaia gewesen. Er hatte mit Reyna und Coach Hedge die Athena Parthenos nach Camp Half Blood gebracht. Auf einem Zwischenstopp wurden sie von einem verbannten Römer entdeckt, der sie an Octavian ausliefern wollte. Papà war so wütend geworden, dass er den Römer in einen Geist verwandelt hatte, er hatte ihn umgebracht, nur durch seine Wut. Davor hatte ich Angst, dass mir das eines Tages auch passieren könnte. Cassy hatte sich umgedreht und sah mich besorgt an. >>Alles okay Bianca? << Ich nickte schnell und lächelte sie an. >>Ja, alles bestens, ich wollte dich übrigens noch was fragen. << Sie zog fragend eine Augenbraue hoch. >>Und das wäre? << Ich grinste in mich hinein. Sie würde garantiert durchdrehen. >>Willst du dieses Wochenende mit ins Camp? << Meine beste Freundin riss ihre Augen auf und starrte mich ungläubig an. Dann quietschte sie so hoch, dass sie beinahe die Tonlage von Aphrodites Fangirl Gequietsche erreichte. Und das ist richtig hoch, glaubt mir. Ich weiß das, die Göttin der Liebe hatte es sich nähmlich schon vor Jahren zur Aufgabe gemacht mir jedes Detail über ihre Lieblingspaare zu erzählen. Die Hälfte der Sachen wollte ich eigentlich gar nicht wissen, denn leider waren auch meine Eltern weit oben auf ihrer Liste and Lieblingspärchen. Cassy starrte mich immer noch an als wäre ich eine Halluzination und fiel mir dann um den Hals. Hoffentlich hatte ich morgen keine blauen Flecken. Als sie mich wieder losgelassen hatte liefen wir nebeneinander in Richtung U-Bahn während ich ihr das wichtigste erklärte. Morgen, nach der Schule ging es los. Ich war schon gespannt wie Cassy auf mein zweites Zuhause reagieren würde. 



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