Kapitel 6
Jisungs POV
Minho war echt gemein, doch ich fand ihn interessant. Wie ein Projekt, um das ich mich kümmern könnte. Der brünette Junge schien keine Regeln zu kennen und machte was er wollte. Solche Leute mochte ich am wenigsten und eigentlich hätte ich ihn auch wie jeden anderen ignoriert, doch da war dieses Feuer in Minhos Augen, welches mich anzieht. Ich verstand nicht wieso, aber ich wollte ihn gerne kennen lernen. Sein unglaublich hübsches Gesicht sah mich ziemlich wütend an. Ihm passte es überhaupt nicht, dass ich hier sitze und sein Geschenk, welches ich extra heute morgen gekauft hatte, bevor ich in die Schule gelaufen war, trank. Dabei hab ich auch den richtig teuren Apfelsaft gekauft. „Nein, du hast mir den Hunger verdorben", meinte er und stand auf, laut dem Motto 'Wenn du nicht gehst, gehe ich eben'. „Und wo gehst du jetzt hin?", fragte ich ihn und stand ebenfalls auf. Ich war sehr ehrgeizig und gab nicht einfach so auf. Auch eine Eigenschaft, die ich von meiner Mutter geerbt hatte. „Das geht dich nichts an!"
„Hast du Lust dich zu meinen Freunden und mir zu sitzen?" Ich hab mir das jetzt spontan ausgedacht, um zu sehen, wie Minho dann reagiert. Chan und Seungmin würden mir das sicher nicht übel nehmen, wenn ich sie darin reinziehe. Minho sagte jetzt nichts mehr, sondern lief einfach aus der Cafeteria raus. Oh nein, du kannst mir nicht einfach so entkommen.
„Stimmt es, dass du ein Messer mit dir schleppst?", fragte ich und schaffte es, dass er stehen blieb. Er drehte den Kopf zu mir und sandt mir einen Todesblick zu. Genau so einen, den er mir damals auf der Bank gegeben hatte. Auf Minho breitete sich wenig später ein böses Grinsen aus. „Hast du Lust es in Aktion zu sehen? Ich würde dich zu gerne damit aufschlitzen." Das brachte mich aus der Fassung und lies mich Angst fühlen. Bisher hatte mir Minho keine Angst bereitet, ich fand sein Verhalten einfach nur inakzeptabel und dumm, doch damit hat er mich wirklich schockiert. Ich blieb wie eingefroren stehen. Das fand Minho lustig und drehte sich dann komplett zu mir um. „Hast du jetzt Angst? Besser so. Lass mich in Ruhe oder ich werde dich wirklich aufschlitzen und deine Organe aus deinem Körper reißen, verstanden?" Stumm nickte ich. Minho drehte sich um und ging.
Noch nie hat mir jemand Morddrohungen an den Kopf geworfen. Minhos Worte zeigten Wirkung. Die Angst in mir wurde stärker. Vielleicht war es doch keine gute Idee Minho kennen zu lernen zu wollen. Er ist echt gruselig. Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, lief ich wieder zurück zur Cafeteria und setzte mich zu Chan und Seungmin, die gerade aßen. „Wo hast du so lange gesteckt?" Ich hatte den beiden nicht gesagt, dass ich Minho treffen wollte, um ihm den Apfelsaft zu geben, der immer noch halbvoll auf den anderen Tisch stand. Stattdessen sagte ich nur, dass ich kurz auf die Toilette musste. Ich weiß nicht, wie sie reagieren würden, wenn ich Minho erwähnte. Chan konnte ihn nicht leiden und auch Seungmin hatte ihn abschätzig angeschaut, als wir uns mit Beleidigungen bombardiert hatten. Ich setzte mich hin. Vor mir stand noch mein unberührtes Essen, was inzwischen kalt sein musste. Still nahm ich die Essstäbchen und drappierte etwas Reis, um es mir in den Mund zu stecken. Ja, definitiv kalt.
„Du siehst aus, als würdest du ein Geist gesehen haben", meinte Seungmin, als er meine Passivität an ihren Gesprächen bemerkte. „Ach nichts", sagte ich kurz und widmete mich meinen Essen. Chan hielt jetzt auch inne und sah mich eingehend an. „Ja, du bist ziemlich blass. Was ist passiert?" Und da ich es nicht lange aushalten konnte meine Probleme nur für mich zu lassen, erzählte ich ihnen, dass mir Minho gesagt hatte, er würde gerne meine Organe aus dem Körper reißen, wenn ich ihn nicht in Ruhe lasse. Chan vergrub sein Gesicht in die Hände. „Oh man, Jisung, wieso bist du auch zu ihm gegangen? Der Kerl hat anscheinend ein paar Schrauben locker!Er kann doch nicht so etwas sagen!" Seungmin gab Chan Recht. Ich lies meine Essstäbchen sinken. „Ja, ich weiß, dass das dumm war aber irgendwie...gefällt er mir." Chan sah mich fassungslos an. Er umschloss seine Essstäbchen fester. „Obwohl er dir gesagt hat, dass er dich am liebsten töten will?"
Ich nickte. Die Angst, die Minhos Worte auslösten, hatten sich mit Neugierde getauscht. Was musste alles in seinem Leben vorgefallen sein, dass er so eine Einstellung besaß? Er hielt Menschen für Abschaum und erzählte Menschen Morddrohungen am helligsten Tag. Minho musste sicher voller Geschichten stecken. „Oh nein, Jisung. Du lässt ihn lieber in Ruhe. Am Ende tut er dir wirklich noch weh", ermahnte mich Seungmin. Im Moment hatten wir die Rollen getauscht. Chan und Seungmin passten auf mich auf, damit ich nichts dummes machte.
Sie würden mich aber nicht aufhalten können.
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